Johannisschüssel
Als Johannisschüssel oder auch als Johannisschale bezeichnet die Ikonografie die Darstellung einer Schale oder Schüssel, in der der abgeschlagene Kopf des Heiligen Johannes der Täufer mit dem Gesicht nach oben liegt. Die in der Regel halbgeöffneten Augen von „Johannis Haupt“[1] sollen die Gottesschau des als Märtyrer gestorbenen Johannes verdeutlichen.
Entstehung und Bedeutung
Die Johannesschüssel hat ihren Ursprung in der biblischen Erzählung, wonach König Herodes der Tochter der Herodias auf deren Wunsch den abgeschlagenen Kopf Johannes’ des Täufers auf einer Schale bringen ließ (Mk 6,16–29 ). Das Motiv fand im Spätmittelalter Eingang in das Mysterienspiel sowie in den Bereich der Votivgaben; ihr Anblick galt als Hilfe gegen Kopf- und Halskrankheiten. Als das älteste erhaltene Exemplar gilt die Johannesschüssel im Dom zu Naumburg aus dem frühen 13. Jahrhundert.
Heraldik
In der Heraldik ist die Schüssel in Silber oder Gold mit dem Haupt eine gemeine Figur. Den bärtigen Kopf des Täufers umschwebt ein Heiligenschein. Schüssel und Nimbus können sich überlagern. Es gibt die Draufsicht und die Seitenansicht dieser Wappenfigur. Die Seitenansicht erfordert eine Unterlage für das Wappenbild.
Darstellungen finden sich auch auf vielen Münzen des Johanniterordens.
Literatur
- Hella Arndt, Renate Kroos: Zur Ikonographie der Johannesschüssel. In: Aachener Kunstblätter. 38, 1969, ISSN 0515-0612, S. 243–328.
- Georg Geml: Frühe Johannesschüsseln. Diplomarbeit an der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, 2009 (Online-Version (1), Online-Version (2)).
- Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. (Von Apfelkreuz bis Zwillingsbalken). 2. unveränderte Auflage. Battenberg und Gietl, Regenstauf 2006, ISBN 3-86646-010-4.
Weblinks
- Suche nach Johannisschüssel In: Deutsche Digitale Bibliothek
- Suche nach Johannisschüssel im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen und
SBB=1
setzen)
Anmerkungen
- Vgl. etwa Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Selbstverlag Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 320 („Johannis Haupt“ – Ziel der Wallfahrer).