Práče
Práče (deutsch Pratsch) ist eine Gemeinde im Okres Znojmo (Bezirk Znaim) in Tschechien. Der Ort wurde als ein Breitangerdorf angelegt.
Práče | |||||
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Basisdaten | |||||
Staat: | Tschechien | ||||
Region: | Jihomoravský kraj | ||||
Bezirk: | Znojmo | ||||
Fläche: | 741 ha | ||||
Geographische Lage: | 48° 53′ N, 16° 12′ O | ||||
Höhe: | 205 m n.m. | ||||
Einwohner: | 806 (1. Jan. 2021)[1] | ||||
Postleitzahl: | 671 61 | ||||
Struktur | |||||
Status: | Gemeinde | ||||
Ortsteile: | 1 | ||||
Verwaltung | |||||
Bürgermeister: | Jaroslav Zimek (Stand: 2009) | ||||
Adresse: | Práče 112 671 61 Prosiměřice | ||||
Gemeindenummer: | 594679 | ||||
Website: | www.obec-prace.cz |
Geographie
Práče befindet sich in der Thaya-Schwarza-Senke am Unterlauf des Baches Únanovka, kurz vor dessen Mündung in die Jevišovka.
Die Nachbarortschaften sind im Süden Lechovice (Lechwitz), im Westen Bantice (Panditz) und im Norden Prosiměřice (Proßmeritz) und Stošíkovice na Louce (Teßwitz an der Wiese).
Geschichte
Die Anlage von Pratsch sowie die bairisch-österreichisch Ui-Mundart mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern weisen auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie bis zum Jahre 1150 über Niederösterreich erfolgte. Sie brachten neue landwirtschaftliche Geräte mit und führten die ertragreiche Dreifelderwirtschaft ein.[2][3][4]
Die erste urkundliche Erwähnung von Pratsch steht in der Gründungsurkunde des Klosters Bruck vom 25. Januar 1190. Ab dem Jahre 1310 gab es Ritter, die den Zusatz „de Pracz“ führten. Ein Znaimer Bürger kaufte den Ort im Jahre 1344. Um 1374 ersteht das Augustinerkloster in Brünn die Gemeinde. Später kommt Pratsch wieder zum Kloster Bruck zurück. 1531 wird Pratsch samt dem Nachbarort Teßwitz abermals verkauft und kommt so an die Herrschaft Grusbach und wird dort mit den Gütern Frischau und Bonitz verbunden.[5]
Nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen in der Schlacht am Weißen Berg während des Dreißigjährigen Krieges wird der Besitzer von Pratsch, Wilhelm von Lupa, im Jahre 1620 von Kaiser Ferdinand II. enteignet, da dieser ein aufständischer Adliger war. Im Jahre 1645 wird der Ort von schwedischen Truppen unter Lennart Torstensson heimgesucht. Um ihre Habseligkeiten und sich selbst zu schützen, wurden in dieser Zeit Erdställe im Dorf angelegt. Im Jahre 1699 wird die Gemeinde von Margaretha von Liechtenstein erworben. Um 1790 wird eine Schule im Ort beurkundet.
1831 wüteten die Cholera und die Ruhr im Ort. Nach der Niederlage der österreichischen Armee bei der Schlacht bei Königgrätz im Deutsch-Österreichischen Krieg fliehen die Dorfbewohner vor den sich nähernden preußischen Truppen. Doch die preußischen Soldaten plündern nicht und bezahlen alles. Von diesen wurde aber die Cholera in den Ort eingeschleppt, die 100 Pratscher das Leben kostete. Im Jahre 1898 wird ein neues Schulgebäude errichtet. Im Jahre 1900 wird eine Freiwillige Feuerwehr im Ort gegründet. Die Einwohner von Pratsch lebten von der Vieh- und Landwirtschaft, wobei der seit Jahrhunderten gepflegte Weinbau Südmährens keine große Rolle spielte. So reichten die produzierten Weinmengen nie über den Eigenbedarf des Dorfes hinaus.[6] Ebenso war die Jagd im Gemeindegebiet mit über 200 Hasen, 1.000 Rebhühnern, 100 Fasanen und 100 Wachteln sehr einträglich. Neben der Landwirtschaft gab es auch noch das übliche Kleingewerbe in Pratsch. Matriken werden seit 1652 geführt. Alle Geburts-, Trauungs- und Sterbematriken bis zum Jahre 1916 befinden sich im Landesarchiv Brünn.[7]
