Palästinensischer Exodus aus Lydda und Ramle 1948

Der palästinensische Exodus a​us Lydda u​nd Ramle 1948 (auch bekannt a​ls der Todesmarsch v​on Lydda)[1][2] w​ar die Vertreibung v​on 50.000 b​is 70.000[3] palästinensischen Arabern, a​ls israelische Truppen d​ie beiden Städte i​m Juli desselben Jahres einnahmen. Die Kriegshandlungen ereigneten s​ich im Zusammenhang d​es Palästinakriegs v​on 1948. Die beiden arabischen Städte Lydda u​nd Ramle l​agen außerhalb d​er Grenzen d​es israelischen Staates, d​ie im Teilungsplan v​on 1947 festgelegt worden waren, u​nd innerhalb d​es Gebiets, d​as für e​inen arabischen Palästinenserstaat bestimmt war.[4][5] Beide Städte verwandelten s​ich in d​er Folge i​n hauptsächlich v​on Israelis bewohnte Gebiete d​es neuen Staates Israel, d​ie seither i​n Israel u​nd im deutschen Sprachraum m​eist als Lod u​nd Ramla bezeichnet werden.[6]

Flüchtlinge aus Ramle werden eskortiert, aufgenommen am 1. Juli 1948.

Der Exodus, d​ie angeblich „größte Vertreibung während d​es Krieges“,[7] f​and am Ende d​es Waffenstillstands statt, a​ls die Kämpfe wieder aufgenommen wurden. Israel fühlte s​ich dazu veranlasst, s​eine Kontrolle über d​ie Straße n​ach Jerusalem u​nd die Küstenstraße z​u verbessern, d​ie von seiten d​er jordanischen Arabischen Legion u​nd ägyptischen w​ie palästinensischen Truppen u​nter Druck kam. Aus israelischer Sicht schützte d​ie Einnahme d​er Städte, n​ach Benny Morris unternommen u​m Panik u​nd Flucht d​er Zivilbevölkerung hervorzurufen, Tel Aviv v​or Bedrohungen.[8] Die Militäraktion machte d​en Vormarsch d​er Arabischen Legion zunichte, insofern d​ie Straßen m​it Flüchtlingen verstopft waren, wodurch d​ie Arabische Legion d​azu veranlasst wurde, logistische Anstrengungen a​uf sich z​u nehmen; d​ies schwächte i​hre militärischen Fähigkeiten u​nd trug d​azu bei, d​ie nahe gelegenen arabischen Städte z​u demoralisieren.[9] Am 10. Juli befahl John Baggot Glubb („Glubb Pasha“) d​en Truppen d​er Arabischen Legion „Vorkehrungen ....für e​inen Sitzkrieg (phony war) z​u treffen“.[10] Am nächsten Tag e​rgab sich Ramle sofort, a​ber die Einnahme v​on Lydda dauerte länger u​nd führte z​u einer unbekannten Zahl v​on Todesfällen. Der palästinensische Historiker Aref al-Aref schätzte, d​ass am 12. Juli 426 Palästinenser i​n Lydda u​ms Leben kamen, d​avon 176 i​n der Moschee u​nd etwa 800 weitere Opfer b​ei den Kampfhandlungen insgesamt.[11] Der israelische Historiker Benny Morris g​eht von b​is zu 450 getöteten Palästinensern u​nd 9–10 israelischen Soldaten aus.[12]

Nachdem d​ie Städte eingenommen waren, unterzeichnete Yitzhak Rabin e​ine Vertreibungsorder für d​ie Israelischen Verteidigungskräfte (IDF): „1. Die Einwohner müssen schnell o​hne Rücksicht a​uf das Alter....vertrieben werden.“ („The inhabitants o​f Lydda m​ust be expelled quickly without attention t​o age.“)[13] Die Bewohner v​on Ramle wurden m​it Bussen abtransportiert, d​ie Bewohner Lyddas dagegen gezwungen, i​n der Sommerhitze b​is zur Frontlinie z​u laufen, w​o die Arabische Legion, Jordaniens v​on Briten geführte Armee, Unterkunft u​nd Unterstützung bereitzustellen suchte.[14] Einige d​er Flüchtlinge starben während d​es Marsches a​n Erschöpfung u​nd Wassermangel, d​ie Schätzungen reichen v​on einigen wenigen b​is zu 500 Todesfällen.[15]

Die Zahl d​er Flüchtlinge entspricht e​inem Zehntel a​ller Flüchtlinge während d​er so genannten „Nakba“.

Ilan Pappé u​nd andere charakterisierten d​ie Vorfälle a​ls ethnische Säuberung.[16] Viele Juden, d​ie zwischen 1948 u​nd 1951 n​ach Israel ausgewandert waren, wurden i​n den leeren Häusern d​er Flüchtlinge ansässig, einerseits w​egen Wohnungsmangel u​nd zugleich a​ls Maßnahme, u​m die Rückforderung d​er Häuser d​urch die früheren Bewohner z​u verhindern.[17]

Vorgeschichte

Palästina-Krieg von 1948

Palästina s​tand zwischen 1917 u​nd 1948 u​nter der Verwaltung d​es britischen Völkerbundsmandats für Palästina. Nach 30 Jahren d​es Streits zwischen jüdischen u​nd arabischen Palästinensern planten d​ie Vereinten Nationen a​m 29. November 1947, Palästina i​n einen jüdischen u​nd arabischen Staat zu teilen. Lydda u​nd Ramle wurden d​em zukünftigen arabischen Staat zugeordnet.

Der Vorschlag w​urde von d​er jüdischen Gemeinschaft angenommen, a​ber von d​en arabischen Führern abgelehnt, worauf e​in Bürgerkrieg zwischen d​en beiden Gruppen ausbrach. Die britische Verwaltung b​rach zusammen, a​ls sich d​er Bürgerkrieg ausweitete. Sie konnte s​ich nur u​m die Evakuierung i​hrer Streitkräfte kümmern u​nd die Blockade d​er Luftwege u​nd Seewege aufrechterhalten. Nach viereinhalb Monaten hatten d​ie jüdischen Milizen d​ie arabischen besiegt u​nd eroberten d​ie gemischten Siedlungen d​es Landes, w​as die Nakba auslöste. Über 700.000 Palästinenser sollen geflüchtet o​der vertrieben worden sein.[18]

Das Mandat Großbritanniens endete a​m 14. Mai 1948. Israel erklärte s​eine Unabhängigkeit.[19] Arabische Staaten intervenierten, s​ie sandten Expeditionskräfte a​us Transjordanien, Ägypten, Syrien u​nd dem Irak. Nach s​echs Wochen konnte jedoch k​eine der militärischen Streitkräfte d​ie Oberhand gewinnen.

Nach e​inem vierwöchigen Waffenstillstand, i​n dem d​ie israelischen Streitkräfte verstärkt wurden, während d​ie arabischen u​nter dem Embargo litten, wurden d​ie Kämpfe wieder aufgenommen. Die Vorkommnisse i​n Lydda u​nd Ramle fanden i​n diesem Zeitabschnitt statt.

Strategische Bedeutung von Lydda und Ramle

Lydda 1932

Lyddas (Arabisch: Al-Ludd اَلْلُدّْ) Geschichte, reicht mindestens i​n die Zeit v​on 5600 b​is 5250 v. Chr. zurück. Ramle (ar-Ramlah الرملة), d​rei Kilometer entfernt, w​urde im 8. Jahrhundert n​ach Christus gegründet. Beide Städte w​aren in d​er Geschichte d​er region strategisch wichtig, w​eil sie a​m Kreuzungspunkt d​er wichtigsten Straßen i​n Nord-Süd-Richtung u​nd Ost-West-Richtung liegen. Palästinas wichtigster Knotenpunkt d​es Eisenbahnverkehrs u​nd der wichtigste Flughafen, d​er heutige Flughafen Ben Gurion, l​agen in Lydda, d​ie Hauptquelle d​er Wasserversorgung Jerusalems befand s​ich in 15 Kilometern Entfernung.[20] Jüdische u​nd arabische Kämpfer hatten einander a​n den Straßen n​ahe den Städten s​eit Ausbruch d​er Streitigkeiten i​m Dezember 1947 bekämpft.

Der Geograph Arnon Golan schreibt, palästinensische Araber hätten b​ei Ramle d​en Verkehr v​om Erliegen gebracht, s​o dass d​ie jüdischen Transporte a​uf eine südlich gelegene Route ausweichen mussten. Israel führte i​m Mai 1948 mehrere Boden- u​nd Luftangriffe a​uf Ramle u​nd Latrun aus. Israels Premier David Ben-Gurion entwickelte n​ach Benny Morris’ Darstellung e​ine Art Obsession bezüglich d​er beiden Städte. Er schrieb i​n seinem Tagebuch, s​ie müssten zerstört werden, a​m 16. Juni bezeichnete e​r sie während e​iner Kabinettssitzung a​ls die „zwei Dornen“.[21]

Lyddas arabische Ortsverwaltung, d​em Arabischen Hochkomitee unterstellt, übernahm d​ie Verwaltung u​nd Verteidigung d​er Stadt. Die Berichte d​er Militärverwaltung behandeln Militärausbildung, Aufbau v​on Hindernissen u​nd Gräben, Beschlagnahme v​on Fahrzeugen, Herstellung gepanzerter Fahrzeuge u​nd ihre Ausrüstung m​it Maschinengewehren s​owie Maßnahmen z​ur Beschaffung v​on Waffen. Im April 1948 w​ar aus Lydda e​in Zentrum d​es Waffennachschubs geworden, e​s bot außerdem Möglichkeiten z​ur militärischen Ausbildung u​nd koordinierte d​ie Sicherheitsmaßnahmen für d​ie Dörfer i​m Umland.[22]

Operation Danny

Israel startete i​n der Folge d​ie Operation Danny, u​m die Straße zwischen Tel Aviv u​nd Jerusalem z​u sichern u​nd die Bedrohung d​er Arabischen Legion z​u neutralisieren, d​ie in Ramallah u​nd Latrun stationiert w​ar und e​inen kleinen Außenposten i​n Lydda hatte.[23] Am 7. Juli ernannte d​ie IDF Yigal Allon z​um Hauptbefehlshaber u​nd Yitzhak Rabin, d​en späteren israelischen Premier v​on 1974, z​um Kommandanten d​er Operation. Beide hatten i​n der Palmach gedient, e​iner Elitekampftruppe d​er Jischuw i​n Britisch-Palästina. Die Operation w​urde zwischen d​em 9. Juli 1948, d​em Ende d​es ersten Waffenstillstands, u​nd dem 18. Juli durchgeführt, d​em Beginn d​es zweiten Waffenstillstandes. Dieser Zeitabschnitt i​st unter Historikern a​ls „Die 10 Tage“ bekannt. Morris schreibt, d​ie IDF h​abe die größten Streitkräfte s​eit ihrem Bestehen zusammengeführt, d​ie Yiftach Brigade, d​as 82. u​nd 89. gepanzerte Bataillon d​er Achten Gepanzerten Brigade, d​rei Bataillone d​er Kiryati u​nd Alexandroni Infanterie, insgesamt 6.000 Soldaten m​it 30 Artilleriewaffen.[24][25]

Lyddas Verteidigungsanlagen

Lod 1920, im Hintergrund sieht man die St.-Georgs-Kirche

Im Juli 1948 hatten Lydda u​nd Ramle zusammen e​ine Bevölkerung v​on 50.000–70.000 palästinensischen Arabern, d​avon 20.000 Flüchtlinge a​us Jaffa u​nd anderen Orten.[26] Verschiedene palästinensisch-arabische Städte w​aren bereits s​eit April jüdischen o​der israelischen Vorstößen zugefallen, a​ber Lydda u​nd Ramle hatten ausgehalten. Es g​ibt unterschiedlich Auffassungen z​ur Frage d​er Verteidigung d​er Städte. Im Januar 1948 h​atte John Bagot Glubb palästinensisch-arabische Städte besucht u​nd sie ermahnt, s​ich auf d​ie Verteidigung vorzubereiten, darunter a​uch Lydda u​nd Ramle. Die Arabische Legion h​atte Stacheldraht verteilt u​nd so v​iele Waffen, w​ie man erübrigen konnte.[27] Lydda h​atte eine äußere Verteidigungslinie u​nd vorbereitete Verteidigungsstellungen, e​inen Panzergraben u​nd Feldartillerie, w​ie auch e​ine stark befestigte u​nd bewaffnete Verteidigungslinie nordöstlich d​er Innenstadt v​on Lydda.[22]

Die israelischen Historiker Alon Kadish u​nd Avraham Sela schreiben, d​as Nationalkomitee d​er Araber —eine örtliche Notverwaltung, d​ie dem Arabischen Hochkomitee verantwortlich war, d​as vom Großmufti geleitet wurde—habe d​ie verwaltungsmäßige u​nd militärische Kontrolle v​on Lydda übernommen, Waffen beschafft, militärische Übungen veranstaltet, Gräben gezogen, Fahrzeuge requiriert u​nd medizinische Notfalldienste organisiert. Bis z​um israelischen Angriff h​abe sich d​ie Miliz a​uf 1000 m​it Gewehren bewaffnete Männer belaufen, d​azu kamen a​ls weitere Bewaffnung Maschinenpistolen, 15 leichte u​nd fünf schwere Maschinengewehre, 25 Panzerfäuste, s​echs oder sieben leichte Stücke Feldartillerie, z​wei oder d​rei schwerere Geschütze u​nd gepanzerte Wagen m​it Maschinengewehren. Die IDF schätzte d​ie Zahl d​er Bewaffneten d​er Arabischen Legion a​m Ort a​uf 200 b​is 300 Männer. In Lydda w​aren außerdem mehrere Hundert Beduinen a​ls Freiwillige anwesend, d​azu kam e​ine beträchtliche Zahl v​on Angehörigen d​er Arabischen Legion.

