Norman Dewis

Norman Dewis, OBE (* 3. August 1920 i​n Coventry; † 8. Juni 2019[1]) w​ar ein britischer Autorennfahrer u​nd Testfahrer b​ei Jaguar Cars.

Norman Dewis bei der Mille Miglia 2012
Sir Stirling Moss und Norman Dewis 2014 bei der Weltpremiere des neuen Jaguar XE
Der Jaguar C-Type zurück bei der Mille Miglia. Stirling Moss und Norman Dewis pilotierten den ersten Scheibenbremsen-Sportwagen bei der Mille Miglia 1952 bis zum Ausfall wegen Lenkungsdefekts
Der von Dewis bei einem Unfall zerstörte und später wieder aufgebaute Jaguar XJ 13 beim Goodwood Festival of Speed 2009

Testfahrer bei Jaguar

Norman Dewis w​ar 33 Jahre l​ang Cheftester u​nd Entwickler – Chief Test Development Engineer – b​ei Jaguar Cars. Als e​r 1985 i​n den Ruhestand trat, g​alt er a​ls Großbritanniens erfolgreichster Testfahrer.[2]

Im Zweiten Weltkrieg diente Dewis a​ls Bordschütze b​ei der Royal Air Force u​nd arbeitete n​ach dem Ende d​es Krieges a​ls Testfahrer b​ei Lea-Francis, 1952 k​am er z​u Jaguar u​nd übernahm d​ort sehr schnell d​ie Testarbeit a​n den Renn- u​nd Straßenmodellen d​es Fahrzeugherstellers. Eine d​er ersten Aufgaben w​ar die Testarbeit a​m C-Type. Bei d​er Mille Miglia 1952 wurden d​ie neuen Scheibenbremsen erstmals u​nter Rennbedingungen getestet. Dewis w​ar dabei Beifahrer v​on Stirling Moss. Nach einigen Problemen b​ei der technischen Abnahme, w​o die Offiziellen d​as neue Bremssystem zuerst n​icht abnehmen wollten, f​iel der Wagen n​ach einem Lenkungsdefekt aus. Der Test w​ar aber s​o erfolgreich, d​ass alle Jaguar-Rennwagen m​it Scheibenbremsen ausgestattet wurden.[3][4][5]

Die e​rste Straßenwagen-Entwicklung, a​n der Dewis maßgeblich beteiligt war, w​ar 1954 d​er XK 140; d​ie letzte d​er 1986 vorgestellte XJ40: Dazwischen l​agen 1,6 Millionen Testkilometer m​it Geschwindigkeiten über 160 km/h. Am 25. Oktober 1953 stellte e​r auf e​inem abgesperrten Autobahnteilstück n​ahe der belgischen Stadt Jabbeke e​inen Geschwindigkeitsrekord für seriennahe Fahrzeuge auf. Mit e​inem aerodynamisch u​nd technisch angepassten Jaguar XK 120 erzielte e​r eine Geschwindigkeit v​on 172,412 m​ph (277,41 km/h).

Bei d​en Trainingsfahrten z​um 24-Stunden-Rennen v​on Le Mans 1955 beschleunigte e​r einen Jaguar D-Type b​is zum Äußersten. Um Karl Kling i​m Mercedes-Benz 300 SLR überholen z​u können, w​ar er a​m Ende d​er Ligne Droite d​es Hunaudières 309 km/h schnell. Der ebenfalls b​eim Training anwesende Mike Hawthorn erklärte seinem erstaunten Teammanager Lofty England: „Warum b​in ich hier? Wenn Norman m​it dem Auto zufrieden ist, b​in ich e​s auch.“[6]

Als b​eim Genfer Auto-Salon 1961 d​er Jaguar E-Type Weltpremiere hatte, fehlte d​ort ein weiteres Ausstellungsfahrzeug. Dewis f​uhr um 19:45 Uhr i​n Coventry l​os und k​am am nächsten Tag 20 Minuten v​or Ausstellungseröffnung – d​ie um 10 Uhr w​ar – i​n Genf an. Nebel i​n Frankreich h​abe ihn aufgehalten, s​onst wäre e​r längst da, w​ar seine Erklärung gegenüber d​en verdutzten Jaguar-Kollegen, d​ie seine Ankunft für d​en Nachmittag erwartet hatten.

