Orden vom Heiligen Michael (Bayern-Kurköln)
Der Orden vom Heiligen Michael war ein ursprünglich 1693 als Ritterorden vom Heiligen Michael in Kurköln gegründeter adeliger Ritterorden, der 1808 im Königreich Bayern bestätigt wurde. 1837 als bayerischer Verdienstorden vom Heiligen Michael neu gestiftet, bestand er bis zum Ende der Monarchie 1918.
Geschichte
1693–1803
Die Stiftung des Ritterordens vom Heiligen Michael erfolgte am 29. September 1693 durch Herzog Joseph Clemens von Bayern als Fürsterzbischof von Köln. Anders als die zur gleichen Zeit gegründete Erzbruderschaft St. Michael stand der Ritterorden nur dem Adel offen.
Um in den Orden aufgenommen zu werden, war ein Bekenntnis zum christlich-katholischen Glauben und eine Ahnenprobe notwendig. Die Mitglieder sollten unter dem Schutz des Erzengels durch Gebet und Sakramentempfang, aber auch durch finanzielle Leistungen den katholischen Glauben verteidigen. Verzeichnet waren die Ordensritter im jährlich aktualisierten Nouveau Calendrier, in dem jedes Mitglied eine eigene Seite mit Wappen, Kupferstich-Porträt und Nennung aller Titel erhielt.
Sitz des rheinischen Zweigs des Michaelordens war das 1751–55 eigens hierfür errichtete Koblenzer Tor (auch Michaelstor) des Kurfürstlichen Schlosses in Bonn, als Hauskirche diente die spätromanische Michaelskapelle an der Godesburg im Bonner Stadtbezirk Bad Godesberg.
Der bayerische Zweig des Michaelordens teilte sich mit der Erzbruderschaft die Münchener Barockkirche St. Michael im Stadtteil Berg am Laim.
1803–1837
Mit der Säkularisation des Fürsterzbistums Köln im Jahr 1803 ging der rheinische Zweig des Ordens unter. Im Königreich Bayern wurde der Fortbestand des Ordens nach der Säkularisation 1808 dahingehend geregelt, dass der Orden unter dem Namen Hausritterorden vom Heiligen Michael weiterhin bestehen sollte, jedoch niemand ohne Einwilligung des Monarchen darin aufgenommen werden konnte.
1837–1918
Am 16. Februar 1837 deklarierte König Ludwig I. die Aufhebung des Hausritterordens vom Heiligen Michael; zum gleichen Zeitpunkt erfolgte die Neustiftung des Verdienstordens vom Heiligen Michael.
In den Michaels-Verdienstorden konnten alle Personen „ohne Unterschied des Standes, der Geburt und der Religion […], wer sich durch Anhänglichkeit, durch Vaterlandsliebe und durch ausgezeichnet nützliches Wirken irgend einer Art die besondere Zufriedenheit des Königs erworben hat“,[1] aufgenommen werden. Anders als der Hubertusorden, der Georgsorden, der Militär-Max-Joseph-Orden und der Verdienstorden der Bayerischen Krone war der Michaels-Verdienstorden jedoch nicht im bayerischen Staatswappen abgebildet.
Der Michaels-Verdienstorden bestand bis zum Ende der Monarchie in Bayern am 7. November 1918 und der Proklamation des Freistaats.
Ordensklassen
1693–1837
Der Michaelsorden wurde 1693 zunächst in zwei Klassen gestiftet:
1808 erfolgte die Erweiterung der bereits existierenden Klassen um die Klasse der Ehrenritter.
1837–1855
Nach der Neustiftung 1837 umfasste der Michaels-Verdienstorden zunächst drei Klassen:
- Großkreuz
- Komtur
- Ritter
1855–1887
Am 24. Juni 1855 wurde durch König Maximilian II. die Klasse des Großkomturs eingeführt, gleichzeitig wurden die bisherige Klasse der Ritter in Ritterkreuze I. und II. Klasse geteilt:
- Großkreuz
- Großkomtur
- Komtur
- Ritter I. Klasse
- Ritter II. Klasse
1887–1910
1887 erhielt der Michaels-Verdienstorden dann eine komplette Neueinteilung. Er gliederte sich nunmehr in:
- Großkreuz
- I. Klasse
- II. Klasse mit Stern
- II. Klasse
- III. Klasse
- IV. Klasse
- Verdienstkreuz
- Verdienstmedaille
1894 wurde die Verdienstmedaille in eine Silberne Verdienstmedaille und eine Bronzene Verdienstmedaille unterteilt.
