paydirekt
paydirekt ist ein Zahlungsdienstleister, der das gleichnamige Online-Bezahlverfahren deutscher Banken und Sparkassen betrieben hat,[1][2] heute unter der Marke giropay bekannt. Zum 1. Dezember 2020 hat die paydirekt GmbH die giropay GmbH und damit deren gleichnamiges Online-Bezahlverfahren übernommen.[3] Zum 18. Mai 2021 wurden die beiden Unternehmen unter dem Namen „Paydirekt“ fusioniert und die Marken beider Unternehmen unter dem Namen „giropay“ zusammengeführt.[4] Ebenso wurde das Mobilfunknummernbasierte Bezahlverfahren Kwitt übernommen und zusammen mit den beiden anderen Marken als Gesamtlösung zusammengeführt.
paydirekt GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 2014 |
Sitz | Frankfurt am Main, Deutschland |
Leitung | Geschäftsführer: Christian von Hammel-Bonten (Vorsitzender), Helmut Wißmann Vorsitzender des Verwaltungsrats: Torsten Daenert |
Branche | Finanzdienstleistungen |
Website | www.paydirekt.de |
Funktionsweise
Um sich für paydirekt erstmals registrieren zu können, benötigen die Kunden ein Girokonto bei einer teilnehmenden Bank oder Sparkasse mit einem Onlinebanking-Zugang. Über einen dort zu findenden Link gelangt der Kontoinhaber zur paydirekt-Nutzerregistrierung, in der er seinen Nutzernamen und sein Passwort für paydirekt festlegt.[5] Anschließend kann paydirekt als Bezahlverfahren verwendet werden. Vor Abschluss eines Kaufs müssen Nutzername und Passwort eingegeben werden. Gelegentlich wird die Bezahlung mittels TAN-Abfrage geprüft.[6]
Genauso wie giropay, aber im Unterschied zu anderen Bezahldiensten (z. B. Sofortüberweisung) ist paydirekt kein Drittanbieter,[7] sondern eine Zusatzfunktion des Girokontos. Die Zahlung wird direkt über das Girokonto des Käufers abgewickelt und an das Konto des Händlers gesendet. Die Konto-Informationen werden dabei weder an den Händler noch an einen Drittanbieter weitergegeben. paydirekt fungiert als zentraler Softwaredienst zur Zahlungsabwicklung. Bei der Zahlungsabwicklung erhebt paydirekt Transaktionsdaten, die über den Umfang einer normalen Überweisung hinausgehen. Dazu gehören beispielsweise Lieferadresse und gegebenenfalls die einzelnen Positionen eines Warenkorbs (sofern der Shop-Betreiber diese an paydirekt übermittelt).[8] Da das System in Deutschland betrieben wird, gelten der deutsche Datenschutz und das deutsche Bankgeheimnis.[9] Alle Zahlungen werden auf dem Kontoauszug, im Onlinebanking und der paydirekt-App angezeigt. Bei entsprechender Kontodeckung erhält der Händler nach der Eingabe eine sofortige Bestätigung der Zahlung und kann die Ware verschicken.[10]
Seit Anfang Juli 2017 können sich Nutzer des Dienstes zudem mit einer entsprechenden App gegenseitig Geld überweisen. Zunächst soll die neue Funktion in einer Beta-Phase getestet werden und Kunden der Deutschen Bank, Commerzbank, comdirect, Hypovereinsbank, Oldenburgischer Landesbank und Postbank zur Verfügung stehen. Schrittweise soll der Service auch Kunden der genossenschaftlichen Finanzgruppe (Raiffeisenbanken und Volksbanken) zugänglich sein.[11]
Die paydirekt GmbH speichert Transaktionsdaten von paydirekt-Zahlungen. Diese Daten beinhalten eine Transaktions-ID und eine Transaktionsreferenz. Zusätzlich werden Informationen zum Inhalt des Warenkorbes gespeichert, die die paydirekt GmbH vom Händler erhält, sofern er dies unterstützt. Diese Daten ermöglichen der paydirekt GmbH und der Bank eine Identifizierung der Transaktion, so dass eine sehr genaue Zuordnung zu dem jeweiligen Kunden möglich ist.