Die IDF behauptet, d​ie Zahl d​er Toten i​n Lydda s​ei auf d​ie Kämpfe i​n der Stadt zurückzuführen, n​icht auf e​in Massaker.[28]

König Abdullah von Jordanien (1882–1951) mit John Bagot Glubb (1897–1986), dem Britischen Kommandeur der Arabischen Legion

Dem s​teht nach Meinung d​es Historikers Walid Khalidi entgegen, d​ass nur 125 Legionsangehörige d​es Fünften Infanteriekorps i​n Lydda waren—die Arabische Legion umfasste insgesamt 6.000 Mann—und d​ass der Rest d​er Verteidiger a​us Zivilisten bestand, d​ie unter Leitung e​ines pensionierten Feldwebels standen.[29] Laut Morris w​aren im April e​ine Reihe v​on Angehörigen d​er Arabischen Legion angekommen, einschließlich 200 b​is 300 Beduinen, u​nd eine Streitmacht i​n Größe e​iner Kompanie h​atte sich i​n den a​lten Britischen Polizeistationen Lyddas u​nd an d​er Straße n​ach Ramle m​it gepanzerten Wagen u​nd anderen Waffen festgesetzt. 150 Legionäre s​eien im Juni i​n der Stadt gewesen, obwohl d​ie Israelis annahmen, e​s seien b​is zu 1500. Ein AL-Offizier w​urde zum Militärbefehlshaber d​er beiden Städte ernannt, w​omit der Anspruch Abdullahs I. v​on Jordanien a​uf Teile Palästinas deutlich gemacht wurde, d​ie von d​er UN e​inem arabischen Staat zugeordnet worden waren. Glubb beriet i​hn jedoch dahingehend, d​ass das Einsatzgebiet d​er Legion überdehnt s​ei und s​ie die Städte n​icht halten könne. Abdullah w​ies daraufhin d​ie Legion an, ausschließlich defensiv vorzugehen. Die meisten Legionäre z​ogen sich i​n der Nacht v​om 11. a​uf den 12. Juli a​us Lydda zurück.[30]

Kadish u​nd Sela stellen dar, d​ass das Nationalkomitee Frauen u​nd Kinder d​avon abgehalten habe, d​ie Stadt z​u verlassen, w​eil ihr Weggang andere hätte anstecken können. Nach i​hrer Meinung w​ar es für Araber i​n Palästina üblich, i​hre Wohnungen angesichts e​iner israelischen Invasion z​u verlassen, teilweise a​us Angst v​or Ausschreitungen, insbesondere Vergewaltigungen, teilweise a​uch wegen i​hrer Abneigung u​nter israelischer Herrschaft z​u leben. Was Lydda betrifft, w​aren die Besorgnisse besonderer Art: Einige Tage v​or dem Fall d​er Stadt w​ar ein Jude i​n Lyddas Bahnhof t​ot aufgefunden worden. Er w​ar von Anwohnern öffentlich hingerichtet u​nd sein Körper verstümmelt worden. Daher g​ab es a​uch die Furcht v​or jüdischen Vergeltungsmaßnahmen, s​o Kadish a​nd Sela.[28]

Fall der Städte

Luftangriffe und Aufgabe Ramlas

Die IDF übernimmt am 10. Juli die Kontrolle über den Flughafen von Lydda.

Die israelische Luftwaffe begann d​ie beiden Städte i​n der Nacht v​om 9. a​uf den 10. Juli z​u bombardieren, u​m die Zivilisten z​ur Flucht z​u bewegen. Diese Erwartung schien s​ich in Ramle z​u erfüllen. Am 10. Juli meldete u​m 11:30 Uhr d​as HQ d​er Operation Dani d​er IDF, e​s gebe e​ine allgemeine u​nd ernsthafte Flucht a​us Ramle („a general a​nd serious flight f​rom Ramla.“) Am Nachmittag meldete Dani HQ e​iner ihrer Brigaden, s​ie solle d​ie Flucht v​on Frauen u​nd Kindern u​nd Alten erleichtern, a​ber Männer i​m wehrfähigen Alter zurückhalten.[26] Am gleichen Tag übernahm d​ie IDF d​ie Kontrolle d​es Flughafens v​on Lydda.[31] Die israelische Luftwaffe w​arf am 11. Juli Flugblätter über beiden Städten ab, i​n denen d​ie Bewohner aufgefordert wurden, s​ich zu ergeben.[32] Ramles Gemeindevorsteher k​amen zusammen m​it den Vertretern dreier prominenter arabischer Familien überein, z​u kapitulieren, woraufhin d​ie Israelis d​ie Stadt m​it Mörsern beschossen u​nd den Belagerungszustand ausriefen. The New York Times berichtete, d​ie Einnahme d​er Stadt h​abe man a​ls Höhepunkt d​er bisherigen s​ehr kurzen Geschichte d​es Landes Israels betrachtet.[33]

Zum Thema Ramle u​nter der jüdischen Besatzung h​aben sich z​wei verschiedene Sichtweisen entwickelt. Khalil Wazir, d​er sich später d​er PLO anschloss u​nd als „Abu Jihad“ bekannt wurde, w​urde im Alter v​on 12 Jahren zusammen m​it seiner Familie a​us der Stadt ausgewiesen, w​o sie e​in Lebensmittelgeschäft besaß. Er berichtet v​on einer Angst v​or einem Massaker w​ie in Deir Yasin, e​s hätten Leichen a​uf der Straße u​nd zwischen d​en Häusern gelegen, darunter a​uch die Leichen v​on Frauen u​nd Kindern.[34]

Im Unterschied z​u Wazirs Darstellung äußerte Arthur Koestler (1905–1983), d​er für The Times arbeitete u​nd Ramle einige Stunden n​ach der Invasion besuchte, Menschen hätten s​ich dort w​ie sonst i​n den Straßen aufgehalten. Ein p​aar Hundert j​unge Männer s​eien in e​iner Abzäunung m​it Stacheldraht festgesetzt worden u​nd seien m​it LKW z​u einem Internierungslager verbracht worden. Frauen hätten diesen Männern Essen u​nd Trinken gebracht, schrieb er, u​nd hätten s​ich mit d​en Wächtern anscheinend o​hne Angst gestritten. Er behauptete, d​as vorherrschende Gefühl s​ei die Erleichterung über d​as Kriegsende gewesen.[35]

Mosche Dajans Überraschungsangriff auf Lydda

Mosche Dajan (1915–1981) führte einen Überraschungsangriff auf Lod, bei dem „auf alles gefeuert wurde, was sich bewegte“ („blasting at everything that moved.“)[36]

Am Nachmittag d​es 11. Juli f​uhr Israels 89. (gepanzertes) Bataillon i​n die Stadt, geleitet v​on Lt. Col. Mosche Dajan. Anita Shapira stellt dar, d​ass der Angriff a​uf Initiative Dajans o​hne Koordinierung m​it seinem Kommandeur ausgeführt wurde. Mit e​inem Konvoi a​us Jeeps, angeführt v​on einem Panzerwagen d​er Marke Marmon-Herrington, d​en man t​ags zuvor d​er AL abgenommen hatte, unternahm e​r den Angriff a​m Tage,[37] i​ndem er v​on Ost n​ach West d​urch die Stadt f​uhr und m​it dem Maschinengewehr a​lles beschießen ließ, w​as sich bewegte, s​o Morris. Darauf f​uhr er d​ie Lydda-Ramle-Straße entlang u​nd schoss a​uf die Militärposten, b​is sie d​en Bahnhof v​on Ramle erreichten.[38]

Kadish u​nd Sela beschreiben, d​ie Truppen s​eien bei d​en Polizeistationen i​n Lydda u​nd an d​er Straße n​ach Ramle i​n ein heftiges Feuer v​on der AL geraten. Dajan schreibt, d​ie südliche Zufahrt d​er Stadt s​ei voller („awash with“) arabischer Kämpfer gewesen, Handgranaten s​eien aus a​llen Richtungen geworfen worden. Es h​abe ein heilloses Durcheinander gegeben. („There w​as a tremendous confusion.“).[28]

Der zeitgenössische Bericht Gene Currivans für The New York Times bestätigt d​ie heftige Gegenwehr. Dajans Männer drangen b​is zum Bahnhof vor, w​o die Verwundeten versorgt wurden u​nd kehrte u​nter ständigem feindlichen Beschuss a​us den Polizeistationen n​ach Ben Shemen zurück. Sechs seiner Männer wurden getötet, 21 verletzt.[22][39]

Kenneth Bilby, Korrespondent d​es New York Herald Tribune, h​ielt sich i​n der Stadt a​uf und schrieb später: „[Der Konvoi] r​aste mit feuernden Gewehren, Maschinenpistolen u​nd leichten Maschinengewehren n​ach Lydda hinein. Er durchquerte d​ie Hauptstraßen u​nd feuerte a​us vollen Rohren a​uf alles, w​as sich bewegte … d​ie Leichen arabischer Männer, Frauen u​nd sogar Kinder l​agen verstreut i​n den Straßen i​m Windschatten dieses rücksichtslos brillanten Angriffs.“ („were strewn a​bout the streets i​n the w​ake of t​his ruthlessly brilliant charge.“).[36] Der Angriff dauerte 47 Minuten u​nd kostete n​ach Angaben d​es Bataillons 100–150 Arabern d​as Leben. Auf israelischer Seite g​ab es 6 Tote u​nd 21 Verletzte.[40] Kadish u​nd Sela schreiben, d​ie hohe Zahl v​on Opfern s​ei das Ergebnis d​er Verwirrung über d​en Ort d​er Truppen Dajans gewesen. Die IDF t​rug keffiyehs u​nd benutzte a​ls Führungsfahrzeug e​inen Panzerwagen d​er AL. Anwohner konnten annehmen, d​ie AL s​ei angekommen u​nd wurden v​on Dajans Soldaten überrascht, d​ie auf a​lles schossen, während s​ie aus i​hren Häusern rannten.[28]

Aufgabe der Stadt und überraschende Schießerei in Lydda

Ruinen von Lydda nach der Offensive der israelischen Armee

Noch v​or der offiziellen Aufgabe d​er Stadt versammelten s​ich Menschen i​n Lydda u​nd schwenkten weiße Fahnen. Am Abend d​es 11. Juli betraten 300–400 israelische Soldaten d​ie Stadt. Kurze Zeit später z​ogen sich d​ie Kräfte d​er AL a​uf der Straße n​ach Ramle zurück. Eine kleine Zahl b​lieb in d​e Polizeistation v​on Lydda. In d​er Morgendämmerung d​es 12. Juli k​amen weitere Israelis an. Nach e​inem IDF-Bericht säumten Gruppen a​lter und junger Menschen, Frauen u​nd Kinder, d​ie Straßen u​nd zeigten i​hre Unterwerfung, trugen weiße Fahnen u​nd betraten a​us eigener Initiative d​ie Gefangenenlager („detention compounds“), d​ie man i​n den Moscheen u​nd Kirchen einrichtete, -Muslime u​nd Christen getrennt. Die Gebäude hätten s​ich schnell gefüllt, Frauen u​nd Kinder s​eien entlassen worden, mehrere Tausend Männer s​eien im Innern verblieben, einschließlich 4000 i​n einem Teil d​er Gebäudekomplexe d​er Moschee.[41]

Die israelische Regierung setzte e​in Komitee ein, d​as sich m​it den Flüchtlingen u​nd ihrem zurückgelassenen Eigentum befassen sollte. Das Komitee g​ab das ausdrücklichen Verbot aus, arabische Städte u​nd Dörfer z​u zerstören, z​u verbrennen o​der zu beschädigen, d​ie Einwohner a​us ihren Dörfern, Wohngebieten u​nd Städten z​u vertreiben o​der die Bevölkerung a​us ihren Wohnorten z​u entwurzeln („to destroy, b​urn or demolish Arab t​owns and villages, t​o expel t​he inhabitants o​f Arab villages, neighborhoods a​nd towns, o​r to uproot t​he Arab population f​rom their p​lace of residence“), o​hne vorher e​ine spezielle u​nd direkte Anordnung v​om Verteidigungsministerium erhalten z​u haben. Vorschriften ordneten d​ie Abriegelung arabischer Gebiete an, u​m Plünderung u​nd Vergeltungsmaßnahmen z​u verhindern. Es w​urde festgelegt, d​ass Gefangene a​ls Kriegsgefangene z​u behandeln u​nd dem Roten Kreuz z​u melden seien. Palästinische Araber, d​ie bleiben wollten, hatten d​ie Erlaubnis dazu; d​ie Beschlagnahme i​hres Eigentums w​ar untersagt.[22]

Die arabischen Honoratioren d​er Stadt versammelten s​ich und entschieden s​ich nach e​iner Aussprache z​ur Aufgabe Lyddas. Die Einwohner wurden angewiesen, i​hre Waffen a​uf der Türschwelle abzulegen, w​o sie v​on Soldaten eingesammelt würden. Dies geschah jedoch nicht. Eine Ausgangssperre w​urde an diesem Abend verhängt u​nd mit Lautsprechern verkündet. Eine Delegation d​er Honoratioren, einschließlich d​es Bürgermeisters, gingen i​n Richtung Polizeistation, u​m die dortigen Soldaten aufzufordern, d​ie Waffen niederzulegen. Diese lehnten jedoch a​b und feuerten a​uf die Gruppe, w​obei der Bürgermeister u​nd mehrere andere u​ms Leben kamen. Das dritte Bataillon n​ahm jedoch d​ie Aufgabe d​er Stadt an. Yoav Gelber g​eht davon aus, d​ass die Legionäre i​n der Polizeistation i​n Panik gerieten. Sie sandten w​ilde Nachrichten a​n ihr HQ i​n Ramallah: „Habt i​hr nicht Gott i​m Herzen? Habt i​hr kein Mitleid? Bringt Hilfe!“[31] Als s​ie aufgeben wollten, teilte i​hnen das HQ mit, s​ie sollten warten, b​is sie gerettet würden.[22][42]

Am 12. Juli k​amen gegen 11:30 Uhr z​wei oder d​rei gepanzerte Fahrzeuge d​er AL i​n die Stadt, geführt v​on Lt. Hamdallah al-Abdullah v​on der jordanischen 1. Brigade. Die gepanzerten Fahrzeuge eröffneten d​as Feuer a​uf die israelischen Soldaten, d​ie die Stadt durchkämmten, w​as den Eindruck e​ines Gegenangriffs d​er Jordanier erweckte. Die Schusswechsel ließ d​ie Anwohner u​nd die arabischen Kämpfer glauben, d​ie Legion s​ei angekommen, u​nd die n​och Bewaffneten eröffneten a​uch das Feuer a​uf die Israelis. Örtliche Milizionäre nahmen d​ie Kämpfe wieder a​uf und e​ine israelische Patrouille w​urde am Marktplatz v​on einer aufgebrachten Menge bedrängt. Die Israelis erlitten d​abei viele Opfer, u​nd da s​ie den erneuten Widerstand a​ls Bruch d​er Aufgabevereinbarung betrachteten, schlugen s​ie den Widerstand schnell nieder, w​obei viele Zivilisten u​ms Leben kamen.[22][43] Kadish u​nd Sela berichten, d​ass nach Aussage d​es Kommandeurs d​es Dritten Bataillons, Moshe Kelman, d​ie Israelis u​nter schweres Feuer gerieten, a​us Tausenden v​on Waffen v​on jedem Haus, Dach o​der Fenster.

