Short 360
Die Short 360 (auch: Shorts 360) ist ein für 36 Passagiere ausgelegtes Kurzstrecken-Passagierflugzeug des ehemaligen britischen Flugzeugherstellers Short Brothers.
Short 360 | |
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Short 360-300 der BDA Logistics | |
Typ: | Verkehrsflugzeug |
Entwurfsland: | |
Hersteller: | Short Brothers |
Erstflug: | 1. Juni 1981 |
Indienststellung: | 1982 |
Produktionszeit: | bis 1991 |
Stückzahl: | 165[1] |
Geschichte
Am 10. Juli 1980 kündigte Short ein verbessertes Muster der Short 330 an – die SD3-60, später Short 360. Sechs Monate vor dem Zeitplan hob die erste Testmaschine (G-ROOM) am 1. Juni 1981 zum Erstflug ab. Zu diesem Zeitpunkt waren die Hauptkonkurrenten Saab SF-340, Embraer EMB 120, de Havilland Canada DHC-8 und ATR 42 noch nicht geflogen, die allerdings im Gegensatz zur Short 360 alle druckbelüftet sind. Fast 14 Monate später startete auch das zweite Testflugzeug (G-WIDE).
Am 11. November 1982 ging die erste Short 360 an die US-amerikanische Suburban Airlines. Nachdem die Produktion so weit angelaufen war, dass alle 14 Tage ein Flugzeug die Werkshallen verließ, begann der alte 330-Kundenstamm, die 360 zu kaufen. Als Antrieb dienten weiterhin zwei Propellerturbinen Pratt & Whitney PT6A-25B mit je 862 kW (1.172 PS) Leistung. Diese zeichneten sich durch ihre Wirtschaftlichkeit aus.
Im November 1985 führte Short die 360 Advanced ein. Sie hatte einen stärkeren Antrieb (zwei Propellerturbinen Pratt & Whitney PT6A-65AR mit je 1.062 kW (1.444 PS) Leistung). Später wurde das Muster in Short 360-200 umbenannt, weshalb alle vorher produzierten Maschinen die Bezeichnung Short 360-100 erhielten. Die ersten beiden 360-200 gingen an die Inlandsfluggesellschaft Thai Airways Company.
Im Februar 1987 wurde eine weitere Version auf den Markt gebracht, die Short 360-300. Sie erhielt zwei Propeller-Turbinen Pratt & Whitney PT6A-67R und Sechsblatt-Propeller als Antrieb. Außerdem wurden die Flügelstreben und Triebwerksgondeln überarbeitet. Die erste 360-300 ging an Philippine Airlines.
Kurz darauf entwickelte Short die Frachtversion 360-300F. Sie konnte fünf LD3-Container/-Paletten mit einem Gesamtgewicht von bis zu 4.536 kg aufnehmen. 1989 ging die erste 360-300F an Rheinland Air Service und im Juni 1991 eine weitere. Dies war auch die letzte Short 360, die ausgeliefert wurde. Bis zur Produktionseinstellung wurden 165 Flugzeuge hergestellt. In Deutschland wurde die Short 360 durch Nightexpress als Frachter bis 2017 eingesetzt.
Konstruktion
Die Short 360 kann bis zu 36 Passagiere aufnehmen. Dazu wurde der Rumpf der 330 um 91 cm und die Tragflächen verlängert. Des Weiteren erhielt die 360 ein komplett neues Heck mit einem ungeteilten Seitenleitwerk. Vorgesehen war diese Maschine für den Zubringerbetrieb im Entfernungsbereich von 200 bis 250 km. Aufgrund der relativ geringen Flughöhe von nur 3050 m konnte auf eine Druckbelüftung verzichtet und damit Kosten gespart werden. Der auch aerodynamisch verbesserte Rumpf erhielt einen vergrößerten Gepäckraum, womit eine Schwäche der Short 330 beseitigt wurde. Sehr ungewöhnlich ist die Tatsache, dass Kapitän und Erster Offizier ihre jeweiligen Sitze durch zwei Cockpittüren an der rechten und linken Außenseite der Kabine erreichen.
