Richard Hohly
Richard Hohly (* 13. März 1902 in Löwenstein; † 11. April 1995 in Bietigheim-Bissingen) war ein deutscher Maler.
Leben
Richard Hohly wurde 1902 in Löwenstein geboren. Sein Vater war Gastwirt und Winzer. Er besuchte von 1915 bis 1922 ein Lehrerseminar in Kirchheim unter Teck und in Heilbronn und war danach zunächst arbeitslos. Später arbeitete er als Hilfsarbeiter und in einer Bank.
Ab 1924 studierte er an der Kunstakademie Stuttgart und machte seinen Abschluss für das höhere Lehramt 1929/1930. Dazwischen war er 1926 Meisterschüler der Kunstakademie Kassel. Im Jahre 1930 traf er den Maler Edvard Munch und schloss sich der Berliner Sezession an. Zu dieser Künstlergruppe gehörten zur damaligen Zeit unter anderen Max Pechstein, Lovis Corinth, Emil Nolde, Max Slevogt, Max Liebermann. Zuvor hatte er Annemarie Neumann aus Pyritz in Pommern geheiratet.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden seine Werke ab 1936 als Entartete Kunst eingestuft, sein Bild Dame mit Bedienung wurde aus dem Ulmer Museum entfernt und zerstört. Er wurde 1936 aus politischen Gründen von Leonberg nach Bietigheim versetzt und unterrichtete am dortigen Gymnasium.
Trotz der Tatsache, dass die Nationalsozialisten seine Werke als entartet ansahen, wurde er im November 1941 zum Militär eingezogen. Er wurde zunächst an der Ostfront – in Stalingrad und der Ukraine – als „Kriegsmaler Sonderführer“ im Range eines Leutnants eingesetzt. Die Aufgabe der Kriegsmaler war es, den Krieg zu verherrlichen, die Soldaten ideologisch zu motivieren und die Kampfmoral zu unterstützen. Die Bilder Hohlys wurden aber als negativ eingestuft und als „propagandistisch nicht verwertbar“. Da er in den russischen und ukrainischen Menschen nicht wie gefordert die „slawischen Untermenschen“ sah, stellte er diese viel zu menschlich und nach Ansicht der Nationalsozialisten zu „sympathisch“ dar. Seine etwa 50 Studien und Skizzen aus dieser Zeit, die vernichtet werden sollten, konnte er im März 1943 wieder in seinen Besitz bringen, so dass diese den Krieg überdauerten. Im März 1943 wurde er nach Frankreich zum Nachrichtendienst abkommandiert. Hier begegnete er Ernst Jünger, der in Paris stationiert war.[1]
Nach dem Krieg war er Mitglied in der Künstlergruppe Der Rote Reiter und setzte sich intensiv mit der Farbenlehre von Adolf Hölzel und Johann Wolfgang von Goethe sowie den Ideen von Rudolf Steiner auseinander. In den 1950er Jahren schuf er Werke für die Kunst am Bau und entwickelte eine eigene Technik der Glasintarsie. Bei dieser Glasmalerei ohne Zwischenstege klebte er farbige Gläser auf eine Trägerscheibe. Die einzelnen Stücke wurden dabei durch eine von ihm entwickelte Lichtfuge aus Kunstharz verbunden. Diese Technik ermöglichte ihm das Übereinandersetzen verschiedener Gläser, die leuchtende Zwischentöne erzeugen.
Seine erste Frau Annemarie starb 1976. Danach schuf er sich sein eigenes Museum, die Felsengalerie in Bietigheim-Bissingen. 1978 heiratete er ein zweites Mal und erhielt im selben Jahr für sein umfangreiches künstlerisches Lebenswerk die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.[1] Richard Hohly starb 1995 in Bietigheim-Bissingen und wurde in seiner Heimatstadt Löwenstein auf dem Waldfriedhof beigesetzt.
Werke (Auswahl)
Seine Werke sind durch expressionistische Farbigkeit und vor allem durch ihre religiösen, christlich-philosophischen sowie meditativen Motive gekennzeichnet.
Werke Hohlys befinden sich heute unter anderem im Stadt- und Manfred-Kyber-Museum Löwenstein, im Rathaus und in der Gaststätte Hohly in Löwenstein sowie im Archiv der Städtischen Museen in Heilbronn.
Richard Hohly wäre im Jahre 2002 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass wurde eine Ausstellung mit dem Titel „Themen in Variationen“ vom 27. September 2002 bis 17. November 2002 in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen durchgeführt. Dort wurde ein Querschnitt seines Schaffens mit rund 125 Werken gezeigt.[2]
Literatur
- Richard Hohly, Dorothea Rapp: Richard Hohly. Leben und Werk – Lebens-Bilder von Richard Hohly. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1980, ISBN 3-7725-0726-3
- Herbert Eichhorn, Richard Hohly, Lieselotte Hahn: Richard Hohly zum neunzigsten Geburtstag, 12. September bis 15. November 1992, Städtische Galerie, Bietigheim-Bissingen, Kultur- und Sportamt der Stadt, 1992, ISBN 3-927877-09-3
- Herbert Eichhorn, Richard Hohly, Isabell Schenk-Weininger: Richard Hohly Zum 100. Geburtstag, Themen in Variationen, Städtische Galerie 27. September bis 17. November 2002, Bietigheim-Bissingen 2002, ISBN 3-927877-53-0
Einzelnachweise
- Eberhard Birk: Der Kriegsmaler Richard Hohly – Russland zu sympathisch gesehen, propagandistisch nicht verwertbar. Veröffentlichung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes in Potsdam: Militärgeschichte Heft 3/2006, Seite 18ff (PDF-Datei, 3,4 MB)
- Museumsdatenbank bei kunst-und-kultur.de (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)
Weblinks
- Literatur von und über Richard Hohly im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Richard Hohly auf der Internet-Präsenz der Stadt Löwenstein
- Zum Leben und Werk des Künstlers Hohly auf der Internet-Präsenz des Gasthof „Hohly“, Löwenstein
- Internet-Galerie mit Bildern Richard Hohlys