Neupetershain-Nord
Neupetershain-Nord, niedersorbisch Wiki , ist ein bewohnter Gemeindeteil der amtsangehörigen Gemeinde Neupetershain im Landkreis Oberspreewald-Lausitz in Brandenburg. Neupetershain-Nord liegt im amtlichen Siedlungsgebiet der Sorben/Wenden. Bis 1928 hieß der Ort Petershain (sorbisch Wiki).
Neupetershain-Nord Wiki Gemeinde Neupetershain | ||
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Höhe: | 113 m ü. NHN | |
Fläche: | 6,38 km² | |
Eingemeindung: | 1928 | |
Postleitzahl: | 03103 | |
Vorwahl: | 035751 | |
Lage von Neupetershain-Nord in Brandenburg | ||
Lage
Neupetershain-Nord liegt in der Niederlausitz im nördlichen Teil des Lausitzer Seenlandes etwa sechs Kilometer südwestlich von Drebkau. Umliegende Ortschaften sind die Drebkauer Ortsteile Radensdorf im Nordosten und Domsdorf im Osten, Geisendorf ebenfalls im Osten, Neupetershain im Süden, die Ortsteile Lindchen und Ressen in der Gemeinde Neu-Seeland im Südwesten und Westen sowie der wiederum zu Drebkau gehörende Ortsteil Greifenhain im Nordwesten.
Durch Neupetershain-Nord verlaufen die Bundesstraße 169 nach Senftenberg und Cottbus sowie die Landesstraße 522 von Greifenhain nach Welzow. Südöstlich von Neupetershain-Nord befindet sich der Braunkohletagebau Welzow-Süd.
Geschichte
Neupetershain-Nord, das früher nur Petershain hieß, bildet heute den Ursprung der Gemeinde Neupetershain. Die Siedlung wurde um das Jahr 1200 von den Slawen des Stammes der Lusitzi besiedelt. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Neupetershain-Nord 1346 im Meißener Bistumsartikel als Pfarrkirche.[1] Der Ortsname Petershain deutet auf einen Ortsgründer mit dem Namen Peter hin. Der sorbische Ortsname wiki bedeutet „Getreidemarkt“.[2] Es wird davon ausgegangen, dass Neupetershain-Nord zunächst als Zeilendorf angelegt war und erst durch weitere Ansiedlungen zu einem Straßendorf ausgebaut wurde.
Während die ersten Herren über Petershain fränkischer Herkunft waren, handelte es sich bei den Bauern im Dorf überwiegend um Sorben/Wenden, die die deutsche Sprache nur kaum oder gar nicht beherrschten.[1] In einem Besitzverzeichnis aus dem Jahr 1652 sind fast nur slawische Personennamen verzeichnet.[3]
Besitzer von Petershain und dem gleichnamigen Rittergut waren von der Ersterwähnung des Dorfes an bis ins Jahr 1738 die Herren von Muschwitz. Eine Wasserburg wurde 1405 erwähnt. Danach folgten die Herren von Rotberg. Deren letzte Tochter Pauline von Pannwitz verkaufte das Gut 1868 an einen Industriellen. Danach wechselten die Gutsbesitzer häufig. Im Jahr 1945 wurde das Gut in Folge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet und von genossenschaftlichen Landwirtschaftsbetrieben (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) genutzt. Während der DDR-Zeit wurde das Gutshaus, durch die Entfernung des Turms und weiterer Bauelemente, in seinem klassizistischen Stil beschädigt.[3] Seit 1990 befindet sich auf dem Gutsgelände ein Gewerbepark. Das Gutshaus beherbergt heute ein Hotel.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfuhr Petershain großen Zuzug aus anderen Teilen Deutschlands. Gründe waren der sich ausweitende Braunkohleabbau in der Lausitz sowie die daraus folgende Glasindustrie. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kamen Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten hinzu. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges kam es in und um Neupetershain-Nord zu diversen Kampfhandlungen, bei denen etwa 2.000 Soldaten sowie viele Dorfbewohner starben. Der Lindenplatz und die umliegenden Gebäude wurden zerstört.[1]