1910–1918
1910 wurden dem Michaels-Verdienstorden das zwischen der II. und der III. Klasse rangierende Ehrenkreuz, die IV. Klasse mit Krone sowie das Verdienstkreuz mit Krone hinzugefügt. Bis zum 1918 wurde der Orden wie folgt verliehen:
- Großkreuz
- I. Klasse
- II. Klasse mit Stern
- II. Klasse
- Ehrenkreuz
- III. Klasse
- IV. Klasse mit Krone
- IV. Klasse
- Verdienstkreuz mit Krone
- Verdienstkreuz
- Silberne Verdienstmedaille
- Bronzene Verdienstmedaille
Ordensdekoration
Das Ordenszeichen ist ein dunkelblaues, goldgerändertes Kreuz, das von der Königskrone überragt ist. Im hochovalen Medaillon ist im Avers der Heilige Michael zu sehen, der einen Schild mit der Inschrift QUIS UT DEUS (Wer ist wie Gott) trägt und den Drachen tötet. Im runden Medaillon auf der Rückseite findet sich das Wort VIRTUTI (Tugend). Auf den Kreuzenden jeweils die Buchstaben P (Principi) F (Fidelis) F (Favere) P (Patriae).
Das Ordensband ist dunkelblau mit rosafarbenen Bordstreifen.
Verleihungszahlen
Aus den Matrikellisten und aus den Hof- und Staatshandbüchern für das Königreich Bayern lassen sich die folgenden Verleihungszahlen ermitteln. Von 1910 an wurden Verleihungen an ausländische Empfänger nicht mehr publiziert, sodass bei den zu diesem Zeitpunkt eingeführten Ordensklassen von deutlichen Abweichungen auszugehen ist. Diese dürften um 20–30 % höher liegen als nachfolgend angegeben.[2] Der Orden war nach dem Tod des Inhabers rückgabepflichtig.
1837–1887
Ordensklasse | Verleihungen |
---|---|
Großkreuz | 434 |
Großkomtur (seit 1855) | 428 |
Komtur | 657 |
Ritter I. Klasse | 4.016 |
Ritter II. Klasse (seit 1855) | 434 |
1887–1918
Ordensklasse | Verleihungen |
---|---|
Großkreuz | 143 |
I. Klasse | 240 |
II. Klasse mit Stern | 326 |
II. Klasse | 776 |
Ehrenkreuz (seit 1910) | 224 |
III. Klasse | 1.470 |
IV. Klasse mit Krone | 4.419 |
IV. Klasse (seit 1910) | 505 |
Verdienstkreuz mit Krone (seit 1910) | 350 |
Verdienstkreuz | 1.884 |
Literatur
- Maximilian Gritzner: Handbuch der Ritter- und Verdienstorden aller Kulturstaaten der Welt innerhalb des XIX. Jahrhunderts. Autengruber, Leipzig 1998, ISBN 978-3-932543-42-5, S. 24–26 (Nachdruck der Ausgabe von 1893, Digitalisat des Originals im Internet Archive).
- Arnhard Graf Klenau: Orden in Deutschland und Österreich. Band II. Verlag Graf Klenau GmbH, Offenbach 2008, ISBN 3-937064-13-3, S. 118–127.
- Johann Baptist Kranzmayr: Wappen-Almanach des Königlich Bayerischen Haus-Ritter-Ordens vom Heiligen Michael. Haus-Ritter-Orden, München 1834 (Digitalansicht).
- Werner Bergmann: Neues vom altbayerischen Hausritterorden des Heiligen Michael (1693–1837). In: Orden und Ehrenzeichen. Das Magazin für Freunde der Phaleristik. Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Ordenskunde, Heft 116, 20. Jahrgang, Gäufelden 2018, ISSN 1438-3772.
Weblinks
Einzelnachweise
- Außerordentliche Beilage zum Fränkischen Merkur, Nr. 3 1837, Satzungen des St. Michael-Ordens, Artikel II. Google Books.
- Arnhard Graf Klenau: Orden in Deutschland und Österreich. Band II, Verlag Graf Klenau GmbH, Offenbach 2008, ISBN 3-937064-13-3, S. 126.