Unter anderem zur Abwicklung von Rückerstattungen werden Transaktionsdaten von der paydirekt GmbH an die Bank übermittelt. Im Fall von paydirekt-Zahlungen mit abgekürztem Kaufprozess übermittelt die paydirekt GmbH die vom Teilnehmer hinterlegten Liefer- und Rechnungsadressen an den entsprechenden Händler, aus denen der Teilnehmer die gewünschte Adresse auswählen kann. Die Bank autorisiert Zahlungen an den Händler durch Einschaltung der paydirekt GmbH. Zahlungen mit paydirekt werden gern als bankinterne Funktion beworben.
Geschichte
Der Bezahldienst paydirekt ging im August 2015 unter Beteiligung von 40 Banken in die Pilotphase.[12] Beteiligt waren sowohl private Banken, als auch die Genossenschaftsbanken sowie die Sparkassen[13]. Am 17. August 2015 wurde die erste Transaktion eines Kunden getätigt.[14]
Die Beteiligungen verteilen sich wie folgt:
- 33,33 % GIZS (für SparkassenFinanzgruppe)
- 33,33 % DZ Bank (für Volks- und Raiffeisenbanken)
- 16,67 % Commerzbank/Comdirect
- 16,67 % Deutsche Bank/Postbank
Am 15. Januar 2019 wurde bekannt,[15] dass die paydirekt Beteiligungsgesellschaft privater Banken mbH (ING, HVB, Targobank, OLB, Degussa Bank und National-Bank, Santander, Südwestbank, Flessabank, MLP, Volkswagen Bank und Consorsbank) ihre 11,1 % Beteiligung an paydirekt zum 31. Dezember 2019 gekündigt hat.[16] In der Folge wurden die freigewordenen Aktienanteile der Poolbanken per 1. Januar 2020 von der Commerzbank und der Deutschen Bank hälftig übernommen. Sie erhöhten somit ihren jeweiligen Anteil von 11,1 % auf 16,67 %.[17]
Zum 1. Dezember 2020 wurde Giropay von Paydirekt übernommen.[18] Im Laufe der Zeit soll es zu einer Verschmelzung beider Dienste kommen.[19] Das gemeinsame Produkt wird von der Paydirekt GmbH unter dem Markennamen Giropay betrieben.[20] Unter diese Dachmarke wird auch das Bezahlverfahren Kwitt integriert.[21] Die mehrmonatige Verschmelzungsphase begann am 10. Mai 2021.
Betreiberunternehmen und teilnehmende Banken
Die paydirekt GmbH ist verantwortlich für den Aufbau, den Betrieb und die Weiterentwicklung des Bezahlverfahrens. Sie beschäftigt ca. 130 Mitarbeiter und hat ihren Sitz in Frankfurt am Main.[22] Das Unternehmen ging am 25. Juni 2015 (Handelsregistereintragung) aus der 2014 gegründeten GIMB Gesellschaft für Internet- und mobile Bezahlungen mbH, Frankfurt am Main – durch Firmenwechsel – hervor. Die Geschäftstätigkeit wurde in der 2. Jahreshälfte 2015 aufgenommen.[23]
Teilnehmende Banken
Im August 2016 waren folgende Banken mit über 1.400 einzelnen Instituten[24] an paydirekt angeschlossen:[25][26] 1822direkt,[27] Comdirect Bank,[28] Commerzbank,[29][30] Consorsbank, Degussa Bank, Deutsche Bank, Flessabank, Hypovereinsbank,[31] GLS Bank,[32] ING-DiBa, National-Bank, Norisbank,[33] Oldenburgische Landesbank, Postbank,[34] PSD Banken,[35] Santander, Sparda-Banken,[36] Sparkassen,[37] Baden-Württembergische Bank,[38] Südwestbank, Targobank[39] sowie Volks- und Raiffeisenbanken.[40][41]
Die Targobank hat die Teilnahme zum 31. Oktober 2021 gekündigt.
