Rothenkirchen (Steinberg)
Rothenkirchen ist seit 1994 ein Ortsteil der Gemeinde Steinberg. Im ehemaligen Bahnhof des Ortes befindet sich die Verwaltung der Gemeinde Steinberg/Vogtland.
Rothenkirchen Gemeinde Steinberg | ||
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Einwohner: | 1671 (1990) | |
Eingemeindung: | 1. März 1994 | |
Postleitzahl: | 08237 | |
Vorwahl: | 037462 | |
Lage von Rothenkirchen in Sachsen | ||
Geographische Lage
Der Großteil von Rothenkirchen liegt im oberen Tal des Rödelbachs, einem Zufluss der Zwickauer Mulde. Im Gegensatz zu den anderen Orten im Rödelbachtal gehört der Ort nicht zum Landkreis Zwickau, sondern bildet den östlichsten Punkt des Vogtlandkreises, welcher mit dem sächsischen Vogtland identisch ist. An der Ortsgrenze zu Stützengrün verläuft die Grenze zum westlichen Erzgebirge. Der für die Gemeinde namensgebende Steinberg (659 m ü.NN) befindet sich westlich von Rothenkirchen.
Der Ort liegt nach der Naturraumkarte von Sachsen in der Mesogeochore „Kuhberg-Steinberg-Rückenland“ und gehört zur Mikrogeochore „Rothenkirchener Hochfläche“.[1]
Geschichte
Rothenkirchen wurde 1441 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort gehörte ursprünglich zur Herrschaft Auerbach und später zum vogtländischen Amt Plauen. Das Rittergut zu Rothenkirchen wurde 1550 zum ersten Mal erwähnt. 1706 erhielt Rothenkirchen eine eigene Parochie. Die heutige Kirche wurde 1796 geweiht. Seit 1879 gehört auch die Kirchgemeinde in Wernesgrün zur Parochie.
Um 1800 entstanden die ersten Firmen der Spitzenbranche im Ort. Eine Klöppelschule wurde 1830 errichtet. Um 1850 begann die Bürsten- und Bürstenhölzerindustrie im Ort. Die weltbekannte Haarpflegefirma Franz Ströher, (später Wella/Londa), wurde 1880 in Rothenkirchen gegründet und hatte bis 1945 ihren Firmensitz im Ort. Mit Einweihung der Teilstrecke Saupersdorf – Wilzschhaus der Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld erhielt der Ort 1893 einen Eisenbahnanschluss. In der Folge kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung im Ort. 1913 wurde eine Omnibusverbindung von Plauen über Rothenkirchen nach Eibenstock eingerichtet.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war der Ort wie das gesamte Vogtland bis Juni 1945 zunächst amerikanisch besetzt. Unter der sowjetischen Besatzungsmacht wurde ab 1945 eine Bodenreform durchgeführt und das Rittergut abgerissen.
1971 erfolgte die offizielle Stilllegung der Teilstrecke Saupersdorf ob Bhf.– Rothenkirchen der Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld. 1975 wurde auch der Abschnitt Rothenkirchen – Schönheide Süd stillgelegt.
In der DDR-Zeit gab es das Kinderferienlager „Philipp Müller“, das im Wesentlichen aus Gebäuden im Barackenstil bestand und von einem Zaun umgeben war.
Nach der politischen Wende entstand ab 1990 das „Gewerbegebiet Rothenkirchen“ an der Wildenauer Straße. Ab 1993 entstand das Wohngebiet „Waldsiedlung“. Die Firma Wella übernahm ihren alten Stammsitz im Ort wieder. Dort werden seitdem unter dem Namen Londa Haarpflegeprodukte produziert. Im Jahr 2017 übernahm der Konzern COTY die Firma von Procter&Gamble, welche wenige Jahre zuvor Wella der Ströher-Familie abgekauft hatten.
