Reitlingsgraben
Der Reitlingsgraben ist mit seinem Zufluss Cremlinger Bach ein über 5,5 km langer Zufluss der Wabe, der bei Cremlingen im Landkreis Wolfenbüttel entsteht und das Naturschutzgebiet Herzogsberge und das Landschaftsschutzgebiet Nieder- und Oberdahlumer Holz, Lagholz, Hötzumer Forst, Obersickter Holz und angrenzende Landschaftsteile in überwiegend westlicher Richtung durchfließt. Im namensgebenden Waldgebiet Reitling vereinigt er sich mit dem von Osten kommenden über 2 km langen Bockshorngraben. Der Reitlingsgraben wendet sich auf Braunschweiger Gebiet nach Norden und mündet beim Schöppenstedter Turm in die Wabe.
Reitlingsgraben Cremlinger Bach[1] | ||
Der Cremlinger Bach in den Herzogsbergen vor Eintritt in ein kleines Waldstück, Blick stromabwärts. | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 482886 | |
Lage | Deutschland, Niedersachsen, Landkreis Wolfenbüttel | |
Flusssystem | Weser | |
Abfluss über | Wabe (Schunter) → Schunter → Oker → Aller → Weser → Nordsee | |
Quelle | Cremlingen Ortslage 52° 14′ 47″ N, 10° 38′ 57″ O | |
Quellhöhe | 104 m ü. NHN[2] | |
Mündung | Nördlich Schöppenstedter Turm 52° 15′ 15″ N, 10° 35′ 29″ O | |
Mündungshöhe | 78 m[2] | |
Höhenunterschied | 26 m | |
Sohlgefälle | 4,7 ‰ | |
Länge | 5,5 km[2] | |
Einzugsgebiet | 8,95 km²[3] | |
Linke Nebenflüsse | Bockshorngraben | |
Großstädte | Braunschweig | |
Gemeinden | Cremlingen | |
Der Reitlingsgraben beim Eintritt in einen Nebenarm der Wabe bei der Rautheimer Mühle 2021 (von links, Blickrichtung Süden) |
Geographie
Im Waldgebiet Reitling der früher als Standortübungsplatz genutzten Herzogsberge fließen mehrere Bäche zum Reitlingsgraben zusammen. Der Cremlinger Bach entspringt südlich von Cremlingen, wo er auch als Lahegraben bezeichnet wird. Er verläuft durch den Ort und tritt an der als Quellpunkt angegebenen Stelle nahe der Freiwilligen Feuerwehr an die Oberfläche. Er strebt nach Nordwesten und ist Vorfluter der Kläranlage Cremlingen. In unmittelbarer Nähe befindet sich eine Solequelle, die in den Graben abfließt. Wenige hundert Meter weiter erhebt sich nördlich der Damm der Autobahn A39 mit der Raststätte „Herzogsberge“. Der Graben umfließt den gleichnamigen Berg nördlich und wendet sich beim Heidberg und der dort gelegenen Gaststätte in geradlinigen Abschnitten nach Süden. Dort durchquert er offenes Wiesengelände, nimmt vom Herzogsberg zwei weitere Bäche auf und durchfließt ein kleines Waldstück. Im weiteren Verlauf durch eine Lichtung ist sein Ufer mit Erlen und anderen Hölzern gesäumt. Er wird von der ehemaligen Panzerstraße überquert und tritt in das ausgedehnte Waldgebiet der Herzogsberge ein, wo er sich in kleine Teilströme aufteilt und wieder vereint. Reitlingsgraben und Cremlinger Bach werden als ein Gewässer betrachtet.[1]
Wenige hundert Meter weiter fließt von links der Bockshorngraben hinzu ( ). Dieser entspringt etwa zwei Kilometer weiter östlich im Obersickter Holz, das mit dem Reitling und dem namensgebenden Waldstück Bockshorn sowie dem Großen Holz zusammenhängt und auf halbem Wege zwischen Cremlingen und Sickte liegt. Der Bockshorngraben verläuft teilweise mäandrierend und wird im Wald zu einem kleinen Teich aufgestaut.