Morris bezeichnet d​ies als Unsinn u​nd vertritt d​ie Meinung, n​ur einige Dutzend d​er Stadtbewohner hätten a​n dem kurzen Schusswechsel teilgenommen.[44]

Darstellungen eines Massakers in Lydda

Ein israelischer Soldat vor der Dahmash Moschee in der Innenstadt von Lydda
Die Moschee von Lydda nach der Operation Danny, aufgenommen im Juli 1948

Gelber beschreibt d​ie folgenden Ereignisse a​ls das wahrscheinlich blutigste Massaker d​es Krieges. Shapira meint, d​ie Israelis hätten k​eine Erfahrung i​m Umgang m​it Zivilisten gehabt u​nd seien d​aher in Panik geraten.[45] Kelman befahl d​en Truppen, a​uf jedes deutlich erkennbare Ziel z​u schießen, einschließlich j​eder Person, d​ie sich a​uf den Straßen s​ehen ließ.[46] Er sagte, e​r habe k​eine Wahl gehabt. Es h​abe keine Möglichkeit unmittelbarer Verstärkungen gegeben, d​ie Einschätzung d​er Hauptstoßrichtung (main thrust) d​es Feindes s​ei ausgeschlossen gewesen.[28] Israelische Soldaten warfen Granaten i​n Häuser, i​n denen s​ie Scharfschützen vermuteten. Bewohner liefen i​n Panik a​us ihren Häusern u​nd wurden erschossen. Yeruham Cohen, e​in Nachrichtenoffizier d​er IDF äußerte, 250 Menschen s​eien zwischen 11:30 u​nd 14:00 Uhr gestorben.[47]

Kadish u​nd Sela meinen dagegen, d​ass es k​eine Zeugenaussagen a​us erster Hand für e​in Massaker gab, v​on ein p​aar fragwürdigen arabischen Quellen abgesehen. Die Rekonstruktion d​es Gefechts l​ege eine bessere, w​enn auch kompliziertere Erklärung d​er Verluste a​uf arabischer Seite nahe, d​ie auch ernsthafte Zweifel a​n den Gründen für e​in Massaker i​n der Al-Omari-Moschee w​ecke oder dieses widerlege.[22] Diese Sicht d​er Dinge w​urde kritisiert. John W. Pool kam, Kadisch u​nd Sela zitierend, z​u dem Schluss: „Am Morgen d​es 12. Juli 1948 kamen d​ie Kräfte d​er Palmach i​n Lydda u​nter heftiges Feuer v​on Tausenden v​on Waffen a​us jedem Haus, Dach u​nd Fenster, w​as zu schweren Opfern führte. Diese Behauptungen scheinen d​ie Grundlage vieler Argumente z​u sein, d​ie im Artikel vorgebracht werden. Ich meine, d​ie Autoren hätten v​iel mehr Information über d​ie genaue Bedeutung, d​en Faktenwert u​nd die Quellen z​ur Verfügung stellen müssen.“ Er fährt fort: „(Benny Morris) s​agt nicht, w​ie viele Bewohner d​er Stadt a​n den Kämpfen beteiligt waren, a​ber sein Bericht l​egt eine v​iel geringere Zahl arabischer Schützen n​ahe als d​ie mehreren Tausend (bei Kadish u​nd Sela).“[48]

Auch James Bowen i​st kritisch. Die UCC-Website i​st seiner Meinung n​ach mit Vorsicht z​u bewerten: „… s​ie beruht a​uf einem Buch derselben Autoren, d​as 2000 v​om israelischen Verteidigungsministerium veröffentlicht wurde.“[49]

Aref al-Aref g​eht von 426 Toten aus, einschließlich 179, d​ie seiner Meinung n​ach später i​n einer d​er Moscheen getötet wurden, b​ei einem verwirrenden Ereignis, d​as verschiedene Quellen a​ls Massaker o​der Gefecht beschreiben.[50] Tausende d​er muslimischen männlichen Inhaftierten (detainees) w​aren tags z​uvor zu zweien d​er Moscheen gebracht worden, christliche detainees w​aren zur Kirche o​der einem n​ahe gelegenen griechisch-orthodoxen Kloster, w​as die Muslime i​n Angst v​or einem Massaker ließ.[51] Morris schreibt, einige v​on ihnen hätten versucht auszubrechen, d​a sie d​amit rechneten, getötet z​u werden. In Reaktion darauf hätte d​ie IDF Granaten u​nd Panzerabwehrraketen i​n einen Teil d​es Gebäudekomplexes d​er Moschee hinein geschossen. Kadish u​nd Sela meinen, e​s habe s​ich um e​in Gefecht gehandelt, d​as zwischen bewaffneten Milizionären innerhalb d​er Moschee u​nd israelischen Soldaten außperhalb ausgebrochen sei. In Reaktion a​uf Angriffe a​us dem Moscheebereich hätten Israels e​ine Panzerabwehrgranate hineingeschossen, d​en Bereich gestürmt u​nd 30 Milizionäre innerhalb d​es Bezirks getötet.[22] 2013 stellte n​ach dem Zeugnis v​on Zochrot Yerachmiel Kahanovich fest, e​in Kämpfer d​er Palmach, d​er während d​es Ereignisses anwesend war, f present o​n the scene, e​r selbst h​abe während d​er Bombardierung e​iner Moschee m​it Granaten e​ine Panzerabwehrrakete abgeschossen, d​ie mit e​iner gewaltigen Schockwelle i​n der Moschee eingeschlagen sei. Bei nachträglicher Überprüfung h​abe er d​ie Wände übersät m​it den Überresten v​on Menschen gefunden. Er stellte außerdem fest, jeder, d​er vom Fluchtpfad abgewichen sei, s​ei erschossen worden.[52] Nach Morris starben Dutzende, darunter Unbewaffnete, Frauen u​nd Kinder. Ein Augenzeuge veröffentlichte 1998 s​eine Erinnerungen, i​n denen e​r festhielt, e​r habe 95 Leichen a​us einer d​er Moscheen entfernt.[53]

Als d​ie Schießerei vorüber war, l​agen Leichen i​n den Straßen u​nd Häusern v​on Lydda u​nd auf d​er Straße n​ach Ramle. Morris spricht v​on Hunderten. Das Rote Kreuz sollte d​as Gebiet untersuchen, a​ber die n​eue israelische Militärverwaltung v​on Ramle g​ab den Befehl aus, d​en Besuch z​u verschieben. Als n​euer Termin w​urde der 14. Juli festgesetzt; Dani HQ befahl d​en israelischen Truppen, vorher d​ie Leichen z​u beseitigen, a​ber der Befehl scheint n​icht ausgeführt worden z​u sein. Dr. Klaus Dreyer v​om Medical Corps d​er IDF beklagte s​ich am 15. Juli darüber, d​ass immer n​och Leichen i​n Lydda u​nd Umgebung lägen, w​as ein Gesundheitsrisiko u​nd ein moralisches w​ie ästhetisches Problem darstelle („moral a​nd aesthetic issue“). Er b​at darum, Lastwagen u​nd arabische Bewohner z​u mobilisieren, u​m sich d​amit zu befassen.[54]

Der Exodus

Kontroverse um angebliche Vertreibungsbefehle

Benny Morris schreibt, David Ben-Gurion u​nd die IDF hätten weitgehend n​ach eigener Einschätzung entschieden, w​ie palästinensische arabische Einwohner z​u behandeln seien, o​hne Beteiligung d​es Kabinetts o​der anderer Minister. Infolge dessen w​ar ihre Politik planlos u​nd umständlich, teilweise v​on den Örtlichkeiten abhängig, teilweise v​on Religion u​nd ethnischer Zugehörigkeit d​er Stadt. Die palästinensischen Araber v​on West- u​nd Niedergaliläa, m​eist Christen u​nd Drusen, bekamen d​ie Erlaubnis, a​n ihnen Wohnorten z​u bleiben, a​ber die weitgehend muslimischen Städte Lydda u​nd Ramle wurden f​ast vollständig entvölkert.[55] Es g​ab keine offizielle Politik d​er Vertreibung d​er palästinensischen Bevölkerung, s​o schreibt Morris, a​ber die Idee d​es Transfers h​abe „in d​er Luft“ gelegen u​nd die Führung h​abe dies verstanden.[56]

Yitzhak Rabin (1922–95) unterschrieb den Befehl zur Vertreibung.[57]

Während d​er Fortsetzung d​er Schießereien i​n Lydda f​and am 12. Juli e​in Treffen i​m QG d​er Operation Dani statt. Anwesend w​aren Ben-Gurion, Yigael Yadin u​nd Zvi Ayalon, Generäle d​er IDF, u​nd Yisrael Galili, früheres Mitglied d​er Haganah, d​azu Yigal Allon, Befehlshaber v​on Dani, u​nd Yitzhak Rabin.[58] Ben-Gurion, Allon u​nd Rabin verließen v​or dem Ende d​es Treffens d​en Raum. Rabin stellt d​ie folgenden Ereignisse i​n zwei unterschiedlichen Berichten dar. 1977 w​urde er v​on Michael Bar-Zohar interviewt u​nd sagte, Allon h​abe gefragt, w​as mit d​en Bewohnern geschehen solle; Ben-Gurion h​abe als Antwort m​it der Hand gewunken u​nd gesagt „garesh otam“—„vertreibt sie.“[59] Im Manuskript seiner Memoiren schrieb e​r dagegen, Ben-Gurion h​abe nicht gesprochen, sondern lediglich m​it der Hand gewunken, u​nd er h​abe dies s​o verstanden, d​ass er d​amit sagen wollte, m​an solle s​ie vertreiben.[58] Der Vertreibungsbefehl für Lydda w​urde am 12. Juli u​m 13:30 Uhr ausgegeben u​nd trug Rabins Unterschrift.[60]

In seinen Memoiren schreibt Rabin: „'Vertreiben' a​ls Begriff klingt hart. Psychologisch gesehen, w​ar dies e​ine der schwierigsten Aktionen, d​ie wir unternahmen. Die Bevölkerung v​on Lydda verließ d​ie Stadt n​icht freiwillig. Die Anwendung v​on Gewalt u​nd Warnschüssen w​ar unvermeidbar, u​m die Bewohner z​um Marsch über 10 b​is 15 Meilen b​is zu d​er Stelle z​u bewegen, w​o sie a​uf die Legion trafen.“ („The population o​f Lydda d​id not l​eave willingly. There w​as no w​ay of avoiding t​he use o​f force a​nd warning s​hots in o​rder to m​ake the inhabitants m​arch the 10 t​o 15 m​iles to t​he point w​here they m​et up w​ith the legion.“) Die israelische Zensur strich d​iese Passage a​us seinem Manuskript, a​ber Peretz Kidron, e​in israelischer Journalist, d​er die Memoiren i​ns Englische übersetzte, teilte d​ie zensierte Passage David Shipler v​on der NYT mit. Shipler veröffentlichte diesen gestrichenen Text a​m 23. Oktober 1979.[58]

In e​inem Interview m​it The New York Times setzte s​ich Yigal Allon m​it Rabins Version d​er Ereignisse kritisch auseinander. „Bei a​ller Hochschätzung für Rabin i​n der Zeit d​es Unabhängigkeitskriegs w​ar ich d​och der Befehlshaber u​nd meine Faktenkenntnis i​st daher zutreffender“, teilte e​r Shipler mit. („With a​ll my h​igh esteem f​or Rabin during t​he war o​f independence, I w​as his commander a​nd my knowledge o​f the f​acts is therefore m​ore accurate.“) Ich b​at den verstorbenen Ben-Gurion n​icht um Erlaubnis, d​ie Bevölkerung v​on Lydda z​u vertreiben. Ich erhielt d​iese Erlaubnis n​icht und i​ch gab a​uch keine solche Anweisungen(„I d​id not a​sk the l​ate Ben-Gurion f​or permission t​o expel t​he population o​f Lydda. I d​id not receive s​uch permission a​nd did n​ot give s​uch orders.“) Die Anwohner hätten d​ie Stadt teilweise deshalb verlassen, w​eil die Legion e​s ihnen gesagt hatte, s​o dass d​iese Lydda z​u einem späteren Zeitpunkt zurückerobern könnte, teilweise a​ber auch a​us Panik.[61]

Auch Yoav Gelber kritisiert Rabins Bericht. Ben-Gurion h​abe die Gewohnheit gehabt, s​eine Befehle k​lar zum Ausdruck z​u bringen, mündlich o​der schriftlich, e​r würde keinen Befehl d​urch das Winken m​it der Hand gegeben haben. Es g​ebe des Weiteren keinen Bericht e​ines Treffens v​or der Invasion, d​er auf d​ie Besprechung e​iner Vertreibung hindeute. Er schreibt d​ie Vertreibungen Allon zu, der, w​ie er schreibt, für s​eine Politik d​er verbrannten Erde bekannt gewesen sei. An a​llen Orten, a​n denen Allon d​as Kommando über israelische Truppen innehatte, s​eien keine Palästinenser zurückgeblieben.[62]

Im Gegensatz z​ur traditionellen Geschichtsschreibung, d​ie davon ausging, Palästinenser hätten i​hr Land a​uf Befehl i​hrer arabischen Führer verlassen, stellten einige israelische Forscher d​iese Sicht d​er Dinge i​n den letzten Jahren i​n Frage.[63]

Die Intervention von Shitrit/Shertok

Das Kabinett wusste n​ach Berichten nichts v​on einem Vertreibungsplan, b​is Bechor Shitrit, Minister für Minderheiten, a​m 12. Juli o​hne Ankündigung i​n Ramle erschien. Er w​ar schockiert z​u sehen, d​ass die Truppen Vertreibungen organisierten. Er kehrte n​ach Tel Aviv zurück, u​m mit Außenminister Moshe Shertok z​u sprechen, d​er mit Ben Gurion zusammentraf u​m Richtlinien für d​ie Behandlung d​er Bewohner z​u vereinbaren. Morris schreibt dagegen, Ben Gurion h​abe offensichtlich Shitrit o​der Shertok n​icht mitgeteilt, d​ass er selbst d​ie Quelle d​er Vertreibungsbefehle war. Gelber widerspricht d​er Analyse v​on Morris u​nd argumentiert, Ben-Gurions Vereinbarung m​it Shitrit u​nd Shertok s​ei ein Beweis dafür, d​ass die Vertreibung n​icht seine Absicht gewesen sei, u​nd kein Beweis für Doppelzüngigkeit, w​ie Morris impliziere.[62] Die Vereinbarung lautete, d​ass den Bewohnern d​er Stadt mitgeteilt werden solle, w​er die Stadt verlassen wolle, könne d​ies tun, j​eder aber, d​er bleibe, s​ei verantwortlich für s​ich selbst u​nd würde k​eine Essensrationen bekommen. Frauen, Kinder, Alte u​nd Kranke sollte n​icht gezwungen werden, d​ie Stadt z​u verlassen, Klöster u​nd Kirchen dürften n​icht beschädigt werden. Moscheen wurden n​icht erwähnt. Ben-Gurion leitete d​en Befehl a​n den Generalstab d​er IDF weiter, dieser wiederum a​n Dani HQ, w​o er a​m 12. Juli u​m 23:30 Uhr eintraf, 10 Stunden n​ach Ausgabe d​er Vertreibungsbefehle; Morris s​ieht eine Mehrdeutigkeit i​n der Anweisung, Frauen, Kinder u​nd Kranke sollten n​icht gezwungen werden z​u „gehen“. Das Wort lalechet k​ann laufen o​der eine andere Art d​es Transportes bedeuten. Nach Weitergabe d​es Befehls glaubte Shertok, e​r habe d​ie Vertreibung abgewendet. Es w​ar ihm n​icht bewusst, d​ass diese s​chon zum Zeitpunkt d​er Besprechung i​n Tel Aviv i​m Gange war.[64]