Im Zuge der sächsischen Gemeindegebietsreform erfolgte 1994 der freiwillige Zusammenschluss der Gemeinden Rothenkirchen, Wernesgrün und Wildenau zur Gemeinde Steinberg. 1997 zog die Gemeindeverwaltung in das Rathaus neben den ehemaligen Bahnhof im Ortsteil.
Religionen
Die evangelisch-lutherische Kirchgemeinde war seit 1578 Filialkirche der Kirche in Auerbach/Vogtl. Seit 1706 ist die Kirche Pfarrkirche mit eigener Parochie. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Nachbarort Stützengrün eingepfarrt. Die heutige Kirche wurde 1796 geweiht. Seit 1879 gehört auch die Kirchgemeinde in Wernesgrün zur Parochie, während Stützengrün 1885 aus dem Verband ausschied. Die Gemeinde gehört heute zum Kirchbezirk Auerbach der Sächsischen Landeskirche.[2]
Im Ort befindet sich ebenfalls eine Landeskirchliche Gemeinschaft.[3]
Die Neuapostolische Kirche weihte 1997 ihr neues Gebäude im Ort ein.[4]
Bildung
Im Ort befindet sich die Grundschule der Gemeinde Steinberg.
Verkehr
Seit 1842 existiert die Staatsstraße von Rodewisch über Rothenkirchen nach Schneeberg (heutige B 169).
Von 1893 bis 1975 hatte der Ort mit einem Bahnhof Anschluss an die Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld. Seit 2010 gab es Bestrebungen des Fördervereins „Via Wilzschhaus“, den oberen Streckenabschnitt von Carlsfeld nach Rothenkirchen zu reaktivieren und mit einem Streckenneubau zur Brauerei Wernesgrün zu verlängern. Im Ortsbereich hätte dies den Wiederaufbau der Strecke von Stützengrün (Anschluss an die Museumsbahn) und einen Trassenneubau zur Brauerei in Wernesgrün bedeutet. Die Pläne wurden im Jahr 2013 aufgegeben, nachdem die meisten der berührten Kommunen und Landkreise eine Beteiligung ablehnten.[5] Neben dem ehemaligen Bahnhof von Rothenkirchen befindet sich heute das Rathaus der Gemeinde Steinberg. Der ehemalige Bahnhof ist Station der Tourismusstraße Dampfbahn-Route Sachsen.
Literatur
- Tobias August Friedrich Schmidt, Pfarrer zu Rothenkirchen und Stützengrün: Parochie Rothenkirchen, in: Das Voigtland als zwölfte Abtheilung der Kirchen-Galerie Sachsens, Verlag von Hermann Schmidt, Dresden 1844 (Link zum Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
- Richard Steche: Rothenkirchen. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 9. Heft: Amtshauptmannschaft Auerbach. C. C. Meinhold, Dresden 1888, S. 11.
- Reinhold Schmidt: Die Parochie Rothenkirchen, in: Neue Sächsische Kirchengalerie, Verlag von Arwed Strauch, Leipzig o. J. (1905) (Link zum Digitalisat in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
- Siegfried Sieber (Red.): Die Bergbaulandschaft von Schneeberg und Eibenstock (Werte der Deutschen Heimat, Band 11), S. 73–75, Akademieverlag Berlin 1967, Eintrag Rothenkirchen
Weblinks
- Rothenkirchen im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Rothenkirchen auf der Website der Gemeinde Steinberg
- Historische Fotos von Rothenkirchen in Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden / Deutsche Fotothek
Einzelnachweise
- Naturraumkartendienst des Landschaftsforschungszentrum e.V. Dresden (Hinweise)
- Webseite des Kirchenbezirks, Abruf am 28. Dezember 2018
- Website der Landeskirchlichen Gemeinschaft, Abruf am 28. Dezember 2018
- Webseite der Neuapostolischen Kirche, Abruf am 28. Dezember 2018
- Bericht in der Freien Presse am 14. Januar 2014 (Online-Fassung)