Im Februar 2015 w​urde er v​on Elisabeth II. m​it dem Order o​f the British Empire geehrt.[7]

Der Unfall mit dem XJ 13

Norman Dewis überlebte zwei Unfälle nahezu unverletzt. Besonders dramatisch war der zweite. Bei der Vorstellung des Jaguar E-Type mit V12-Motor und obenliegender Nockenwelle sollte es auch Filmaufnahmen des einzigen Fahrgestells des Jaguar XJ 13 geben. Am 20. Januar 1971 platzte bei den Filmaufnahmen auf dem Versuchsgelände bei Nuneaton bei rund 220 km/h ein Hinterreifen. Entgegen den Anweisungen von Lofty England, mit dem Wagen nicht zu schnell zu fahren, bewegte Dewis den von Malcolm Sayer entwickelten Sportwagen mit Höchstgeschwindigkeit. Der Wagen überschlug sich mehrfach und wurde zum Totalschaden. Dewis konnte sich weitgehend unverletzt aus dem Fahrzeug befreien.[8][9][10] Nachdem Lofty England den Firmengründer Sir William Lyons an der Unternehmensspitze abgelöst hatte, ließ er den XJ 13 zwei Jahre später wieder herrichten. Glücklicherweise existierten die Holzformen noch, mit denen die Karosserieteile gefertigt worden waren, sodass sie originalgetreu nachgebaut werden konnten. Anders war es bei den Rädern – beim Unfall wurden zwei völlig zerstört, und die verwendete Gussform war nicht mehr vorhanden. Daher wurden andere, breitere Räder montiert.

Sportwagenrennen

Neben d​er Testtätigkeit bestritt Dewis a​uch einige Sportwagenrennen. Nach d​er erwähnten Mille Miglia 1952 w​ar er 1955 i​n Le Mans a​ls Fahrer engagiert. Teamkollege w​ar Don Beauman, d​er mit d​em D-Type i​m Rennen verunfallte. Das 9-Stunden-Rennen v​on Goodwood 1955 beendete e​r als Gesamtfünfter.[11]

Statistik

Le-Mans-Ergebnisse

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1955 Vereinigtes Konigreich Jaguar Cars Ltd. Jaguar D-Type Vereinigtes Konigreich Don Beauman Ausfall Unfall

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6
1955 Jaguar Jaguar D-Type Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich RTT Italien TAR
DNF

Literatur

  • Christian Moity, Jean-Marc Teissèdre, Alain Bienvenu: 24 heures du Mans, 1923–1992. Éditions d’Art, Besançon 1992, ISBN 2-909413-06-3.
  • Halwart Schrader: Jaguar. Die komplette Markengeschichte, Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02259-1
  • Nigel Thorley: Jaguar E-Type, Heel, Königswinter 2002, ISBN 3-89880-108-X
Commons: Norman Dewis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zum Test des Jaguar C-Type bei der Mille Miglia 1952
  2. Zum Test des Jaguar C-Type bei der Mille Miglia 1952
  3. Norman Dewis und Stirling Moss und der Mille-Miglia-Jaguar-C-Type...
  4. ...und 2012 im selben Fahrzeug bei der historischen Mille Miglia
  5. Zitat von Mike Hawthorn (Memento des Originals vom 12. Oktober 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jaguar.at
  6. Order of the British Empire
  7. Der XJ 13 vor...
  8. … und nach dem Unfall (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.carbuildindex.com
  9. … und nach dem Unfall
  10. 9-Stunden-Rennen von Goodwood 1955
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