St. Nikolaus (Köln-Dünnwald)
St. Nikolaus ist eine römisch-katholische Pfarrkirche in Köln-Dünnwald in Nordrhein-Westfalen. Sie wurde ursprünglich als Stiftskirche der Prämonstratenserinnen errichtet.
Geschichte
St. Nikolaus geht auf ein 1117/18 gegründetes Augustinerchorherrenstift zurück, welches 1143 mit Prämonstratenserinnen aus Kloster Steinfeld besetzt wurde. Der Gründungsbau war zunächst eine kurze, querschifflose flachgedeckte Pfeilerbasilika, welche bereits Mitte des 12. Jahrhunderts für die Prämonstratenserinnen um drei Joche nach Westen, eine Nonnenempore und einen Turm erweitert wurde.
1122 verlieh der Kölner Erzbischof Friedrich von Schwarzenberg der Kirche die vollen Pfarrrechte. Lange Zeit wurde die Auffassung vertreten, dass ein geplanter zweiter Turm nie zur Ausführung gekommen ist. Forschungen des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege haben in den Jahren 1997–2007 im Rahmen einer umfangreichen Sanierung des Kirchengebäudes jedoch nachgewiesen, dass der Südturm existiert hat und Ende des 16. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde. In diesem Zuge wurde das Dach des Mittelschiffes von 42° auf 54° angehoben. Außerdem wurden drei kleine romanische Fenster in der Westfassade durch das heutige, große Rundbogenfenster mit Maßwerk ersetzt. Im 14. Jahrhundert erfolgte die Einwölbung des nördlichen Seitenschiffes.
Die Blüte des Stifts führte zu Tochtergründungen im Rheinland in Meer und Füssenich und Kloster Doksany in Böhmen.
Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges wurde das Stift verlassen und 1643 durch den Abt von Steinfeld in ein Priorat umgewandelt. 1653 erfolgte die Barockisierung des nördlichen Seitenschiffes, in deren Zuge es die charakteristischen Quergiebeldächer erhielt. Die Apsis erhielt eine geschweifte Haube. Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Collegium Norbertinum, die Hochschule des Prämonstratenserordens, für einige Jahre nach Dünnwald verlegt.
1803 wurde das Stift säkularisiert und St. Nikolaus Pfarrkirche. 1875 wurde das südliche Seitenschiff in romanisierenden Formen erneuert.
Im Zuge der Sanierung 1997–2007 und der punktuellen Öffnung des Kirchenbodens wurden Fundamentreste im nördlichen Seitenschiff entdeckt, die von einem Vorgängerbau (somit aus der Zeit vor 1100) stammen. Sie sind in der Kirche in einer Schautafel dokumentiert und dürften damit die ältesten baulichen Zeugnisse in Dünnwald sein.
Ausstattung
Die sakralen Einbauten der Kirche (Altar, Taufbecken) wurden um 1955 von dem Bildhauer Eduard Schmitz (1897–1965), der in seinem Wirken sehr von Ernst Barlach beeinflusst war, aus Lahnmarmor gestaltet. Er enthält Reliquien der Heiligen Ursula und Gereon und ist mit den symbolischen Lebewesen der vier Evangelisten geschmückt – Stier für Lukas, Löwe für Markus, Mensch für Matthäus und Adler für Johannes. Das Taufbecken ist geformt als ein stilisierter Fisch und besteht aus dem gleichen Material wie der Altar.
Das künstlerische Highlight der Kirche findet man in der gotischen Sakristei (1480–1500) an der Südseite der Kirche. Hier ist einer der seltenen Malereizyklen des 15. Jahrhunderts weitgehend erhalten geblieben. Der gotische Raum enthält Darstellungen der 12 Apostel, der Verkündigung Mariens und der Darstellung der heiligen Sippe. Die Malereien waren 1934 wieder entdeckt und 1948 bis 1953 freigelegt worden. In den späten 1970er Jahren wurde nochmals umfangreich restauriert. Ansonsten haben sich in der Kirche nur wenige Reste der einstigen gotischen Wandmalerei erhalten.