Einer der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg, 1914 bis 1918, war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Österreichisch-Schlesiens für sich beanspruchte, die seit Ende 1918 als Deutschösterreich galten. Der neue Staat erhob ungeachtet des von Woodrow Wilson verkündeten Selbstbestimmungsrechts der Völker Anspruch auch auf die deutsch besiedelten Teile der Länder der böhmischen Krone und schuf vollendete Tatsachen, indem im November/Dezember 1918 Truppen der Tschechoslowakischen Republik Südmähren besetzten. Der Vertrag von St. Germain[8] sprach diese strittigen Territorien gegen den Willen der dortigen deutschen Bevölkerung der Tschechoslowakei zu. Damit fiel auch die südmährische Ortschaft Pratsch, deren Bewohner 1910 zu 99,5 % Deutschsüdmährer waren, an den neuen Staat. Maßnahmen folgen wie die Bodenreform und die Sprachenverordnung, wodurch es durch Siedler und neu besetzte Beamtenposten zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität kam.[9] Als jedoch die von den Deutschsprachigen geforderte Autonomie nicht verhandelt wurde, verschärften sich die Spannungen zwischen der deutschen und tschechischen Bevölkerung. Da bewaffnete Konflikte drohten, veranlassten die Westmächte die tschechische Regierung zur Abtretung der Randgebiete, die im Münchner Abkommen geregelt wurde, an Deutschland. Somit wurde Pratsch mit 1. Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau. 1936 wurde ein ungefähr 4000 Jahre altes Hockergrab entdeckt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 34 Opfer unter den Pratschern forderte, kam die Gemeinde am 8. Mai 1945 wieder zur Tschechoslowakei zurück. Um den einsetzenden Exzessen durch militante Tschechen zu entgehen, flüchteten einige Familien über die nahe Grenze nach Österreich. Alles private und öffentliche Vermögen der deutschen Ortsbewohner wurde durch das Beneš-Dekret 108 konfisziert und die katholische Kirche in der kommunistischen Ära enteignet.
Wappen und Siegel
Das älteste bekannte Siegel der Gemeinde zeigt in einer Umschrift ein schräg geteiltes Renaissanceschild. In der oberen Hälfte wird ein Pflugeisen und in der unteren Hälfte eine Weintraube abgebildet.
Im 19. Jahrhundert wurde das Siegel leicht abgeändert. Es zeigt nun statt des Pflugeisens ein Spatenblatt. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Siegel zweisprachig.[10]
Bevölkerungsentwicklung
Volkszählung | Einwohner gesamt | Volkszugehörigkeit der Einwohner | ||
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Jahr | Deutsche | Tschechen | Andere | |
1880 | 400 | 375 | 25 | 0 |
1890 | 432 | 432 | 0 | 0 |
1900 | 464 | 463 | 0 | 1 |
1910 | 445 | 443 | 2 | 0 |
1921 | 475 | 449 | 16 | 10 |
1930 | 527 | 509 | 16 | 0 |
Sehenswürdigkeiten
Brauchtum
Reiches Brauchtum bestimmte den Jahresablauf der 1945/46 vertriebenen, deutschen Ortsbewohner. Jedes Jahr gab es eine Wallfahrt nach Maria Dreieichen.
Söhne und Töchter des Ortes
- Karl Seethaler (1898–1963) Landschaftsmaler und Bildhauer
Literatur
- Gustav Gregor: Dorfbuch der Gemeinde Pratsch. 1958
- Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. 1969, München, Verlag Heimatwerk
- Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
- Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren, Pratsch, S. 31, C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0
- Klemens Weiß: Pratsch. 1992
- Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden , Pratsch, S. 193, Josef Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X
- Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 282 f. (Pratsch).
Weblinks
Einzelnachweise
- Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
- Joachim Rogall: Deutsche und Tschechen: Geschichte, Kultur, Politik Verlag C.H.Beck, 2003. ISBN 3 406 45954 4. Geleitwort von Václav Havel. Kapitel: Die Přemysliden und die deutsche Kolonisierung S33 f.
- Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
- Hans Zuckriegl: Wörterbuch der südmährischen Mundarten. Ihre Verwendung in Sprache, Lied und Schrift. 25,000 Dialektwörter, 620 S. Eigenverlag. 1999.
- Gustav Gregor: Dorfbuch der Gemeinde Pratsch. 1958, S. 84
- Hans Zuckriegl: Ich träum' von einem Weinstock, Kapitel 7, S. 260
- Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 13. März 2011.
- Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
- Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
- Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae, Bd. I, S. 332
- Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
- Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, 1941, Generalvikariat Nikolsburg, Pratsch S. 63
- Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren, 1990, Pratsch S. 31