Lustadt
Lustadt ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Germersheim in Rheinland-Pfalz. Im regional verwendeten Pfälzer Dialekt wird sie Loscht genannt. Sie gehört der Verbandsgemeinde Lingenfeld an.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Germersheim | |
Verbandsgemeinde: | Lingenfeld | |
Höhe: | 113 m ü. NHN | |
Fläche: | 23,52 km2 | |
Einwohner: | 3413 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 145 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 67363 | |
Vorwahl: | 06347 | |
Kfz-Kennzeichen: | GER | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 34 018 | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Hauptstraße 60 67360 Lingenfeld | |
Website: | ||
Ortsbürgermeister: | Volker Hardardt | |
Lage der Ortsgemeinde Lustadt im Landkreis Germersheim | ||
Geographie
Lage
Lustadt liegt im Südosten von Rheinland-Pfalz zwischen Rhein und Pfälzerwald in der Region Südpfalz. Die Großstädte Ludwigshafen und Karlsruhe sind 36 km bzw. 50 km entfernt, nach Speyer und nach Landau sind es jeweils 17 km. Die Kreisstadt Germersheim befindet sich ca. 5 km südöstlich.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde besteht aus den beiden Ortsteilen[2]
- Niederlustadt mit den Wohnplätzen Auf der Heide, Im Röderfeld und Am Klärwerk
- Oberlustadt mit den Wohnplätzen An der Hohen Straße, Auf der Büsche, Bei der Ziegelei, Fuchsgarten, In den Niedergärten, Lachenmühle, Ludwigsmühle und Ober dem Dorf
Nachbargemeinden
Nachbargemeinden von Lustadt sind Bellheim, Freisbach, Germersheim, Weingarten (Pfalz), Westheim (Pfalz), Zeiskam (alle Landkreis Germersheim) und Freimersheim (Pfalz) (Landkreis Südliche Weinstraße).
Gewässer
Von West nach Ost durchfließt der Hofgraben das Gemeindegebiet, ein linker Mündungsarm der Queich. Er mündet in Lingenfeld von links in den Lingenfelder Altrhein, einen westlichen Mäander des Rheins.
Geschichte
Lustadt zählt zu den ältesten Siedlungen des Landkreises Germersheim. Urkundlich erwähnt wurde der Ort erstmals 773 im Lorscher Codex anlässlich der Schenkung von zwei Morgen Land in pago spirensi (im Speyergau) in Lustater marca (in der Gemarkung Lustadt) an das Kloster Lorsch.[3]
Zwischen Zeiskam und Lustadt stand die Komturei Heimbach, ein großer mittelalterlicher Klosterhof des Johanniter-, später Malteserordens mit beherrschendem Einfluss auf die Region. Die Anlage samt Kirche wurde 1525 im Bauernkrieg zerstört. Aus dem gleichen Jahrhundert stammt die katholische Pfarrkirche St. Laurentius in Niederlustadt, ein bemerkenswerter spätgotischer Bau aus dem Jahre 1510.
Im Zuge der rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform wurden mit Wirkung vom 7. Juni 1969 die beiden Gemeinden Niederlustadt und Oberlustadt zu der neuen Gemeinde Lustadt zusammengelegt.[4]
Einwohnerstatistik
Wenn nicht gesondert aufgeführt, ist die Quelle der Daten das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz.[5] Die Zahlen beziehen sich auf das heutige Gemeindegebiet, also Nieder- (N) und Oberlustadt (O) zusammengefasst.
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Konfessionsstatistik
Im Jahr 1871 waren von insgesamt 905 Einwohnern Niederlustadts 81 % evangelisch, 16 % katholisch und 3 % jüdisch (29 Personen). Von den 1400 Einwohnern Oberlustadts waren 79 % evangelisch, 12 % katholisch und 9 % jüdisch (132 Personen).[7] 2012 waren 47,7 % der Einwohner evangelisch und 24,0 % katholisch. Die übrigen gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaften an oder waren konfessionslos.[8] Die Anteile der Protestanten und der Katholiken sind seitdem gesunken. Derzeit (Stand Januar 2022) liegt der Anteil der evangelischen Bürger bei 38,7 %, der katholischen bei 21,6 % und der Sonstigen bei 39,7 %[9]
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Lustadt besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat:[10][11]
Wahl | SPD | CDU | FWG | FWL | WVL | Gesamt |
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2019 | 5 | 5 | 6 | 4 | – | 20 Sitze |
2014 | 7 | 4 | 4 | 3 | 2 | 20 Sitze |
2009 | 7 | 5 | 2 | 4 | 2 | 20 Sitze |
2004 | 6 | 5 | 2 | 4 | 3 | 20 Sitze |
- FWG = Freie Wählergruppe der Ortsgemeinde Lustadt e. V.
- FWL = Freie Wählerliste der Ortsgemeinde Lustadt e. V.
- WVL = Wähler-Vereinigung-Lustadt e. V.
