Seeschlacht von Guadalcanal
Die Seeschlacht von Guadalcanal fand vom 13. November bis 15. November 1942 nahe der Salomonen-Insel Guadalcanal im Pazifik statt. US-amerikanische und japanische Einheiten trafen dort während des Pazifikkriegs im Zweiten Weltkrieg aufeinander.
Vorgeschichte
Im Frühsommer 1942 wurde dem US-amerikanischen Oberkommando bekannt, dass die Japaner dabei waren, eine Flugbasis auf der Salomonen-Insel Guadalcanal zu errichten. Von dort wären japanische Langstreckenbomber in der Lage gewesen, den Seeweg zwischen den USA und Australien anzugreifen. Um dies zu verhindern, landeten am 7. August 1942 Einheiten der 1. US-Marinedivision auf Guadalcanal und besetzten das fast fertige japanische Flugfeld. In den folgenden Monaten kam es zu mehreren Seegefechten zwischen alliierten und japanischen Schiffen sowie zu mehreren Versuchen japanischer Heeresstreitkräfte, das Flugfeld zurückzuerobern.
Den letzten Versuch zur Rückeroberung von Guadalcanal begannen die japanischen Streitkräfte am 12. November 1942. Ein Konvoi unter Konteradmiral Abe Hiroaki sollte 7.000 Mann Verstärkung und umfangreichen Nachschub für die japanischen Streitkräfte auf Guadalcanal anlanden und das Flugfeld von See aus beschießen. Die beiden Schnellen Schlachtschiffe (zwei ehemalige, umgebaute Schlachtkreuzer der Kongō-Klasse) Hiei und Kirishima waren dazu mit Splittergranaten zur Küstenbombardierung ausgerüstet worden.
Die erste Schlacht
Am 13. November gegen 1 Uhr erreichte der japanische Konvoi den Iron Bottom Sound zwischen Savo Island und Guadalcanal. Dort wurde er schon von Konteradmiral Daniel Callaghan mit seiner Kreuzer- und Zerstörerflotte erwartet. Bei schlechtem Wetter erfolgte das Aufeinandertreffen nicht vor 01:48 Uhr. Da die Sichtweite nicht mehr als 2.000 m betrug und beide Formationen frontal ineinanderliefen, kam es zu einer kaum organisierten kurzen Schlacht auf kurze Distanz mit großen Schäden auf beiden Seiten. Teilweise beschossen sich aufgrund der unklaren Gefechtslage Schiffe derselben Seite gegenseitig. Die beiden amerikanischen Admirale Daniel Callaghan und Norman Scott, sowie der Kommandant der USS San Francisco (CA-38), Cassin Young wurden schon kurz nach Beginn der Schlacht getötet. Bereits um 2 Uhr gab Abe den Befehl zum Rückzug.
Die Amerikaner konnten nicht folgen, da die USS Atlanta (CL-51), Admiral Scotts Flaggschiff, von Geschossen der USS San Francisco (CA-38) schwer beschädigt worden war. Sie musste später aufgegeben werden. Die vier Zerstörer USS Barton (DD-599), USS Cushing (DD-376), USS Laffey (DD-459) und USS Monssen (DD-436) waren gesunken und die Kreuzer USS San Francisco (CA-38), USS Portland (CA-33) und USS Juneau (CL-52) waren stark beschädigt worden. Die Juneau sank am nächsten Tag nach einem Torpedotreffer eines japanischen U-Bootes, als sie sich langsam nach Süden schleppte.
Die Japaner beklagten nur den Verlust des Zerstörers Akatsuki während der Schlacht. Im Morgengrauen sahen sie aber, dass drei weitere Schiffe angeschlagen waren. Die Amatsukaze wurde von Sturzkampfbombern attackiert und versuchte zu entkommen. Die Yudachi war von der Portland versenkt worden und die Hiei hatte 85 Treffer erhalten, von denen einer das Ruder zerstört hatte. Auch ihre Feuerleitsysteme funktionierten nicht mehr. Sie brannte und 188 Matrosen waren getötet worden. Am Morgen des 14. November wurde sie sofort erfolgreich von Avenger-Torpedoflugzeugen von Henderson Field und dem Flugzeugträger USS Enterprise (CV-6) angegriffen. Es folgten Bombardierungen durch B-17-Bomber von Espiritu Santo aus. Nach 70 Angriffsflügen wurde die Hiei von der Mannschaft aufgegeben.