Mitbewerber und Kritik
Der Online-Bezahldienst PayPal hat nach eigenen Angaben in Deutschland über 23 Millionen aktive Kunden (Stand: 2019). Knapp 900 der größten Online-Shops in Deutschland akzeptieren die Online-Bezahlung mit PayPal.[42] Deshalb wurde Kritik laut, der Markteintritt komme zu spät, das Bezahlverfahren sei von den Banken anfangs nicht beworben worden und sei nicht nutzergerecht implementiert.[43][44] Neben PayPal sind in Deutschland zahlreiche weitere Bezahldienste als Mitbewerber am Markt, beispielsweise Sofortüberweisung und Amazon Pay. Die Sparkassen versuchten 2017, über eine AGB-Änderung eine automatische Registrierung bei paydirekt vorzunehmen. Dies wurde von den Landesdatenschutzbehörden untersucht.[45] 2018 wurde bekannt, dass über Paydirekt monatlich lediglich etwa 40.000 Transaktionen getätigt werden.[46]
In den Medien wurde 2017 die automatische Weitergabe von Stammdaten von Sparkassen-Kunden an paydirekt kritisiert, sofern diese nicht explizit widersprechen.[47]
Paydirekt gewährt einen zeitlich kurz begrenzten Käuferschutz: „Ein Konflikt kann nur für eine Zahlung gemeldet werden, für die noch kein Verdachtsfall gemeldet wurde und welche maximal 30 Kalendertage zurückliegt.“
Weblinks
- Offizielle Website der paydirekt GmbH
- Daniela Zimmer: paydirekt: Jahre zu spät oder Chance für Händler? In: T3N Magazin, 20. November 2015.
- Sebastian Wolff: Gemeinsam gegen Paypal. In: Frankfurter Rundschau, 10. November 2015.
Einzelnachweise
- paydirekt: Mit diesem Bezahldienst wollen deutsche Banken Paypal platt machen. In: Focus Online, 15. November 2015, abgerufen am 9. Dezember 2015.
- Meike Schreiber: Banken starten Paypal-Konkurrenz. In: Süddeutsche Zeitung, 8. November 2015, abgerufen am 9. Dezember 2015.
- giropay.de: PAYDIREKT ÜBERNIMMT GIROPAY
- giropay.de: AUS GIROPAY UND PAYDIREKT WIRD EINS: DAS NEUE GIROPAY - STARTSCHUSS FÜR DAS NEUE GIROPAY!
- Bezahlverfahren paydirekt: Banken in einem Boot. Abgerufen am 8. Dezember 2015.
- Käufer – Hilfe. Abgerufen am 8. Dezember 2015.
- Kathrin Staats: Online-Bezahlsystem paydirekt: Starke Konkurrenz und andere Probleme. In: finanzen.de. Abgerufen am 8. Dezember 2015.
- paydirekt: REST-API. In: www.paydirekt.de. Abgerufen am 27. Mai 2016.
- Onlinebezahldienst: Was bringt paydirekt? finanzen.net, 22. November 2015, abgerufen am 18. Dezember 2015.
- Wie zahlen die Kunden künftig im Netz? abendblatt.de, 31. Dezember 2015, abgerufen am 4. Januar 2016.
- paydirekt: Nutzer können sich Geld per App schicken. heise.de. Abgerufen am 12. Juli 2017.
- Volksbank Ulm-Biberach testet das neue Bezahlsystem paydirekt Abgerufen am 25. September 2015.
- Fragen zum Start von paydirekt Abgerufen am 19. September 2015.
- Deutschlands Banken forcieren Paypal-Konkurrenten. computerwoche.de, 30. November 2015, abgerufen am 9. Dezember 2015.
- Heinz-Roger Dohms: Exklusiv: ING Diba und weitere Banken kündigen Anteile an Paydirekt. In: finanz-szene.de. 15. Januar 2019, abgerufen am 16. Januar 2019.
- Paydirekt, der Ausstieg der Poolbanken und viele hintergründige Signale. In: it-finanzmagazin.de. 22. Januar 2019, abgerufen am 24. Januar 2019.
- Elisabeth Atzler: Paydirekt: Deutsche Bank und Commerzbank übernehmen mehr Anteile. In: handelsblatt.com. 6. Januar 2020, abgerufen am 8. Januar 2020.
- Swantje Benkelberg: Giropay statt Girocard. In: Karten – Zeitschrift für Zahlungswesen und Payments. Verlagsgruppe Knapp – Richardi – Verlag für Absatzwirtschaft, Frankfurt am Main, 15. April 2021, abgerufen am 16. August 2021 (Nur Artikelanfang frei zugänglich).
- paydirekt übernimmt giropay. In: giropay.de. 31. August 2020 .
- Paydirekt: Fusion mit Giropay perfekt - Name "Paydirekt" verschwindet. 30. August 2020, abgerufen am 11. Dezember 2020 (deutsch).