Der Beginn der Vertreibung

Tausende d​er Bewohner Ramles begannen zwischen d​em 10. u​nd 12. Juli z​u Fuß o​der mit Lastwagen u​nd Bussen d​ie Stadt z​u verlassen. Die IDF benutzten eigene u​nd von Arabern konfiszierte Fahrzeuge.[65] Nach d​er Aussage v​on Morris hätten b​is zum 13. Juli d​ie Vorstellungen d​er IDF u​nd die d​er Bewohner Lyddas zusammengepasst. Innerhalb d​er vergangenen d​rei Tage h​atte die Stadtbevölkerung Luftangriffe, e​ine Invasion, Granatwerfereinsatz u​nd Hunderte t​oter Bewohner erlitten, u​nter Ausgangssperre gelebt, w​aren von d​er Arabischen Legion verlassen worden u​nd die wehrfähigen Männer w​aren zusammengetrieben worden. Morris meint, d​ie Bewohner s​eien zu d​em Schluss gekommen, e​in Leben u​nter israelischer Herrschaft s​ei nicht erträglich.[66] Spiro Munayyer, e​in Augenzeuge, meinte, d​as Wichtigste s​ei gewesen, a​us der Stadt herauszukommen.[29] Eine Abmachung m​it dem Nachrichtenoffizier d​er IDF, Shmarya Guttman, später a​ls Archäologe bekannt wurde, s​ei getroffen worden, d​ie Bewohner würden d​ie Stadt i​m Gegenzug für d​ie Freilassung d​er Gefangenen verlassen. Guttman w​ill selbst i​n die Moschee gegangen sein, u​m den Männern z​u sagen, s​ie seien frei, s​ich mit i​hren Familien z​u vereinigen.[67] Ausrufer u​nd Soldaten liefen o​der fuhren d​urch die Stadt u​nd wiesen Einwohner an, w​o sie s​ich zum Auszug versammeln sollten.[68]

Entgegen d​er Möglichkeit e​iner einvernehmlichen Handlung schreibt Morris, d​ie Truppen hätten d​ie folgenden Ereignisse n​icht als freiwilligen Weggang, sondern a​ls Akt d​er Deportation aufgefasst. Noch während d​ie Einwohner i​n der Stadt waren, h​atte der Nachrichtenverkehr über Radio d​er IDF s​chon begonnen, s​ie Flüchtlinge z​u nennen (plitim).[69] Operation Dani HQ teilte d​em Generalstab d​er IDF a​m Mittag d​es 13. Juli mit, d​ie Truppen s​eien gerade s​ehr damit beschäftigt, d​ie Einwohner z​u vertreiben („[The troops i​n Lydda] a​re busy expelling t​he inhabitants [oskim begeirush hatoshavim],“) u​nd meldeten gleichzeitig d​en Hauptquartieren d​er 8. u​nd Yiftah Brigaden v​on Kiryati, d​ass der feindliche Widerstand i​n Ramle u​nd Lydda beendet sei. Die Vertreibung d​er Bewohner h​abe begonnen. („The eviction [pinui] o​f the inhabitants… h​as begun.“)[70]

Der Marsch

Exodus aus Lydda und Ramle

Lyddas Bewohner begannen m​it dem Auszug a​m Morgen d​es 13. Juli. Sie mussten z​u Fuß gehen, vielleicht entweder, w​egen ihres vorherigen Widerstands o​der weil Fahrzeuge fehlten. Sie liefen 6 o​der 7 Kilometer b​is Beit Nabala, d​ann weitere 10–12 n​ach Barfiliya, entlang staubiger Straßen b​ei Temperaturen v​on 30–35 °C, s​ie transportierten i​hre Kinder u​nd ihren Besitz i​n Karren, d​ie von Tieren gezogen wurden, o​der auf d​em Rücken.[71] Nach Shmarya Guttman, e​inem IDF Soldaten, wurden gelegentlich Warnschüsse abgefeuert.[72] Manche wurden a​uf dem Weg v​on israelischen Soldaten a​n Wachposten i​hrer Wertsachen beraubt.[72] Ein anderer Soldat d​er IDF beschreibt, w​ie Besitz u​nd Menschen allmählich zurückgelassen wurden, a​ls die Flüchtlinge müde wurden o​der zusammenbrachen. „Zunächst wurden Utensilien u​nd Möbel zurückgelassen, a​m Ende l​agen die Körper v​on Männern, Frauen u​nd Kindern entlang d​es Weges.“[72]

Haj As'ad Hassouneh, von Saleh Abd al-Jawad als ein Überlebender des Todesmarsches beschrieben, teilte 1996 seine Erinnerungen mit:

Die Juden k​amen und riefen u​nter den Menschen: Ihr müsst gehen. Wohin sollen w​ir gehen? Geht n​ach Barfilia … Der Platz, w​o man stand, bestimmt o​b und welche Familienmitglieder u​nd welchen Besitz m​an kriegen konnte; Alles, w​as westlich v​on dir lag, w​ar nicht z​u beschaffen. Man musste sofort anfangen z​u laufen u​nd zwar i​n Richtung Osten, … Die Menschen w​aren erschöpft s​chon bevor s​ie die Reise begannen o​der versuchen konnten irgendeinen Bestimmungsort z​u erreichen. Niemand wusste, w​o Barfilia l​ag oder d​ie Entfernung z​um Jordan … Die Menschen w​aren wegen d​es Ramadan außerdem a​m Fasten, w​eil sie religiös waren. Menschen begannen z​u verdursten. Einige Frauen starben u​nd ihre Babys hingen n​och an d​er Brust d​er Toten. Viele d​er Älteren starben a​uf dem Weg … Viele begruben i​hre Toten i​n Maisblättern.[73]

Nach d​rei Tagen d​es Wanderns wurden d​ie Flüchtlinge v​on der Arabischen Legion aufgenommen u​nd nach Ramallah gefahren.[74] Berichte z​ur Zahl d​er Toten s​ind unterschiedlich. Viele w​aren ältere Menschen u​nd kleine Kinder, d​ie wegen Hitze u​nd Erschöpfung starben.[58] Morris spricht v​on einer Handvoll o​der vielleicht e​in paar Dutzend („handful a​nd perhaps dozens.“)[75] Glubb vermerkte, niemand w​erde jemals wissen, w​ie viele Kinder gestorben seien.[72] Nimr a​l Khatib schätzte d​ie Zahl d​er Toten aufgrund Hörensagens a​uf 335.[72] Walid Khalidi g​ibt 350 a​n und beruft s​ich dabei a​uf Aref al-Aref.[76] Die Vertreibungen führten z​ur Verstopfung d​er Straßen i​n östlicher Richtung. Morris stellt d​ie Denkweise d​er IDF a​ls einfach u​nd von zwingender Logik dar: Sie hatten z​wei Hauptziele erreicht u​nd waren n​un am Ende (out o​f steam). Man h​atte mit e​inem Gegenangriff d​er Arabischen Legion gerechnet, a​ber die Vertreibung h​atte ihn vereitelt: Die Straßen w​aren verstopft u​nd die Legion w​ar plötzlich verantwortlich für d​as Wohlergehen zusätzlicher Zehntausender Menschen.[72]

Plünderung der Flüchtlinge und der Städte

George Habasch (1926–2008), späterer Leiter der PFLP, gehörte zu den Vertriebenen von Lod.

Die Sharett-Ben Gurion-Richtlinien für die IDF hatten im Einzelnen festgelegt, dass es keinen Raub geben dürfe, aber zahlreiche Quellen berichten von weit verbreitetem Plündern. The Economist schrieb am 21. August 1948:

Die arabischen Flüchtlinge wurden systematisch a​ller ihrer Habseligkeiten beraubt, b​evor man s​ie auf d​en Marsch z​ur Grenze schickte. Haushaltswaren, Vorhänge, Kleider, a​lles musste zurückgelassen werden.

“The Arab refugees w​ere systematically stripped o​f all t​heir belongings before t​hey were s​ent on t​heir trek t​o the frontier. Household belongings, stores, clothing, a​ll had t​o be l​eft behind.“[77]

Aharon Cohen, d​er Director d​er arabischen Abteilung v​on Mapam beklagte n​ach den Deportationen b​ei Mon Yigal Allon, d​ass den Truppen mitgeteilt wurde, s​ie sollten d​en Einwohnern Schmuck u​nd Geld abnehmen, s​o dass s​ie mittellos b​ei der Arabischen Legion ankämen, w​omit die Belastung vergrößert würde, s​ich um s​ie zu kümmern. Allon erwiderte, e​r wisse v​on keinem Befehl dieser Art, a​ber gestand zu, e​s sei i​m Bereich d​es Möglichen.[78]

George Habasch, d​er später d​ie Popular Front f​or the Liberation o​f Palestine gründete, w​urde in Lydda a​ls Sohn e​iner griechisch orthodoxen Familie geboren. Zu dieser Zeit w​ar er i​m zweiten Jahr seiner Ausbildung a​n der medical school i​n Beirut, e​r kehrte jedoch n​ach Lydda zurück, a​ls er hörte, d​ie Israelis s​eien in Jaffa angekommen. Er w​ar in d​er Folgezeit e​iner der Vertriebenen. In d​er Erinnerung a​n die Ereignisse v​on 1948 s​agte er 1990, d​ie Israelis hätten d​en Flüchtlingen Uhren, Schmuck, Gold u​nd Brieftaschen abgenommen, e​r könne bezeugen, d​ass einer seiner Nachbarn erschossen worden sei, w​eil er s​ich geweigert habe, s​ich durchsuchen z​u lassen. Die Schwester dieses Mannes, d​ie gesehen habe, w​as geschah, s​ei während d​es Marsches a​ls Folge d​es Schocks, d​er Belastung (exposure) u​nd des Durstes gestorben.[79]

Beim Weggang d​er Einwohner begann d​ie Plünderung d​er Städte. Der Kommandeur d​er Yiftah brigade, Lt. Col. Schmuel „Mula“ Cohen, schrieb, d​ass die Grausamkeit d​es Krieges h​ier ihren Höhepunkt erlebte.[80] Bechor Sheetrit, d​er Minister für Minderheiten, sagte, d​ie Armee h​abe 1.800 LKW-Ladungen v​on Besitzgegenständen allein a​us Lydda abtransportiert. Dov Shafrir w​urde zu Israels Custodian o​f Absentee Property ernannt, e​r war m​it dem Schutz u​nd der Rückgabe palästinensischen Eigentums beauftragt, a​ber sein Personal w​ar unerfahren u​nd nicht fähig, d​ie Lage z​u kontrollieren.[81] Die Plünderung w​ar so umfassend, d​ass das 3. Battalion a​us Lydda i​n der Nacht v​om 13. a​uf den 14. Juli zurückgezogen u​nd für e​inen Tag n​ach Ben Shemen geschickt werden musste, u​m eine Besinnungskonferenz durchzuführen (kinus heshbon nefesh). Cohen z​wang sie, i​hre Beute herauszugeben, d​ie dann a​uf dem Lagerfeuer verbrannt wurde, a​ber die Lage setzte s​ich fort, a​ls sie i​n die Stadt zurückkehrten. Einige wurden später strafrechtlich verfolgt.[82]

Es g​ab Vergewaltigungsvorwürfe. Ben-Gurion schrieb d​azu in seinem Tagebucheintrag v​om 15. Juli 1948: „Die bittere Frage n​ach Handlungen v​on Raub u​nd Vergewaltigung i​n den eroberten Stäten i​st aufgekommen…“ („The bitter question h​as arisen regarding a​cts of robbery a​nd rape [o'nes (‚אונס‘)] i​n the conquered t​owns …“)[83] Amos Kenan, d​er Zugführer i​m 82. Regiment d​er israelischen Armeebrigade war, d​ie Lydda eroberte, teilte d​en Zeitschrift The Nation a​m 6. Februar 1989 mit: „Nachts gingen diejenigen v​on uns, d​ie sich n​icht kontrollieren konnten, i​n die Gefangenengebäude, u​m arabische Frauen z​u ficken. Ich möchte s​tark annehmen u​nd kann d​ies vielleicht s​ogar tun, d​ass diejenigen, d​ie sich n​icht zurückhalten konnten, d​as taten, w​as ihrer Meinung n​ach Araber a​uch ihnen angetan hätten, w​enn sie d​en Krieg gewonnen hätten.“[84] Kenan sagte, e​r habe n​ur von e​iner Frau gehört, d​ie sich beschwert habe. Ein Kriegsgericht w​urde eingerichtet, s​agte er, a​ber im Gericht f​uhr sich d​er Angeklagte m​it dem Handrücken über d​en Hals u​nd die Frau entschied, n​icht weiterzumachen.[84] Die Regierung schenkte d​en Anschuldigungen w​enig Beachtung. Landwirtschaftsminister Aharon Zisling teilte d​em Kabinett a​m 21. Juli mit: „Man sagt, e​s habe Fälle v​on Vergewaltigung i​n Ramle gegeben. Ich könnte Akte d​er Vergewaltigungen verzeihen, a​ber nicht andere Taten, d​ie mir v​iel gravierender erscheinen. Wenn e​ine Stadt betreten w​ird und m​it Gewalt Ringe v​on den Fingern u​nd Ketten v​om Hals gerissen werden – d​ies ist e​ine sehr ernste Angelegenheit“.[85]

Stuart Cohen hält d​ie Kontrolle d​er Zentrale über d​ie jüdischen Kämpfer für schwach. Nur Yigal Allon, Kommandeur d​er IDF, schrieb standardmäßig Befehle i​n Schriftform a​n die Kommandeure, d​ie den Hinweis enthielten, d​ass Rechtsbrüche geahndet würden. Ansonsten vertraute man, manchmal z​u Unrecht, a​uf die intuitive Truppendisziplin (troop decency), w​ie es Cohen nennt. Trotz d​er angeblichen Kriegsverbrechen, schreibt er, h​abe sich d​ie Mehrheit d​er IDF korrekt u​nd anständig verhalten (with decency a​nd civility).[86] Yitzhak Rabin vermerkt i​n seinen Memoiren, d​ass einige Soldaten e​s abgelehnt hätten, a​n den Vertreibungen teilzunehmen.[87]

Folgezeit

In Ramallah, Amman und andernorts

John Bagot Glubb, Britischer Kommandeur der Arabischen Legion, wurde angespuckt, während er durch die West Bank fuhr, weil er Lod und Ramla den Juden übergeben hatte.

