Neuburg am Rhein
Neuburg am Rhein ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Germersheim in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Hagenbach an.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Germersheim | |
Verbandsgemeinde: | Hagenbach | |
Höhe: | 106 m ü. NHN | |
Fläche: | 8,31 km2 | |
Einwohner: | 2582 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 311 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 76776 | |
Vorwahl: | 07273 | |
Kfz-Kennzeichen: | GER | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 34 021 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Ludwigstraße 20 76767 Hagenbach | |
Website: | ||
Ortsbürgermeister: | Hermann Knauß (Freie Wähler) | |
Lage der Ortsgemeinde Neuburg am Rhein im Landkreis Germersheim | ||
Geographische Lage
Die Gemeinde liegt in der südöstlichsten Ecke von Rheinland-Pfalz zwischen Rhein und Lauter. Am gegenüberliegenden Rheinufer liegen die Große Kreisstadt Rheinstetten (Neuburgweier), Au am Rhein (Landkreis Rastatt) und Karlsruhe (Daxlanden). Neuburg ist die südlichste Gemeinde von Rheinland-Pfalz. Die Entfernung zur nördlichsten Gemeinde Friesenhagen beträgt circa 280 Kilometer.
Geschichte
Mittelalter
Urkundlich klar belegt ist 1086 die Schenkung einer „Grafschaft Vorechheim“ im Ufgau (heute: Forchheim-Rheinstetten), durch Kaiser Heinrich IV. an den Bischof von Speyer. Dazu gehörte auch das rechtsrheinische, spätere Gebiet von Neuburg. 1102 überließ das Bistum die Länderei als Lehen an die Herren von Eberstein.[2] Diese befestigten um 1250 den strategisch bedeutsamen Platz und nannten ihn „Zer Niuwenburc“. 1259 verpfändete Otto von Eberstein das Dorf „Niwenbure“ (Neuburg) als Heiratsgut seiner Schwester, Adelheid von Eberstein, an deren Mann, Heinrich II. von Lichtenberg.[3] Lehnsherr blieb weiterhin der Bischof von Speyer.[4] Es wurde von den Herren von Eberstein nicht mehr ausgelöst.
Bei der ersten Landesteilung der Herrschaft Lichtenberg, die um 1330 stattfand, wurde Neuburg dem Landesteil der „älteren Linie“, den Nachkommen Heinrich II. von Lichtenberg, zugeordnet.[5] 1337 erhielt Neuburg Stadtrecht, und zwar das von Hagenau.[6] Neuburg diente bei der Heirat der Agnes von Lichtenberg, Tochter von Ludwig II. von Lichtenberg, als Pfand zur Sicherung ihrer Mitgift. Diese wurde 1359 durch eine Geldzahlung abgelöst.[7] 1377 wurde es von der älteren Linie der Lichtenberger an Heinrich IV. von Lichtenberg von der jüngeren Linie übergeben, wobei dieser sich gleichzeitig verpflichtete, Schulden des älteren Linie zu begleichen.[8] Heinrich IV. verpfänden Neuburg 1369 an die Stadt Straßburg und verkaufen es endgültig 1383 an Kurfürst Rupprecht I. von der Pfalz (1309–1390).[9]
Neuzeit
Noch um 1700 lag Neuburg auf der rechten Rheinseite.[10] Die dort bestehende Festungsanlage fiel schon Ende des 16. Jahrhunderts Verlagerungen des Flussbetts des Rheins zum Opfer.[11]
Durch die Verlegung des Ortes auf die linke Stromseite gingen nicht nur große Teile der Gemarkung, sondern auch die Stadtrechte verloren. Aus der Stadt mit einem Blutgericht und einer bedeutenden Lotsen- und Zollstation war ein Schiffer- und Fischerdorf geworden. Der Kampf gegen die Hochwasserfluten des Rheins war aber auch nach der Rheinbegradigung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch nicht beendet. Erst nach dem Hochwasser der Neujahrsnacht 1882/83, das die gesamte Gemarkung überflutete, wurden die Deichbauten verbessert.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt Neuburg schwere Schäden, vor allen weil der Grenzort in der Roten Zone des Westwalls lag.[12]
