Nosean
Nosean ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Na8[SO4|Al6Si6O24]·H2O,[1] ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Natrium-Alumosilikat mit Sulfationen als zusätzlichen Anionen.
Nosean | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
Spinellan |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
9.FB.10 (8. Auflage: VIII/J.11) 76.02.03.02 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol | kubisch-hexakistetraedrisch; 43m[3] |
Raumgruppe (Nr.) | P43n[2] (Nr. 218) |
Gitterparameter | a = 9,08 Å[2] |
Formeleinheiten | Z = 1[2] |
Zwillingsbildung | nach {111}[4] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,30 bis 2,40; berechnet: 2,21[4] |
Spaltbarkeit | undeutlich nach {110}[4] |
Bruch; Tenazität | uneben bis muschelig; spröde |
Farbe | farblos, weiß, blau, grün, graubraun bis schwarz |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | n = 1,461 bis 1,495[5] |
Nosean entwickelt meist nur kleine, dodekaedrische Kristalle bis etwa zwei Millimetern Größe, kommt aber auch in Form körniger bis massiger Mineral-Aggregate vor. In reiner Form ist er farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine blaue, grüne oder graubraune bis schwarze Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.
Nosean und Haüyn bilden eine lückenlose Mischreihe.
Besondere Eigenschaften
Reiner Nosean ist farblos. Er kann jedoch aufgrund von Gitterbaufehlern, mikrokristalliner Ausbildung oder Verzwillingung und der damit verbundenen hohen Lichtstreuung weiß bis grau erscheinen. Durch Fremdbeimengungen von Kalium und Eisen bzw. teilweisen Ersatz des [SO4]2−-Komplexes durch Cl− kann das Mineral auch eine bläuliche, grünliche oder bräunliche Farbe annehmen.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Nosean am Schellkopf bei Brenk in der rheinland-pfälzischen Vulkaneifel und beschrieben 1808 durch Karl Wilhelm Nose, der das Mineral als Spinellan bezeichnete, da er es für ein der Spinellgruppe verwandtes Mineral hielt.
1815 konnte Martin Heinrich Klaproth durch genauere Analysen die vermutete Verwandtschaft mit den Spinellen widerlegen. Er schlug daher vor, das Mineral umzubenennen und nach seinem Erstbeschreiber als Nosean (in erster Publikation zunächst Nosian) zu bezeichnen.[6][7]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Nosean zur Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate), mit Zeolithen“, wo er zusammen mit Bicchulith, Haüyn, Hydrosodalith, Kamaishilith, Lasurit, Sodalith, Tsaregorodtsevit und Tugtupit die „Sodalith-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/J.11 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Nosean in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zeolithisches H2O“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit weiterer Anionen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit zusätzlichen Anionen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Bicchulith, Danalith, Genthelvin, Haüyn, Helvin, Kamaishilith, Lasurit, Sodalith, Tsaregorodtsevit und Tugtupit die „Sodalith-Danalith-Gruppe“ mit der System-Nr. 9.FB.10 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Nosean zwar ebenfalls in die Abteilung der Gerüstsilikate, dort allerdings in die Unterabteilung der „Gerüstsilikate mit Al-Si-Gitter, Feldspatvertreter und verwandte Arten“, wo er zusammen mit Sodalith, Haüyn, Lasurit, Bicchulith, Kamaishilith, Tugtupit und Tsaregorodtsevit in der „Sodalithgruppe“ zu finden ist.
Modifikationen und Varietäten
Ittnerit (asch- bis blaugrau) und Skolopsit (lichtgrau bis fleischrot) sind zwei in verschiedenem Grade zeolithisierte Noseane und gelten als Varietäten von diesem.[8]
Bildung und Fundorte
Nosean bildet sich in siliciumarmen, alkalischen, Vulkaniten wie dem Phonolith. Dort tritt es unter anderem in Paragenese mit Sanidin, verschiedenen Glimmern, Leucit, Magnetit, Ilmenit, Titanit und Zirkon auf.
Als seltene Mineralbildung konnte Nosean nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2013) rund 60 Fundorte als bekannt gelten.[9] Neben seiner Typlokalität Schellkopf konnte das Mineral in Deutschland noch an vielen weiteren Stellen in der Eifel wie unter anderem im Gebiet des Laacher Sees und bei Mendig in Rheinland-Pfalz sowie bei Horberig nahe Oberbergen und am Katzenbuckel in Baden-Württemberg gefunden werden.
Der bisher einzige bekannte Fundort in Österreich ist der Stradner Kogel im Südosten der Steiermark und der bisher einzige Schweizer Fundort ist die Region Reiat im Kanton Schaffhausen.
Weitere Fundorte sind unter anderem die Lapislazuli-Lagerstätte „Ladjuar Medam“ bei Sar-e-Sang in Afghanistan, die Antarktis, das Huon Valley Municipality auf Tasmanien (Australien), einige Orte im französischen Département Cantal, Cape Dalton und Kangerlussuaq in Grönland, Los Archipelago in Guinea, einige Fundpunkte in der italienischen Region Latium, der Vulkankegel Etinde am Kamerunberg in Kamerun, Labrador und Montreal in Kanada, Centurion im Departamento Concepción in Paraguay, die Chibinen auf der russischen Halbinsel Kola, Särna in der schwedischen Provinz Dalarnas län, der Hohe Hain im Isergebirge in Tschechien, am Wolf Rock in der englischen Gemeinde Sennen im Vereinigten Königreich (Großbritannien) sowie mehreren Orte in verschiedenen Staaten der USA.[10]
Kristallstruktur
Nosean kristallisiert kubisch in der Raumgruppe P43n (Raumgruppen-Nr. 218) mit dem Gitterparameter a = 9,08 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[2]
Siehe auch
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 786.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 268.
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin/ Heidelberg/ New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 109,124,156,157.
Weblinks
- Mineralienatlas:Nosean (Wiki)
Einzelnachweise
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 699.
- Webmineral - Nosean (englisch)
- Nosean. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (PDF 65,8 kB)
- Mindat - Nosean (englisch)
- Martin Heinrich Klaproth: Chemische Untersuchung des Spinellan's. In: Beiträge zur Chemischen Kenntniss der Mineralkörper. Band 6 1815, S. 371–376 (PDF 408,9 kB)
- Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 284.
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 786 (Erstausgabe: 1891).
- Mindat - Anzahl der Fundorte für Nosean
- Fundortliste für Nosean beim Mineralienatlas und bei Mindat