Samuel Schmid
Samuel Jörg Schmid[1] (* 8. Januar 1947 in Rüti bei Büren im Kanton Bern; heimatberechtigt in Attiswil) ist ein Schweizer Politiker der BDP (bis 2008 SVP). Von 2001 bis 2008 war er Bundesrat, im Jahr 2005 Bundespräsident.
Politische Laufbahn
Seit seinem Einstieg in die Politik besetzte er diverse politische Ämter:
- 1972–1974: Gemeinderat in Rüti bei Büren
- 1974–1982: Gemeindepräsident in Rüti bei Büren
- 1982–1993: Mitglied des bernischen Grossen Rates
- 1994–1999: Nationalrat, dort Mitglied der Staatspolitischen Kommission sowie der Kommission für Wirtschaft und Abgaben
- 1998–1999: SVP-Fraktionspräsident in der Bundesversammlung
- 1999–2000: Ständerat für den Kanton Bern
- 2001–2008: Bundesrat
Am 6. Dezember 2000 wurde Schmid als nicht offizieller Kandidat seiner damaligen Partei in den Bundesrat gewählt (siehe Bundesratswahl 2000). Er war während seiner ganzen Amtszeit Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS).
Sein wichtigstes Projekt war die Armeereform Armee XXI, die eine Anpassung der Schweizer Armee an die veränderte Bedrohungslage in Europa erreichen soll.
Im Jahr 2004 war er Vizepräsident und wurde am 8. Dezember 2004 zum Bundespräsidenten für das Jahr 2005 gewählt. Sein Motto für das Jahr 2005 hiess Begegnung. Sein wichtigstes Anliegen war nach eigenen Angaben die Abstimmung über die Bilateralen II und die Stärkung der Kollegialität im Bundesrat.
Bei den Bundesratswahlen 2007 wurde Schmid mit deutlichen 201 Stimmen wiedergewählt. Nachdem sich Schmid trotz der Abwahl von Christoph Blocher vereidigen liess und damit gegen die Oppositionsstrategie seiner Partei agierte, durfte er nicht mehr an Fraktionssitzungen teilnehmen und wurde insbesondere von der Parteispitze als SVP-Vertreter ignoriert. Der damalige Parteipräsident Ueli Maurer meinte dazu im Februar 2008, für die Parteimitglieder sei Schmid «so gut wie klinisch tot»[2]. Einen Parteiausschluss halte er aber «für eine Zeitverschwendung»[2]. Am 2. Juni 2008 erklärte Schmid vor der Presse seinen baldigen Austritt aus der SVP und gab bekannt, dass er zusammen mit weiteren unzufriedenen SVP-Mitgliedern über die Gründung einer neuen Partei nachdenke.[3] Am 21. Juni wurde die BDP Bern gegründet, der sich Schmid mittels Kollektivübertritt seiner Ortssektion anschloss.[4]
Anfang November 2008 musste Schmid an der Gallenblase operiert werden.
Kurz darauf, am 12. November 2008, gab Schmid den Rücktritt aus dem Bundesrat per 31. Dezember 2008 bekannt.[5]
Im Jahr 2011 wurde Schmid zum Zentralpräsidenten der Winterhilfe Schweiz gewählt.[6]
2017 leitete er die Untersuchungskommission in der Doping-Affäre um die russischen Olympioniken, welche schliesslich zur Suspendierung Russlands an den Winterspielen 2018 in Pyeongchang durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) führte.[7][8]
Kritik
Schmid war bei der Bundesratswahl kein offizieller Kandidat und stand seit seiner Wahl in der Kritik seiner eigenen Partei.[9] Nach der Ernennung von Roland Nef zum Chef der Armee wurde Schmid ein «Aussitzen» der Probleme vorgeworfen.[10][11][12]
Militär
Schmid war Oberst und Kommandant eines Infanterie-Regiments von 1993 bis Ende 1996. Weiterhin war er Stellvertretender Kommandant der Felddivision 3 in den Jahren 1998 und 1999.
Privatleben
Nach der Matura Typ B im Gymnasium Solothurn im Jahr 1967 folgt ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Bern mit den Abschlüssen als Fürsprecher und Notar. 1978 eröffnete er seine eigene Praxis.
Schmid wohnt in Rüti bei Büren, ist verheiratet und Vater von drei Söhnen. Er ist Mitglied der Studentenverbindung Wengia.
Am 4. Januar 2009 wurde Schmid anlässlich einer grossen Feier in Rüti bei Büren zum Ehrenbürger der Gemeinde Rüti bei Büren ernannt.[13]
Sein älterer Bruder Peter Schmid war von 1979 bis 1998 Regierungsrat des Kantons Bern.[14][15]
Literatur
- Diego Hättenschwiler: Schmid, Samuel. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 18. Oktober 2012.
- Samuel Schmid im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Samuel Schmid auf der Website des Bundesrates
- Samuel Schmid auf der Website der Bundesversammlung
- Peer Teuwsen: «Keiner ist ein Übermensch.» (Memento vom 11. Juni 2013 im Internet Archive) Interview in: Die Zeit Nr. 50 vom 8. Dezember 2011.
Einzelnachweise
- Eidgenössische Bundeskanzlei: Der Bund kurz erklärt, Seite 63. Erschienen 2008
- «Samuel Schmid ist so gut wie klinisch tot». Schweizer Fernsehen, 15. Februar 2008, archiviert vom Original am 18. April 2013; abgerufen am 26. Mai 2008.
- Auch Bundesrat Schmid hat genug von der SVP – Berner und Bündner planen die Gründung einer neuen Partei, NZZ vom 2. Juni 2008
- Tages Anzeiger: Der erratische Block wankt, doch er stürzt noch nicht (Memento vom 26. September 2012 im Webarchiv archive.today), Artikel von Daniel Foppa vom 24. Juli 2008
- Jan Flückiger: Alt Bundesrat Samuel Schmid: «Vertrauen in unser Land steht auf dem Spiel» In: Neue Zürcher Zeitung vom 23. August 2016
- Alt Bundesrat Schmid neuer Präsident der Winterhilfe Schweiz, swissinfo, 6. November 2011
- Samuel Schmid, aus dem Ruhestand auf die Weltbühne (6. Dezember 2017)
- Antidoping Schweiz zum Entscheid des IOK betreffend russischer Olympia-Teilnahme (6. Dezember 2017)
- Weltwoche 48/2002: Mit Blocher gegen die SVP (Memento vom 20. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
- NZZ vom 4. September 2008 über das Aussitzen der Krise
- Pressekonferenz vom 18. Juli 2008
- Presseschau zur Pressekonferenz im Tages-Anzeiger am 19. Juli 2008
- Alt-Bundesrat Schmid ist Ehrenbürger seiner Wohngemeinde. Berner Zeitung, archiviert vom Original am 20. Juli 2012; abgerufen am 6. Januar 2008.
- Porträt Samuel Schmid. Weltwoche, archiviert vom Original am 31. Mai 2014; abgerufen am 23. November 2000.
- Porträt von Peter Schmid (Memento vom 27. Dezember 2010 im Internet Archive) auf der Website des Kantons Bern.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Adolf Ogi | Mitglied im Schweizer Bundesrat 2001–2008 | Ueli Maurer |