Reddingit

Reddingit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Mn2+3(PO4)2·3H2O[1] und ist damit ein wasserhaltiges Mangan-Phosphat.

Reddingit
Reddingit (grünlichbraun) und Hureaulith (rosa) aus Galiléia, Doce valley, Minas Gerais, Brasilien (Gesamtgröße: 5,9 cm × 4,9 cm × 3,9 cm)
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel
  • Mn2+3(PO4)2·3H2O[1]
  • (Mn,Fe2+)3[PO4]2·3H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
8.CC.05 (8. Auflage: VII/C.08)
40.03.02.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m[3]
Raumgruppe (Nr.) Pbna[2] (Nr. 60)
Gitterparameter a = 9,49 Å; b = 10,08 Å; c = 8,70 Å[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Häufige Kristallflächen {111}, {212}, {221}, {010}, {223}, {122}[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 3,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,10 bis 3,24; berechnet: 3,26[4]
Spaltbarkeit undeutlich nach {010}[4]
Bruch; Tenazität uneben; spröde
Farbe hellrosa bis bräunlichgelb, farblos
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Harzglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,643 bis 1,658
nβ = 1,648 bis 1,664
nγ = 1,674 bis 1,685[5]
Doppelbrechung δ = 0,031[5]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = gemessen: 41 bis 65°; berechnet: 48 bis 58°[5]
Pleochroismus sichtbar: X = farblos; Y = bräunlichrosa; Z = hellgelb[5]

Reddingit ist das Mangan-Analogon zu Phosphoferrit (Fe2+3(PO4)2·3H2O[1]) und bildet mit diesem eine lückenlose Mischkristallreihe. Die Formel für Reddingit wird daher in verschiedenen Quellen auch mit (Mn,Fe2+)3[PO4]2·3H2O[2] angegeben. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente können sich dabei in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.

Das Mineral entwickelt meist tafelige oder pseudo-oktaedrische Kristalle, kommt aber auch in Form körniger bis massiger Mineral-Aggregate vor. Die durchsichtigen bis durchscheinenden Kristalle sind von hellrosa bis bräunlichgelber Farbe und zeigen auf den Oberflächen einen glas- bis harzähnlichen Glanz. Selten werden auch farblose[6] bzw. durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung weiß erscheinende Reddingite gefunden. Auch die Strichfarbe des Minerals ist weiß.

Mit einer Mohshärte von 3 bis 3,5 gehört Reddingit zu den mittelharten Mineralen, dass sich ähnlich wie die Referenzminerale Calcit (Mohshärte 3) und Fluorit (4) mit einer Kupfermünze bzw. leicht mit einem Taschenmesser ritzen lässt.


Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Reddingit im Steinbruch Branchville nahe der Stadt Redding im Fairfield County des US-Bundesstaates Connecticut. Beschrieben wurde das Mineral erstmals 1878 zusammen mit Eosphorit durch George Jarvis Brush und Edward Salisbury Dana, die es nach seiner Typlokalität (Redding) benannten.

Das Typmaterial wird an der Yale University in New Haven (Connecticut) aufbewahrt (Katalog-Nr. 3.5850, 3.5851).[4]

Klassifikation

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Reddingit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Garyansellit, Kryzhanovskit und Phosphoferrit die „Phosphoferrit-Reihe“ mit der System-Nr. VII/C.08 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Reddingit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. ohne zusätzliche Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis vom Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex zum enthaltenen Kristallwasser, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; RO4 : H2O = 1 : 1,5“ zu finden ist, wo es zusammen mit Garyansellit, Kryzhanovskit, Landesit und Phosphoferrit die „Phosphoferritgruppe“ mit der System-Nr. 8.CC.05 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Reddingit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc.“ ein. Hier ist er ebenfalls in der „Phosphoferritgruppe“ mit der System-Nr. 40.03.02 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit (A2+)3(XO4)2 × x(H2O)“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Reddingit bildet sich als hydrothermales Umwandlungsprodukt aus Lithiophilit[7] und findet sich meist in granitischen Pegmatiten. Als Begleitminerale können neben Lithiophilit unter anderem noch Dickinsonit, Eosphorit, Fairfieldit, Hureaulith, Rhodochrosit, Triplit und Triploidit auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Reddingit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) rund 30 Fundorte bekannt sind.[8] Neben seiner Typlokalität Branchville/Redding trat das Mineral in den Vereinigten Staaten (USA) noch im Steinbruch Strickland bei Collins Hill im Middlesex County in Connecticut sowie an verschiedenen Orten in den Bundesstaaten Maine, New Hampshire und South Dakota zutage.

In Deutschland fand man Reddingit bisher nur bei Plößberg, bei Hopfau (Gemeinde Kemnath) und bei Hagendorf (Markt Waidhaus) im Oberpfälzer Wald in Bayern.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind unter anderem die Ranquel Pegmatite im argentinischen Departamento Coronel Pringles, mehrere Orte im Docetal (Doce valley) des brasilianischen Bundesstaates Minas Gerais, die Viitaniemi Pegmatite in der Umgebung der ehemaligen Gemeinde Eräjärvi (heute Orivesi) in Finnland, die phosphatreichen Granitpegmatite bei Yukiiri nahe der Stadt Kasumigaura auf der japanischen Insel Honshū sowie Bendada (Guarda), Meixedo (Viana do Castelo) und Regada nahe der Stadt Mangualde (Viseu) in Portugal.[9]

Kristallstruktur

Reddingit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbna (Raumgruppen-Nr. 60, Stellung 5)Vorlage:Raumgruppe/60.5 mit den Gitterparametern a = 9,49 Å; b = 10,08 Å und c = 8,70 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Siehe auch

Literatur

  • G. J. Brush, E. S. Dana: On a new and remarkable mineral locality in Fairfield County, Connecticut; with a description of several new species occurring there. First Paper. In: American Journal of Science and Arts. Band 116, 1878, S. 33–46; 114–123 (rruff.info PDF; 1,21 MB).
  • G. J. Brush, E. S. Dana, H. L. Wells: On the mineral locality at Branchville, Connecticut: Fifth paper. In: American Journal of Science. Band 134, 1890, S. 201–216 (rruff.info PDF; 2,61 MB).
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 640.
Commons: Reddingite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. IMA/CNMNC List of Mineral Names; July 2014 (PDF; 1,5 MB).
  2. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 477.
  3. Webmineral – Reddingite.
  4. Reddingite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (handbookofmineralogy.org PDF; 66,2 kB).
  5. Mindat – Reddingite.
  6. Mindat – Bildbeispiel eines farblosen, pseudo-oktaedrischen Reddingit-Kristalls.
  7. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 640 (Erstausgabe: 1891).
  8. Mindat – Anzahl der Fundorte für Reddingit.
  9. Fundortliste für Reddingit beim Mineralienatlas und bei Mindat.
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