Renfe

Red Nacional de los Ferrocarriles Españoles (RENFE) (deutsch Nationales Netz der spanischen Eisenbahnen), seit 2005 Renfe Operadora,[1] ist ein staatliches spanisches Eisenbahnunternehmen, das im Personen- und Güterverkehr tätig ist.

Renfe
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Rechtsform öffentliches Unternehmen
Gründung 24. Januar 1941/ 1. Januar 2005 (Neuordnung)
Sitz Madrid, Spanien
Leitung Julio Gómez-Pomar Rodríguez
Branche Verkehr/Logistik
Website www.renfe.com

Geschichte

Vorgeschichte und Gründung

Nach dem Ende des Spanischen Bürgerkrieges standen die Privatbahnen in Spanien vor einer finanziellen Misere. Die Franco-Regierung konnte dem mit der Schaffung einer einheitlichen Staatsbahn zum 24. Januar 1941 Einhalt gebieten. Das gesamte Breitspurnetz (1672 mm) sowie diverse Privatbahnen, allen voran Compañía de los Caminos de Hierro del Norte de España (CCHNE) und Compañía de los Ferrocarriles de Madrid a Zaragoza y Alicante (MZA) sowie die bereits 1928 bzw. 1936 verstaatlichten Compañía Nacional de los Ferrocarriles del Oeste und Compañía de los Ferrocarriles Andaluces, wurden als Red Nacional de los Ferrocarriles Españoles (RENFE) vereint. Neben dem iberischen Breitspurnetz ging 1954 auch die Bahnstrecke Cercedilla–Cotos (Meterspur) an die RENFE.[2]

In den Folgejahren wurde das 1.668-mm-Breitspurnetz (bis 1955 noch 1.672 mm) umfangreich modernisiert. So konnten auch einige Neubauvorhaben wie die Sierra-de-la-Culebra-Linie 1959 oder die 1968 fertiggestellte Verbindung von Madrid nach Burgos verwirklicht werden. Als Resultat einer fortschreitenden Motorisierung kam es jedoch auch zur Stilllegung unzähliger Schmalspurbahnen. Um zu verhindern, dass ein Großteil des Bahnverkehrs durch Pleiten der Betreiber lahmgelegt würde, gründete man die Firma FEVE zunächst als staatliches Unternehmen mit dem Ziel, diese Betreiber treuhänderisch zu übernehmen. Unrentable Strecken wurden dabei stillgelegt, auch einige Breitspurstrecken. Zwischen 1969 und 1995 ging die Ausdehnung des Streckennetzes so von 13.691 km auf 12.280 km zurück.

Einstieg in den Hochgeschwindigkeitsverkehr

1985 lag der Anteil des Unternehmens am Modal Split bei sieben Prozent. In der Folge kam es zu Streckenschließungen, aber auch zu einer Debatte über die Zukunft der Bahn durch Schnellfahrstrecken.[3] Vom Beitritt Spaniens zur Europäischen Gemeinschaft 1986 profitierte auch die Renfe. 1992 wurde die erste Hochgeschwindigkeitsstrecke für den Hochgeschwindigkeitszug AVE (Alta Velocidad Española) zwischen Madrid und Sevilla gebaut. Vorausschauend wurde diese in der europäischen Normalspur ausgeführt.

Karte des spanischen Hochgeschwindigkeitsnetzes:
  • in Betrieb
  • im Bau
  • geplant
  • tlw. in Betrieb
  • In Spanien wurden zwischen 1992 und 2013 folgende Schnellfahrstrecken in europäischer Normalspur (1435 Millimeter) gebaut:

    Normalspurige
    Schnellfahrstrecke
    Streckenteil Länge Eröffnung
    Madrid–Sevilla 472 km 1992
    Abzweig nach Toledo 21 km 2005
    Abzweig nach Antequera 97 km 2006
    Madrid–Barcelona
    –Französische Grenze
    Madrid–Saragossa 307 km 2002
    Abzweig Saragossa–Huesca 79 km 2003
    Saragossa–Barcelona 316 km 2003–2008
    Barcelona–Französische Grenze 151 km 2010–2013
    Madrid–Valladolid 180 km 2007
    Abzweig nach Zamora[4] 99 km 2015
    Madrid–Levante Madrid–Valencia 391 km 2010
    Abzweig nach Albacete 80 km 2013