Versionen
- 360-100 – Grundversion, P&W PT6A-65R
- 360-200 – P&W PT6A-65AR (anfangs als 360 Advanced bezeichnet)
- 360-300 – P&W PT6A-67AR mit Autopilot und Sechsblatt-Propellern
- 360-300F – Frachtversion
- C-23B+ Sherpa – Kombi-Version aus 360 (Rumpf) und C-23A Sherpa (Heck samt Leitwerk)
- C-23C Sherpa – C-23B und C-23B+ mit verbesserter Avionik (48 nachgerüstet)
Zwischenfälle
Vom Erstflug 1981 bis März 2020 kam es mit Short 360 zu 16 Totalschäden von Flugzeugen. Bei 7 davon kamen 95 Menschen ums Leben.[2] Auswahl:
- Am 22. Oktober 1985 überrollte eine Short 360 der chinesischen CAAC (Luftfahrzeugkennzeichen B-3606) auf dem Flughafen von Enshi (China) das Landebahnende. Alle 25 Insassen, vier Besatzungsmitglieder und 21 Passagiere, überlebten den Unfall. Das Flugzeug wurde irreparabel beschädigt.[3]
- Am 13. Januar 2000 musste eine Short 360-300 der schweizerischen Fluggesellschaft Avisto (HB-AAM) 5 Kilometer vom Flughafen Brega entfernt vor der libyschen Küste notgewassert werden. Dabei ertranken 22 der 41 Insassen. Schwimmwesten waren nicht an Bord. Die Maschine kam im Auftrag der US-amerikanischen Sirte Oil Company aus Tripolis. Die Piloten hatten versäumt, die Enteisungsanlage der Triebwerke einzuschalten, da sie ununterbrochen ein sachfremdes Thema diskutiert hatten (siehe auch Flugunfall einer Shorts 360 bei Brega).[4]
- Am 27. Februar 2001 kam es bei einer Short 360-100 der britischen Loganair (G-BNMT) kurz nach dem Start vom Flughafen Edinburgh (Schottland) zu einem doppelten Triebwerksausfall. Die Piloten versuchten, im nahen Firth of Forth eine Notwasserung durchzuführen, wobei das Flugzeug zerbrach. Mit der Maschine sollte im Auftrag der Royal Mail Post und Fracht nach Belfast geflogen werden. Ursächlich für das Unglück war Schnee in den Triebwerkseinläufen, der sich während der Bodenzeit angesammelt hatte, sich wenige Sekunden nach dem Einschalten der Triebwerksenteisung löste und die Luftzufuhr nahezu vollständig blockierte. Beide Piloten, die einzigen Insassen, kamen ums Leben.[5]
- Am 4. März 2001 stürzte eine Short C-23B+ der Florida Army National Guard (93-1336) nahe Unadilla, Georgia, auf dem Flug von Florida nach Virginia ab. Gewichtsverlagerung und starke Turbulenzen hatten zu einem Aufschaukeln und Zerbrechen des Flugzeugs geführt. Die 18 Passagiere und die dreiköpfige Crew starben (siehe auch Priority-Air-Transport-Flug 528).[6]
- Am 29. Oktober 2014 stürzte eine Short 360-200 der amerikanischen Gesellschaft Skyway Enterprises (N380MQ), die im Auftrag von FedEx Luftfracht nach San Juan auf Puerto Rico befördern sollte, unmittelbar nach dem Start vom Princess Juliana International Airport vor der Küste von Sint Maarten ins Meer. Beide Piloten kamen bei dem Absturz ums Leben.[7]
Technische Daten
Kenngröße | Daten der Short 360-100 |
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Besatzung | 2 Piloten |
Passagiere | 36 |
Länge | 21,59 m |
Spannweite | 22,81 m |
Höhe | 7,21 m |
Flügelfläche | 42,18 m² |
Flügelstreckung | 12,3 |
Leermasse | 7.666 kg |
max. Startmasse | 11.793 kg |
max. Geschwindigkeit | 393 km/h |
Dienstgipfelhöhe | 3.050 m |
Reichweite bei Reisegeschwindigkeit mit maximaler Nutzlast | 806 km |
Triebwerke | zwei Propeller-Turbinen Pratt & Whitney Canada PT6A-65R mit je 990 kW (1.327 PS) Leistung |
Siehe auch
Literatur
- Flugzeugtypen der Welt. Weltbild Verlag GmbH, Augsburg 1997, ISBN 3-86047-593-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- Tony Eastwood und John Roach: Turbo Prop Airliner Production List. The Aviation Hobby Shop, West Drayton, 2007, S. 455–464.
- Unfallstatistik Short 360, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 1. April 2020.
- Flugunfalldaten und -bericht Short 360 B-3606 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 5. Dezember 2021.
- Unfallbericht Short 360 HB-AAM, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 11. Dezember 2018.
- Unfallbericht Short 360 G-BNMT, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 9. März 2020.
- Unfallbericht SD-330/C-23B 93-1336, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 25. November 2018.
- Unfallbericht Short 360 N380MQ, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 3. April 2017.