Nach dem Wiener Kongress kam Neupetershain-Nord an das Königreich Preußen und lag im Landkreis Senftenberg. Seit 1928 ist Neupetershain-Nord ein Teil dieser Gemeinde. Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde dem neu gebildeten Kreis Calau im Bezirk Cottbus zugeordnet. Nach der Wende lag Neupetershain-Nord im Landkreis Calau in Brandenburg. Am 1. Oktober 1992 schloss die Gemeinde sich dem Amt Altdöbern an. Nach der Kreisreform in Brandenburg am 6. Dezember 1993 kam Neupetershain-Nord schließlich zum neu gebildeten Landkreis Oberspreewald-Lausitz.[4]
Dorfkirche
Eine Kirche in Neupetershain-Nord wurde bereits mit der Ersterwähnung des Ortes im Jahr 1346 erwähnt. Im Laufe der Zeit wurde die Kirche immer wieder umgebaut, der letzte größere Eingriff wurde 1724 vorgenommen, als die Kirche nach Osten hin erweitert wurde. Außerdem wurden die Ringmauern erhöht und barocke Fenster wurden eingesetzt.
1733 wurde der Kirchturm erhöht und die Haube durch eine barocke Spitze ersetzt. 1830 kippte der Kirchturm nach einem Sturm auf das Dach der Kirche, 1935 wurde die Spitze durch einen Brand zerstört. 1937 wurde ein neuer Eingang geschaffen. Außerdem wurden die beiden bei dem Kirchturmbrand zerstörten Glocken durch die heutigen Stahlglocken aus der Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer ersetzt.
Eine Orgel wurde erstmals 1815 erwähnt, bei der heutigen Orgel handelt es sich um eine Orgel der Firma Heinze aus Sorau aus dem Jahr 1905.[5]
Sorbische Bevölkerung
Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Neupetershain-Nord ein Ort mit ausschließlich sorbischer Bevölkerung. Nach der Abschaffung des sorbischen Gottesdienstes im Jahr 1842 und mit Beginn der Industrialisierung ging der Anteil der sorbischen Bevölkerung im Ort stark zurück. Arnošt Muka ermittelte für seine Statistik über die sorbische Bevölkerung in der Lausitz im Jahr 1884 eine Bevölkerungszahl von 399 Einwohnern, davon waren 100 Sorben und 299 Deutsche, was einem Anteil von 25 % entspricht.[6] 1956 zählte Ernst Tschernik nur noch zwei sorbische Einwohner.[7]
Bis in die Gegenwart werden jedoch noch sorbisch/wendische Bräuche wie das Zampern, das Osterfeuer und die Gestaltung von Ostereiern gepflegt.
Persönlichkeiten
- Johannes Choinan (1616–1664), sorbischer Sprachforscher und Pfarrer in Zerkwitz, geboren in Petershain
- Margarete Müller (1921–2011), Politikerin (SED) und Funktionärin des FDGB, geboren in Petershain
Weblinks
- Neupetershain-Nord, Seite des Dorfes
- Neupetershain-Nord auf der Webseite des Amtes Altdöbern
Nachweise
- Dorfgeschichte Petershain. In: petershain-niederlausitz.de. Abgerufen am 7. August 2017.
- Unser Dorfname. In: petershain-niederlausitz.de. Abgerufen am 7. August 2017.
- Petershain. In: petershain-niederlausitz.de. Abgerufen am 7. August 2017.
- Neupetershain-Nord im Geschichtlichen Ortsverzeichnis. Abgerufen am 7. August 2017.
- Dorfkirche Neupetershain-Nord. In: amt-altdoebern.de. Amt Altdöbern, abgerufen am 7. August 2017.
- Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954.
- Ludwig Elle: Sprachenpolitik in der Lausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 1995.