Schleicher Ka 4

Die Schleicher Ka 4 Rhönlerche II – benannt n​ach der Rhön – i​st ein zweisitziges Segelflugzeug, d​as 1952 v​om Flugzeughersteller Alexander Schleicher entworfen wurde.

Schleicher Ka 4
Typ:Segelflugzeug in Holzbauweise mit Stahlrohrrumpf
Entwurfsland:

Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland

Hersteller: Alexander Schleicher GmbH & Co
Erstflug: 7. Dezember 1953[1]
Produktionszeit:

1953–1963

Stückzahl: 338[2]

Geschichte

Zwischen 1953 und 1963 wurde die Ka 4 Rhönlerche II 338-mal produziert. Sie hat eine Spannweite von 13 m und die Gleitzahl 19. Diese recht geringe Gleitzahl brachte ihr den Spottnamen „Rhönstein“ ein. Dennoch hat sie ein sehr gutmütiges Flugverhalten und war ein beliebtes Ausbildungsflugzeug. Christian Knabe flog 2003 mit ihr eine beachtliche Strecke von 275 Kilometer, was einem Flug von 550 Kilometer mit dem Standardklasse-Flugzeug Discus entspricht.[3] Die Rhönlerche ist im Segelflug-Index mit 54 Punkten gelistet und hat damit den schwächsten Index aller in der Liste geführten doppelsitzigen Segelflugzeuge.

Konstruktion

Rohbau der „Rhönlerche“ der Akaflieg Frankfurt an der Goethe-Universität 1957
Rumpf einer Ka 4 in unbespanntem Zustand
Schleicher Ka 4 Rhönlerche

Die Rhönlerche i​st ein abgestrebter Schulterdecker i​n Gemischtbauweise. Das Höhenleitwerk i​st als gedämpftes Normalleitwerk ausgeführt. Der Rumpf i​st ein bespanntes Stahlrohrfachwerk, d​as an d​er Flugzeugnase u​nd am Seitenleitwerk beplankt wird, während d​ie Tragflügel, d​as Höhenleitwerk u​nd die Ruder a​us Holz bestehen. Die Stahlrohrbauweise m​acht den Rumpf s​ehr stabil, u​m auch härtere Landungen g​ut überstehen z​u können. Gefedert i​st die Rhönlerche n​ur durch e​ine auf Gummiblöcken gelagerte Kufe. Zusätzlich z​ur Kufe h​at die Rhönlerche II e​in ungebremstes Hauptrad u​nd einen Schleifsporn. Die Unterseite d​es Flugzeuges i​st mit widerstandsfähigem Kunstleder verkleidet.

Nachdem eine Neigung zum Ruderflattern festgestellt wurde, erhielten die Querruder Ausgleichsgewichte, um den Ruderschwerpunkt nach vorn zu verlagern. Das Seitenruder ist mit einem aerodynamischen Ruderausgleich ausgestattet, da ein Teil des Ruders vor der Drehachse liegt. Dieser Teil befindet sich über dem Leitwerk.

Die Haube d​er Rhönlerche II i​st aus mehreren Teilstücken gefertigt, d​ie mit d​em Haubenrahmen verschraubt werden. Um v​om hinteren Sitz e​ine gute Sicht z​u gewährleisten, i​st zwischen d​en Tragflügeln e​in Dachfenster angebracht.

Anstelle v​on Rückenlehnen h​at die Rhönlerche Ausbuchtungen, i​n die entweder e​in Fallschirm o​der ein Rückenkissen gelegt wird. Das Format dieser Ausbuchtungen entspricht d​em von früher üblichen Fallschirmen; h​eute gebräuchliche Fallschirme passen jedoch n​icht mehr hinein.

Flugeigenschaften

Schleicher Ka 4

Die sehr geringe Gleitzahl macht das Fliegen der Rhönlerche zu einer besonderen Herausforderung. Da sie sehr langsam fliegen kann, steigt sie jedoch in der Thermik sehr gut und so sind auch längere Flüge mit ihr möglich. Die geringe Spannweite von nur 13 Metern macht sie zu einem sehr wendigen Flugzeug. Wie bei vielen Oldtimern sind die Bremsklappen der Rhönlerche sehr schlecht wirksam und bei höheren Anflügen muss der Seitengleitflug zum Höhenabbau verwendet werden. Dazu kommt, dass durch die Ausführung des Klinkhebels als Hebel, der in der Nähe des Bremsklappenhebels angebracht ist, Flugschüler häufig diese Hebel verwechselten und ohne gezogene Bremsklappen anflogen, da sie stattdessen die Schleppkupplung betätigten. Da das Hauptrad nicht gebremst ist, kann zum Bremsen bei kurzer Landebahn nur die Kufe benutzt werden.

Motorlerche

Eine Motorlerche

Als Motorlerche werden verschiedene motorisierte Umbauten d​er Rhönlerche bezeichnet. Meist w​urde dabei d​er vordere Pilotensitz entfernt u​nd durch e​inen Motor ersetzt. Zum Einsatz k​amen dabei z​um Beispiel VW-1600-Motoren,[4] d​as bei reinen Segelflugzeugen übliche Tandemfahrwerk w​urde durch e​in Spornradfahrwerk ersetzt. Diese Versionen s​ind in Deutschland i​n der Regel a​ls Motorsegler registriert. Eine Ausnahme bildet z​um Beispiel d​ie Schwämmle HS.3 Motorlerche, d​ie in d​er E-Klasse zugelassen ist.[5]

Außerdem g​ab es e​ine zweisitzige Version, b​ei der z​wei kleine Motoren a​n Ausleger-Gondeln angebracht waren. Diese Version w​urde von d​er Fachpresse a​ls gut fliegend, a​ber „astonishingly noisy“ (erstaunlich geräuschvoll) beschrieben.[6]

