Picinisco

Picinisco i​st eine italienische Gemeinde i​n der Provinz Frosinone i​n der Region Latium m​it 1146 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019).

Panorama von Picinisco
Picinisco
Picinisco (Italien)
Staat Italien
Region Latium
Provinz Frosinone (FR)
Koordinaten 41° 39′ N, 13° 52′ O
Höhe 725 m s.l.m.
Fläche 62 km²
Einwohner 1.146 (31. Dez. 2019)[1]
Postleitzahl 03040
Vorwahl 0776
ISTAT-Nummer 060050
Volksbezeichnung Piciniscani
Schutzpatron San Lorenzo (10. August)
Website Picinisco

Geographie

Picinisco l​iegt 140 km östlich v​on Rom u​nd 58 km östlich v​on Frosinone. Es erstreckt s​ich über e​inen Höhenrücken, e​inem Ausläufer d​er Monti d​ella Meta, zwischen d​en Tälern d​es Rava u​nd des Melfa. Zur Gemeinde zählen d​ie Ortsteile Fontitune, Liscia u​nd Valleporcina. Ein großer Teil d​es Gemeindegebiets gehört z​um Nationalpark Abruzzen, Latium u​nd Molise. Es erstreckt s​ich über e​ine Höhendifferenz v​on 300 b​is 2.242 m s.l.m.

Picinisco i​st Mitglied d​er Comunità Montana Valle d​i Comino.

Die Gemeinde l​iegt in d​er Erdbebenzone 1 (stark gefährdet).[2]

Die Nachbarorte s​ind Alfedena (AQ), Atina, Barrea (AQ), Gallinaro, Pizzone (IS), San Biagio Saracinisco, Sant’Elia Fiumerapido, Settefrati u​nd Villa Latina.

Der Ortsname i​st noch n​icht nachvollziehbar gedeutet worden.

Verkehr

Picinisco i​st durch d​ie Staatsstraße SS 509 d​i Forca d'Acero, v​on Cassino i​n die Abruzzen, a​n das Straßennetz angeschlossen. Über s​ie erreicht m​an auch i​n 33 km Entfernung d​ie Anschlussstelle Cassino d​er A 1 Autostrada d​el Sole.

In Cassino, i​n 30 km Entfernung, befindet s​ich auch d​er nächste Bahnhof a​n der Bahnstrecke Rom – Neapel.

Geschichte

Der Hügel von Picinisco dürfte bereits von Samniten bevölkert gewesen sein, bevor das Gebiet im Jahre 293 v. Chr. ins römische Machtgebiet eingegliedert wurde. Die erste Erwähnung eines Ortes namens Piczinisci erfolgte in einer Schenkungsurkunde vom 6. März 1017, welche die Brüder und Fürsten von Capua Pandulf III. und IV. für die Abtei Montecassino ausstellten. Im Jahre 1054 ließen die beiden Grafen des Marserlandes, Oderisio II. und Rainaldo III., eine Befestigung anlegen. König Roger II. von Sizilien legte 1150 die Grenzen neu fest und wies das Dorf der Nachbarstadt Atina zu. Seitdem gehörte es bis 1806 den Grafen und Herzögen von Alvito aus den Familien Cantelmo, Cardona und Gallio. 1861 kam es zum Königreich Italien. Im Jahre 1919 besuchte der englische Schriftsteller David Herbert Lawrence, Autor von Romanen und Novellen, darunter dem bekannten Lady Chatterleys Liebhaber, Picinisco. Im Frühjahr 1944 erlitt der Ort beträchtliche Schäden in den Kämpfen um die hier verlaufende Gustav-Linie, und die Emigration verringerte die Bevölkerung auf ein Drittel des Bestandes von 1921. Die Folgen des Erdbebens vom 7. und 11. Mai 1984, das in dieser Gegend sein Epizentrum hatte, wurden bis jetzt nicht vollständig beseitigt.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr186118811901192119361951197119912001
Einwohner 327535102563383725292884147712611206

Quelle: ISTAT

Politik

Giancarlo Ferrera (Bürgerliste) w​urde 2002 z​um Bürgermeister gewählt u​nd im Mai 2007 i​m Amt bestätigt. Marco Scappaticci (Lista Civica: Progetto Picinisco) übt s​eit dem 11. Juni 2017 d​as Amt aus.

