Neufang (Steinwiesen)
Neufang ist ein Gemeindeteil des Marktes Steinwiesen im oberfränkischen Landkreis Kronach in Bayern.
Neufang Markt Steinwiesen | |
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Höhe: | 589 m ü. NHN |
Einwohner: | 732 (2019)[1] |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 96349 |
Vorwahl: | 09260 |
Musikheim/Gemeinschaftshaus |
Geographie
Das Pfarrdorf bildet mit Berglesdorf im Süden eine geschlossene Siedlung, die inmitten des Frankenwalds auf einem Höhenrücken liegt. Die Kreisstraße KC 21 führt nach Birnbaum (2 km nördlich) bzw. nach Steinwiesen zur Staatsstraße 2207 (3,2 km südöstlich).[2] Von der 1051 Hektar großen Gemarkung sind 670 Hektar bewaldet und 322 Hektar werden landwirtschaftlich genutzt.[3]
Geschichte
Neufang entstand im Hochmittelalter als Rodungssiedlung. Es entwickelte sich als ein historisches Angerdorf rund um die Dorfkirche mit wenigen weiteren Bauten im Zentrum. Die Anwesen, Dreiseit- und Hakenhöfe, sind giebelseitig auf den Anger und die umrundenden Ortsgassen ausgerichtet. Von ihnen ausgehend verlaufen Flurstreifen (sogenannte Hufen) parallel bis zur Gemarkungsgrenze. Die beiden ursprünglich vorhandenen Weiher existieren nicht mehr. Neufang hat sich vom Rundangerdorf zum Straßendorf entwickelt.
Neufang bildete mit der Fischersmühle, Leitsch, Obere und Untere Leitschschneidmühle und Schäferei eine Realgemeinde. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es 50 Anwesen (6 Güter, 32 halbe Güter, 3 Tropfsölden, 4 Tropfhäuser, 1 Häuslein, 2 Mahlmühlen, 2 Schneidmühlen). Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Kronach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Vogteiamt Kronach inne, die Grundherrschaft über alle Anwesen das Kastenamt Kronach. Außerdem gab es noch 1 Pfarrkirche, 1 Pfarrhof, 1 Schule, 1 Gemeindehirtenhaus, 1 Gemeindeschafhaus und 1 Gemeindeschmiede.[4]
Neufang ging durch den Reichsdeputationshauptschluss im Jahr 1803 in den Besitz des Kurfürstentums Bayern über. Mit dem Gemeindeedikt wurde 1808 der Steuerdistrikt Neufang gebildet, zu dem Berglesdorf, Fischersmühle, Leitsch, Obere Leitschschneidmühle, Schäferei und Untere Leitschschneidmühle gehörten. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Neufang, die deckungsgleich mit dem Steuerdistrikt war. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Kronach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Kronach (1919 in Finanzamt Kronach umbenannt). In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden auf dem Gemeindegebiet Kübelberg, Lumpera und Roßlach gegründet. Ab 1862 gehörte Neufang zum Bezirksamt Kronach (ab 1939 Landkreis Kronach). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Kronach (1879 in das Amtsgericht Kronach umbenannt).[5] Die Gemeinde hatte eine Fläche von 10,726 km².[6]
Am 1. Mai 1978 wurde Neufang im Zuge der Gebietsreform in Bayern in die Gemeinde Steinwiesen eingegliedert mit Ausnahme von Schäferei, das zur Gemeinde Wilhelmsthal kam.[7]
Das denkmalgeschützte, baufällige und lange Jahre leer stehende ehemalige Schulhaus wurde von der Dorfgemeinschaft saniert und zu einem Musikerheim mit Proberäumen sowie Gemeinschaftshaus umgebaut. Für die die Flurneuordnung und Dorferneuerung wurde der bayerische Staatspreis 1999/2000 verliehen.[8] Zwischen 2003 und 2005 wurde für die insgesamt 15 Vereine und Vereinigungen am Ortsrand ein 700 Personen fassende Veranstaltungshalle zusammen mit einem neuen Backofen errichtet.[3] Im Jahr 2009 gab es in Neufang 30 Gewerbebetriebe mit etwa 50 Arbeitsplätzen und 8 Handwerksbetriebe mit 89 Arbeitsplätzen. Bei den Gewerbebetrieben sind insbesondere die Kotschenreuther System- und Stapeltechnik und Kotschenreuther Forst- und Landtechnik zu erwähnen. In der Landwirtschaft arbeiteten 60 Beschäftigte in 22 Nebenerwerbsbetrieben.[3] Der katholische Kindergarten St. Laurentius hat 30 Regelplätze und 18 Krippenplätze.[9]
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Neufang
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Pfarrdorf Neufang
Jahr | 1818 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2019 |
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Einwohner | 273 | 434 | 417 | 394 | 398 | 456 | 527 | 491 | 487 | 710 | 732* |
Häuser[10] | 55 | 62 | 70 | 79 | 79 | 84 | 153 | ||||
Quelle | [5] | [12] | [13] | [14] | [15] | [16] | [17] | [6] | [18] | [19] | [1] |
Baudenkmäler
In der Bayerischen Denkmalliste sind sechs Baudenkmäler aufgeführt.