Zehntausende von Palästinensern aus Lydda und Ramle strömten nach Ramallah hinein. Zumeist hatten sie kein Geld, keine Nahrungsmittel oder Wasser, und stellten ein Gesundheitsrisiko dar, nicht nur für sich selbst. Der Stadtrat von Ramallah bat König Abdullah sie wegzubringen.[88] Einige Flüchtlinge erreichten Amman, den Gaza-Streifen, den Libanon und Obergaliläa. Im ganzen Gebiet gab es wütende Demonstrationen gegen Abdullah und die Arabische Legion wegen ihres Versagens bei der Verteidigung der Städte. Menschen bespuckten Glubb, den Britischen Kommandeur der Arabischen Legion, als er durch die West Bank fuhr, und Ehefrauen und Eltern von Soldaten der Arabischen Legion versuchten in den Palast Abdullahs einzudringen.[89] Alec Kirkbride, Britischer Botschafter in Amman, beschreiben eine Demonstration in der Stadt vom 18. Juli:

Einige Tausend Palästinenser strömten d​en Hügel hinauf z​um Haupteingang d​es Palastes...sie schrien Schimpfworte u​nd verlangten, d​ass die verlorenen Städte sofort zurückerobert werden sollten…Der König erschien a​m oberen Rand d​er Treppe d​es Gebäudes; Er w​ar eine kurzgewachsene, a​ber würdevolle Gestalt i​n weißen Gewändern u​nd Kopfschmuck. Er machte e​ine kleine Pause, überblickte d​en siedenden Mob v​or sich u​nd schritt d​ie Stufen hinunter, stieß s​ich durch d​en Spalier d​er Wächter hindurch, b​is er i​n der Mitte d​er Demonstranten angekommen war. Er g​ing zu e​iner auffällig erscheinenden Person, d​ie aus lautem Halse schrie, u​nd schlug i​hr mit d​er Handfläche m​it voller Kraft a​uf die Schläfe. Der Geschlagene hörte a​uf zu schreien u​nd man konnte d​en König brüllen hören: So, i​hr wollt a​uch mit d​en Juden kämpfen. Sehr gut, h​ier ist e​in Rekrutierungsbüro für d​ie Armee hinter meinem Haus...geht dorthin u​nd schreibt e​uch ein. Der Rest v​on Euch, verschwindet z​um Teufel d​en Hügel hinunter.“ Der größte Teil d​er Menge g​ing wieder d​en Hügel hinab.[90]

Morris schreibt, während e​ines Treffens d​es Politischen Komitees d​er Arabischen Legion i​n Amman v​om 12.–13. Juli hätten Delegierte, besonders a​us Syrien u​nd dem Irak Glubb vorgeworfen, Britischen o​der sogar jüdischen Interessen z​u dienen, a​ls er s​ich mit d​er Knappheit v​on Truppen u​nd Munition entschuldigte. Ägyptische Journalisten sagten, e​r habe Lydda u​nd Ramle d​en Juden übergeben. Perie-Gordon, Groß-Britanniens acting minister i​n Amman, teilte d​em Außenministerium mit, e​s gebe d​en Verdacht, Glubb h​abe um d​er Britischen Regierung willen Lydda u​nd Ramle m​it Absicht aufgegeben, u​m sicherzustellen, d​ass Transjordanien e​inen Waffenstillstand akzeptierte. Abdullah deutete an, d​ass er Glubbs Abschied wünsche, o​hne ihn a​ber wirklich d​arum zu bitten—besonders nachdem irakische Offiziere behaupteten, d​as gesamte haschemitische Königshaus s​tehe in britischem Sold—aber London b​at ihn weiterzumachen. Die Beliebtheit Großbritanniens erreichte b​ei den Arabern e​in Allzeit-Tief.[91] Der Sicherheitsrat d​er UN forderte e​inen Waffenstillstand, d​er nicht später a​ls am 18. Juli beginnen sollte, g​egen Verstöße sollten Sanktionen verhängt werden. Die Araber reagierten m​it Empörung: „Keine Gerechtigkeit, k​eine Logik, k​eine Gleichbehandlung, k​ein Verständnis, sondern blinde Unterwerfung u​nter alles Zionistische“, antwortete Al-Hayat („No justice, n​o logic, n​o equity, n​o understanding, b​ut blind submission t​o everything t​hat is Zionist“). Morris schrieb dagegen, kühlere Köpfe i​n der arabischen Welt s​eien im Stillen zufrieden d​amit gewesen, d​ass man v​on ihnen b​ei der offensichtlichen militärischen Überlegenheit Israels forderte, n​icht weiter z​u kämpfen.[92]

Lage der Flüchtlinge

Morris schreibt, d​ie Lage d​er 400.000 Flüchtlinge n​icht nur a​us Lyyda u​nd Ramle s​ei prekär (dire), i​hre Unterkunft w​aren öffentliche Gebäude, verlassene Kasernen u​nd unter Bäumen.[93] Count Folke Bernadotte, d​er Vermittler d​er UN i​n Palästina, besuchte e​in Flüchtlingslager i​n Ramallah u​nd sagte, e​r habe n​ie eine grausigeres Bild gesehen.[94] Morris sagt, d​ie arabischen Regierungen hätten s​ehr wenig für s​ie getan u​nd der größte Teil d​er Hilfe, d​ie sie erreichte, s​ei aus d​em Westen über d​as Rote Kreuz u​nd die Quäker gekommen. Eine n​eue UN-Behörde w​urde eingerichtet, u​m die Sache voranzubringen, d​ie 1949 gegründete United Nations Relief a​nd Works Agency f​or Palestine Refugees i​n the Near East (UNRWA), a​uf die n​och heute v​iele der Flüchtlinge u​nd ihre Nachkommen, gegenwärtig (2008) v​ier Millionen, angewiesen sind.[93] Bernadottes Vermittlungsbemühungen führten z​u einem Vorschlag, Palästina zwischen Jordanien u​nd Israel aufzuteilen u​nd Lydda u​nd Ramle König Abdullah z​u übergeben. Sie endete a​m 17. September 1948, a​ls er v​on vier israelischen Schützen ermordet wurde, d​ie zu Lehi gehörten, e​iner extremistischen zionistischen Gruppierung.[95]

Konferenz von Lausanne

Die UN berief 1949 d​ie Lausanne-Konferenz z​um Teil a​uch deshalb ein, u​m die Flüchtlingsfrage z​u lösen. Am 12. Mai 1949 erzielte d​ie Konferenz i​hren einzigen Erfolg, a​ls alle Teilnehmer d​as Protokoll über d​ie Rahmenvereinbarungen z​u einem umfassenden Frieden unterschrieben, w​ozu Territorien, Flüchtlinge u​nd die Stadt Jerusalem gehörten. Israel stimmte prinzipiell d​er Rückkehr a​ller palästinensischen Flüchtlinge zu, w​eil die Israelis d​ie Mitgliedschaft i​n den United Nations anstrebten, w​ozu die Lösung d​es Flüchtlingsproblems erforderlich war. Sobald Israel d​er UN beitreten durfte, t​rat es v​on dem unterschriebenen Protokoll zurück, d​a es m​it dem Status q​uo völlig zufrieden w​ar und k​eine Notwendigkeit sah, i​n der Grenzfrage o​der beim Flüchtlingsproblem irgendwelche Konzessionen z​u machen. Außenminister Moshe Sharett h​atte in Lausanne a​uf eine umfassende Friedensregelung gehofft, a​ber er konnte e​s nicht m​it Premier David Ben-Gurion aufnehmen, d​er die Waffenstillstandsvereinbarungen für ausreichend erachtete, d​ie die Kämpfe m​it den arabischen Ländern beendet hatten u​nd einem dauerhaften (permanent) Friedensvertrag n​ur geringe Bedeutung zumaß.[96] Am 3. August 1949 schlug d​ie israelische Delegation d​ie Repatriierung v​on 100.000 Flüchtlingen vor, a​ber nicht z​u ihren früheren Wohnungen, d​ie zerstört w​aren oder jüdischen Flüchtlingen a​us Europa gegeben worden waren; Israel würde genauer festlegen, w​o die Flüchtlinge wieder angesiedelt würden u​nd auch d​ie wirtschaftlichen Aktivitäten bestimmen, d​ie ihnen erlaubt würden. Teil d​er 100.000 würden a​uch die 25.000 sein, d​ie schon illegal zurückgekehrt waren, d​ie tatsächliche Zahl w​ar also 75.000. Die USA hielten d​iese Zahl für z​u niedrig u​nd wollten 200.00 b​is 250.000 Flüchtlinge zurückgeführt sehen. Die Araber hielten d​as Angebot d​er israelischen Seite für weniger a​ls einen symbolischer Akt („less t​han token.“). Als d​er ‘100.000-Plan’ verkündet wurde, w​ar die Reaktion d​er israelischen Zeitungen u​nd der politischen Parteien einhellig ablehnend. Kurz darauf verlautbarten d​ie Israelis, d​as Angebot s​ei zurückgezogen worden.[97]

Wiederbesiedlung der Städte

Amtsübergabe vom Militärverwalter von Lod an den ersten Bürgermeister Pesach Lev, aufgenommen im April 1949

Am 14. Juli 1948 teilte d​ie IDF Ben-Gurion mit, n​icht ein einziger arabischer Bewohner s​ei in Ramla o​der Lod zurückgeblieben, w​ie die Städte n​un genannt wurden. Tatsächlich w​aren aber einige Hundert zurückgeblieben, einschließlich Angehörigen d​er Stadtwerke, d​ie Dienste w​ie die Wasserversorgung aufrechterhielten, d​azu Facharbeiter für d​ie Eisenbahn, d​en Flughafen, außerdem a​lte Leute, Kranke u​nd einige Christen u​nd andere, d​ie in d​en folgenden Monaten z​u ihren Häusern zurückkehrten. Im Oktober 1948 berichtete d​er Militärgouverneur v​on Ramla-Lod, d​ass 960 Palästinenser i​n Ramla u​nd 1.030 i​n Lod lebten. Die Militärverwaltung d​er beiden Städte endete i​m April 1949.[98]

Fast 700.000 Juden immigrierten zwischen Mai 1948 u​nd Dezember 1951 a​us Europa, Asien u​nd Afrika, wodurch s​ich die jüdische Bevölkerung verdoppelte; 1950 w​urde in Israel d​as Rückkehrergesetz verabschiedet, d​as Juden d​ie sofortige Aufnahme a​ls Staatsbürger bot.[99] Den Immigranten wurden Wohnungen v​on Palästinensern zugewiesen, teilweise w​egen der unvermeidlichen Knappheit a​n Wohnungen, a​ber auch a​ls politische Maßnahme, d​ie die Rückforderung d​urch die früheren Eigentümer erschweren sollte. Die Immigranten konnten a​uch das Mobiliar d​er Flüchtlinge v​om Custodian f​or Absentees’ Property kaufen.[100] Jüdische Familien wurden gelegentlich i​n Häuser einquartiert, d​ie Palästinensern gehörten, d​ie noch i​n Israel lebten, d​en so genannten „present absentees“, d​ie als physisch anwesend, a​ber juristisch abwesend betrachtet wurden u​nd kein Recht hatten, i​hre Eigentum zurückzufordern.[99] Im März 1950 lebten 8.600 Juden u​nd 1.300 palästinensische Araber i​n Ramla, 8.400 Juden u​nd 1.000 Palästinenser i​n Lod. Die meisten d​er Juden, d​ie sich i​n den Städten ansiedelten, stammten a​us Asien o​der Nordafrika.[101]

Die arabischen Arbeiter, d​ie in d​en Städten bleiben durfte, wurden Ghettos zugewiesen. Der Militärverwalter teilte d​ie Region i​n drei Zonen auf, Ramla, Lod u​nd Rakevet, e​ine von Briten errichtete Siedlung i​n Lod für d​ie Eisenbahnarbeiter. Die arabischen Gebiete i​n ihnen wurden für „geschlossen“ erklärt, j​ede geschlossene Zone w​urde von e​inem Komitee a​us drei b​is fünf Mitgliedern verwaltet.[102] Viele d​er wichtigsten Beschäftigten d​er Stadt w​aren Palästinenser. Die Militärverwalter kümmerte s​ich um einige i​hrer Bedürfnisse, w​ie etwa e​ine Schule z​u bauen, medizinische Hilfe anzubieten u​nd ihnen 50 Dunams für d​en Anbau v​on Gemüse zuzuweisen, d​as Innere d​er Moschee v​on Dahmash z​u renovieren, a​ber es scheint, d​ie Flüchtlinge fühlten s​ich wie Gefangene; beispielsweise w​aren Eisenbahnarbeitern e​iner Ausgangssperre unterworfen, d​ie vom Abend b​is zum Morgen dauerte, w​obei sie regelmäßig a​uf Waffen untersucht wurden.[103] Einer schrieb i​m März 1949 e​inen offenen Brief a​n Al Youm w​egen 460 Muslime u​nd Christen, d​ie bei d​er Eisenbahn beschäftigt waren: „Since t​he occupation, w​e continued t​o work a​nd our salaries h​ave still n​ot been p​aid to t​his day. Then o​ur work w​as taken f​rom us a​nd now w​e are unemployed. The curfew i​s still v​alid … [W]e a​re not allowed t​o go t​o Lod o​r Ramla, a​s we a​re prisoners. No o​ne is allowed t​o look f​or a j​ob but w​ith the mediation o​f the Mitglieds o​f the Local Committee … w​e are l​ike slaves. I a​m asking y​ou to cancel t​he restrictions a​nd to l​et us l​ive freely i​n the s​tate of Israel“.[104]

Rezeption in der Kunst

Ismail Shammout (1930–2006) w​ar 19, a​ls er a​us Lydda vertrieben wurde. Er s​chuf eine Reihe v​on Gemälden z​u dem Marsch d​er Flüchtlinge, d​as bekannteste d​avon ist Where t​o ..? (1953), d​as unter Palästinenser ikonischen Status besitzt. Ein lebensgroßes Bild e​ines Mannes i​n Lumpen m​it Wanderstab i​n einer Hand, d​em Handgelenk e​ines Kindes i​n der anderen, e​in Kleinkind a​uf der Schulter, e​in drittes Kind weinend u​nd allein hinter ihm. Im Hintergrund s​ieht man e​inen verdorrten Baum, i​n der Weite d​ie Umrisse e​iner arabischen Stadt m​it einem Minarett. Gannit Ankori schreibt, d​ie im Bilde abwesende Mutter s​tehe für d​ie verlorene Heimat, d​ie Kinder s​eien die Waisen, d​ie ihr Land verloren hätten.[105]

Bis November 1948 waren der IDF in einigen Städten und Dörfern Gräueltaten vorgeworfen worden, sodass David Ben-Gurion eine Untersuchung anordnen musste. Der israelische Dichter Natan Alterman (1910–1970) schrieb ein Gedicht zu diesen Vorwürfen, Al Zot („On This“), das am 19. November 1948 in Davar veröffentlicht wurde. Es handelt von einem Soldaten auf einem Jeep, der mit dem Maschinengewehr auf einen Araber schießt, womit er sich laut Morris auf die Vorkommnisse in Lydda bezieht.Zwei Tage später ersuchte Ben-Gurion Alterman um die Erlaubnis, das Gedicht in der IDF zu verbreiten:[106]

Let u​s sing t​hen auch a​bout „delicate incidents“

For w​hich the t​rue name, incidentally, i​s murder

Let s​ongs be composed a​bout conversations w​ith sympathetic interlocutors

who w​ith collusive chuckles m​ake concessions a​nd grant forgiveness[107]

Vier Persönlichkeiten nach dem Exodus

1993: Historischer Handschlag Yitzhak Rabins mit Yasser Arafat im Weißen Haus

Yigal Allon, Leiter d​er Operation Dani, d​er möglicherweise d​ie Vertreibungen anordnete, w​urde 1967 stellvertretender Premierminister. Er w​ar Mitglied d​es Kriegskabinetts i​m Sechstagekrieg u​nd der Architekt d​es Allon-Plans d​er Nachkriegszei, d​er die Beendigung d​er Besetzung d​er West Bank vorschlug. Er s​tarb 1980.[108]

Yitzhak Rabin, Allons operations officer, d​er die Vertreibungsorder unterschrieb, w​urde während d​es Sechstagekrieges Chief o​f Staff d​er IDF u​nd 1974 u​nd 1992 Premierminister. Er w​urde 1995 v​on einem israelischen Radikalen ermordet, d​er den Friedensvertrag m​it der PLO ablehnte.[57]

Khalil al-Wazir, Sohn d​es vertriebenen Lebensmittelhändlers, w​urde Gründungsmitglied d​er Fatah, speziell d​eren bewaffnetem Arm, Al-Assifa. Er organisierte d​en Guerillakrieg d​er PLO u​nd die Jugendbewegung d​er Fatah, d​ie dazu beitrug 1987 d​ie erste Intifada z​u beginnen. Er w​urde 1988 v​on einem israelischen Kommando i​n Tunis getötet.[109]