Technische Daten

Schleicher Ka 4 Rhönlerche beim Start
Außenlandung mit einer Rhönlerche in einem Maisfeld bei Rheinberg
Kenngröße Daten[2]
Baujahre1952–1963
KonstrukteurRudolf Kaiser, L. Krönung
Flügelspannweite13 m
Länge7,3 m
Höhe1,5 m
Flügelfläche16,34 m²
Flügelstreckung10,34
Leermasse220 kg
Flügelprofilinnen und mitten: 533 / außen: Gö 532
max. Startmasse400 kg
Höchstgeschwindigkeit170 km/h
Geringstes Sinken0,95 m/s
Gleitzahl19

Erhaltene Flugzeuge

  • D-8533 Rhönlerche II in Hockenheim (privat)[7]
  • D-8531 Rhönlerche II vom Flugsportclub Pforzheim und Straubenhardt[8]
  • D-6267 Rhönlerche II vom Luftsportverein Dinslaken[9]
  • D-7144 Rhönlerche II vom Flugsportclub Hannover[10]
  • D-5499 Rhönlerche II, Flugausstellung Leo Junior Hermeskeil in Deutschland[11]
  • D-8594 Rhönlerche II, Technik-Museum Speyer[11]
  • D-7125 Rhönlerche II, Deutsches Segelflugmuseum auf der Wasserkuppe[12]
  • Rhönlerche II im Museum of Flight – East Fortune, North Berwick, GB[13]
  • D-3584 Rhönlerche II V2, Frank Neupert, Schweinitz[14]
  • OE-0583 Rhönlerche II des Austrian Aviation Museum[15]
  • OE-0858 Rhönlerche II vom Flugsportzentrum Tirol[16]
  • OE-5512 Rhönlerche II vom Flugsportzentrum Tirol[16]
  • D-4378 Rhönlerche II vom Flugsportzentrum Tirol[16]
  • HB-664 Ka 4 „Vreni“ der Segelfluggruppe Bern[17]
  • HB-1245 Ka 4 der Stiftung Segel-Flug-Geschichte[18]
  • D-8365 Ka 4 des Sportflug Niederberg e. V. Heiligenhaus[19]
  • D-9516 vom Verein zur Förderung des historischen Segelflugs VFhS e.V.[20]

Siehe auch

Literatur

  • Peter F. Seliger: Rhön-Adler. 75 Jahre Alexander Schleicher Segelflugzeugbau. 2. Aufl., Verlag R.G. Fischer, Frankfurt a. M. 2003.
  • Richard und Monique Ferrière: Les Planeurs et Motoplaneurs d' Alexander Schleicher 1951–1981. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-613-01190-5.
Commons: Schleicher Ka 4 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alexander Schleicher: Alle Flugzeugtypen seit 1951, abgerufen am 18. Dezember 2018.
  2. Ka 4 Rhönlerche II – Technische Daten. Alexander Schleicher, archiviert vom Original am 14. Juni 2014; abgerufen am 11. November 2018.
  3. LSV Unna-Schwerte: 275 km mit der Rhönlerche@1@2Vorlage:Toter Link/lsv-unna-schwerte.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 17. Jan 2010
  4. SUOMESSA REKISTERÖIDYT ILMA-ALUKSET (PDF)@1@2Vorlage:Toter Link/www.civilaviationauthority.fi (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. : Zusammenfassung des finnischen Flugzeugregisters vom 1. Januar 2010 (Seite 133 in PDF-Datei), abgerufen am 28. März 2010
  5. Porträt der Schwämmle HS.3 Motorlerche D-EGLK bei airport-data.com, abgerufen am 27. März 2020
  6. Peter Ross: World motor-glider meeting. In: FLIGHT International, 21. Juni 1973, S. 950–951 (online verfügbar)
  7. Flieger von Vereinsmitgliedern. In: flugwerk-mannheim.de. Abgerufen am 27. März 2020.
  8. Website Flugsportclub Pforzheim und Straubenhardt e.V.
  9. Homepage Luftsportverein Dinslaken e.V., Abgerufen am 4. März 2010
  10. Homepage Flugsportclub Hannover, abgerufen am 9. Februar 2010
  11. Das Virtuelle Luftfahrtmuseum: Schleicher KA 4 Rhönlerche (Memento vom 21. August 2008 im Internet Archive), abgerufen am 3. März 2010
  12. Schleicher „Rhönlerche II“. (Memento vom 6. März 2016 im Internet Archive) auf der Webseite des Segelflugmuseums Wasserkuppe
  13. Our Aircraft. (PDF; 360 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) National Museum of Flight, archiviert vom Original am 6. August 2009; abgerufen am 13. Januar 2011 (englisch, S. 26): „Schleicher Ka-4 Rhönlerche II – GA 591 (D-0359) c/n 209“
  14. Teilnehmerliste (pdf) Gliders Classic Open Eggersdorf 2005
  15. Ka 4 Rhönlerche II im Austrian Aviation Museum (AAM) Bad Vöslau
  16. K4 – „Rhönlerche“. (Memento vom 7. April 2011 im Internet Archive) auf der Webseite des Flugsportzentrums Tirol
  17. Website Segelfluggruppe Bern
  18. Res Stotzer: Rhönlerche – Stiftung Segel-Flug-Geschichte. Abgerufen am 1. Oktober 2019.
  19. Homepage Sportflug Niederberg e.V.
  20. VFhS e.V: Die Ka 4 – Doppelsitzer der besonderen Art. In: VFhS e.V. 18. August 2020, abgerufen am 3. Juni 2021 (deutsch).
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