Rheder (Brakel)
Rheder ist ein Ortsteil der ostwestfälischen Stadt Brakel im Kreis Höxter mit 280 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020).[1] Der Ort war über Jahrhunderte als Rittersitz mit der Adelsfamilie von Mengersen verbunden.
Rheder Stadt Brakel | |
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Höhe: | 144 m |
Fläche: | 8,86 km² |
Einwohner: | 280 (31. Dez. 2020)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 32 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1970 |
Postleitzahl: | 33034 |
Vorwahl: | 05272 |
Lage von Rheder in Brakel | |
Geographie
Rheder liegt im Tal der Nethe an der Bundesstraße 252. Rheder gehört zum Kreis Höxter, dem östlichsten Kreis in Nordrhein-Westfalen. Tiefster Punkt des Ortsteiles ist das Flussbett der Nethe nahe Brakel bei rund 140 Meter über NN.
Geschichte
Rheder gehörte seit der Gründung zur weltlichen Herrschaft des Bistums Paderborn, ursprünglich im Herzogtum Sachsen. Ab dem 14. Jahrhundert bildete sich das Territorium Fürstbistum Paderborn (Hochstift) im Heiligen Römischen Reich, darin ab dem 16. Jahrhundert zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörig. 1802/03 wurde das Hochstift vom Königreich Preußen besetzt. In napoleonischer Zeit war der Ort Teil des Kantons Gehrden im Königreich Westphalen. Ab 1815 gehörte Rheder endgültig zum Königreich Preußen, ab 1871 war es Teil des Deutschen Reiches. 1945–1949 war Rheder Teil der britischen Besatzungszone, ab 1946 Teil von Nordrhein-Westfalen bzw. ab 1949 auch der Bundesrepublik Deutschland.
Am 1. Januar 1970 wurde Rheder in die Stadt Brakel eingegliedert.[2]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Pfarrkirche St. Katharina
Erbaut wurde die kath. Pfarrkirche St. Katharina 1716 wahrscheinlich von Gottfried Laurenz Pictorius im Auftrag von Burkard von Mengersen, wobei Johann Conrad Schlaun die Vollendung des Bauwerks übertragen wurde[3]. Das Mittelbild des Hochaltars stammt von Johann Martin Pictorius (1718) und zeigt die Heilige Familie. Ferner findet sich ein Gemälde des Paderborner Malers Anton Joseph Stratmann: "Vision des hl. Johannes von Matha und des sel. Felix von Valois" (südlicher Triumphbogenpfeiler). Auf der rechten Seite im Innenraum befindet sich das Epitaph für Hermann von Mengersen aus dem Jahr 1585.
Die Orgel wurde 1692 erbaut. Der Orgelbauer ist unbekannt. Nach mehreren Umbauten und Erweiterungen wurde das Instrument 2003 weitgehend in den Ursprungszustand zurückversetzt. Das historische Pfeifenmaterial ist weitgehend erhalten, ebenso wie das Orgelgehäuse und die Windladen. Das Instrument hat 9 Manualregister (Principal 8′, Salicional 8′, Gambe 8′, Gedackt 8′, Octav 4′, Gedackt 4′, Octav 2′, Quinte 11/3′ und Mixtur III) und ein Pedalregister (Subbass 16′).[4]
Schloss Rheder
Das Schloss Rheder, Stammsitz der Familie Mengersen wurde im Jahr 1750 erbaut und befindet sich zwischen der Nethe im Westen und der Vorburg im Osten, in der sich die Brauerei befindet.
Antoinettenburg
Das zwischen Rheder und Erkeln auf dem Herzberg gelegene Vorwerk wurde nach Sophie-Antoinette geb. Freiin Spiegel zum Desenberg benannt. Im Volksmund wird dieses Gebäude Nettenburg genannt.
Trompetersprung
Der Trompetersprung, eine abschüssige Felswand oberhalb der Nethe in Richtung Brakel, wird im Volksmund mit einer Sage aus dem Dreißigjährigen Krieg verbunden. Ein von Adolf Freiherr Spiegel von und zu Peckelsheim gestifteter Gedenkstein mit Bronzeplatte wurde an dieser Stelle errichtet. Die Sage lautet:
In jener Zeit, da Raub und Haß und Schwert,
Dreimal zehn Jahre das Deutsche Vaterland verheert
Da lebt in Rheders stiller Hütte
Ein Mann in seiner Kindermitte,
Der Behler hieß, der redlich und mit Fleiß
Die seinen nährt, er war ein bied´rer Greis.
Einst riß ihn aus der Gattin Arm
Der Feinde wilde Reiterschwarm
Schon stand das Dorf in voller Glut
Vergossen war der Armen Blut.
Als Mann sprach Behler, fleht und bat,
Abwendend klug noch manche böse Tat.
Da ward ihm Feind der schwarzen Taten schwärzester Täter,
Ein Bösewicht, er dient dem Feinde als Trompeter.
Sein Harnisch deckt ein Tigerherz.
Raub ward ihm Lust und Morden Scherz.
Voll Wut griff er des Greises Hand
Und an des Rosses Schweif ihn band
Als wollt er ihn zur größ´ren Qual
Totschleifen über Berg und Tal.
Doch plötzlich wärmte Jünglingsblut
Des braven alten Landmanns Mut.
Er riß sich los mit starker Hand
Und hier an diesem Abgrundsrand,
Stieß er hinab mit kräft´gem Stoß
Den Wüterich und sein schnaubend Roß.
So ward der kühne Mut des Mannes höchster Schatz
Durch ihn geweiht, heißt noch "Trompetersprung" der Platz.
Oft, in stiller Mitternacht,
Wenn hier der Wand´rer einsam wacht,
Wenn horchend holden Nachtigallen
Er auch der Welle lauscht, die sich am Felsen bricht,
Dann hört er banges Sterbelallen
Es ist der Geist von jenem Bösewicht
Oft klingt es wie Trompetenklang
Und oft wie Uhu´s Grabgesang.
Das Gedicht stammt von Pfarrer Joh. Franziskus Springer († 1814).
Wirtschaft
In Rheder befindet sich die über 300-jährige Schloßbrauerei Rheder mit ca. 25 Mitarbeitern. Gegründet wurde sie im Jahr 1686. Jährlich werden in dieser Brauerei 30.000 Hektoliter gebraut. Dazu zählen Rheder-Pils, Rheder-Export, Husaren-Trunk, Annen-Dunkel, Bock und Doppelbock. Die Braugerste wird im angeschlossenen Gut angebaut. Zum Gut zählen 2,3 km² landwirtschaftliche Fläche und 4,7 km² Wald.
Weblinks
- Rheder (Brakel) im Kulturatlas Westfalen
Einzelnachweise
- Stadt Brakel – Ortschaften der Stadt Brakel. In: Stadt Brakel. Abgerufen am 21. September 2021.
- Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 108.
- Hans Josef Böker: Der Baumeister der Pfarrkirche von Rheder. In: Jahrbuch 1994 des Kreises Höxter, S. 155–160.
- Zur Orgel der Pfarrkirche