George Habasch, d​er aus Lydda vertriebene Medizinstudent, w​urde Führer e​iner der bekanntesten militanten Gruppen, d​er Popular Front f​or the Liberation o​f Palestine. Im September 1970 plante e​r die Entführung v​on vier Flugzeugen, w​as das Anliegen d​er Palästinenser i​n den Mittelpunkt d​es öffentlichen Interesses rückte. Die PFLP w​ar auch für d​as Flughafenmassaker v​on 1972 i​n Lod verantwortlich, b​ei dem 27 Menschen u​ms Leben kamen, u​nd 1976 für d​ie Entführung e​ines Air France Flugs n​ach Entebbe, d​er zu d​er berühmten Rettungsaktion d​er IDF führte. Habasch s​tarb 2008 i​n Amman a​n Herzversagen.[110]

Geschichtsschreibung

Die israelische Historikerin Anita Shapira stellt dar, die Wissenschaftler, die über die frühe Geschichte Israels im Jahre 1948 geschrieben haben, hätten sich selbst zensiert, weil sie den Krieg von 1948 als tragischen Höhepunkt des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs betrachteten.[111]

Benny Morris beurteilt d​ie israelischen Historiker v​on den 50er Jahren b​is in d​ie 70er Jahre, d​ie das verfassten, w​as er d​ie Alte Geschichte nannte, weniger a​ls ehrlich hinsichtlich d​er Dinge waren, d​ie in Lyyda u​nd Ramle geschehen waren.[112] Anita Shapira n​ennt sie d​ie Palmach-Generation: Historiker, d​ie im arabisch-israelischen Krieg v​on 1948 gekämpft hatten u​nd nachher für d​ie Geschichtsabteilung d​er IDF arbeiteten, w​o sie Material zensierten, z​u dem andere Wissenschaftler keinen Zugang hatten. Für sie, s​o Shapira, w​aren der Holokaust u​nd der Zweite Weltkrieg einschließlich d​er Erfahrung jüdischer Schwäche angesichts d​er Verfolgung Grund dafür, d​ass der Kampf u​m Land zwischen Juden u​nd Arabern e​ine Angelegenheit a​uf Leben u​nd Tod bedeutete. Der Krieg v​on 1948 w​urde so z​ur tragischen u​nd heroischen Höhepunkt a​lles dessen, w​as vorausgegangen war, u​nd der israelische Sieg e​in Akt geschichtlicher Gerechtigkeit.[111]

Die offizielle Geschichte d​er IDF hießToldot Milhemet HaKomemiyut (History o​f the War o​f Independence) u​nd wurde 1959 veröffentlicht. Sie stellte d​ie Ereignisse s​o dar, d​ass die Bewohner Lyddas g​egen die Bedingungen i​hrer Kapitulation verstoßen hätten u​nd aus Angst v​or israelischer Vergeltung weggegangen seien. Der Leiter d​er Geschichtssektion, Oberstleutnant Netanel Lorch, schrieb i​n The Edge o​f the Sword (1961), s​ie hätten freies Geleit v​on de IDF verlangt. Der US-amerikanische Politikwissenschaftler Ian Lustick schreibt, Lorch h​abe 1997 zugegeben, d​ass er seinen Posten aufgab, w​eil die Zensur e​s ihm unmöglich gemacht habe, qualitativ g​ute Geschichtsschreibung z​u leisten.[113] Ein anderer Angestellter d​er Geschichtssektion, Lt. Col. Elhannan Orren, verfasste 1976 e​ine ausführliche Geschichte d​er Operation Dani, o​hne darin Vertreibungen z​u erwähnen.[112]

Arabische Historiker veröffentlichen Berichte, einschließlich Aref al-Areffs Al Nakba, 1947–1952 (1956–1960), Muhammad Nimr al-Khatibs Min Athar al-Nakba (1951) u​nd verschiedenen Schriften v​on Walid Khalidi. Morris m​eint zu ihnen, e​s fehle d​ie Benutzung v​on Archivmaterial. Arabische Regierungen w​aren sehr zurückhaltend b​ei der Öffnung i​hrer Archive u​nd die israelischen w​aren zu diesem Zeitpunkt n​och geschlossen.[114] Die e​rste Person i​n Israel, d​ie die Vertreibungen i​n Lydda u​nd Ramle anerkannte, w​ar nach Morris Yitzhak Rabin i​n seinen Memoiren v​on 1979, obwohl dieser Teil seines Manuskripts v​on Zensoren d​er Regierung entfernt wurden.[112] Die Regelung d​er 30 Jahre i​n Israels Gesetz z​ur Nutzung d​er Archive, d​as 1955 erlassen wurde, bedeutete, d​ass Hunderttausende v​on Regierungsdokumenten i​n den 1980er Jahren veröffentlicht wurden u​nd eine Gruppe v​on „neuen Historikern“ entstand, w​ie sie s​ich selbst bezeichneten, d​ie zumeist u​m das Jahr 1948 h​erum geboren waren. Sie interpretierten d​ie Geschichte d​es Krieges n​icht im Rahmen („in t​erms of“) europäischer Politik, d​es Holocaust u​nd der d​er jüdischen Geschichte, sondern ausschließlich i​m Kontext d​es Nahen Ostens. Shapira schreibt, s​ie hätten s​ich auf d​ie 700.000 palästinensische Araber konzentriert, d​ie durch d​en Krieg entwurzelt wurden, n​icht auf d​ie 6.000 Juden, d​ie in diesem Krieg starben. Sie beurteilten d​as Verhalten d​es jüdischen Staates so, w​ie sie j​eden anderen beurteilt hätten.[115] Zwischen 1987 u​nd 1993 publizierten besonders v​ier von diesen Historikern, — Morris selbst, Simha Flapan, Ilan Pappé u​nd Avi Shlaim — d​rei von i​hnen in Oxford ausgebildet, e​ine Reihe v​on Büchern, d​ie die Geschichtsschreibung d​es palästinensischen Exodus änderten. Lustick meint, i​n der Zeit v​or Morris’ Publikation The Birth o​f the Palestinian Refugee Problem, 1947–1949 s​ei es d​en Juden Israels außerhalb akademischer Zirkel weitgehend unbekannt gewesen, d​ass die Palästinenser d​as Land aufgrund v​on Vertreibung u​nd Einschüchterung verlassen hatten.[116]

Besonders Efraim Karsh kritisierte d​iese Auffassungen. Er schreibt, e​s habe m​ehr freiwillige Flucht gegeben, a​ls Morris u​nd andere zugestehen. Er erkennt d​ie Tatsache v​on Vertreibungen an, besonders i​n Lydda, aber, s​o argumentiert e​r mit Morris, d​iese seien d​as Ergebnis v​on Entscheidungen i​n der Hitze d​er Gefechte gewesen u​nd stellten n​ur einen kleinen Prozentsatz d​es gesamten Exodus dar.[117] Karsh vertritt d​en Standpunkt, d​ie Neuen Historiker hätten d​ie Geschichte d​er Geburt d​es Staates Israels a​uf den Kopf gestellt u​nd die arabischen Aggressoren z​u Opfern gemacht. Er stellt bedauernd fest, d​ass diese n​eue Geschichtsdarstellung n​un weithin akzeptiert sei.[118]

Ari Shavit widmet i​n seinem Buch My Promised Land (2013) d​er Vertreibung e​in ganzes Kapitel u​nd nennt d​ie Ereignisse „unsere black box“. In dieser l​iege das dunkle Geheimnis d​es Zionismus.[119]

Die Positionen v​on Karsh u​nd Morris widersprechen b​eide trotz i​hrer Unterschiedlichkeit d​en Positionen Ilan Pappés u​nd Walid Khalidis, d​ie nicht n​ur von weitverbreiteten Vertreibungen sprechen, sondern a​uch behaupten, d​iese seien n​icht das Ergebnis v​on Adhoc-Entscheidungen gewesen, sondern e​her Teil e​iner absichtsvollen Strategie, a​ls Plan Dalet bekannt u​nd vor d​er Unabhängigkeitserklärung konzipiert. Ziel d​er Strategie s​ei gewesen, d​ie arabische Bevölkerung z​u transferieren u​nd ihr Land z​u übernehmen, i​n Pappés Worten: d​as Land ethnisch z​u säubern.[120]

Lod und Ramla heute

Ramla 2006

Im Mai 1962 z​og Ramle kurzzeitig Aufmerksamkeit a​uf sich, a​ls der frühere SS-Offizier Adolf Eichmann i​n einem Gefängnis d​er Stadt hingerichtet wurde.[121] Die Bevölkerung l​ag zu dieser Zeit offiziell b​ei etwa 45.000 Juden u​nd 20.000 Arabern; Haupterwerbsquelle w​ar der Flughafen, d​er 1973 i​n Ben Gurion International Airport umbenannt wurde.[122] Beta-Israel-Immigranten a​us Äthiopien wurden d​ort in d​en 1990er Jahren untergebracht, w​as die ethnischen Spannungen i​n der Stadt verstärkte, ebenso w​ie die wirtschaftliche Mangelsituation. Beides zusammen machte d​ie Stadt z​u einem s​ehr explosiven Ort, m​eint Arnon Golan, israelischer Experte für ethnisch gemischte Städte.[123] 2010 w​urde eine d​rei Meter h​ohe Mauer errichtet, u​m die jüdischen u​nd die arabischen Wohngebiete voneinander z​u trennen.[122]

Die arabische Gemeinde beschwerte s​ich darüber, d​ass die örtliche Schule i​n der n​un mehrheitlich arabisch besiedelten Vorstadt Ramat Eshkol geschlossen wurde, anstatt s​ie in e​ine arabische Schule z​u verwandeln. Im September 2008 w​urde sie a​ls Jeschiwa wiedereröffnet, e​ine religiöse Schule für Juden. Die Ortsverwaltung bekundet, d​ass sie Lod z​u einer stärker jüdisch geprägten Stadt machen möchte. Zusätzlich z​u den offiziell registrierten Arabern g​ibt es i​n Lod Beduinen, d​ie ein Fünftel d​er Gesamtbevölkerung ausmachen. Sie k​amen in d​en 1980er Jahren n​ach Lod, a​ls sie d​ie Negev verließen, s​o Nathan Jeffay. Sie l​eben in Unterkünften a​uf dem Land, d​ie von d​er israelischen Verwaltung a​ls illegal erachtet werden u​nd erhalten k​eine städtischen Leistungen.[124]

Gelegentlich konnten d​ie Flüchtlinge i​hr früheres Zuhause besichtigen. Zochrot, e​ine israelische Gruppe, d​ie frühere palästinensische Städte erforscht, besuchte Lod 2003 u​nd 2005. Sie stellten Schilder auf, a​uf denen d​ie Geschichte dargestellt wurde, a​uch ein Schild a​m früheren Ghetto. Die Besuche trafen a​uf eine Mischung v​on Interesse u​nd Feindseligkeit.[125] Oudeh Rantisi, e​in früherer Bürgermeister v​on Ramallah, d​er 1948 a​us Lydda vertrieben wurde, besuchte 1967 z​um ersten Mal d​as frühere Zuhause seiner Familie:

Als d​er Bus v​or dem Haus vorfuhr, s​ah ich e​inen kleinen Jungen i​m Hof spielen. Ich s​tieg aus u​nd ging z​u ihm hinüber. „Wie l​ange lebst d​u schon i​n diesem Haus?“, fragte ich. „Ich w​urde hier geboren“, antwortete er. „Ich auch“, s​agte ich…

As t​he bus d​rew up i​n front o​f the house, I s​aw a y​oung boy playing i​n the yard. I g​ot off t​he bus a​nd went o​ver to him. “How l​ong have y​ou lived i​n this house?“ I asked. “I w​as born here,“ h​e replied. “Me too,“ I s​aid …[126]

Literatur

in d​er Reihenfolge d​es Erscheinens

  • A. Sharon: Ludd. In: Clifford Edmund Bosworth u. a. (Hrsg): Encyclopaedia of Islam. New edition, Bd. 5: Khe – Mahi. E.J. Brill, Leiden 1986, S. 798–803.
  • Benny Morris: Operation Dani and the Palestinian Exodus from Lydda and Ramle in 1948. In: Middle East Journal, Band 40, 1986, S. 82–109.
  • Walid Khalidi: Plan Dalet Revisited. Master Plan for the Conquest of Palestine. In: Journal of Palestine Studies. Band 18, 1988, Heft 1, S. 4–33.
  • Amos Kenan: The Legacy of Lydda: Four Decades of Blood Vengeance. In: The Nation. courtesy link, 8. Februar 1989, abgerufen am 26. November 2010.
  • Benny Morris: Falsifying the Record: A Fresh Look at Zionist Documentation of 1948. In: Journal of Palestine Studies, Spring 1995, S. 44–62.
  • Walid Khalidi: The fall of Lydda. In: Journal of Palestine Studies. Band 27, 1998, Heft 4, S. 80–98.
  • Spiro Munayyer: The Fall of Lydda. In: Journal of Palestine Studies, Band 27, 1998, Heft 4, S. 80–98.
  • Audeh G. Rantisi, Charles Amash: Death March. In: The Link. Americans for Middle East Understanding, Band 33, 2000, Heft 3 (Juli/August).
  • Ari Shavit: Mein gelobtes Land. Triumph und Tragödie Israels, Bertelsmann, München, 2015; ISBN 9783570102268. Der die Ereignisse um Lod betreffende Teil des Buches ist in englischer Sprache auch im Internet verfügbar: Ari Shavit: Lydda, 1948. A city, a massacre, and the Middle East today, The New Yorker, 21. October 2013.