Katholische Kirche St. Laurentius
1492 wurde Neufang mit Birnbaum von der Pfarrei Steinwiesen separiert und zur Pfarrei erhoben. Dem Abbruch einer Vorgängerkirche im Jahr 1626 folgte der Kirchenneubau nach Plänen von Giovanni Bonalino. Nachdem größere Baumängel beseitigt worden waren, konsekrierte der Bamberger Weihbischof Friedrich Förner die Kirche am 7. Juli 1630 zu Ehren des heiligen Märtyrers Laurentius. In den Jahren 1634 und 1918 beschädigten Brände das Gotteshaus stark. Die Kanzel sowie der Hauptaltar und die beiden Seitenaltäre wurden um 1770 angeschafft. 1950 wurden zwei neue Glocken geweiht und 1980 eine neue Orgel aufgestellt. Die Fassade der Saalkirche gliedern rote, gezahnte Eckquader. Der viergeschossige Chorseitenturm trägt einen Spitzhelm. Das Hauptportal schmückt das Relief des Hoheitswappens des Bamberger Fürstbischofs Johann Georg II. Fuchs von Dornheim.[20] Hinter einer Natursteineinfriedungsmauer befindet sich der im Umgriff der Kirche vorhandene Friedhof.[3] 1980 stellte Hey Orgelbau eine neue Orgel mit 14 Registern auf einem Manual und Pedal auf, die ein Instrument von 1921 ersetzte.[21]
Weitere Baudenkmäler
Abgegangene Baudenkmäler
- Haus Nr. 9: Eingeschossiger Wohnstallbau mit Satteldach, 18. Jahrhundert, verschieferter Blockbau, Stallteil massiv erneuert. Unter dem Giebel profiliertes Gesims, auf der Hofseite profilierte Balkenköpfe.[22]
- Haus Nr. 11: Eingeschossiger Wohnstallbau mit Satteldach, 18. Jahrhundert, verschieferter Blockbau bis auf einen mit Sandsteinquadern ausgemauerten rückwärtigen Teil. Unter dem Giebel Gesims mit Konsolfries, auf der Hofseite profilierte Balkenköpfe.[22]
- Haus Nr. 43: Eingeschossiger Wohnstallbau mit Kniestock und Satteldach mit Zwerchhaus. Massive Umfassungsmauern mit Eckpilastern, der Sturz der Wohnungstür am Scheitelstein bezeichnet „Johann Föhr 1836“.[22]
- Haus Nr. 57: Zweigeschossiger Bau, Erdgeschoss aus Sandsteinquadern um 1840.[22]
Religion
Der Ort war ursprünglich katholisch. Die Pfarrei befand sich vor Ort.[4] Protestanten gab es bis in die 1950er Jahre nur vereinzelt. Sie waren ursprünglich nach Unterrodach gepfarrt.[17] Seit 1968 gehören sie zur Kirchengemeinde Heinersberg (Nordhalben)-Nordhalben.[23]
Literatur
- Tilmann Breuer: Landkreis Kronach (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 19). Deutscher Kunstverlag, München 1964, DNB 450619354, S. 206–211.
- Johann Kaspar Bundschuh: Neufang. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 745 (Digitalisat).
- Helmut Demattio: Kronach – Der Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 32). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1998, ISBN 3-7696-9698-0.
- Georg Paul Hönn: Neufang. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 40 (Digitalisat).
Weblinks
- Ortsblatt 1853
- Neufang in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 11. September 2021.
- Neufang in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 4. Oktober 2020.
Einzelnachweise
- steinwiesen.de: Leben und Wohnen>Zahlen, Daten und Fakten, Einwohnerzahlen (wohl für die ehemaligen Gemeinden)(Stand 1. Januar 2019).
- Neufang im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- 23. Wettbewerb 2008 bis 2010 „Unser Dorf hat Zukunft –Unser Dorf soll schöner werden“, S. 75 (PDF; 15,7 MB)
- H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 493. Hier werden abweichend unter Einberechnung der kirchlichen und kommunalen Gebäude 55 Anwesen als Gesamtzahl angegeben.
- H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 592f.
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 691 (Digitalisat).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 690.
- Berichte zur Ländlichen Entwicklung 77/2001
- Markt Steinwiesen: Kindergärten
- Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 148, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 889, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1061, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1006 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1056 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1090–1091 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 940 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 159 (Digitalisat).
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 311 (Digitalisat).
- https://pv-oberes-rodachtal.kirche-bamberg.de/medien/a693788a-3b6a-4485-949a-ac3f97afc20f/kirchenfuehrer.pdf?a=true Kirchenführer St. Laurentius Neufang, 2005
- Hey Orgelbau Opusliste
- T. Breuer: Landkreis Kronach, S. 210f. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen.
- Ökumenisches Kirchenportal im Landkreis Kronach