Heini Dittmar
Heini Dittmar (* 30. März 1911 in Bad Kissingen, Unterfranken; † 28. April 1960 bei Mülheim an der Ruhr) war deutscher Segelflieger, Raketenflugzeugflieger, Konstrukteur und Testpilot.
Ausbildung
Angeregt vom Vorbild seines segelfliegenden Bruders Edgar machte Dittmar nach der Schulzeit eine Lehre am Deutschen Forschungsinstitut für Segelflug. Schon mit 18 Jahren legte er 1929 seine Segelflugprüfung A und B ab.[1] Im Alter von 21 Jahren errang er im Jahre 1932 mit einem selbstgebauten Segelflugzeug (Condor) den ersten Sieg seiner Klasse im Rhön-Segelflugwettbewerb. Danach engagierte er sich als Forschungsflieger.
Rekorde
Nach Erfolgen im Fernsegelflug wurde Dittmar 1934 zusammen mit Hanna Reitsch und Wolf Hirth Mitglied der deutschen Segelflugexpedition nach Argentinien, wo er neue Höhenweltrekorde für Segelflugzeuge (am 16. Februar 1934 über 4350 m[2]) aufstellte. 1934 stellte Dittmar mit der Fafnir II einen erneuten Langstreckenweltrekord auf und wurde mit dem Hindenburg-Pokal ausgezeichnet. 1936 gelang ihm die erste Alpenüberquerung im Segelflugzeug. Mit dem Sieg im 1. internationalen Rhönwettbewerb 1937, der später als 1. Weltmeisterschaft im Segelflug anerkannt wurde, krönte Heini Dittmar seine Laufbahn als Segelflieger. Außerdem wurde ihm das goldene Leistungsabzeichen im Segelflug Nr. 1 verliehen.
Mit dem Raketenflugzeug Me 163 A-V4 KE + SW erreichte Heini Dittmar am 2. Oktober 1941 bei einem Versuchsflug erstmals 1003,67 km/h und überschritt damit als erster Mensch die 1000-km/h-Marke mit einem Flugzeug. Am 6. Juli 1944 erreichte Heini Dittmar mit der Me 163 B V18 Komet VA+SP eine Geschwindigkeit von 1130 km/h.
Eigenbau
Er starb 1960, als er bei einem Probeflug mit seiner Eigenkonstruktion HD-153 Motor-Möwe in der Nähe des Flugplatzes Essen-Mülheim abstürzte.[3] Die anfangs als Segelflugzeug unter dem Namen HD 53 Möwe konstruierte Maschine (später HD 153A-1 bzw. HD 156A-1) hatte im Jahr 1953 ihren Erstflug, jedoch zog sich die Musterzulassung bis 1957 hin. Am Ende wurden nur acht oder neun HD 153 und sieben HD 156 (luxuriösere Variante der HD 153) der mit 71 kW starkem Continental C-90 Motor ausgerüsteten Maschinen gebaut.[4]
NS-Bezug
Während und nach dem Zweiten Weltkrieg war Heini Dittmar als Flugzeugkonstrukteur und Versuchsflieger tätig, blieb aber im Sinne des Nationalsozialismus weitgehend unpolitisch. Zur Heranbildung von fliegerischem Nachwuchs und nicht zuletzt für die im Aufbau befindliche Luftwaffe machten sich die Nationalsozialisten auch die nach dem Ersten Weltkrieg aufgekommene Segelflugbegeisterung zunutze. Der bei aller Bescheidenheit auch im Ausland sehr populäre Heini Dittmar stellte durch sein Auftreten und seine Erfolge die denkbar beste Werbung für den Segelflug dar, die mit jugendgerechten Büchern über Dittmars sportliche Leistungen bis in den Krieg hinein betrieben wurde.
Ehrungen
In der Stadt seines Todes, Mülheim an der Ruhr, sowie in Augsburg und Schweinfurt tragen Straßen seinen Namen (Heini-Dittmar-Straße), ebenso in Kiel-Holtenau (Dittmarweg).[5]
Literatur
- Robert L. Carlsen: Der fliegende VW. In: Überall dabei. Das große Jugendjahrbuch. Jg. 2, 1956/1957, ZDB-ID 749761-1, S. 234–242.
- „Kraftei“ – Der Ritt auf der Rakete. In: FliegerRevue X. Nr. 57 (fliegerrevuex.aero).
Weblinks
- Irene Meichsner: Tödliche Passion – vor 50 Jahren starb der Segelflieger Heini Dittmar deutschlandfunk.de 28. April 2010
Einzelnachweise
- Robert L. Carlsen: Der fliegende VW. In: Überall dabei. Das große Jugendjahrbuch. Jg. 2, 1956/1957, ZDB-ID 749761-1, S. 238.
- Heini Dittmar im Deutschen Segelflugmuseum
- Rolf Wurster: 50 Jahre Deutsche Motorflugzeuge. Books on Demand, Battenberg 2001, ISBN 3-8311-1854-X, S. 8.
- FliegerRevue. November 2009, S. 54–57, Dittmar, Winter und Scheibe.
- Hans-G. Hilscher, Dietrich Bleihöfer: Dittmarweg. In: Kieler Straßenlexikon. Fortgeführt seit 2005 durch das Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation der Landeshauptstadt Kiel, Stand: Februar 2017 (kiel.de).