    Auch einige vorhandenen Breitspurstrecken wurden für den Hochgeschwindigkeitsverkehr ausgebaut, meist liegen diese in Verlängerung der Normalspur-Strecken, so dass umspurbare Züge eingesetzt werden, siehe Spurumstellung in Spanien. Auf der rein breitspurigen Verbindung BarcelonaValenciaAlicante (Corredor Mediterráneo genannt) wird der Hochgeschwindigkeitszug Euromed eingesetzt. An der erwähnten Abzweigung nach Toledo liegt bei Villaseca de la Sagra das Reparaturwerk der RENFE für Hochgeschwindigkeitszüge.

    Neuordnung und Liberalisierung ab 2005

    Karte des spanischen Eisenbahnstreckennetzes mit farbig kodierten Streckentypen im Jahr 2005

    Als vorbereitende Maßnahme zum Wettbewerb auf der Schiene wurde Renfe am 31. Dezember 2004 nach 63 Jahren offiziell aufgelöst. Dafür entstanden zwei neue Gesellschaften, die Renfe Operadora und die Administrador de Infraestructuras Ferroviarias (Adif). Renfe Operadora ist seither ein reines Personen- und Gütertransportunternehmen, wobei der Schienenpersonenfernverkehr und der Güterverkehr fortan eigenwirtschaftlich betrieben wird; der Bereich Schienenpersonennahverkehr (inkl. Regionalverkehr) wird weiterhin als Teil der allgemeinen Grundversorgung durch den Staat subventioniert. Das Eisenbahninfrastrukturnetz wird vom neugegründeten Eisenbahninfrastrukturunternehmen Adif betrieben. Gleichzeitig wurde der gesamte Güterverkehr ab 2005 der privaten Konkurrenz geöffnet, allerdings ist die tatsächliche Marktöffnung nur schleppend erfolgt mit einem Anteil privater Betreiber im Jahr 2011 bei nur ca. 12 % an der Transportleistung.[5]

    Zum Jahresanfang 2013 übernahm RENFE auch den gesamten Betrieb des Personen- und Güterverkehrs der FEVE auf dem Netz in Meterspur. Das Netz der FEVE wurde auf Adif übertragen.

    Im Juli 2013 kündigte die spanische Regierung eine Öffnung des Schienenpersonenfernverkehrs, mit der Öffnung des Netzes für private Betreiber bis Ende 2014; im Schienenpersonennahverkehr sollen vom Staat zudem Leistungen als Konzessionen ausgeschrieben werden, für die sich auch private Betreiber bewerben können. Ähnlich wie in Deutschland im Rahmen des Regionalisierungsgesetzes. Im Rahmen dieser Marktöffnung soll RENFE in 4 Teilbereiche gespalten werden: Personenverkehr, Güterverkehr, Wartung und eine Leasinggesellschaft, die überzähliges Material an Konkurrenten vermieten soll.[6]