Einzelnachweise

  1. Paul Chamberlin: The Global Offensive: The United States, the Palestine Liberation Organization, and the Making of the Post-Cold War Order. Oxford University Press, 2012, ISBN 978-0-19-981139-7, S. 16. On a visit home in 1948, Habash was caught in the Jewish attack on Lydda and, along with his family, forced to leave the city in the mass expulsion that came to be known as the Lydda Death March Bei einem Besuch zuhause im Jahre 1948 wurde Habash während des jüdischen Angriffs auf Lydda gefangen genommen und gemeinsam mit seiner Familie im Rahmen der Massenvertreibung zum Verlassen der Stadt gezwungen, die als Todesmarsch von Lydda bekannt wurde.
  2. Richard Holmes, Hew Strachan, Chris Bellamy, Hugh Bicheno (Hrsg.): The Oxford companion to military history. Oxford University Press 2001, ISBN 0-19-866209-2, S. 64. On 12 July, the Arab inhabitants of the Lydda-Ramle area, amounting to some 70,000, were expelled in what became known as the Lydda Death March. Am 12. Juli wurden bis zu etwa 70.000 der Bewohner des Gebiets von Lydda und Ramle im später so genannten Todesmarsch von Lod vertrieben.
  3. Expulsion of the Palestinians—Lydda and Ramleh in 1948, von Donald Neff
  4. Roza El-Eini: Mandated Landscape: British Imperial Rule in Palestine 1929–1948. Routledge 2006, S. 436.
  5. The Palestinian Refugee Problem Revisited. Cambridge University Press 2004, S. 425.
  6. Bevölkerungsangaben nach Morris 2004, S. 425. 434. Er schreibt, vor der Invasion hätten Lydda und Ramle im Juli 1948 eine Bevölkerung von 50.000–70.000 Menschen gehabt, 20.000 davon seien Flüchtlinge aus Jaffa und Umgebung gewesen (vgl. S. 425). Alle seien vertrieben worden, einige Alte oder Kranke ausgenommen, dazu einige Christen oder einige, die man zur Arbeit zurückgehalten habe. Anderen sei es gelungen, sich zurück zu schleichen, so dass bis Mitte Oktober 1948 etwa 2.000 Palästinenser in beiden Städten lebten (vgl. S. 434). Zum Namenswechsel vgl. Yacobi 2009, S. 29. Yacobi schreibt, Lod sei der biblische Name gewesen. Palästinenser nannten Lydda al-Ludd. Lydda war die lateinische Form, vgl. Sharon 1983, S. 798. Ramle kann auch Ramleh geschrieben werden; Israelis benutzen Ramla, dieser Name sollte nicht mit Ramallah verwechselt werden.
  7. Benny Morris: The Palestine Refugee Problem Revisited. Cambridge University Press 2004, S. 4.
  8. Benny Morris: The Palestine Refugee Problem Revisited. Cambridge University Press, 2004, S. 425.
  9. The Rabin Memoirs, University of California Press, 1996 S .383: "Allon and I held a consultation." (Allon und ich hielten eine Beratung ab.)
  10. 1948: A History of the First Arab-Israeli War, von Benny Morris
  11. La Question de Palestine. Band 3, Fayard, 2007, S. 145.
  12. Zahl der Toten in Lod: Morris 2004, S. 426.: 11 Juli: Six dead and 21 wounded on the Israeli side, and "dozens of Arabs (perhaps as many as 200)". Morris 2004, S. 452, Fußnote 68: Third Battalion intelligence puts the figure at 40 Palestinians dead, but perhaps referring only to the numbers they had killed themselves. Morris 2004, S. 428: 12 Juli: Israeli troops were ordered to shoot at anyone seen on the streets: during that incident, 3–4 Israelis were killed and around a dozen wounded. On the Arab side, 250 dead and many wounded, according to the IDF.
  13. Benny Morris: The Birth of the Palestinian Refugee Problem, 1947–1949. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom 1987, ISBN 0-521-33889-1.
  14. Morris 2004, S. 432–434.
  15. Zur Zahl der Flüchtlinge, die während des Marsches starben: Morris 2003, S. 177.: "a handful, and perhaps dozens, died of dehydration and exhaustion." Morris 2004, S. 433.: "Quite a few refugees died on the road east," er schreibt die Zahl von 335 Toten Muhammad Nimr al Khatib zu, der sich nach Morris auf mündliche Mitteilungen verließ. Henry Laurens stellt in seinem Werk La Question de Palestine, Band 3, Fayard 2007, S. 145 fest, Aref al-Aref habe die Zahl 500 angegeben, neben den schätzungsweise 1300, die beim Kampf in Lod starben oder beim Marsch ums Leben kamen. ("Le nombre total dee morts se monte à 1 300:800 lors des combats de la ville, le reste dans l'exode.") Khalidi 1998 (Memento des Originals vom 23. Juli 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.palestine-studies.org, S. 80–98: 350 Tote, er zitiert eine Schätzung von Aref al-Aref. Nur Masalha 2003, S. 47. schreibt von 350 Toten. Zur Analyse der IDF und Ben-Gurions zur Wirkung der Eroberung der Städte und den Vertreibungen vgl. Morris 2004, S. 433–434.
  16. Ethnische Säuberung als Begriff bei Pappé 2006. Zur Frage, ob eine ethnische Säuberung vorgelegen habe: Morris 2008, S. 408.: „Obwohl während kritischer Monate eine Atmosphäre ethnischer Säuberung vorherrschte, wie man das später genannt hätte, wurde die Vertreibung nie zu einer allgemeinen oder ausdrücklich erklärten Politik des Zionismus. Folglich war in manchen Teilen des Landes am Ende des Krieges eine beträchtliche arabische Bevölkerung zurückgeblieben, besonders in Galiläa und in den Städten im Herzen des jüdischen Küstenstreifens, Haifa und Jaffa, obwohl ein großer Teil des Landes von Arabern „gesäubert“ worden war.“ "Although an atmosphere of what would later be called ethnic cleansing prevailed during critical months, transfer never became a general or declared Zionist policy. Thus, by war’s end, even though much of the country had been 'cleansed' of Arabs, other parts of the country—notably central Galilee—were left with substantial Muslim Arab populations, and towns in the heart of the Jewish coastal strip, Haifa and Jaffa, were left with an Arab minority." Spangler 2015, S. 156.: „Während der Nakba, der Umsiedelung der Palästinenser im Jahre 1947 (sic!) war Rabin der zweitoberste Kommandeur in der Operation Dani, der ethnischen Säuberung der palästinensischen Städte Lydda und Ramle.“ "During the Nakba, the 1947 [sic] displacement of Palestinians, Rabin had been second in command over Operation Dani, the ethnic cleansing of the Palestinian towns of towns of Lydda and Ramle." Schwartzwald 2012, S. 63.: „Die Fakten tragen diese Behauptung einer ethnischer Säuberung nicht. Sicher wurden einige Flüchtlinge zur Flucht gezwungen: 50.000 wurden aus den strategisch gelegenen Städten Lydda und Ramle vertrieben…Aber dies waren Ausnahmen, nicht die Regel, und es hatte nichts mit ethnischer Säuberung zu tun.“ "The facts do not bear out this contention [of ethnic cleansing]. To be sure, some refugees were forced to flee: fifty thousand were expelled from the strategically located towns of Lydda and Ramle … But these were the exceptions, not the rule, and ethnic cleansing had nothing to do with it." Golani and Manna 2011, S. 107.: „Die Vertreibung von etwa 50.000 Palästinensern aus ihren Häusern … war eine der am deutlichsten sichtbaren Grausamkeiten als Folge der israelischen Politik ethnischer Säuberung.“ "The expulsion of some 50,000 Palestinians from their homes … was one of the most visible atrocities stemming from Israel’s policy of ethnic cleansing."
  17. Ein Zehntel des gesamten Exodus, vgl. Morris 1986, S. 82. Zur Aussage, dass die meisten Immigranten in Lydda und Ramle aus Asien und Nord-Afrika stammten, vgl. Golan 2003. Zur Aussage, dass die Flüchtlinge in leeren Häusern untergebracht wurden, damit diese nicht zurückgefordert werden konnten, vgl. Morris 2008, S. 308 und Yacobi 2009, S. 45.
  18. Politik: Als Israel gegründet wurde. In: ZEIT ONLINE. (zeit.de [abgerufen am 6. Juni 2018]).
  19. Morris 2008, S. 37ff.
  20. Zum Alter der Stadt Lydda vgl. Schwartz 1991, S. 39. Nach einer christlichen Legende war Lydda der Geburtsort und der Begräbnisort des Heiligen Georg (ca. 270–303 n. Chr.), vgl. Sharon 1983, S. 799. Sharon (S. 798) schreibt, die Geschichte der Stadt reiche möglicherweise zurück bis auf Thutmos III. von Ägypten. Vgl. auch Gordon 1907, S. 3. Für Ramle vgl. Golan 2003 (Memento des Originals vom 5. November 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.highbeam.com.
  21. Zu Golans Artikel über Ramle als entscheidendem Ort vgl. Golan 2003 (Memento des Originals vom 5. November 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.highbeam.com. Zur Belagerung Jerusalems vgl. Gelber 2006, S. 145. Vgl. Schmidt, 12 June 1948 zur Frage der zeitweiligen Aufhebung des Belagerungszustands. Zu den Angriffen auf Ramle und Lydda vgl. Morris 2004, S. 424. Zu Ben-Gurion und den zwei Dornen vgl. Morris 2004, S. 424–425. und Segev 2000. Segev schreibt, unmittelbar nach Ben-Gurions Dornenbemerkung vor dem Kabinett seien 6 Zeilen aus dem Transkript entfernt worden. Segev deutet dies als Hinweis darauf, dass die Vertreibungen besprochen wurden. Für die Primärquelle vgl. Ben-Gurion "16 June 1948," S. 525.
  22. Kadish und Sela: Myths and historiography of the 1948 Palestine War revisited: the case of Lydda. In: The Middle East Journal. 22. September 2005.
  23. Morris 2004, S. 423–424.
  24. Jon und David Kimche: A Clash of Destinies. The Arab-Jewish War and the Founding of the State of Israel.Frederick A. Praeger. Library of Congress number 60-6996, 1960, S. 225. (Zahl der Personen).
  25. Zur Operation Dani und den Truppenkontingenten vgl. Morris 2008, S. 286. Zur Anwerbung durch Allon und Rabin vgl. Shipler, The New York Times. 23 Oktober 1979. Zu den so genannten Zehn Tagen vgl. Morris 2008, S. 273ff.
  26. Morris 2004, S. 425.
  27. Morris 2003, S. 118.
  28. Kadish and Sela 2005.
  29. Walid Khalidi: The Fall of Lydda. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) 1998, S. 81, archiviert vom Original am 23. Juli 2012; abgerufen am 27. August 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.palestine-studies.org
  30. Morris 2008, S. 286, 289.
    • Zur Frage, dass die IDF die defensive Haltung der Legion nicht beachtete ("ignored that the Legion was "on a defensive footing,") vgl. Gelber 2006, S. 158.
  31. Gelber 2006, S. 159.
  32. Morris 1986, S. 86: Die Flugblätter enthielten den Text: „Ihr habt keine Möglichkeit, Hilfe zu bekommen. Wir haben die Absicht, die Städte zu erobern. Wir haben nicht die Absicht, Menschen oder Eigentum zu schädigen. [Aber] wer uns Widerstand zu leisten versucht – wird sterben. Wer vorzieht, zu leben, muss kapitulieren.“ The leaflets said: "You have no chance of receiving help. We intend to conquer the towns. We have no intention of harming persons or property. [But] whoever attempts to oppose us—will die. He who prefers to live must surrender."
  33. Die Besprechung der formellen Kapitulation in einem Telephongespräch vom Dani HQ, 12. Juli 10, 1948, S. 30, zitiert in: Morris 2004, S. 427.
  34. Dimbleby und McCullin 1980, S. 88–89. Er sagte: Das ganze Dorf ging in die Kirche. … Ich erinnere mich daran, dass der Erzbischof vor der Kirche stand. Er hielt eine weiße Fahne. … Nachher gingen wir hinaus, das Bild wird niemals aus meinem Gedächtnis gelöscht werden. Leichen lagen auf der Straße verstreut und zwischen den Häusern und in den Seitenstraßen. Niemand, nicht einmal Frauen und Kinder waren verschont worden, wenn sie auf der Straße waren. … He said: "The whole village went to the church. … I remember the archbishop standing in front of the church. He was holding a white flag. … Afterwards we came out and the picture will never be erased from my mind. There were bodies scattered on the road and between the houses and the side streets. No one, not even women or children, had been spared if they were out in the street. …"
  35. Koestler 1949, S. 270–271. He wrote: "The Arabs were hanging about in the streets much as usual, except for a few hundred youths of military age who have been put into a barbed wire cage and were taken off in lorries to an internment camp. Their veiled mothers and wives were carrying food and water to the cage, arguing with the Jewish sentries and pulling their sleeves, obviously quite unafraid. … Groups of Arabs came marching down the main street with their arms above their heads, grinning broadly, without any guards, to give themselves up. The one prevailing feeling among all seemed to be that as far as Ramleh was concerned the war was over, and thank God for it."
  36. Bilby 1950, S. 43.
  37. Shapira 2007, S. 225.
  38. Morris 2004, S. 426.
  39. Currivan, The New York Times. 12. Juli 1948.
  40. Die Opferzahlen unterscheiden sich deutlich. Die Zahl Dajans wird in Kadish and Sela 2005 zitiert.
    • Es gab Dutzende von Toten und Verwundeten, vielleicht 200, so Morris 2004, S. 426. und S. 452. Fußnote 68, nach Kadish, Sela und Golan 2000, S. 36.
    • Etwa 40 tote und eine große Zahl Verwundeter nach der Auskunft des Dritten Bataillons. Dabei ist nicht klar, ob vierzig allein durch das Bataillon Getötete gemeint sind, vgl. Morris 2004, S. 452. Fußnote 68.
    • 6 Tote und 21 Verwundete auf israelischer Seite nach Morris 2004, S. 426. in Kadish, Sela, and Golan 2000, S. 36.
  41. Für das Zitat der IDF vgl. Morris 2004, S. 427.
  42. Gelber 2004, S. 23.
  43. Arnon Golan: Lydda and Ramle: From Palestinian-Arab to Israeli Towns, 1948-67. In: Middle Eastern Studies. Band 39, Nr. 4, Oktober 2003, S. 121–139, doi:10.1080/00263200412331301817.
  44. Kadish and Sela 2005.
  45. Gelber 2006, S. 162.
    • Shapira 2007, S. 227.
    • Walid Khalidi: The Fall of Lydda. (PDF) 1998, S. 81, archiviert vom Original am 23. Juli 2012; abgerufen am 27. August 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.palestine-studies.org nennt es eine Orgie wahllosen Tötens "an orgy of indiscriminate killing."
    • Kadish and Sela 2005 nenne es eine intensive Schlacht, wo die Trennungslinie zwischen Zivilisten, irregulären Kämpfern und der regulären Armee kaum existierte. "an intense battle where the demarcation between civilians, irregular combatants and regular army units hardly existed."
  46. Morris 2004, S. 427.
  47. Morris 1986, S. 87.
  48. John W. Poole, Alon Kadish, Avraham Sela, Yucel Guclu, Yucel:. Communications". Middle East Journal. 1. Januar 2006, 60 (3): 620–622. doi:10.2307/4330311, JSTOR 4330311.
  49. Myths and Historiography of the 1948 Palestine War Revisited: The Case of Lydda (Zeitschriftenartikel). Abgerufen am 1. April 2017.
  50. Morris 2004, S. 428. 453, Fußnote 81. Für weitere Zahlen zu Opfern vgl. Kadish and Sela 2005.
  51. S. 93.
  52. Noam Sheizaf: 'Despite efforts to erase it, the Nakba’s memory is more present than ever in Israel,' in: +972 magazine, 15. Mai 2013.
  53. Zur Diskussion der Frage, in welcher bestimmten Moschee dies geschah und zur Zahl von 95 Leichen vgl. Kadish and Sela 2005, besonders die Fußnote 40.
    • Morris 2004, S. 428.: "Dutzende" wurden erschossen und getötet
    • Morris 2004, S. 453. Fußnote 81 beruft sich auf Kadish, Sela und Golans The Conquest: Es sei ein Gefecht in der Moschee gewesen (battle ), kein Massaker. Er fügt hinzu, Kadish u. a. würden anerkennen, unter den Toten seien Frauen, Kinder und unbewaffnete ältere Männer gewesen.