Der Reitlingsgraben verlässt das Waldgebiet nach einem Abzweig zu einem Abscheidebauwerk. Bis zum Bau der Autobahn war er überwiegend kanalartig strukturiert, als Ausgleichsmaßnahme ist er zwischen der ehemaligen Panzerwaschanlage und der Landesstraße L625 renaturiert worden: Kleine mäandrierende Abschnitte und eine abwechslungsreiche Ufervegetation sorgen für eine naturnahe Umgebung. Westlich der Landesstraße tritt er in das breite Tal der Wabe ein, das seit 2016 umfangreichen Renaturierungsmaßnahmen unterzogen wird. Im Zuge der Maßnahmen wurde eine neue Wegebrücke gebaut, ab der er früher nach Norden abknickte und Richtung Schöppenstedter Turm floss. Nun unterquert er den Weg Richtung Westen und erreicht nach etwa 100 Metern einen mäandernden Abzweig der Wabe. Dieser wird vor dem Damm der Autobahn in das frühere Bett der Wabe geleitet, Der ursprüngliche Reitlingsgraben setzt sich als kleiner Feldgraben weiter nach Norden fort und passiert jenseits der Autobahn das Gelände des Schöppenstedter Turms. Nach Überquerung durch die Bundesstraße 1 strebt er nach einem rechtsseitigen Zufluss aus Klein Schöppenstedt auf Höhe der Buchhorst der Wabe zu.
Geschichte
Erdölförderung
Am Ufer des Reitlingsgrabens bei der Panzerstraße befindet sich ein Gedenkstein für Johann Moritz Friedrich Koch (1769–1856), der in der Nähe um 1800 „auf dem Reitlingsanger Erdöl gewann“. Laut einer Informationstafel bei der Solequelle war das Vorhandensein von Erdöl bereits seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Bei einer erneuten Bohrung im Jahr 1903 stieß man jedoch nicht auf Erdöl, sondern auf salzhaltiges Wasser.
Solequelle
Die Salzquelle befindet sich nahe der Kläranlage und ist als kleiner Teich erkennbar. Diese versuchte man zuletzt in den 1950er Jahren zu nutzen, bis der Bund das Gelände erwarb und dem Standortübungsplatz angliederte. Nach einer Verfüllung wurde sie in den 1970er Jahren wieder freigelegt.
Landschaftsschutzgebiet
Durch die Nutzung als Standortübungsplatz von 1934 bis 2003 – ausschließlich der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg – ist das gesamte Umfeld des Reitlingsgrabens in den Herzogsbergen insbesondere im Waldgebiet weitgehend naturbelassen geblieben. Die Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet erfolgte bereits 1938. Aktuell weisen mehrere Informationstafeln auf die Besonderheiten von Flora und Fauna hin.
Weblinks
- Veröffentlichungen des Landes Niedersachsen zur Gewässerqualität der Oker und ihrer Nebenflüsse auf www.wasserblick.net
- Auflistung der Wasserkörper im Okereinzugsgebiet mit Daten Veröffentlichung des NLWKN auf www.wasserblick.net
- Gewässergütebericht Oker 2002 Internetplattform des NLWKN
- NLWKN-Wasserkörperdatenblatt mit Handlungsempfehlungen
Einzelnachweise
- NLWKN: Gewässergütebericht Oker 2002, Braunschweig Oktober 2002, S. 84 ff., Abschnitt Destedter Bach/Ohe
- LGLN: Topographische Karte 1:50.000, Stand 2000, CD-ROM Top50-Viewer
- NLWKN: Flächenverzeichnis zur Hydrographischen Karte Niedersachsen, Stand 2010, S. 72. FV_Weser.pdf, abgerufen bei umwelt.niedersachsen.de am 19. August 2013.