Einwohnerentwicklung
Wenn nicht gesondert aufgeführt, ist die Quelle der Daten das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz.[13]
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Konfessionsstatistik
Im Jahr 1871 waren von insgesamt 1538 Einwohnern 1340 evangelisch (87 %) und 198 katholisch (13 %).[15] Zum 31. Dezember 2016 waren 56,4 % der Einwohner evangelisch und 19,1 % römisch-katholisch. Die übrige 24,5 % gehörte einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder war konfessionslos.[16] Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken. Derzeit (Stand Januar 2022) sind von den Einwohnern 49,2 % evangelisch, 18,5 % katholisch und 32,3 % sind konfessionslos oder gehören einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[17]
Während im Umland die katholische Konfession überwiegt, ist dies in Neuburg genau umgekehrt. 1686 gelang es unter französischer Besetzung, die reformierten Pfarreien aufzuheben und sie der römisch-katholischen Kirche zu übertragen. Doch die Mehrzahl der Neuburger Protestanten machte den Konfessionswechsel nicht mit und erhielt 1701 die Religionsfreiheit zugesichert.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Neuburg besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und einem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat:[18]
Wahl | SPD | CDU | WGN | Gesamt |
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2019 | 6 | 4 | 10 | 20 Sitze |
2014 | 8 | 5 | 7 | 20 Sitze |
2009 | 11 | 4 | 5 | 20 Sitze |
2004 | 9 | 6 | 5 | 20 Sitze |
Ortsbürgermeister
- 1949–1979: Albert Vollmer[19]
- 1979–1984: Rudolf Gerber (Wählergruppe)
- 1984–1994: Erwin Muth (SPD)
- 1994–2004: Heinz Degitz (SPD)
- 2004–2014: Thorsten Pfirmann (SPD)
- seit 2014: Hermann Knauß (Freie Wähler)
Knauß wurde bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 mit einem Stimmenanteil von 74,59 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[20]
Wappen
Blasonierung: „In Schwarz ein gesenkter silberner Anker, beidseits von einem rotbewehrten und -bezungten goldenen Löwen gehalten.“[21] | |
Wappenbegründung: Es wurde 1968 vom Mainzer Innenministerium genehmigt und geht zurück auf ein Siegel aus dem Jahr 1727. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Eine Besonderheit ist, dass sich die protestantische und römisch-katholische Kirche direkt gegenüberstehen. In der römisch-katholischen Kirche St. Remigius befindet sich die älteste erhaltene Orgel des Orgelbauers Michael Stiehr aus dem Jahre 1786.
Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Neuburg am Rhein
Mundart
In Neuburg wird eine sehr eigentümliche Variante des pfälzischen Dialekts gesprochen, welche sich deutlich von den pfälzischen Nachbargemeinden und dem angrenzenden Elsass unterscheidet. Man vermutet, dass dieses Idiom auf die durch Hochwasser und Flusslaufveränderungen immer wieder neu entstandene Insellage im Rhein zurückzuführen ist.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Zwischen Neuburg und dem badischen Neuburgweier (Stadt Rheinstetten) besteht eine Autofähre. Neuburg hat einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Wörth–Strasbourg.
