Schwarz (Grebenau)
Schwarz ist ein Stadtteil von Grebenau im mittelhessischen Vogelsbergkreis.
Schwarz Stadt Grebenau | |
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Höhe: | 315 (310–348) m ü. NHN |
Fläche: | 16,65 km²[1] |
Einwohner: | 654 (2011)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 39 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 36323 |
Vorwahl: | 06646 |
Geographie
Das Haufendorf liegt von Wald umgeben im Gründchen. Die Kernstadt Grebenau liegt nordöstlich von Schwarz. Bei Schwarz mündet der Leimelbach in die Schwarza.
Geschichte
In einer karolingischen Schenkungsurkunde werden zwei Bäche im Jahre 782 erwähnt. Der Ort selbst wird erstmals 1295 in einer Urkunde genannt, und zwar als Suarzaha.[1] Das bedeutet „schwarzes Wasser“. Die Namensgebung gehört zu den Ältesten im `Gründchen`. Orte mit dem aha- bzw. afa-Typ müssen vor dem 9. Jahrhundert gegründet sein. Es gibt Hinweise auf eine Ansiedlung von Hunnen.[3] Im 13. Jahrhundert gab es ein Zollstelle in Schwarz an der Handelsstraße Frankfurt-Leipzig. Im 17. Jahrhundert kam das Dorf zum Oberamt Alsfeld. Eine eigene Pfarrei wurde im gleichen Jahrhundert begründet. 1774 bis 1777 wurde die alte Kirche durch einen Neubau ersetzt.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Schwarz:
„Schwarz (L. Bez. Alsfeld) evangel. Pfarrdorf, liegt 2 St. von Alsfeld, hat 98 Häuser und 604 Einwohner, die außer 1 Katholiken evangelisch sind, so wie 2 Mahlmühlen und 1 Forsthaus. – Die Entstehung der Kirche ist unbekannt. Die Abtei Hersfeld hatte den Kirchsatz.“[4]
Zwischen 1912 und 1916 wurde die Bahnlinie Alsfeld-Niederjossa gebaut, an der ein Bahnhof in Schwarz lag. Die Strecke ist abgebaut.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 31. Dezember 1971 die Stadtgemeinde Grebenau, durch den Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinde Eulersdorf, Grebenau, Reimenrod, Schwarz, Udenhausen und Wallersdorf, neu gegründet. Als Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Grebenau bestimmt.[5]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Schwarz lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6][7]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Gericht Schwarz (Das Gericht Schwarz umfasste die Orte Brauerschwend, Rainrod, Renzendorf und Schwarz.)
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Gericht Schwarz[8]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberamt Alsfeld, Gericht Schwarz[9]
- 1787: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Oberamt Alsfeld, Amt Alsfeld[10]
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Oberamt Alsfeld, Amt Alsfeld[11][12]
- ab 1812: Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Amt Alsfeld[13]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Alsfeld[14]
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Romrod (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Alsfeld) und Verwaltung)[15]
- ab 1829: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Alsfeld (Amtssitzverlegung)
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Alsfeld
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1866: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Alsfeld
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Alsfeld
- am 31. Dezember 1971 wurde Schwarz als Stadtteil nach Grebenau eingegliedert.
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Vogelsbergkreis
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Vogelsbergkreis
Gerichtszugehörigkeit seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit für Schwarz durch das Amt Alsfeld. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übergingen. „Landgericht Alsfeld“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Alsfeld, das heutige Amtsgericht, das für Schwarz zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolgedessen die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in Amtsgericht Alsfeld und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[16] In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Einwohnerentwicklung
• 1791: | 471 Einwohner[10] |
• 1800: | 502 Einwohner[17] |
• 1806: | 470 Einwohner, 88 Häuser[12] |
• 1829: | 404 Einwohner, 98 Häuser[4] |
• 1867: | 688 Einwohner, 105 Häuser[18] |
Schwarz: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2011 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 471 | |||
1800 | 502 | |||
1806 | 470 | |||
1829 | 404 | |||
1834 | 678 | |||
1840 | 689 | |||
1846 | 722 | |||
1852 | 729 | |||
1858 | 605 | |||
1864 | 676 | |||
1871 | 675 | |||
1875 | 602 | |||
1885 | 563 | |||
1895 | 611 | |||
1905 | 613 | |||
1910 | 624 | |||
1925 | 679 | |||
1939 | 657 | |||
1946 | 951 | |||
1950 | 985 | |||
1956 | 855 | |||
1961 | 800 | |||
1967 | 807 | |||
1970 | 840 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 654 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1] |
Politik
Ortsvorsteher ist Matthias Muhl (Stand Juli 2021).
Einzelnachweise
- Schwarz, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Statistik Hessen – Statitische Berichte. (PDF; 1 MB) statistik.hessen.de, S. 36, abgerufen am 28. November 2021.
- Topographia Hassiae (Hessem): Grebenaw
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 267 (Online bei google books).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 346.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Alsfeld anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Neue Erdbeschreibung. Dritter Theil, welcher das deutsche Reich nach seiner gegenwärtigen Staatsverfassung enthält. Joh. Carl Bohn, 1758, S. 1050 (online bei Google Books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 177 (Online in der HathiTrust digital library).
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (Online bei google books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 228 (Online in der HathiTrust digital library).
- Eva Haberkorn, Friedrich Boss: Kreis Alsfeld 1821 - 1945 (= Repertorien Hessisches Staatsarchiv Darmstadt) Abt. G15 Alsfeld. S. 4 (PDF; 172 kB). In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 1985, abgerufen am 21. Dezember 2017.
- Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 414 (online bei Google Books).
- Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 6 ff. (online bei Google Books).
- Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 187 (Online in der HathiTrust digital library).
- Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 80 (Online bei google books).
Weblinks
- Stadtteil Schwarz im Internetauftritt der Stadt Grebenau.
- Schwarz, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Schwarz In: Hessische Bibliographie[1]
- Private Webseite mit Luftbild des Ortes (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!