Der Blasiusaltar in der nördlichen Apsis stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist barock. Auf dem Altar im südlichen Seitenschiff steht eine Madonna mit Kind aus dem 16. Jahrhundert. In der Marienkapelle unter dem Nordturm befindet sich eine farbig gefasste sitzende Muttergottes mit Kind aus der Zeit um 1600. Zwei Heiligenfiguren an den beiden vorderen Pfeilern – links Nikolaus, rechts Norbert – gehören zur barocken Ausstattung der Kirche. Ein Kreuzweg des Künstlers Egino Weinert befindet sich seit den 1960er Jahren in der Kirche.
Orgel
Im Zuge der Restaurierungsarbeiten 1953 bis 1955 wurde über der Empore auf eigenen Podesten links und rechts des großen Westfensters von der Firma Orgelbau Romanus Seifert & Sohn aus Kevelaer eine neue Orgel installiert. Sie verfügt über 24 Register auf zwei Manualen und Pedal.[1]
Glocken
Im verbliebenen Nordtur befindet sich ein fünfstimmiges Glockengeläut. Drei der Glocken aus Bronze wurden 1957 von Wolfgang Hausen in der Glockengießerei Mabilon in Saarburg gegossen, die historischen Glocken III und V 1779 und 1781 bei Martinus Legros in Malmedy.[2]
Nr. | Name | Durchmesser | Gewicht | Schlagton | Inschrift |
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I | Maria | 890 mm | 420 kg | a’-4 | MARIA MIT DEM KINDE LIEB, UNS ALLEN DEINEN SEGEN GIB! |
II | Joseph | 790 mm | 300 kg | h’-4 | HEILGER JOSEF, BESCHÜTZE UNSERE FAMILIEN! |
III | Nikolaus | 707 mm | 200 kg | cis″-4 | DIVO NIC(O)LAO OBTULIT DUNWALDIA (1779) – HIERONYMUS, FELICIUS NOS FUNDI CURARUNT (1779) M. LEGROS FECIT (Dem hl. Nikolaus von Dünnwald gespendet – Hieronymus, Felicius betreuten unseren Guß. M. Legros goß mich.) |
IV | Nikolaus | 590 mm | 125 kg | e″-4 | HEILIGER BISCHOF NIKOLAUS BEHÜTE UNSERE KINDER! |
V | Norbertus | 554 mm | 110 kg | fis″-3 | S. NORBERTO ARCHIEPISCOPO FUNDITUR A DUNWALDIA (1781) (Ich wurde gestiftet vom Erzbischof Norbert für Dünnwald.) |
Das Läutemotiv ist Veni creator spiritus.
Umgebung
Auf der Nordseite der Kirche besteht ein vorgelagerter Innenhof, der ehemalige Friedhof, auf dem etliche alte Grabmäler in Form der bergischen Steinkreuze aus dem 17./18. Jahrhundert erhalten sind. Das älteste Grabkreuz datiert aus dem Jahre 1572. Ab 1860 wurden hier jedoch keine Bestattungen mehr durchgeführt.
Literatur
- Manfred Becker-Huberti, Günther A. Menne (Hrsg.): Kölner Kirchen. Die Kirchen der katholischen und evangelischen Gemeinden in Köln. J. P. Bachem Verlag, Köln 2004.
- Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 5, Abt. II: Die Kunstdenkmäler des Kreises Mülheim am Rhein. Schwann, Düsseldorf 1901, S. 214f.
- Leonard Korth: Das Kloster Dünwald. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein (AHVN) 44 (1885).
- Lehrer Josef Winter: Kleine Dünnwalder Chronik, 1927, abgerufen am 11. Dezember 2012.
Weblinks
- Geschichte der Pfarrkirche St. Nikolaus, abgerufen am 11. Dezember 2012.
- Romanische Kirchen in Köln: St. Nikolaus in Dünnwald. In: Webpräsenz Förderverein Romanische Kirchen Köln. Abgerufen am 5. Juli 2019.
Einzelnachweise
- Website der Katholische Kirchengemeinde Heilige Familie in Köln-Dünnwald/Höhenhaus: Orgel in St. Nikolaus, hier ist auch die Disposition der Orgel einsehbar.
- Kölner Glockenbuch: Köln (Dünnwald), St. Nikolaus