    Zuggattungen und Rollmaterial

    Zuggattungen

    GattungBeschreibungMaterial
    Hochgeschwindigkeitsdienste-Langstrecke
    AVELangstreckenverbindungen mit normalspurigen Hochgeschwindigkeitszügen (≥ 300 km/h)Baureihe 100, Baureihe 102 u. 112, Baureihe 103
    AvloNiedrigpreis-Hochgeschwindigkeitszüge (≥ 300 km/h)Baureihe 112
    AV CityNiedrigpreis-Hochgeschwindigkeitszüge (≤ 250 km/h)Baureihen 104, 114 und 121
    AltariaLangstreckenverbindungen mit lokbespannten umspurbaren Talgo-Garnituren mit Geschwindigkeiten bis zu 200 km/hElektrolok: Baureihe 252
    Diesellok: Baureihe 334
    EuromedUmspurbarer Hochgeschwindigkeitsdienst (≤ 250 km/h) auf der Strecke Figueres–Barcelona–Valencia–AlicanteBaureihe 130
    AlviaUmspurbare Hochgeschwindigkeitstriebwagen und -triebzüge (≤ 250 km/h)Baureihe 120, Baureihe 130
    Langstreckenzüge
    InterCityReisezüge die die Lücke zwischen hochwertigem Regional- und Fernverkehr ausfüllen, teilweise auf Hochgeschwindigkeitsstrecken (≤ 250 km/h)Baureihen 120, 121, 449, 598, 599 sowie Lokbespannte Züge (Baureihe 252)
    TalgoReisezüge mit lokbespannten, teilweise umspurbaren Talgo-Garnituren, einzelne Züge verkehrten bis Ende 2013 auch nach FrankreichLokbespannte Züge
    Trenhotel
    (EuroNight)
    Nachtreisezüge mit lokbespannten, teilweise umspurbaren Talgo-Garnituren, internationaler Verkehr nach Lissabon, bis Ende 2013 auch als »Elipsos Trenhotel« nach ParisLokbespannte Züge
    Mittelstreckenzüge
    AvantNormalspurige Hochgeschwindigkeitszüge (≤ 250 km/h) mit Reisedauer unter 90 MinutenBaureihen 104, 114, 121 und 130
    RegionalBreitspurige Regionalverkehrszüge die in der Regel an allen Haltestellen halten und häufig kleinere Ortschaften mit der Provinzhauptstadt verbindenDieseltriebwagen: Baureihen 592, 596
    Elektrotriebwagen: Baureihen 440, 470
    Regional ExprésBreitspurige beschleunigte Regionalverkehrszüge, halten nicht an allen StationenDieseltriebwagen: Baureihen 592, 596
    Elektrotriebwagen: Baureihen 440, 448, 470
    MDBreitspurige reservierungspflichtige Komfortzüge für den beschleunigten RegionalverkehrDieseltriebwagen: Baureihe 598, 599
    Elektrotriebwagen: Baureihe 449
    TRDBreitspurige reservierungspflichtige dieselgetriebene Komfortzüge für den beschleunigten RegionalverkehrBaureihe 594
    Nahverkehrszüge
    CercaníasS-Bahnen mit Breit- und Meterspur, die in den Großräumen Asturien, Santander, Bilbao, San Sebastián, Madrid, Saragossa, Barcelona, Valencia, Murcia, Alicante, Málaga, Sevilla und Cádiz verkehrenBaureihen 440/R, 442, 446, 447, 450/451, 592, CIVIA (463-465)

    Ehemalige Zuggattungen (u. a.)

    GattungBeschreibungMaterial
    Hochgeschwindigkeitsdienste-Langstrecke
    AlarisHochgeschwindigkeitsdienst (≤ 200 km/h) auf den Breitspurstrecken Madrid–Valencia–Castellón sowie Barcelona–Valencia–Sevilla/Málaga, seit 2013 eingestelltBaureihe 490
    ArcoBreitspuriger Hochgeschwindigkeitsdienst (≤ 200 km/h), seit September 2014 eingestelltElektrolok: Baureihe 252
    Dieselloks: 333, 334, 319
    Langstreckenzüge
    DiurnoKlassische Tagesreisezüge, seit Juni 2012 eingestelltLokbespannte Züge
    Tren EstrellaKlassische Nachtreisezüge im Breitspurnetz, seit April 2015 eingestellt[7]Lokbespannte Züge
    Mittelstreckenzüge
    R-594, R-598Breitspurige reservierungspflichtige dieselgetriebene Komfortzüge für den beschleunigten Regionalverkehr, seit 2012 eingestelltBaureihen 594, 598

    Rollmaterial

    Elektrotriebwagen im Hochgeschwindigkeitsverkehr

    Umspurbarer Hochgeschwindigkeitszug der Baureihe 120.
    BaureiheAnzahlBetrieb seitMax. Geschw.
    (km/h)
    SpurweiteAnmerkungen
    100241992300Normalspurbasierend auf TGV Atlantique
    102162005330Normalspur
    103262007350NormalspurSiemens Velaro E, basierend auf dem ICE 3
    104202005250Normalspurbasierend auf Baureihe 490
    verkehrt als Avant
    112302008330Normalspurbasierend auf Baureihe 102
    114132008250Normalspurbasierend auf FS ETR 600
    verkehrt als Avant
    120282006250/220Normalsp./Breitsp.
    (spurwechselfähig)
    verkehrt als Alvia
    121292008250/220Normalsp./Breitsp.
    (spurwechselfähig)
    basierend auf Baureihe 120
    130452007250/220Normalsp./Breitsp.
    (spurwechselfähig)
    verkehrt als Alvia, Avant und Euromed
    490101999220Breitspurverkehrt als Alaris