Feuerwehr
Die Freiwillige Feuerwehr Neuburg besteht aus 30 Mitgliedern. Ihnen stehen drei Fahrzeuge (TSF-W, LF 8 und MZF) sowie ein Rettungsboot (RTB 2) zur Verfügung. Die Feuerwehr rückt jährlich zu etwa 25 bis 30 Einsätzen aus. Die Jugendfeuerwehr zählt 15 Mitglieder.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Albert Vollmer (1906–1988), Ortsbürgermeister von 1949 bis 1979, wurde 1980 für seine große Verdienste um den Wiederaufbau des kriegszerstörten Dorfes und dessen Weiterentwicklung zur modernen Wohngemeinde zum Ehrenbürger ernannt. Sein Engagement für Neuburg und die Verbandsgemeinde Hagenbach wurden auch mit der Verleihung der Freiherr-vom-Stein-Plakette des Landes (1965), dem Ehrenbrief des Gemeindetages Rheinland-Pfalz und des Bundesverdienstkreuzes am Bande gewürdigt.[19]
- Erwin Muth (1931–2016), Ortsbürgermeister von 1984 bis 1994, nachdem er zuvor 32 Jahre Mitglied des Gemeinderats war. Als Dank für seine langjährige Arbeit im Rat und für seinen Einsatz zum Wohle der Gemeinde wurde er am 8. März 1996 zum Ehrenbürger ernannt, nachdem ihm bereits die Freiherr-vom-Stein-Plakette (1990) und das Bundesverdienstkreuz am Bande (1993) verliehen wurden.[22]
- Gerd Balzer (* 1942), Heimatforscher, Verfasser der Ortschronik und Beigeordneter. Beschluss des Ortsgemeinderates vom Januar 2020. Balzer ist außerdem Träger der Landesehrennadel.[23]
Sonstige Persönlichkeiten
- Ferdinand von Malaisé (1806–1892); bayerischer General und Erzieher von König Ludwig III., wuchs in Neuburg auf.
Literatur
- Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938. Band 10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten).
- J. Heyberger, Christian Schmitt, August Wilhelm von Wachter: Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Bd. 4.2 = Bayerische Rheinpfalz. München 1867.
- Johann Georg Lehmann: Urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg.
- Bd. 1: Die Geschichte der Dynasten von Lichtenberg. Mannheim 1862.
- Bd. 2: Die Geschichte der Dynasten von Ochsenstein, der Grafen von Zweibrücken-Bitsch und der Grafen von Hanau-Lichtenberg. Mannheim 1863.
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2020, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- NN: NN. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Bd. 112 (1964), S. 83, 86f.
- Lehmann, Bd. 1, S. 29, Eyer, S. 49, 105. Die lehnsherrliche Zustimmung datiert von 1258 (vgl.: Lehmann, Bd. 1, S. 29).
- Eyer, S. 168; Lehmann, Bd. 1, S. 29.
- Eyer, S. 79.
- Eyer, S. 229.
- Eyer, S. 88.
- Eyer, S. 93.
- Eyer, S. 102f, 168.
- Heyberger u. a.: Bavaria, S. 205.
- Naturschutzgebiet Altrhein Neuburgweier (PDF-Datei; 1,08 MB) Zum historischen Mäanderdurchbruch des Rheins zwischen Neuburg und Weier
- Geschichte: Gegenwart. Ortsgemeinde Neuburg am Rhein, abgerufen am 23. Mai 2020.
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Neuburg
- Beamtenverzeichniß und Statistik des Königlich Bayerischen Regierungs-Bezirkes der Pfalz, 1863, S. XXVII des Anhangs
- Ergebnisse der Volkszählung im Königreiche Bayern vom 1. Dezember 1871 nach einzelnen Gemeinden, 1873, S. 65
- Gemeindestatistik In: ewois.de, Stand: 31. Dezember 2016
- Gemeindestatistik Ortsgemeinde Neuburg am Rhein, abgerufen am 12. Februar 2022
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen. Abgerufen am 16. Juni 2020.
- Bundesverdienstkreuz und Ehrenbürgerrechte. Albert Vollmer. Verbandsgemeinde Hagenbach, abgerufen am 23. Mai 2020.
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Hagenbach, Verbandsgemeinde, dritte Ergebniszeile. Abgerufen am 26. April 2020.
- Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.
- Bundesverdienstkreuz und Ehrenbürgerrechte. Erwin Muth. Verbandsgemeinde Hagenbach, abgerufen am 23. Mai 2020.
- Betsch, Andreas: Ehrenbürger im Wartestand, in: Die Rheinpfalz, Germersheimer Rundschau, 7. Juni 2021.