Avlo
Avlo, als Abkürzung für Alta Velocidad Low Cost, ist eine Marke des spanischen Eisenbahnverkehrsunternehmens Renfe für preisgünstigen Hochgeschwindigkeitsverkehr. Das der SNCF-Marke Ouigo entlehnte Konzept startete im Juni 2021, nachdem der ursprünglich vorgesehene Start im ersten Quartal 2019 wegen der Folgen der COVID-19-Pandemie aufgeschoben wurde. Bisher verkehren die Züge ausschließlich zwischen Madrid und Barcelona, ein Zugpaar fährt weiter bis nach Figueres.
Hintergrund
Mit dem Bestreben, die Fahrgastzahlen im spanischen Hochgeschwindigkeitseisenbahnverkehr zu erhöhen, plante das staatliche spanischen Eisenbahnverkehrsunternehmen Renfe ab Anfang 2018 eine Low-Cost-Marke einzuführen und orientierte sich dabei stark an der Marke Ouigo der französischen SNCF.
Die Umsetzung verzögerte sich aus verschiedenen Gründen. Mit der drohenden Konkurrenz anderer Eisenbahnunternehmen im Zuge der Liberalisierung des europäischen Schienenfernverkehrsmarktes ab 2020/21 gewannen die Pläne wieder an Fahrt.[1] Auch Diskussionen in der spanischen Politik, angetrieben vom Vorschlag der Bürgermeisterin Barcelonas, Ada Colau, Kurzflüge zwischen Madrid Barajas und Barcelona-ElPrat (auch „Luftbrücke“ genannt) zu verbieten, beförderten die Pläne.[2] Im Dezember 2019 gab Renfe bekannt, den Verkehr unter der Marke „Avlo“ zur Karwoche 2020 aufzunehmen. Zunächst sollten drei Züge pro Tag und Richtung auf der Schnellfahrstrecke Madrid–Barcelona zwischen den Bahnhöfen Madrid Atocha und Barcelona Sants mit einem Zwischenhalt in Zaragoza Delicias fahren.[3]
Renfe Operadora lancierte den Fahrkartenverkauf für das neue Angebot im Januar 2020 mit Angebotspreisen von 5 Euro pro Fahrt für Reisen zwischen Anfang April und Ende August 2020.[3] Aufgrund der Folgen der COVID-19-Pandemie und der damit verbundene Einbruch der Fahrgastzahlen im Eisenbahnverkehr, entschied Renfe im März 2020 jedoch, die Umsetzung des Konzeptes aufzuschieben, ohne zunächst ein neues Startdatum der Marke zu nennen.[4] Zu dem Zeitpunkt waren bereits gut 146.000 Fahrkarten verkauften worden.[5] Im Januar 2021 wurde ein Start im Juni 2021 angekündigt.[6]
Neben Ouigo, dessen Spanien-Betrieb im Mai 2021 gestartet ist, hat die Intermodalidad de Levante (ILSA), eine mit Minderheitsbeteiligung der Trenitalia gegründete Schwestergesellschaft der spanischen Fluggesellschaft Air Nostrum, die Genehmigung zur Aufnahme eines Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Spanien erhalten. Diese will mit neuen Zügen des Typs FS ETR 400 im zweiten Halbjahr 2022 starten.[7]
Konzept
Analog zu Low-Cost-Airlines im Flugverkehr oder den Low-Cost-Eisenbahnverkehren Ouigo (SNCF) und IZY (Thalys) hat der Betreiber Renfe die Marke Avlo mit minimalen Betriebskosten konzeptioniert. In den umgestalteten Zügen der Baureihe 112 gibt es lediglich eine Reiseklasse und keine Speisewagen, in Zukunft sollen auch umgebaute Züge der Baureihe 106 hinzukommen.[4][5][8]
Der Basis-Fahrpreis für die Strecke Madrid–Barcelona beträgt für Fahrgäste ab 14 Jahren 7 Euro, begleitete Fahrgäste unter 14 Jahren zahlen nur 5 Euro. Alle weiteren Zusatzoptionen, wie Sitzplatzauswahl, Stornierung, Mitnahme von mehr als einem Stück Handgepäck plus einem kleinen Koffer oder WLAN, kosten zusätzlich.[9][10] Fahrkarten können ausschließlich online gekauft werden. Der erste Zug verließ am 26. Juni 2021 um 5:35 Uhr den Bahnhof in Richtung der Madrid. Der erste Zug in Gegenrichtung verließ um 6:20 Uhr den Bahnhof Madrid Atocha[11]
Nach Medienberichten soll das für die Standard-Marke des spanischen Hochgeschwindigkeitsverkehrs AVE gültige Pünktlichkeitsversprechen nicht für die Avlo-Marke gelten.[1]
Fahrplan
Das Angebot sollte zunächst am 6. April 2020 mit drei Zügen pro Tag und Richtung zwischen den Bahnhöfen Madrid Atocha und Barcelona Sants starten, davon sollten fünf von sechs Zügen am Zwischenbahnhof Zaragoza Delicias halten. Die Fahrtzeit soll 2:30 Stunden (ohne Zwischenhalt in Zaragoza) bzw. 2:45 Stunden (mit Zwischenhalt in Zaragoza) – betragen und damit genauso schnell wie die üblichen AVE-Züge.[3]
Weblinks
- Internetauftritt der Marke „avlo“. In: avlorenfe.com. Renfe (spanisch).
Einzelnachweise
- Renfe anticipates competition from other operators with the “low cost” high speed train AVLO. In: The Corner. 29. Januar 2020, abgerufen am 30. Januar 2020 (englisch).
- ¿Tiene futuro el puente aéreo? El Avlo, Colau y ahora Ribera le cortan las alas. In: LaInformacion.com. 27. Januar 2020, abgerufen am 30. Januar 2020.
- AVLO: La web de Renfe se colapsa en el lanzamiento del AVE ‘low cost’ a cinco euros. In: El País. 27. Januar 2020, abgerufen am 30. Januar 2020 (spanisch).
- Renfe implantará un nuevo plan de transporte para ajustar su oferta a las condiciones dictadas por el Gobierno. In: saladeprensa.renfe.com. 15. März 2020, abgerufen am 22. September 2020 (spanisch).
- Renfe anula el AVE ‘low cost’ por las nuevas condiciones para viajar. In: La Vanguardia. 3. Juni 2020, abgerufen am 22. September 2020 (spanisch).
- Tamara Hardingham-Gill: Spain launches low-cost bullet train between Madrid and Barcelona. In: Cable News Network (CNN). 28. Januar 2021, abgerufen am 15. Februar 2021 (englisch).
- Kevin Smith: Ilsa delays start to second half of 2022. In: International Rail Journal. 4. Februar 2021, abgerufen am 11. Mai 2021 (englisch).
- RENFE to launch Avlo low-cost high speed rail for everyone. In: Railway Gazette International. 11. Dezember 2019, abgerufen am 30. Januar 2020 (englisch).
- Renfe Avlo. Fares and Services. In: renfe.com. Abgerufen am 16. September 2021 (englisch).
- AVLO: La letra pequeña de la oferta de billetes de AVE a 5 euros. In: El País. 30. Januar 2020, abgerufen am 30. Januar 2020 (spanisch).
- Neue Billigzugverbindung zwischen Barcelona und Madrid gestartet. Reiseuhu News, abgerufen am 26. Juni 2021.