Abe Hiroaki wertete die Schlacht als japanischen Erfolg, aber strategisch gesehen war sie wohl eher eine Niederlage, da das Ziel, Henderson Field durch Beschießung mit schweren Schiffsgeschützen außer Gefecht zu setzen und Verstärkungen sowie Nachschub zu landen, nicht erreicht werden konnte. Daher stellten die Japaner ihn später (nach einer weiteren tendenziellen Niederlage bei Guadalcanal) vor ein Militärgericht, und er musste sich aus dem aktiven Dienst zurückziehen.
In der Nacht vom 13. zum 14. November erschien Admiral Mikawa mit einer Kreuzergruppe im Ironbottom Sound und beschoss Henderson Field, wodurch zwanzig Flugzeuge zerstört wurden. Doch die Aufklärer der USS Enterprise entdeckten im Morgengrauen sowohl den ablaufenden Kreuzerverband als auch einen sich Guadalcanal nähernden, elf Truppentransporter umfassenden Geleitzug von Admiral Tanaka. Die Flugzeuge der Enterprise und die von Henderson Field griffen zunächst den Kreuzerverband an, versenkten den Kreuzer Kinugasa und beschädigten drei weitere. Danach griffen sie, verstärkt durch einige B17 von Espiritu Santo, den nur durch wenige Zerstörer und die weit im Norden stehende Trägergruppe von Admiral Kondo gesicherten Geleitzug an. Am späten Nachmittag waren sechs der elf Truppentransporter versenkt, während einer versuchte, zum Stützpunkt zurückzulaufen. Trotz der erlittenen Verluste lief Tanaka mit den ihm verbliebenen Truppentransportern weiterhin auf Guadalcanal zu. Um ihn zu entlasten, eilte Kondo nun mit einem Beschießungsverband aus einem Schlachtschiff, vier Kreuzern und neun Zerstörern von Norden herbei.
Die zweite Schlacht
In der nächsten Nacht vom 14. zum 15. November unternahmen die Japaner einen zweiten Versuch. Daran beteiligt waren die verbliebenen Schiffe sowie das Schlachtschiff Kirishima und die schweren Kreuzer Atago und Takao.
Da Admiral Halsey kaum noch Schiffe zur Verfügung standen, stellte er die modernen schnellen Schlachtschiffe Washington und South Dakota, die beide über die seinerzeit modernsten Radaranlagen zur Feuerleitung verfügten, aus der Unterstützungsgruppe des Flugzeugträgers USS Enterprise zusammen mit vier Zerstörern zur Task Force 64 unter Admiral Willis A. Lee zusammen. Dass beide Seiten bereit waren, ihre wichtigsten Schiffe in den seichten und engen Gewässern um Guadalcanal einzusetzen zeigt, welche strategische Bedeutung dieser Insel beigemessen wurde.
Der amerikanische Verband erreichte Guadalcanal zuerst und lief am Abend bei Monduntergang durch die Passage nördlich von Savo in den Ironbottom Sound ein. Hier wurde er von Kondo entdeckt, der seinen Verband daraufhin in zwei Angriffsgruppen und eine Beobachtungsgruppe aufteilte. Als Lees Kampfgruppe in Kiellinie auf Cape Esperance zudrehte, erfasste das Radar der Schlachtschiffe weit im Norden die ersten japanischen Zerstörer der Beobachtungsgruppe, die sich nach einigen Salven zurückzogen. Vom Radar unbemerkt blieb dagegen der erste Angriffsverband, bestehend aus einem Leichten Kreuzer mit mehreren Zerstörern, der nach Westen um die Insel Savo herumgeholt hatte. Diese Gruppe griff überraschend von Norden her Lees Vorhut mit Artillerie und Torpedos an, versenkte zwei Zerstörer und schoss die anderen kampfunfähig. Um eine Kollision mit den kampfunfähigen Zerstörern zu vermeiden, drehte die Washington nach Backbord und damit vom Feind weg, die South Dakota aber nach Steuerbord auf den Feind zu. Damit wurden die beiden amerikanischen Schlachtschiffe in einem kritischen Augenblick voneinander getrennt.