    Elektrolokomotiven

    RENFE Baureihe 252. Sie ist abgeleitet von der DB 120.1 und gilt als unmittelbarer Vorgänger des Eurosprinters.
    RENFE Baureihe 269
    RENFE Baureihe 333.3
    BaureiheAnzahlBetrieb seitMax. Geschw.
    (km/h)
    SpurweiteAnmerkungen
    251281982140Breitspurim Güterzugdienst
    252751992220Normalsp.
    + Breitsp.
    Weiterentwicklung der DB 120.1
    für den Schnell- und Güterzugdienst
    2531002008140Breitspurim Güterzugdienst
    2691761973100-160Breitspurim Personen- und Güterzugdienst
    289.1009196980-130Breitspurim Güterzugdienst

    Diesellokomotiven

    BaureiheAnzahlBetrieb seitMax. Geschw.
    (km/h)
    SpurweiteAnmerkungen
    3118199190BreitspurRangierlokomotive
    SBB Am 841 in der Schweiz
    319811984140Normalsp.
    + Breitsp.
    im Personen- und Güterzugdienst
    333931974160Breitspurim Personen- und Güterzugdienst
    334282006200BreitspurWeiterentwicklung der BR 333
    für den Personenverkehr

    Elektrotriebwagen für Regional- und Nahverkehr

    RENFE Baureihe 442,
    der einzige RENFE-Zug mit Meterspur und 1,5kV= Stromsystem
    BaureiheAnzahlBetrieb seitMax. Geschw.
    (km/h)
    SpurweiteAnmerkungen
    440/R1321974140Breitspurim Regional- und Nahverkehr (440R)
    4425197660MeterspurDienst im Nahverkehr Madrid (Linie C9)
    4461661989100BreitspurDienst im Nahverkehr
    4471831993120BreitspurDienst im Nahverkehr
    448291987160BreitspurDienst im Regionalverkehr
    449572008160
    (200)
    Breitspur
    (Normalsp.)
    Dienst im Regionalverkehr
    (auf Normalspur umrüstbar)
    450/451361994140BreitspurDoppelstockwagen
    Dienst im Nahverkehr
    463-4652372004120-160BreitspurBesser bekannt als CIVIA
    Dienst im Nahverkehr
    470551974140BreitspurWeiterentwicklung der BR 440
    Dienst im Regionalverkehr

    Dieseltriebwagen für Regional- und Nahverkehr

    Baureihe 599 für den Diesel-Regionalverkehr.
    BaureiheAnzahlBetrieb seitMax. Geschw.
    (km/h)
    SpurweiteAnmerkungen
    592701981120-140BreitspurDienst im Regional- und Nahverkehr
    59423199716021 nur Breitsp.
    2 Spurwechsel
    Dienst im Regionalverkehr
    596131982120BreitspurWeiterentwicklung der BR 593
    Dienst im Regionalverkehr
    598212004160BreitspurNeigezug
    Dienst im Regionalverkehr
    599502008160BreitspurDienst im Regionalverkehr

    Stand: 14. September 2010

    Schwere Unfälle (Auszug)

    Siehe auch

    Commons: Renfe Operadora – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. dt. Renfe-Betreiber
    2. Ángel Rivera: Las tracciones eléctrica y térmica en RENFE (III R): Los "suizos" suben al Guadarrama (RENFE WM 101 a WM 103/ 431-501 a 431-503). In: Trenes y tiempos. 12. Juli 2017, abgerufen am 28. Dezember 2021.
    3. Richard Malins: Spain − a New Railway Mania?. In: Modern Railways. Bd. 66, Nr. 726, 2009, ISSN 0026-8356, S. 58–63.
    4. Testfahrt auf der LAV Olmedo – Zamora auf www.lok-report.de am 23. Oktober 2015
    5. Trenes de mercancías al ralentí. El Pais, 20. September 2013, abgerufen am 3. Januar 2014 (spanisch).
    6. Las claves para la liberalización de Renfe y el fin del monopolio. Negocios.com, 28. Oktober 2013, abgerufen am 3. Januar 2014 (spanisch).
    7. Renfe suprime sin publicidad el tren nocturno a Madrid (spanisch). Website von El Periódico de Catalunya, 8. April 2015. Abgerufen am 3. Mai 2015.
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