Bürgermeister
Volker Hardardt (parteilos) wurde 2014 Ortsbürgermeister von Lustadt.[12] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 52,55 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[13] Sein Vorgänger Ulrich Lothringen (CDU) hatte das Amt 25 Jahre ausgeübt.[14]
Wappen
Blasonierung: „In Rot ein durch einen silbernen Balken geteilter und oben durch einen silbernen Pfahl gespaltener silberner Ring, in der unteren Hälfte ein schwebendes achtspitziges silbernes Johanniterkreuz.“[15]
Es wurde 1973 von der Bezirksregierung Neustadt genehmigt und entstand aus der Vereinigung der Symbole der historischen Wappen von Nieder- und Oberlustadt. | |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Evangelische Christuskirche in Niederlustadt
- Katholische Kirche St. Laurentius in Niederlustadt
Regelmäßige Veranstaltungen
Jedes Jahr findet um den 1. Mai auf dem Handkeesplatz im Maiblumenwald zwischen Lustadt und der Nachbargemeinde Zeiskam das Loschter Handkeesfescht statt, dessen Name auf Hochdeutsch Lustadter Handkäsefest lauten würde. Die Besucherzahl des größten örtlichen Festes, das bereits 1925 auf Initiative von Georg Lehr und Georg Ott zustande kam und seither regelmäßig gefeiert wird, liegt um 40.000.[16]
Verkehr
Lustadt liegt unmittelbar südlich der zweispurigen Bundesstraße 272 (Landau–Schwegenheim), die als Ortsumgehung fungiert, und vier Kilometer westlich der vierspurigen Bundesstraße 9 (Ludwigshafen-Karlsruhe), die über die Anschlussstelle Schwegenheim erreicht wird.
Bis zur Stilllegung der Bahnstrecke Germersheim–Landau im Dezember 1991 gab es den Bahnhof Lustadt. Seit Mai 2006 läuft auf einem Großteil der alten Trasse als touristische Attraktion ein Draisinenverkehr. An diesem Abschnitt (Bornheim–Westheim) liegt auch Lustadt. Der tägliche ÖPNV wird hier auf der Buslinie 590 angeboten.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Max Seither (1914–2003), Politiker (SPD), ab 1969 Bürgermeister von Lustadt, ernannt 1974
- Ulrich Lothringen, Politiker (CDU), Ortsbürgermeister von 1989 bis 2014, wurde am 11. Januar 2015 für seine Verdienste um die Gemeinde gewürdigt.[14]
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Augustin Violet (1799–1859), erster pfälzischer Taubstummenlehrer
- Martin Hemmer (1863–1947), katholischer Priester und Prälat
- Leo Mohr (1874–1918), Mediziner
- Jakob Nagel (1899–1973), Staatssekretär der Deutschen Reichspost 1937–1945
- Werner Doppler (* 1941), Agrarökonom und Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Hohenheim
Personen, die vor Ort wirken oder gewirkt haben
- Anna von Lustadt († 1485), Zisterzienser–Äbtissin des Klosters Rosenthal (Pfalz); Grabplatte in der dortigen Kirchenruine erhalten
- Jakob Schwalb (1872–1934), Priester, zeitweise Kaplan in Oberlustadt
- Peter Brauchle (* 1970), Bildhauer, wohnt und arbeitet im Ort.
- Matthias Joa (* 1981), Politiker (AfD), wohnte zeitweise im Ort.
- Dorothea Reichert, Trägerin des Verdienstordens des Landes Rheinland-Pfalz, lebt vor Ort.
Weblinks
- Loschter Handkeesfescht
- Literatur über Lustadt in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2020, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Januar 2019[Version 2022 liegt vor.]. S. 147 f. (PDF; 3 MB).
- Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 4), Urkunde 2098, 14. Mai 773 – Reg. 876. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 42, abgerufen am 15. Mai 2018.
- Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 170 (PDF; 2,8 MB).
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Lustadt.
- Beamtenverzeichniß und Statistik des Königlich Bayerischen Regierungs-Bezirkes der Pfalz, 1863, S. XXVIII f. des Anhangs.
- Ergebnisse der Volkszählung im Königreiche Bayern vom 1. Dezember 1871 nach einzelnen Gemeinden, 1873, S. 65.
- KommWis, Stand: 31. Dezember 2012.
- Stadt Germersheim, abgerufen am 12. Februar 2022
- Wahlen zum Ortsgemeinderat Lustadt 1974–2014. Verbandsgemeinde Lingenfeld, abgerufen am 23. April 2020.
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen.
- Timo Nagel: Lustadt: Stellvertreterin gegen Chef. Die Rheinpfalz, 22. Mai 2019, abgerufen am 23. April 2020.
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Lingenfeld, Verbandsgemeinde, vierte Ergebniszeile. Abgerufen am 23. April 2020.
- Ein Blues für den neuen Ehrenbürger. 13. Januar 2015, abgerufen am 23. April 2020.
- Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Gräber, Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.
- Freizeitmagazin LEO: Volkstümliche würzige Genüsse. Ludwigshafen, 30. April 2009.