Jetzt kam Kondo mit seiner stärksten Angriffsgruppe, bestehend aus dem Schlachtschiff Kirishima, den schweren Kreuzern Atago und Takao sowie zwei Zerstörern hinter der Insel Savo hervor. Die USS South Dakota geriet nach einem Stromausfall, der unter anderem ihre Radaranlagen lahmlegte, in schweres Feuer dreier japanischer Schiffe und wurde 43-mal getroffen. Ihre Kommunikationsgeräte und ein Geschützturm fielen aus, drei Feuerleitradaranlagen waren schwer beschädigt und es brannte auf dem vorderen Artillerieleitstand. Doch dadurch, dass sie das Feuer auf sich gezogen hatte, blieb die USS Washington bei ihrer Ankunft unentdeckt.
Während die schwer beschädigte South Dakota nach Südwesten vor der japanischen Übermacht zurückwich, entschloss sich Lee zu einem Feuerüberfall mit der ihm verbliebenen Washington auf das japanische Schlachtschiff. Kurz nach Mitternacht des 14. November geriet die Kirishima unter heftiges Feuer der Washington auf eine für Nachtgefechte ohne Radar unvorstellbare Entfernung von über 7 km und erhielt dabei 75 Treffer in nur sieben Minuten, davon mindestens neun vom Kaliber 40,6 cm. Danach war sie nur noch ein treibendes Wrack. Lee führte das Gefecht noch einige Zeit nach Norden weiter, um den Feind von seinen beschädigten Schiffen abzuziehen, dann lief er nach Süden ab. Kondo brach das Gefecht ab und ließ am nächsten Morgen die Kirishima zusammen mit dem Zerstörer Ayanami versenken.
Auch die amerikanischen Zerstörer Walke und Preston sanken. Der Benham war von einem Torpedo der Bug weggerissen worden, als sie den beschädigten Zerstörer Gwin als Begleitschiff nach Noumea eskortierte. Sie musste aufgegeben werden und wurde mittels Schiffskanonen versenkt.
Unterdessen erreichte Tanaka mit den ihm verbliebenen vier Schiffen des Geleitzuges Guadalcanal und landete seine Truppen. Erst danach wurden die Transporter durch amerikanische Flugzeuge sowie Küsten- und Schiffsartillerie versenkt.
Die Folgen der Schlacht
Die Seeschlacht um Guadalcanal war der letzte japanische Versuch, die Gewässer rund um die Insel zu kontrollieren. Henderson Field blieb einsatzbereit, und die nun wehrlosen japanischen Transportschiffe wurden beim Versuch, die Verstärkungen und den Nachschub zu landen, zusammengeschossen. Der Tokyo Express, der eigentlich für japanischen Nachschub sorgen sollte, begann nun mit dem schleichenden Abzug der japanischen Truppen vor allem mittels schneller Zerstörer in Richtung Neu-Guinea. Der letzte Widerstand in der Schlacht um Guadalcanal endete aber erst am 9. Februar 1943.
An Bord der USS Juneau hatten gemeinsam die fünf Sullivan-Brüder gedient, die alle infolge des Untergangs umkamen. Dies war der größte Verlust einer einzelnen US-amerikanischen Familie durch Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg. Als Reaktion darauf führte das Kriegsministerium die Sole Survivor Policy ein, nach der die Geschwister von gefallenen Soldaten zurückgeholt oder gar nicht erst ins Kampfgebiet geschickt werden.
Literatur
- Samuel Eliot Morison: History of United States Naval Operations in World War II.
- Elmar B. Potter, Chester W. Nimitz – Jürgen Rohwer: Seemacht, Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft mbH, Herrsching 1986, ISBN 3-88199-082-8
Weblinks
- Microworks: Seeschlacht um Guadalcanal – Ereignisse am 13. November 1942 (englisch)
- Ereignisse um Guadalcanal 1942 (englisch)