Powellit
Powellit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (einschließlich Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Ca[MoO4][1], ist also chemisch gesehen Calciummolybdat. Powellit kann somit formal als ein Calcium-Salz der Molybdänsäure aufgefasst werden. Da er eine Mischreihe mit dem verwandten Calciumwolframat Scheelit bildet, sind in natürlichem Powellit WO3-Gehalte bis über 10 % möglich.[5]
Powellit | |
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(Größe: 6,7 × 4,3 × 4,2 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | Ca[MoO4][1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfate (und Verwandte, siehe Klassifikation) |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
7.GA.05 (8. Auflage: VI/G.01) 48.01.02.02 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | tetragonal |
Kristallklasse; Symbol | tetragonal-dipyramidal; 4/m[2] |
Raumgruppe (Nr.) | I41/a[1] (Nr. 88) |
Gitterparameter | a = 5,22 Å; c = 11,43 Å[1] |
Formeleinheiten | Z = 4[1] |
Häufige Kristallflächen | {111}, {011}, {112}[3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 3,5 bis 4 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 4,26; berechnet: 4,255[3] |
Spaltbarkeit | undeutlich nach {112}, {011} und {001}[3] |
Bruch; Tenazität | uneben |
Farbe | farblos, weiß, grau, hellgelb, grünlichgelb, bräunlichgelb, braun, blau bis fast schwarz |
Strichfarbe | grauweiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Harzglanz bis schwacher Diamantglanz, Perlglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 1,974 nε = 1,984[4] |
Doppelbrechung | δ = 0,010[4] |
Optischer Charakter | einachsig positiv |
Pleochroismus | sichtbar bei kräftig gefärbten Varietäten: O = blau; E = grün[3] |
Weitere Eigenschaften | |
Besondere Merkmale | cremeweiße oder gelbe bis goldgelbe Fluoreszenz unter kurzwelligem UV-Licht |
Powellit entwickelt meist dünntafelige bis dipyramidale Kristalle mit Harzglanz bis schwachem Diamantglanz auf den Oberflächen, findet sich aber auch in Form derber Massen, Krusten und Anflüge. Ebenfalls bekannt sind Pseudomorphosen nach Molybdänit.[5] In reiner Form ist Powellit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine graue, hellgelbe, grünlichgelbe, bräunlichgelbe oder blaue bis fast schwarze Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Powellit im Kupferbergwerk „Peacock“ nahe Cuprum (Adams County) im US-Bundesstaat Idaho und beschrieben 1891 durch William Harlow Melville, der das Mineral nach dem US-amerikanischen Forscher John Wesley Powell benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Powellit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung der „Molybdate und Wolframate“, wo er als Namensgeber die „Scheelit-Gruppe“ mit der System-Nr. VI/G.01 und den weiteren Mitgliedern Paraniit-(Y), Scheelit, Stolzit und Wulfenit bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Powellit in die erweiterte Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“, dort allerdings ebenfalls in die Abteilung der „Molybdate und Wolframate“ ein. Diese ist jedoch jetzt weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und/oder Kristallwasser, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Ohne zusätzliche Anionen oder H2O“ zu finden ist, wo es zusammen mit Fergusonit-(Ce), Fergusonit-(Nd), Fergusonit-(Y), Formanit-(Y), Scheelit, Stolzit und Wulfenit unbenannte Gruppe 7.GA.05 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Powellit dagegen in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Molybdate und Wolframate“ ein. Hier ist er nur noch zusammen mit Scheelit in der „Scheelit-Reihe“ mit der System-Nr. 48.01.02 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien Molybdate und Wolframate mit A XO4“ zu finden.
Kristallstruktur
Powellit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I41/a (Raumgruppen-Nr. 88) mit den Gitterparametern a = 5,22 Å und c = 11,43 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Eigenschaften
Unter kurzwelligem UV-Licht zeigen manche Powellite eine cremeweiße oder gelbe bis goldgelbe Fluoreszenz.
Bildung und Fundorte
Powellit bildet sich entweder in kontaktmetasomatischen Lagerstätten oder sekundär als Umwandlungsprodukt von Molybdänit in der Oxidationszone molybdänhaltiger Hydrothermal-Lagerstätten. Neben Molybdänit treten als Begleitminerale unter anderem noch Apophyllit, Ferrimolybdit, Laumontit und Stilbit auf.
Als eher seltene Mineralbildung kann Powellit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher rund 460 Fundorte.[4] Neben seiner Typlokalität „Peacock“ trat Powellit noch an vielen weiteren Stellen in den USA von Alaska bis Wyoming auf.
In Deutschland fand sich das Mineral bisher unter anderem an einigen Stellen im Schwarzwald in Baden-Württemberg, auf der Hartkoppe nahe Sailauf und bei Stützersdorf/Tittling in Bayern, auf der Bangertshöhe bei Hochstädten (Bensheim) und der Kohlplatte bei Sonderbach in Hessen, am Ettringer Bellerberg in der Eifel (Rheinland-Pfalz) sowie bei Königshain in Sachsen.
In Österreich trat Powellit bisher nur in der Scheelit-Lagerstätte im Felbertal (Hohe Tauern) in Salzburg auf.
In der Schweiz konnte das Mineral an einigen Stellen in den Kantonen Graubünden, Tessin und Wallis gefunden werden.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Brasilien, Bulgarien, Kanada, Chile, China, Finnland, Frankreich, Griechenland, Indien, Italien, Japan, Kasachstan, Marokko, Mexiko, der Mongolei, Namibia, Nicaragua, Norwegen, Russland, Schweden, Simbabwe, Somalia, Spanien, Südafrika, Tschechien, der Türkei und dem Vereinigten Königreich.[6]
Siehe auch
Literatur
- W. H. Melville: Powellite - Calcium molybdate: A new mineral species, in: The American Journal of Science, Band 141 (1891), S. 138–141 (PDF 174,4 kB)
- V. B. Aleksandrov, L. V. Gorbatyii, V. V. Ilyukhin: Crystal structure of powellite CaMoO4, in: Soviet Physics - Crystallography, Band 13 (1968), S. 414–415 (PDF 109,4 kB)
- Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 600.
Weblinks
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 419.
- Webmineral - Powellite
- Powellite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 63,2 kB)
- Mindat - Powellite
- Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 600.
- Mindat - Fundorte für Powellit