St. Johannes Baptist (Altmühlmünster)
Die katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Altmühlmünster, heute ein Ortsteil der Stadt Riedenburg im niederbayerischen Landkreis Kelheim, ist eine ehemalige Komtureikirche des Johanniterordens. Das Gebäude ist ein im Kern romanischer Saalbau mit einem spätgotischen Chor aus dem 15. Jahrhundert. In den Jahren 1911 bis 1913 wurde die Kirche nach Plänen des Architekten Heinrich Hauberrisser (1872–1945) nach Westen erweitert und der Turm im Stil der Neugotik errichtet. Die Kirche, die Johannes dem Täufer geweiht ist, gehört zu den geschützten Baudenkmälern in Bayern.[1]
Geschichte
Die heutige Pfarrkirche war ursprünglich die Ordenskirche des 1155 durch die Grafen Heinrich und Otto von Riedenburg gegründeten Klosters Altmühlmünster. Im Jahr 1558 wurde das Kloster zu einer Niederlassung des Templerordens und nach dessen Aufhebung im Jahr 1312 den Johannitern übergeben. Im Zuge der Säkularisation wurde die Komturei im Jahr 1808 aufgelöst und die Kirche als Pfarrkirche genutzt.
Architektur
Außenbau
Nördlich des Chors steht der hohe, neugotische Turm, dessen Satteldach von zwei Uhrengiebeln durchbrochen wird und in dessen Glockengeschoss dreifach gekuppelte Klangarkaden mit schlanken Säulen eingeschnitten sind. An der Nordseite des Langhauses schließt sich die Sakristei an, die wie der Chor und die beiden Langhauskapellen im 15. Jahrhundert errichtet wurde. Am Südportal, das in ein kreuzgratgewölbtes Vorzeichen integriert ist, sind zwei romanische Kämpfer erhalten, die mit Schachbrettornament, Taustab und Bogenfries verziert sind.
- Vorzeichen mit Südportal
- Kämpfer am Südportal
- Kämpfer am Südportal
Innenraum
Der Innenraum besteht aus einem einschiffigen, flachgedeckten Langhaus und einem eingezogenen Chor mit Fünfachtelschluss. Der Chor besitzt wie die beiden quadratischen, ebenfalls spätgotischen Seitenkapellen, die sich im Norden und im Süden an das Langhaus anschließen, ein Kreuzrippengewölbe, dessen Rippen mit Birnstab und Kehlen profiliert sind und die auf polygonalen Spitzkonsolen aufliegen. Den westlichen Abschluss des Langhauses bildet eine von Säulen getragene Empore, auf der die Orgel eingebaut ist und deren gebauchte Brüstung mit Stuckdekor verziert ist.
Über dem Chorbogen ist eine Johannisschüssel mit dem abgeschlagenen Haupt des Kirchenpatrons angebracht. Sie wird in die Mitte des 15. Jahrhunderts datiert.
- Johannesschüssel
- Innenansicht mit Blick zum Chor
- Innenansicht mit Blick zur Empore
Stuck und Deckenmalerei
Der Stuckdekor der Langhausdecke wurde um 1700 ausgeführt. Der Rahmenstuck ist mit Engelsköpfen, Fruchtgebinden und Blattdekor kombiniert.
Die Fresken wurden in den Jahren 1911/13 von Sebastian Wirsching ausgeführt, einem Schüler des Kirchenmalers und Vertreters des Stils der Nazarener Johann von Schraudolph (1808–1879). Auf dem zentralen Deckenbild ist das letzte Abendmahl dargestellt. Die seitlichen Medaillons mit Szenen aus dem Alten Testament wie der Mannaregen, die Rückkehr der Kundschafter aus dem Land Kanaan mit der Kalebstraube und die Opferung Isaaks wurden 1962 durch Walter Scheidemantel aus Parsberg erneuert.
- Stuckdekor und Deckenmalerei im Langhaus
- Stuckmedaillon mit Mannaregen
- Engelskopf
Ausstattung
- Der heutige Hochaltar wurde 1960/61 angefertigt. Nur die Schnitzfigur Johannes des Täufers aus dem frühen 16. Jahrhundert wurde vom ehemaligen Choraltar übernommen.
- Auch die beiden Tafelbilder mit der Darstellung des Apostels Johannes und Johannes des Täufers stammen aus dem frühen 16. Jahrhundert. Sie waren ursprünglich die Altarflügeln des ehemaligen Choraltars.
- Die beiden Nebenaltäre in den Seitenkapellen stammen aus der Zeit um 1700. In der Altarnische der linken Seitenkapelle ist eine Pietà untergebracht, in der Nische der rechten Seitenkapelle steht der Apostel Andreas, der durch das Andreaskreuz zu erkennen ist.
- Die holzgeschnitzte Kanzel ist ebenfalls eine Arbeit aus der Zeit um 1700. Am Kanzelkorb sind Jesus als Guter Hirte und die Evangelisten mit ihren Symbolen dargestellt.
- Die farbig gefasste Madonna mit Kind, die auf einer Konsole an der Stelle des südlichen Seitenaltars steht, ist vermutlich eine Arbeit aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.
- Johannes der Täufer am modernen Hochaltar
- Ehemaliger Altarflügel, Apostel Johannes
- Ehemaliger Altarflügel, Johannes der Täufer
- Madonna mit Kind aus dem 15. Jahrhundert
Grabsteine und Epitaphien
In die Außenmauer sowie in die Innenwände und den Fußboden des Langhauses sind zahlreiche Grabsteine aus dem 14. bis 18. Jahrhundert eingelassen. Das Epitaph für Dietrich II. Schenk von Flügelsberg († 1347) an der Nordseite des Langhauses erinnert daran, dass die ehemalige Johanniterkirche den Schenken von Flügelsberg als Grablege diente. Der Stein weist am Rand eine lateinische Inschrift mit der Jahreszahl MCCCXLVII (1347) auf, in die Platte sind ein Kreuz und das Wappen des Verstorbenen eingemeißelt. Die Grabplatte für Dietrich III. Schenk von Flügelsberg an der Westwand des Langhauses stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Ein weiterer Grabstein erinnert an die im Jahr 1455 verstorbene Margarete Walrab, die Gemahlin des Rentmeisters und herzoglichen Rates Michael Walrab zu Harlanden.
- Grabstein für Dietrich II. Schenk von Flügelsberg († 1347)
- Grabstein für Dietrich III. Schenk von Flügelsberg
- Grabstein für Margarete Walrab († 1455)
Literatur
- Georg Dehio (bearbeitet von Michael Brix u. a.): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern II. Niederbayern. 2. durchgesehene und ergänzte Auflage, Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2008, ISBN 978-3-422-03122-7, S. 36–37.
- Georg Paula, Volker Liedke, Michael M. Rind: Landkreis Kelheim (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band II.30). Verlag Schnell & Steiner, München/Zürich 1992, ISBN 3-7954-0009-0, S. 408–410.
Weblinks
- Die Pfarrkirche in Altmühlmünster geweiht dem Hl. Johannes d. Täufer. Pfarreiengemeinschaft Altmühlmünster-Mühlbach-Zell
Einzelnachweise
- Denkmalliste für Riedenburg (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Denkmalnummer D-2-73-164-42