St. Andreas (Berchtesgaden)
Die Pfarrkirche St. Andreas wurde von den Bürgern des Marktes Berchtesgaden im Jahr 1397 errichtet. Seit 1803 trägt sie nur noch im Namen die Bezeichnung Pfarrkirche, ohne deren Funktion innezuhaben. Sie ist nunmehr eine Filialkirche der römisch-katholischen Pfarrei St. Andreas in Berchtesgaden in Bayern und gehört zur Erzdiözese München und Freising.
Gebäude und Geschichte
Laut A. Helm soll am Standort der heutigen Kirche bereits 1358 Stiftspropst Jakob I. von Vansdorf (1362–1368) eine Kapelle erbaut haben lassen, die wenig später zerstört worden wäre.[1][2]
1397 von den Bürgern des Marktes Berchtesgaden errichtet, liegen bei der heute denkmalgeschützten Pfarrkirche St. Andreas „untertägige“ mittelalterliche sowie frühneuzeitliche Befunde und Funde ihrer Vorgängerbauten vor, wozu auch ein 1811 aufgelassener Friedhof gehörte.[3]
Der einschiffige romanische Saalbau stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, dessen heutige Ausformung das Ergebnis von Umbauten ab 1480 sind.[4] Laut A. Helm nahm jedoch erst 1500 der Reichsprälat und Propst Balthasar Hirschauer (1496–1508) bauliche Veränderungen vor.[1] Ausgewiesen wird das demnach auch durch das über dem Turmportal angebrachte Wappen von Hirschauer,[1] wie auch laut dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege die Erhöhung des nach Westen ausgerichteten Turms für das Jahr 1500 angesetzt wird.[3] Unter Propst Gregor Rainer wurde dann 1510 die Sakristei angefügt, über deren Tür wiederum dessen Wappen zu sehen ist.[1]
Ende des 17. Jahrhunderts (1693–1701) wurde der Innenraum der Kirche erweitert und barockisiert sowie dem Turm eine Glockenhaube aufgesetzt.[3][4] Hierzu heißt es bei A. Helm, dass die Kirche „1698 (..) abgebrochen und die jetzige 1699 im Barockstil erbaut“ wurde.[1]
Nach der Aufhebung des Fürstpropstei Berchtesgaden und ihres Chorherrenstifts im Jahr 1803 wurde deren Stiftskirche St. Peter und Johannes der Täufer zur Pfarrkirche[5] und es stand anschließend mehrfach zur Debatte, die „alte“ Pfarrkirche St. Andreas abzureißen oder sie, wie 1922 geplant, in ein Vereinshaus umzuwandeln.[4] Laut A. Helm wurden hingegen nach einem Brand des bis dahin hölzernen Turms 1842 dieser noch 1847 „durch Mauerung versehen“ und „an der Außenseite der Halle die Marmorpfeiler aufgeführt“.[1]
Das nach wie vor als „Pfarrkirche“ bezeichnete Kirchengebäude wird heute nur noch für Gottesdienste an Werktagen genutzt. Ihr Namenspatron St. Andreas dient weiterhin zur Bezeichnung der Pfarrei im Markt Berchtesgaden – hingegen wird die nunmehr eigentliche Pfarrkirche, in der alle Hochämter und Festgottesdienste an den christlichen Feiertagen zelebriert werden, nach wie vor „Stiftskirche“ genannt.[5]
Ausstattung
Glocken, Turmuhr
Die älteste Glocke der Kirche wurde 1537 gegossen und die Turmuhr stammt aus dem Jahr 1700.[1]
Altäre
Der Hochaltar wie auch die beiden kleineren, an den Wandseiten sich gegenüber stehenden Seitenaltäre stammen aus den Jahren 1703–1705 (Laut A. Helm: 1708)[1] und wurden von ortsansässigen Künstlern geschaffen.[4] Die beiden älteren Nebenaltäre direkt an der Seite des Hochaltars (links: Marienaltar, ursprünglich wohl Andreasaltar, rechts: Anna selbdritt) stammen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.[4] In den Jahren 1740–1742 hat Johannes Zick für die Kirche fünf Altarbilder geschaffen.
- Nebenaltar links
- Hochaltar
- Nebenaltar rechts
- Einer der kleineren Seitenaltäre
Orgel
Hauptorgel
Die Orgel wurde 1993 von der Orgelbaufirma Johannes Klais (Bonn) erbaut. Das Instrument hat 21 Register auf zwei Manualen und Pedal. Das zweite Manual ist doppelt schwellbar: Zum einen nach hinten, zur Begleitung von Chören, und mit einem zweiten Pedal nach vorne hin. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[6]
Disposition der Orgel:
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
Chororgel
Auf einem in den 1950/60er-Jahre abgetragenen Oratorium im Presbyterium der Andreaskirche stand eine Chororgel; das damals abgeräumte Gehäuse steht jetzt achtlos neben der Hauptorgel auf der Musikempore. Es handelt sich dabei höchstwahrscheinlich um das Instrument, das Paul Rotenburger 1660 geschaffen hatte und das 5 Register und einen Tremulanten aufwies.[7] Die „Über-Eck-Lösung“ des Orgelgehäuses erinnert an die der alten Vierungsorgeln im Salzburger Dom, deren erste zwei von Paul Rotenburgers Vater, Leopold Rotenburger, 1628 angefertigt worden waren.
Einzelnachweise
- Hellmut Schöner (Hrsg.), A. Helm: Das Berchtesgadener Land im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973, ISBN 3-87490-528-4, S. 240, 241.
- Da nach derzeitiger Quellenlage jedoch 1358 Peter I. Pfäffinger Stiftspropst war und von einer solchen Stiftung seitens Jakob I. von Vansdorf vor seiner Amtsübernahme nichts bekannt ist, liegt entweder bei der Jahreszahl oder beim Namen des Errichters der Kapelle ein Fehler vor.
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Fachinformationen Ehem. Stiftspfarrkirche St. Andreas. Abgerufen am 17. April 2009.
- Die Pfarrkirche St. Andreas (Memento vom 31. Oktober 2016 im Internet Archive), zu Gebäude und Geschichte sowie Foto mit Innenansicht der Pfarrkirche St. Andreas, online unter stiftskirche-berchtesgaden.de.
- Die Stiftskirche „St. Peter und Johannes der Täufer“ (Memento vom 22. Januar 2017 im Internet Archive), u. a. zur Funktion der Stiftskirche und zur Umwandlung der Stiftskirche als Pfarrkirche ab 1803, ehemalige Homepage der römisch-katholischen Pfarrei St. Andreas in Berchtesgaden, online unter stiftskirche-berchtesgaden.de.
- Informationen zur Orgel von St. Andreas
- Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. München 1978, S. 183.