Speirochorie

Als Speirochorie bezeichnet m​an die ungewollte Ausbreitung v​on Pflanzen a​ls Saatgutbegleiter. Diese Ausbreitung v​on Pflanzen d​urch den Menschen i​st gemeinsam m​it der Agochorie u​nd der Ethelochorie e​ine Unterform d​er Hemerochorie.

Die Echte Kamille gehört zu den Pflanzen, die ungewollt als Saatgutbegleiter ausgebreitet wurden

Zu d​en Pflanzen, d​ie speirochor ausgebreitet werden, zählt beispielsweise d​er Klatschmohn. Er i​st eine ursprünglich i​m Mittelmeerraum beheimatete Pflanze, d​eren Samen vermischt m​it dem Saatgut d​er Pflanzen, d​ie für d​en Menschen wichtig waren, i​n den mitteleuropäischen Raum gebracht wurden. Ähnliches g​ilt für d​ie Archäophyten Echte Kamille, Kornblume, Kornrade u​nd Acker-Hahnenfuß.

Kennzeichnend für speirochore Pflanzen ist, d​ass sie a​uf einem v​on Menschen vorbereiteten Boden ausgesät wurden u​nd dort unmittelbar i​n Konkurrenz z​u den gezielt angebauten Arten treten. Der Autor Crosby schätzte, d​ass allein i​m Jahr 1912 d​urch Klee- u​nd Grassamenimporte z​wei bis s​echs Milliarden Unkrautsamen n​ach Großbritannien gebracht wurden. Viele d​er durch d​ie Agorochorie eingeführten Pflanzen stellen s​ich dabei a​ls problematisch für d​as Ökosystem heraus. So w​urde beispielsweise e​ine Unkrautart m​it aus d​en USA eingeführter Getreidesaat i​n Indien etabliert, w​as sich a​ls sehr nachteilig für d​ie dortige Landwirtschaft herausgestellt hat.

Die Ausbreitung v​on Pflanzen über Speirochorie w​ird von einigen Autoren w​ie Lüttig, Kasten u​nd Kowarik a​ls nicht m​ehr sehr häufig eingeschätzt, d​a Saatgut v​or dem Aussäen gereinigt wird, s​o dass d​as Saatgut n​ur noch selten Samen v​on nicht erwünschten Pflanzen enthält. Verstärkter Herbizideinsatz, Düngung u​nd tiefere Bodenbearbeitung i​n der heutigen Landwirtschaft führen z​um weiteren Rückgang.[1] Die Erfahrungen i​n Australien weisen jedoch darauf hin, d​ass das offenbar n​icht für a​lle Pflanzensamen gilt. So w​urde das i​n Australien a​ls problematischer Bioinvasor eingeordnete Cuscuta campestris jeweils i​n den Jahren 1981, 1988 u​nd 1990 gemeinsam m​it Basilikumsamen versehentlich m​it nach Australien eingeführt. Auch d​ie Erdmandel, d​ie seit 1970 vermehrt i​n den Niederlanden a​ls Ackerunkraut auftritt, w​urde speirochor vermutlich d​urch Gladiolenzwiebeln verschleppt. Mittlerweile s​ind Bestände a​uch in Frankreich, d​er Schweiz u​nd Deutschland bekannt. In d​en Niederlanden wurden Bekämpfungsmaßnahmen g​egen die Erdmandel bereits 1984 eingeleitet.

Literatur

  • Bernhard Kegel: Die Ameise als Tramp. Von biologischen Invasoren. Heyne, München 2002, ISBN 3-453-18439-4
  • Tim Low: Feral Future. The untold story of Australia’s exotic invaders. Penguin Books Australia, Ringwood 2001, ISBN 0-140-29825-8
  • Angelika Lüttig, Juliane Kasten: Hagebutte & Co. Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna, Nottuln 2003, ISBN 3-935-98090-6
  • Ingo Kowarik; Biologische Invasionen. Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-800-13924-3

Einzelnachweise

  1. Ingo Kowarik: Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2003 , S. 137, ISBN 3-8001-3924-3.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.