Robert Tampé
Robert Tampé (* 14. August 1961 in Seligenstadt[1]) ist ein deutscher Biochemiker. Er ist Professor an der Goethe-Universität Frankfurt und Direktor des Instituts für Biochemie.
Leben und Wirken
Robert Tampé studierte Chemie an der TU Darmstadt und wurde 1989 in Biochemie mit summa cum laude promoviert. Als Max Kade Fellow arbeitete er von 1990 bis 1991 bei Harden M. McConnell an der Stanford University und leitete anschließend bis 1998 eine unabhängige Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, wo er mit seinen Arbeiten zur Antigen-Prozessierung begann. 1996 habilitierte er sich an der TU München im Fach Biochemie. Bis 2001 war er als Professor und Direktor des Instituts für Physiologische Chemie am Klinikum der Philipps-Universität Marburg tätig und übernahm anschließend eine Professur an der Goethe-Universität in Frankfurt, wo er auch Direktor des Instituts für Biochemie ist.
Tampé ist Kurator des Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Nachwuchspreises und Mitglied mehrerer Forschungsbeiräte, internationaler Gremien und Forschungsverbünde und Mitglied der European Molecular Biology Organization (EMBO).[2][3] Von 2005 bis 2019 war er Kurator und Vorsitzender der Auswahlkommission des Einhard-Preises (Europäischer Literaturpreis für Biographie). Er war zudem Mitgründer und Direktionsmitglied des Exzellenzclusters Makromolekulare Komplexe, sowie Direktor mehrerer Forschungszentren, einschließlich der Sonderforschungsbereiche SFB 628 und SFB 807.
Tampé hat seit 2017 Gastprofessuren der University of Oxford (Department of Biochemistry) und des Merton College in Oxford inne. 2010 erhielt er eine Ehrengastprofessur der Kyoto University in Japan, 2009 eine Gastprofessur an der University of California, San Francisco (UCSF). Im Jahr 2019 lehnte er einen Ruf als Direktor des Institute of Structural and Molecular Biology (ISMB) und Head of Joint Research Departments am University College London und am Birkbeck, University of London ab.
Auszeichnungen
2017 erhielt er einen Advanced Grant des European Research Council ERC, im Jahr 2018 wurde er mit einem Reinhart-Koselleck-Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet.
Forschungsschwerpunkte
Tampés Forschungen konzentrieren sich auf die Struktur und den Mechanismus von Membranproteinen, makromolekularen Komplexe in der Antigen-Prozessierung/Präsentation, ER-Qualitätskontrolle und mRNA-Translation, chemische und synthetische Biologie, sowie Nanobiotechnologie. Tampés Forschungsgruppe ist auf dem Gebiet der zellulären Biochemie tätig und untersucht intrazelluläre Transportsysteme, die für den Aufbau und die Funktion des Immunsystems grundlegend sind.
Die wichtigsten wissenschaftlichen Durchbrüche umfassen:[4]
- Mechanistische Determinanten des Antigen-Translokationskomplexes TAP (2014, Nature Commun)
- Inhibitionsmechanismus der Antigen-Prozessierung durch ein pockenvirales Immunevasin (2014, PLOS Pathogens)
- Erste Strukturaufklärung eines Membrantransporters mit Hilfe der Einzelpartikel-Kryoelektronenmikroskopie (2015, Nature)
- Einzelzellbasierte Antigenkompartimentierung in primären Immunzellen (2015, Nature Commun)
- Struktur des menschlichen MHC I Peptid-Ladekomplexes (2017, Nature)
- Erste Röntgenstruktur eines MHC I Chaperon- und Editierkomplexes (2017, Science)
- Struktur des Post-Splitting-Komplexes 40S-ABCE1 im Ribosomen-Recycling (2017, NSMB)
- Konformationslandschaft eines ABC-Transporters unter Umsatzbedingungen (2019, Nature)
- Struktur des Ribosomen-Qualitätskontrollkomplexes (2020, EMBO J)
- Mechanismus der Antigen-Prozessierung durch MHC I-Chaperone (2020, eLife)
- Mechanismus eines ABC-Transporters durch Single-Turnover-Analysen (2020, eLife)
- Signaltransduktion durch Clusterbildung von G-Protein-gekoppelten Rezeptoren (2021, Science)[5]
Weblinks
- Literatur von und über Robert Tampé in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Curriculum Vitae auf der Website der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
- Publikationen von Robert Tampé bei Google Scholar
- Publikationen von Robert Tampé bei PubMed
Einzelnachweise
- Curriculum vitae bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Sonderforschungsbereich 902
- Biochemie: Robert Tampé für Immunforschung ausgezeichnet. In: Aktuelles aus der Goethe-Universität Frankfurt. 12. Juni 2019, abgerufen am 21. Juni 2021.
- Specialist in immune research distinguished. Abgerufen am 21. Juni 2021 (englisch).
- Curriculum Vitae: Major Achievements and Breakthroughs (2020-14). In: Goethe-Universität Frankfurt. Abgerufen am 11. Juli 2021 (englisch).
- Zellbiologie: Signalübertragung ohne Signal. In: Aktuelles aus der Goethe-Universität Frankfurt. 26. Februar 2021, abgerufen am 21. Juni 2021.