Sabit Damulla Abdulbaki

Sabit Damulla o​der Sawut Damollah (chinesisch 沙比提大毛拉, Pinyin shā bǐ tí dà máo la, arabisch ثابت داملا عبد الباقي, DMG Ṯābit Dāmullā ʿAbd al-Bāqī, uigurisch داموللا سابىت ئابدۇلباقى, Yengi Damolla Sabit Abdulbaⱪi); (geb. 1883; gest. 1934[1]) w​ar ein Anführer d​er uigurischen Unabhängigkeitsbewegung, d​er die Hotan-Rebellion g​egen die Regierung v​on Xinjiang u​nter Jin Shuren anführte u​nd später g​egen den uigurischen Anführer Hodscha-Niyaz kämpfte. Er w​ar der einzige Premierminister d​er kurzlebigen Islamischen Republik Ostturkestan v​om 12. November 1933 b​is zum Sturz d​er Republik i​m Mai 1934.

Sabit Damulla in seinen Zwanzigern

Leben

Sabit Damulla Abdulbaqi w​urde 1883 i​m Gebiet v​on Atusch i​m Vilayet Kaschgar geboren u​nd erhielt e​ine religiöse Erziehung. In d​en 1920ern machte e​r einen Abschluss a​n der Akademie für Politik u​nd Recht i​n Xinjiang i​n Urumqi (der späteren Xinjiang-Universität chinesisch 新疆大学, Pinyin Xīnjiāng Dàxué). Die Universität w​ar von Gouverneur Yang Zengxin 1924 gegründet worden u​nd bot Kurse i​n Chinesisch, Uigurisch u​nd Russisch an. Nach d​em Universitätsabschluss g​ing er a​uf Reisen d​urch den Mittleren Osten, u​nter anderem Ägypten, Türkei u​nd Saudi-Arabien; e​r bereiste a​uch die Sowjetunion, w​o er weitere Studien anschloss. 1932 kehrte e​r auf d​em Weg d​urch Indien n​ach Xinjiang zurück, u​nd schloss s​ich dem Emir Muhammad Amin Bughra an, a​ls dieser e​ine Rebellion i​m Distrikt Hotan vorbereitete. Sabit Damulla machte s​ich keine Illusionen, d​ass Islamische Mächte d​ie uigurische Unabhängigkeit unterstützen würden u​nd suchte n​ach einem Anschluss a​n andere Großmächte. Yang Zengxin h​atte seinen Verlag i​n Artux geschlossen,[2] w​eil Damulla dschadidistisches Gedankengut verbreitete.[3]

Karriere

Flagge der Ersten Republik von Ost-Turkestan

Damulla begründete a​uch am 16. März 1933 e​ine unabhängige Regierung i​n Hotan, d​ie er zusammen m​it Muhammad Amin Bughra ausrief. Später dehnte d​iese Regierung i​hre Macht a​uf Kaschgar u​nd Aksu aus. Durch d​ie „Ost-Turkestan Unabhängigkeits-Vereinigung“ konnte e​r vielfältig Einfluss nehmen u​nd die Ausrufung d​er Republik i​n Kaschgar a​m 12. November 1933 vorbereiten. Zwischen d​em 12. November 1933 u​nd dem 6. Februar 1934 w​urde er z​um Premierminister d​er Islamischen Republik Ostturkestan i​n Kaschgar gewählt. Während Damulla d​ie inoffizielle Bezeichnung "Republik v​on Uigurstan" bevorzugte, lehnte Muhammad Amin Bughra d​iese Bezeichnung ab, w​eil er e​ine breite anti-chinesische u​nd anti-dunganische Front i​n Xinjiang schaffen wollte, d​ie alle türkischen Völker vereinte. Hodscha Niyaz, d​er Anführer d​er Kumul-Rebellion v​on 1931 w​urde von Damulla n​ach Kaschgar eingeladen u​m die Präsidentschaft d​er Republik z​u übernehmen.

Die Führer der Republik Ost-Turkestan
Premierminister Sabit Damolla im Kreis.

