Plötz
Plötz ist ein Ortsteil der Stadt Wettin-Löbejün im Saalekreis in Sachsen-Anhalt, Deutschland.
Plötz Stadt Wettin-Löbejün | |
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Höhe: | 87 m |
Fläche: | 7,74 km² |
Einwohner: | 658 (31. Dez. 2009) |
Bevölkerungsdichte: | 85 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 2011 |
Postleitzahl: | 06193 |
Vorwahl: | 034603 |
Lage von Plötz in Wettin-Löbejün | |
Geographie
Plötz liegt ca. 15 km nördlich von Halle (Saale) in der Fuhne-Niederung. Die Ortschaft Plötz besteht aus den Orten Oberplötz, Unterplötz und Kösseln.
Geschichte
Die erste Erwähnung fand der Ort Plötz 1156, als Konrad I. dem Kloster Lauterberg (Petersberg) 2 Hufen in Pellice überließ. Kösseln ist ebenfalls 1156 als Cozie erstmals urkundlich erwähnt.
Ober- und Unterplötz waren dem zum kursächsischen Amt Delitzsch[1] gehörigen Rittergut Ostrau schriftsässig[2] und nach Kösseln gepfarrt. Der Friedhof befand sich in Ostrau. Die Fuhne bildete die Grenze zum Fürstentum Anhalt.
In Kösseln (früher auch: Cösseln) befand sich ein eigenes Rittergut, welches seit 1613 dem Rittergut der Familie von Veltheim in Ostrau und ab 1906 der Gutsbesitzerfamilie Paschlau, später Lichtenheldt aus Kösseln gehörte. Das Rittergut hatte neben dem Ort Kösseln auch die Gerichtsbarkeit über Möst (1522) und einem Teil von Werderthau (1613) inne.[3] Obwohl das Rittergut Cösseln bis 1906 zum Besitz des Ritterguts Ostrau gehörte,[4] wurde es als Stiftslehn und Exklave durch das hochstiftlich-merseburgische Amt Lauchstädt[5] unter kursächsischer Oberhoheit verwaltet. Kösseln war 1613 von einer Hexenverfolgung betroffen. Die Hebamme Ortey Koch, 74 Jahre alt, wurde in einem Hexenprozess zum Feuertod verurteilt und starb durch Suizid in der Haft.[6]
Bis 1815 waren die Orte Oberplötz, Unterplötz und Cösseln Teil des Kurfürstentums Sachsen. Infolge des Wiener Kongresses kamen sie 1815 zur preußischen Provinz Sachsen und wurden 1816 dem Landkreis Bitterfeld im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt.[7] Oberplötz hatte 1818 neun Häuser mit 37 Einwohnern. Im Norden grenzte es an Hohnsdorf in Anhalt und im Westen an Unterplötz, die weiteren Nachbarorte waren Kösseln und Kaltenmark. In Unterplötz, dem westlichsten Ort des Bitterfelder Kreises, standen zur selben Zeit 14 Häuser mit 80 Einwohnern und eine Windmühle. Durch Unterplötz führte die Poststraße von Leipzig nach Bernburg.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten zahlreiche sowjetische Kriegsgefangene im Steinkohlenwerk Karl Moritz Zwangsarbeit verrichten, wobei viele starben. Die Geschichte der Gemeinde war seit Jahrhunderten mit dem Steinkohlenbergbau verbunden. Der VEB Steinkohlenwerk Plötz wurde 1967 stillgelegt. Damit endete die 585-jährige Bergbautradition des kleinen Reviers Plötz-Wettin-Löbejün, an die noch immer die markante Steinkohlenhalde in Plötz erinnert.
Mit der ersten Kreisreform in der DDR wurde am 20. Juli 1950 die bis dahin eigenständige Gemeinde Kösseln nach Plötz eingemeindet. Davor wechselten beide Orte am 15. Juni 1950 in den Saalkreis.[8] Bei der zweiten Kreisreform in der DDR kam die Gemeinde Plötz am 25. Juli 1952 zum verkleinerten Saalkreis im Bezirk Halle, welcher am 1. Juli 2007 im Saalekreis aufging.
Am 1. Januar 2011 wurden die Städte Löbejün und Wettin sowie die Gemeinden Brachwitz, Döblitz, Domnitz, Gimritz, Nauendorf, Neutz-Lettewitz, Plötz und Rothenburg, die zuvor bereits in der Verwaltungsgemeinschaft Saalkreis Nord zusammengeschlossen waren, zur neuen Stadt Löbejün-Wettin, die bereits am 7. April 2011 ihren jetzigen Namen Wettin-Löbejün erhielt, zusammengefasst.[9]
Gedenkstätten
- Sowjetisches Ehrenmal an der Dorfstraße bei den Gräbern von Zwangsarbeitern, die im Bergbau ihr Leben verloren
- Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges am Kirchturm in Kösseln
Bürgermeister
Die letzte ehrenamtliche Bürgermeisterin und Ortsbürgermeisterin bis 2016 war Ingelore Zimmer (parteilos) und wurde am 22. September 2002 gewählt.
Ortsbürgermeister seit Oktober 2016 ist Christian Richtscheid.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Der Ortsteil Plötz liegt an der Verbindungsstraße von Halle (Saale) nach Köthen (L145) und der der Straße von Löbejün nach Zörbig (L 144).
Persönlichkeiten
- Otto Nathanael Nicolai (1710–1788), deutscher evangelischer Theologe
- Woldemar Horn (1864–1945), Gouverneur des deutschen Schutzgebiets Togo
Einzelnachweise
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 56 f.
- Das Gutsarchiv Ostrau im Landesarchiv Sachsen-Anhalt
- Das Rittergut Cösseln und seine Orte im Buch „Geographie für alle Stände“, S. 691
- Die Gutsherrschaft Ostrau im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 84 f.
- Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen. Köln/Weimar/Wien 2003, S. 478.
- Der Landkreis Bitterfeld im Gemeindeverzeichnis 1900
- Kösseln im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
- StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2011