- Einheitlicher Bezahldienst Giropay startet ab Montag. In: tagesschau.de. 10. Mai 2021, abgerufen am 12. Mai 2021.
- Pay Direct: Deutsche Antwort auf Paypal kommt aus Frankfurt. FAZ, 23. Mai 2015, abgerufen am 26. November 2015.
- paydirekt ist jetzt gestartet. In: Handelsblatt, 3. November 2015. Abgerufen am 7. Dezember 2015.
- Rolf Obertreis: Warum sich paydirekt kaum gegen PayPal und Co durchsetzt. In: Der Tagesspiegel, 24. August 2016, abgerufen am 23. Januar 2017.
- paydirekt jetzt auch bei der Postbank möglich (morgenpost.de vom 9. Dezember 2015, abgerufen am 18. Dezember 2015)
- Teilnehmende Banken. paydirekt.de, abgerufen am 29. Dezember 2015.
- paydirekt geht in wenigen Wochen für 1822direkt-Kunden an den Start. 1822Direkt Weblog, abgerufen am 27. April 2016.
- Online-Einkäufe bezahlen – natürlich mit dem Girokonto. comdirect.de, abgerufen am 10. Dezember 2015.
- Online bezahlen – direkt vom Girokonto. commerzbank.de, abgerufen am 10. Dezember 2015.
- Commerzbank möchte paydirekt zügig ausweiten. swp.de, 29. Dezember 2015, abgerufen am 29. Dezember 2015.
- Mit zwei Klicks online bezahlen und so sicher wie auf Rechnung kaufen? So einfach geht das nur mit paydirekt. (Memento vom 21. Dezember 2015 im Internet Archive) paydirekt-kaeufer.hvb.de, abgerufen am 10. Dezember 2015.
- paydirekt. gls.de, abgerufen am 10. Februar 2016.
- Mit paydirekt online und mobil bezahlen – direkt von Ihrem Girokonto. norisbank.de, abgerufen am 10. Dezember 2015.
- Online-Bezahlen mit paydirekt – transparent und sicher. postbank.de, abgerufen am 10. Dezember 2015.
- Online Bezahlen mit dem eigenen Girokonto – direkt, sicher und einfach. psd-nuernberg.de, abgerufen am 10. Dezember 2015.
- paydirekt: Einfach und sicher online einkaufen mit Ihrem Girokonto. sparda.de, abgerufen am 10. Dezember 2015.
- Sparkassen bieten paydirekt an – METRO zum Marktstart dabei. In: www.dsgv.de. Abgerufen am 27. April 2016.
- paydirekt – sicher online bezahlen | BW-Bank. Abgerufen am 22. November 2017.
- paydirekt: Das neue, sichere Online-Bezahlverfahren. targobank.de, abgerufen am 10. Dezember 2015.
- Fast alle Genossenschaftsbanken nutzen neuen Bezahldienst paydirekt. (Memento vom 10. Januar 2016 im Internet Archive) zeit.de, 7. Januar 2016, abgerufen am 9. Januar 2016.
- paydirekt: Sicher, einfach und direkt beim Online-Einkauf bezahlen. vr.de, abgerufen am 10. Dezember 2015.
- „Branche muss paydirekt zum Erfolg machen.“ (handelsblatt.com vom 11. Dezember 2015, abgerufen am 18. Dezember 2015)
- paydirekt steckt noch in den Kinderschuhen (badische-zeitung.de vom 19. Dezember 2015, abgerufen am 29. Dezember 2015)
- Erfolge und Fehlschläge „Das erste bedeutende Jahr für die deutsche Fintech-Szene“ / Was ich für 2016 erwarte (gruenderszene.de vom 28. Dezember 2015, abgerufen am 29. Dezember 2015)
- paydirekt: Datenschützer prüfen „Komfortregistrierung“ bei den Sparkassen heise.de vom 23. August 2017, abgerufen am 23. August 2017
- Heinz-Roger Dohms: Exklusiv: Nur 40.000 Transaktionen monatlich – was wird jetzt aus Paydirekt? In: finanz-szene.de. 30. Oktober 2018, abgerufen am 5. November 2018.
- paydirekt und Sparkassen: Wer nicht bei drei auf den Bäumen ist, wird Kunde. In: t3n News. (archive.org [abgerufen am 24. August 2017]).