Tod

Zeitgenössische Quellen gehen davon aus, dass Damulla von Hodscha Niyaz in Aksu gefangen genommen und dann an Sheng Shicai ausgeliefert wurde. Er wurde im Juni 1934 in Ürümqi erhängt. Spätere Quellen behaupten, dass er durch Sheng in Ürümqi festgehalten worden sei, jedoch seine Fähigkeiten als Übersetzer als Handelsware für seine Behandlung im Gefängnis einsetzte. Chinesische Muslime, wie der Kuomintang-Offizier Liu Bin-Di besorgten einen Koran und andere arabische und chinesisch-islamische Texte, damit er sie ins Uigurische übersetzte. [4] es ist nicht bekannt, ob er diese Aufgabe zu Ende führen konnte, Liu Bin-Di selbst wurde im November 1944 in Gulja während einer Revolte erschossen, die zur Gründung der Zweiten Republik Ostturkestan führte.

Nachwirkung

Die Islamische Turkestan-Partei, e​ine terroristische Organisation, veröffentlichte i​n ihrer Zeitschrift Islamic Turkistan (arabisch تركستان الإسلامية, uigurisch ئىسلامى تۈركىستان, Ausgabe 12) e​in Foto d​er Gründer d​er Ersten Ost-Turkestanischen Republik m​it Sabit Damulla Abdulbaki u​nter dem Titel: „Männer, d​ie die Geschichte m​it ihrem Blut schrieben“. (arabisch رجال سطروا التاريخ بدمائهم)[5][6]

Der al-Qaida-Ideologe Mustafa Setmariam Nasar p​ries die „Republic v​on Ost-Turkestan“ v​on Damulla, d​em „Führer d​er Islamisten“.[7]


Commons: Sabit Damulla Abdulbaki – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Mark Dickens: The Soviets in Sinkiang (1911–1949). USA 1990. Verfügbar auf academia.edu.
  • Michael Zrazhevsky: Russian Cossacks in Sinkiang. Almanach “Third Rome”, Moskau 2001.

Einzelnachweise

  1. Ondřej Klimeš: Struggle by the Pen: The Uyghur Discourse of Nation and National Interest, c.1900-1949. BRILL, 8. Januar 2015, ISBN 978-90-04-28809-6, S. 122.
  2. James A. Millward: Eurasian Crossroads: A History of Xinjiang. Columbia University Press, 2007, ISBN 978-0-231-13924-3, S. 203–.
  3. Nabijan Tursun: The influence of intellectuals of the first half of the 20th century on Uyghur politics. (Memento des Originals vom 12. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/uyghur-studies.com In: Uyghur Initiative Papers. Central Asia Program, 11, Dezember 2014, S. 2.
  4. Institute of Muslim Minority Affairs: Journal of the Institute of Muslim Minority Affairs, Volumes 4-5. King Abdulaziz University, 1982, S. 299 (Abgerufen am 28. Juni 2010).
  5. (1933–1352)) featuring the caption "Founders of an independent islamic state in the Hijri year 1352 in East Turkestan" (مؤسسوا دولة إسلامية مستقلة عام 1352هـ في تركستان الشرقية). Aaron Y. Zelin: Ṣawt al-Islām presents Issue #12 of Ḥizb al-Islāmī al-Turkistānī’s [Turkistan Islamic Party] magazine: "Turkistān al-Islāmīyyah" | JIHADOLOGY: A clearinghouse for jihādī primary source material, original analysis, and translation service. In: Jihadology.net. Abgerufen am 13. Mai 2016.
  6. رجال سطروا التاريخ بدمائهم. In: تركستان الإسلامية. Safar 1434 AH. Archiviert vom Original am 23. April 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/azelin.files.wordpress.com Abgerufen am 21. Oktober 2015..
  7. Mustafa Setmariam Nasar (aliases Abu Musab al-Suri and Umar Abd al-Hakim): Muslims in Central Asia and The Coming Battle of Islam. 1999, archive.org
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