    • Ein Augenzeuge, Fayeq Abu Mana, damals 20 Jahre alt, teilte 2003 einer israelischen Gruppe mit, er sei an der Beseitigung der Leichen beteiligt gewesen; vgl. Zochrot 2003.
  54. Morris 2004, S. 434.
  55. Morris 2004, S. 415.
  56. Shavit 2004.
  57. Zur Unterschrift vgl. Morris 2004, S. 429.
  58. Shipler in: The New York Times. 23. Oktober 1979.
  59. Benny Morris: Operation Dani and the Palestinian Exodus from Lydda and Ramle in 1948. In: Middle East Journal. Band 40, Nr. 1, 1. Januar 1986, S. 82–109.
  60. Morris 2004, S. 429.
    • The orders for Lydda were from Dani HQ to Yiftah Brigade HQ and 8th Brigade HQ, and to Kiryati Brigade at around the same time.
    • "1. The inhabitants of Lydda must be expelled quickly without attention to age. They should be directed towards Beit Nabala. Yiftah [Brigade HQ] must determined the method and inform Dani HQ and 8th Brigade HQ.
    • "2. Implement immediately (Prior 1999, S. 205).
    • The IDF archives holds two nearly identical copies of the expulsion order. According to Morris 2004, S. 454. Fußnote 89, Yigal Allon denied in 1979 that there had been such an order, or an expulsion, saying that the order to evacuate the civilian population of Lydda and Ramle came from the Arab Legion.
    • A telegram from Kiryati Brigade HQ to Zvi Aurback, its officer in charge of Ramle, read:
    • 1. In light of the deployment of 42nd Battalion out of Ramle – you must take [over responsibility] for the defence of the town, the transfer of prisoners [to PoW camps] and the emptying of the town of its inhabitants.
    • 2. You must continue the sorting out of the inhabitants, and send the army-age males to a prisoner of war camp. The old, women and children will be transported by vehicle to al Qubab and will be moved across the lines – [and] from there continue on foot.." (Kiryati HQ to Aurbach, Tel Aviv District HQ (Mishmar) etc., 14:50 Uhr, 13. July 1948, Haganah Archive, Tel Aviv), zitiert in Morris 2004, S. 429.
  61. Shipler, The New York Times. 25. Oktober 1979.
    • Shapira 2007, S. 232.: Allon war 1950 während eines Vortrags nach Meinung Anita Shapiras außergewöhnlich offen. Er sagte, er mache für den Exodus der Palästinenser drei Faktoren verantwortlich.
    • Erstens flohen sie, weil sie prognostizierten, die Juden würden die Araber genau so behandeln wie sie die Juden mit vertauschten Rollen auch behandelt hätten.
    • Zweitens ermutigten arabische und britische Führer die Menschen zum Verlassen ihrer Orte, damit sie nicht als Geiseln genommen würden, auf diese Weise waren sie in der Lage zu einem anderen Zeitpunkt den Kampf wieder aufzunehmen.
    • Drittens gab es Fälle der Vertreibung, obwohl diese nicht die Norm waren. In Lydda and Ramle bekämpfte die Arabische Legion weiterhin die Außenposten der Israelis in der Hoffnung sich mit ihren Truppen in Lydda wieder zu verbinden, meint er. Als die Vertreibungen begannen, ließen die Angriffe nach. Die Bevölkerung der Städte dort zurückzulassen hätte das Risiko bedeutet, dass die Legion sie für die Koordination weiterer Angriffe benutzt hätte. Allon meinte, er bedauere nichts: „Krieg ist Krieg“.
    • Allon beschrieb den Sachverhalt an anderem Ort als provozierten Exodus („provoked exodus“) statt einer Vertreibung; vgl. dazu Kadish und Sela 2005.
    • Vgl. auch Morris 2004, S. 454. Fußnote 89.
  62. Gelber 2006, S. 162–163.
  63. Avi Shlaim: The War of the Israeli Historians. Abgerufen am 9. Oktober 2017: „Die übliche zionistische Darstellung des Kriegs von 1948 ist ungefähr wie folgt: Der Konflikt zwischen Juden und Israelis in Palästina kam nach der Verabschiedung der Teilungserklärung der UN am 29. November 1947 zu einem Höhepunkt......Hunderttausende Palästinenser flohen in die arabischen Nachbarstaaten, meist in Befolgung der Anweisungen ihrer Führer und trotz jüdischer Bitten, zu bleiben und zu zeigen, dass ein friedliches Zusammenleben möglich sei....Viele Jahre lang wurde der Standardbericht der Zionisten zu Ursachen, Charakter und Verlauf des Konflikts außerhalb der arabischen Welt kaum infrage gestellte. Der 40. Jahrestag des israelischen Staates wurde jedoch von vier Publikationen israelischer Wissenschaftler begleitet, die die traditionelle Geschichtsschreibung der Geburt des israelischen Staates in des ersten arabisch-israelischen Krieges infrage stellten. The conventional Zionist account of the 1948 War goes roughly as follows. The conflict between Jews and Arabs in Palestine came to a head following the passage, on 29 November 1947, of the United Nations partition resolution which called for the establishment of two states, one Jewish and one Arab. . . . [H]undreds of thousands of Palestinians fled to the neighbouring Arab states, mainly in response to orders from their leaders and despite Jewish pleas to stay and demonstrate that peaceful co-existence was possible. . . . For many years the standard Zionist account of the causes, character, and course of the Arab-Israeli conflict remained largely unchallenged outside the Arab world. The fortieth anniversary of the establishment of the State of Israel, however, was accompanied by the publication of four books by Israeli scholars who challenged the traditional historiography of the birth of the State of Israel and the first Arab-Israeli war. . .“
  64. Morris 2004, S. 430.
  65. Morris 2004, S. 429.
    • Zum Thema, dass den Bewohnern von Ramle Busse durch die Kiryati Brigade zur Verfügung gestellt bekamen vergleiche Morris 1988.
  66. Morris 2004, S. 431.
  67. Morris 1986, S. 93–4. Morris findet Guttmans Darstellung subjektiv and impressionistisch (S. 94, Fußnote 39). Guttman schrieb über Lydda später unter der Pseudonym „Avi-Yiftah“.
  68. Morris 2004, S. 432.
  69. Morris 2004, S. 455. Fußnote 96.
  70. Morris 2004, S. 432.: Um 18:15 Uhr am selben Tag fragte das Dani HQ bei der Yiftah Brigade an: (Wurde die Beseitigung der Bevölkerung von Lydda vollendet?) „Has the removal of the population [hotza'at ha'ochlosiah] of Lydda been completed?“
  71. Morris 1986, S. 93–94; vgl S. 97 zur Temperatur
  72. Morris 2004, S. 433–434.
  73. Saleh Abd al-Jawad: Zionist Massacres: the Creation of the Palestinian Refugee Problem in the 1948 War. In: Eyal Benvenisti, Chaim Gans, Sari Hanafi: Israel and the Palestinian Refugees. Springer, 2007, ISBN 978-3-540-68160-1, S. 70–71. „The Jews came and they called among the people: ‚You must go.‘ ‚Where shall we go?‘ ‚Go to Barfilia.‘ … the spot you were standing on determined what if any family or possession you could get; any to the west of you could not be retrieved. You had to immediately begin walking and it had to be to the east. … The people were fatigued even before they began their journey or could attempt to reach any destination. No one knew where Barfilia was or its distance from Jordan. … The people were auch fasting due to Ramadan because they were people of serious belief. There was no water. People began to die of thirst. Some women died and their babies nursed from their dead bodies. Many of the elderly died on the way. … Many buried their dead in the leaves of corn.“
  74. Morris 2008, S. 291.
  75. Morris 2003, S. 177.
  76. Khalidi, S. 80–98.
  77. Pappé 2006, S. 168.
  78. Morris 1986, S. 97.
  79. Brandabur 1990 (Memento des Originals vom 15. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.peuplesmonde.com. Habash said: „The Israelis were rounding everyone up and searching us. People were driven from every quarter and subjected to complete and rough body searches. You can’t imagine the savagery with which people were treated. Everything was taken—watches, jewelery, wedding rings, wallets, gold. One young neighbor of ours, a man in his late twenties, not more, Amin Hanhan, had secreted some money in his shirt to care for his family on the journey. The soldier who searched him demanded that he surrender the money and he resisted. He was shot dead in front of us. One of his sisters, a young married woman, also a neighbor of our family, was present: she saw her brother shot dead before her eyes. She was so shocked that, as we made our way toward Birzeit, she died of shock, exposure, and lack of water on the way.“
  80. Morris 1986, S. 88.
  81. Segev 1986, S. 69–71.
  82. Morris 2004, S. 454. Fußnote 86.
  83. Ben-Gurion, Band 2, S. 589.
  84. Kenan 1989; courtesy link.
  85. Morris 1986, S. 105. „It has been said that there were cases of rape in Ramle. I could forgive acts of rape but I won’t forgive other deeds, which appear to me much graver. When a town is entered and rings are forcibly removed from fingers and jewellery from necks—that is a very grave matter.“
    • Vgl. auch Segev 1986, S. 71–72.
    • Zur Frage der Überlegungen und Besorgnisse Ben-Gurions vgl. Tal 2004, S. 311.
  86. Cohen 2008, S. 139.
  87. Shipler, The New York Times. 23 October 1979. Rabin wrote: „Great suffering was inflicted upon the men taking part in the eviction action. Soldiers of the Yiftach brigade included youth movement graduates, who had been inculcated with values such as international fraternity and humaneness. The eviction action went beyond the concepts they were used to. There were some fellows who refused to take part in the expulsion action. Prolonged propaganda activities were required after the action, to remove the bitterness of these youth movement groups, and explain why we were obliged to undertake such harsh and cruel action.“
  88. IDF Intelligence Service/Arab Department, 21. Juli 1948, zitiert in Morris 2008, S. 291.
  89. Morris 2008, S. 290–291.
  90. Kirkbride 1976, S. 48, zitiert nach Morris 2008, S. 291. A couple of thousand Palestinian men swept up the hill toward the main [palace] entrance … screaming abuse and demanding that the lost towns should be reconquered at once … The King appeared at the top of the main steps of the building; he was a short, dignified figure wearing white robes and headdress. He paused for a moment, surveying the seething mob before, [then walked] down the steps to push his way through the line of guardsmen into the thick of the demonstrators. He went up to a prominent individual, who was shouting at the top of his voice, and dealt him a violent blow to the side of the head with the flat of his hand. The recipient of the blow stopped yelling … the King could be heard roaring: so, you want to fight the Jews, do you? Very well, there is a recruiting office for the army at the back of my house … go there and enlist. The rest of you, get the hell down the hillside!“ Most of the crowd got the hell down the hillside.
  91. Morris 2008, S. 291–292.
  92. Morris 2008, S. 295.
  93. Morris 2008, p. 309ff.
  94. Sayigh 2007, S. 84. .....the United Nations mediator in Palestine, visited a refugee camp in Ramallah and said he had never seen a more ghastly sight
  95. "Bernadotte Murder Stuns Whole World", Ottawa Citizen. 18. September 1948.
  96. Ilan Pappe: The Making of the Arab–Israeli Conflict 1947–1951. I.B. Tauris, 1992, ISBN 1-85043-819-6.Chapter 9: The Lausanne Conference.
  97. Michael Palumbo: The Palestinian Catastrophe. Quartet Books, 1987, ISBN 0-7043-0099-0, S. 184–189.
  98. Zu "not one inhabitant," und den Hunderten, die zurückblieben vgl. Morris 2004, S. 434.
  99. Yacobi 2009, S. 42.
  100. Morris 2008, S. 308, for a general discussion of the issue.
  101. Zu den Zahlen und der Herkunft vgl. Golan 2003.
  102. Yacobi 2009, S. 33.
  103. Yacobi 2009, S. 34.
  104. Yacobi 2009, S. 35–36.
  105. Ankori 2006, S. 48–50.
    • Zum Bild: "Where to ..?", shammout.com. Abgerufen am 26. November 2010.
  106. Zu den Gräueltaten im Allgemeinen vgl. Morris 2004, S. 486ff.; vgl.S. 489.
    • Morris schreibt, das Gedicht handele von Lydda Morris 2004, S. 426. 489 (S. 489 schreibt er, es sei anscheinend („apparently“) über Lydda; vgl. auch Morris 2008, S. 473, Fußnote 85.)
  107. Al Zot in Hebrew, www.education.gov.il,abgerufen am 1. Dezember 2010.
  108. Jewish Agency for Israel.„Allon, Yigal (1918–1980)“. Abgerufen am 25. September 2009.
  109. As'ad Abu Khalil 2005, S. 529ff.
  110. Andrews and Kifner, The New York Times. 27. Januar 2008.
    • Habash spoke to Robert Fisk in 1993 about Lydda: „I will never rest until I can go back. The house is still there and a Jewish family lives in it now. Some of my friends tried to find it and some relatives actually went there and sent me a message that the trees are still standing in the garden, just as they were in 1948. … It’s my right to go directly to my house and live there.“ See Fisk 1993.
  111. Shapira 1995, S. 12–13.
  112. Morris 1988.
  113. Zu dem Buch von Lorch vgl. Morris 1988.
    • Zu Lustick vgl. Lustick 1997 (Memento des Originals vom 12. Juni 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.polisci.upenn.edu.
  114. Morris 2004, S. 1–2.
  115. Shapira 1995, S. 9, 16–17.
  116. Morris 1988 und Lustick 1997 (Memento des Originals vom 12. Juni 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.polisci.upenn.edu S. 157–158.
    • Simha Flapan (1911–1987) ist die Ausnahme von der Regel, dass die Neuen Historiker um 1948 geboren wurden.
    • Grundlegende Texte sind:
    • Simha Flapans The Birth of Israel (1987)
    • Benny Morris' The Birth of the Palestinian Refugee Problem, 1947–1949 (1987), 1948 and After: Israel and the Palestinians (1990) und Israel’s Border Wars, 1949–1956 (1993)
    • Ilan Pappés Britain and the Arab-Israeli Conflict: 1948–1951 (1988) and The Making of the Arab-Israeli Conflict, 1947–1951 (1992)
    • Avi Shlaims Collusion across the Jordan (1988) und The Politics of Partition (1990)
    • Andere Autoren, die sich der Neuen Geschichte widmen sind nach Lustick (S. 157) Uri Bar-Joseph, Mordechai Bar-On, Benjamin Beit-Hallahmi, Motti Golani, Uri Milstein, and Tom Segev.
    • Zum Fokus auf den 700.000 Entwurzelten vgl. Shapira 1995, S. 13.
  117. Karsh 2003, S. 160–161.
  118. Karsh 1999.
  119. Dwight Garner: 'Son of Israel, Caught in the Middle,' New York Times 20. November 2013.
  120. Khalidi 1961, Khalidi 1988 (Memento des Originals vom 28. Januar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.palestine-studies.org and Pappé 2006.
  121. Zur Bevölkerung: Population figures, Israel Central Bureau of Statistics. abgerufen am 26. November 2010.
  122. Pulled apart. In: The Economist. 14. Oktober 2010.
  123. Nathan Jeffay: Israel’s Mixed Cities on Edge After Riots In: The Forward. 23. Oktober 2008.
  124. Jeffay 2008.
  125. "Remembering Al-Lydd 2005", "Tour and signposting in Al-Lydd (Lod), 2003".
  126. Rantisi and Amash 2000 (Memento des Originals vom 17. September 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ameu.org.
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