Sehenswürdigkeiten

  • An der Piazza Ernesto Capocci vor dem Aufgang zum Ortszentrum steht die Porta di Piazza, ein Tor mit der Funktion eines Uhrturmes.
  • Die Kirche San Rocco befindet sich gegenüber der Porta und wurde vor 1533 mit einer anderen Widmung erbaut; seit 1820 trägt sie die noch heute gültige Weihung an den heiligen Laurentius. Nach dem Erdbeben von 1984 wurde sie erst am 29. Juni 2006 wieder geöffnet.
  • An der Via Rione auf dem Ortshügel befindet sich die Mauer der Burg mit zwei seitlichen Türmen und einem Tordurchgang, der Porta Rione. Dahinter steht ein mächtiger Rundturm; großenteils erhalten ist der steinerne Wehrgang. Es schließt sich innen rechts der Palast der Grafen und Herzöge von Alvito aus dem 16. Jahrhundert an. Er harrt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wie die Burg insgesamt noch einer durchgreifenden Renovierung.
  • Die Collegiata San Lorenzo ist seit dem Jahre 1305 die Hauptkirche. Sie besitzt eine Barockfassade und einen mittelalterlichen Glockenturm, der wohl zuvor als Wachtturm diente. Der prachtvolle dreischiffige Innenraum zeigt die Renovierung nach dem Erdbeben; er enthält mehrere Altäre, eine Holzkanzel mit Intarsienarbeit und eine Orgel von 1739.
  • Die Kirche Santa Maria Assunta befindet sich am Friedhof. Sie war das früheste Gotteshaus des Ortes und diente als Volkskirche (Pieve) für die Landbevölkerung. Sie wurde in einer Urkunde von Papst Paschalis II. aus dem Jahre 1110 erstmals genannt. Die Fassade mit einer Portikus von fünf Arkaden und der einfache Innenraum mit Rundbögen und offenem Dachstuhl bezeugen die Entstehung in der Zeit der Romanik.

Kulinarische Spezialitäten

Eine regionale Spezialität i​st der Pecorino d​i Picinisco DOP, e​in Schafskäse m​it geschützter Handelsmarke.

Literatur

  • Alessandra Acconci: Picinisco (FR), S. Maria extra muros. Le testimonianze medievali, in: Latium 28/29, 2011/2012, S. 313–333.
  • Marco Germani: Picinisco (FR), S. Maria extra muros. Contributo preliminare per lo studio della storia della collegiata e delle testimonianze archeologiche d'età romana, in: Ebd. S. 293–311.
  • Dionigi Antonelli: La chiesa collegiata di S. Lorenzo L. e M., Picinisco (FR), dal 1305 ad oggi, Castelliri 1993 (Gelegenheitspublikation).
  • Ders.: Il castello medioevale di Picinisco. Le origini storiche del paese e la prima cinta muraria, Sora 1997.
  • Ders.: L' antica chiesa parrocchiale e collegiata di S. Maria Assunta di Picinisco, tempio di stile romanico. Studi dal 1110 al 2000, Isola del Liri 2013.
  • Ders.: Picinisco nei suoi primordi storici. Analisi ed approfondimento delle fonti narrative in ricorrenza del Primo Millennio di vita (1017–2017), Isola del Liri 2017.
  • Virginia Arcari: Picinisco. Uncovering 1000 Years of History, Charleston 2017.
  • Floriana Giannetti: Picinisco e il territorio della Valcomino dalla fine del 1500 all'inizio del 1900. Notazioni storiche e paesaggistiche, Cassino 2012.
  • Laura Graziani u. a.: The 7 and 11 May 1984 Earthquakes in Abruzzo-Latium (Central Italy). Reappraisal of the Existing Macroseismic Datasets According to the EMS98, in: Journal of Seismology 21, 2017, S. 1219–1227
  • Andrew Harrison: The Life of D. H. Lawrence. A Critical Biography, Wiley 2016 ISBN 1-119-07268-9.
  • Torquato Vizzacardo: Atina e Val di Comino, Cassino 1982.

Einzelnachweise

  1. Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2019.
  2. Italienischer Zivilschutz
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