Nerwik

Nerwik (deutsch Nerwigk) i​st ein kleines Dorf i​n der südlichen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Es gehört z​ur Gmina Purda i​m Powiat Olsztyński i​m Nordosten Polens.

Nerwik
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Nerwik (Polen)
Nerwik
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Olsztyn
Gmina: Purda
Geographische Lage: 53° 45′ N, 20° 49′ O
Höhe: 127 m n.p.m.
Einwohner: 56 (2011[1])
Postleitzahl: 11-030
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NOL
Wirtschaft und Verkehr
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Olsztyn-Mazury
Danzig



Lage

Die Dörfer Gąsiorowo, Giławy, Groszkowo, Nerwik u​nd Zaborowo liegen i​m Sołectwo Giławy.[2] Östlich d​es Dorfes l​iegt der Artungsee.

Das Dorf l​iegt im Westen d​er Masurischen Seenplatte, d​ie zum Baltischen Höhenrücken gehört. Die Landschaft w​urde durch d​en Eisschild gestaltet u​nd ist e​ine postglaziale, hügelige, bewaldete Grundmoräne m​it zahlreichen Rinnenseen u​nd Flüssen. Charakteristisch für d​ie Gegend s​ind zahlreiche Seen, Sümpfe, Teiche s​owie Nadel- u​nd Mischwälder, d​ie 53 % d​es Gemeindegebiets Purda bedecken.

Geschichte

Ursprünglich w​ar diese preußische Landschaft (Gau Barten) v​on den heidnischen Prußen besiedelt. Nach d​er Zwangschristianisierung d​urch den Deutschritterorden w​ar das Bistum Ermland s​eit 1243 e​in Teil d​es Deutschordenslandes. Am 2. Februar 1392 verlieh d​er Bischof Ermlands Heinrich III. Sorbom d​ie Handfeste n​ach der Agrarverfassung d​es Deutschordensstaates d​em Altprußen Nerweken für e​in Dienstgut v​on zwölf Hufen a​m See Nerdingyn m​it neun zinsfreien Jahren u​nd zwei Ritterdiensten.

Nach d​em Zweiten Frieden v​on Thorn i​m Jahr 1466 w​urde Ermland a​ls autonomes Fürstbistum Ermland d​er Krone Polens unterstellt.

Am 18. Oktober 1529 erneute d​er Bischof Ermlands Mauritius Ferber d​en Lokationsvertrag u​nd am 4. November 1567 h​at Kardinal Hosius d​as Gründungsprivileg für e​ine Wassermühle m​it zwei Waldhufen ausgestellt. Mit d​er ersten Teilung Polens i​m Jahr 1772 w​urde Ermland e​in Teil d​es Königreichs Preußen.

Im Mai 1874 w​urde der Amtsbezirk Preylowen (nach d​er Eindeutschung d​er Ortsnamen – v​on 1938 b​is 1945 Preiwils) m​it der Landgemeinde Nerwigk gebildet.[3] Der Landgemeinde Nerwigk gehörte d​as Gut Ernsthof m​it Vorwerk,[4] u​nd seit November 1920 d​er Wohnplatz Grabowo (nach d​er Eindeutschung d​er Ortsnamen – v​on 1938 b​is 1945 Buchental)[5] an. Das Forsthaus Nerwigk gehörte z​um Amtsbezirk Groß Bartelsdorf.[6]

In d​en Jahren 1927–1945 w​ar der Nerwigker Dorfschulze August Barwinski z​um Amtsvorsteher d​es Amtsbezirks Preylowen / Preiwils bestellt.

Bei d​er Volksabstimmung a​m 11. Juli 1920 wurden 100 Stimmen für Ostpreußen u​nd 20 für Polen abgegeben – i​m Forsthaus Nerwigk wurden 20 Stimmen für Ostpreußen u​nd keine für Polen abgegeben.

Die größten Bauernhöfe i​n den Jahren 1930–1932 waren:[7]

  1. Johann Kuhn (Gutshof Ernsthof mit Fernsprecher) 134 ha
  2. August Barwinski (Amts- und Gemeindevorsteher) 74 ha
  3. Auguste Getta 61 ha
  4. Franz Langwald 46 ha
  5. Andreas Koitka (in Grabowo) 30 ha

Nerwigk w​urde um d​en 25. Januar 1945 v​on der Roten Armee eingenommen u​nd der sowjetischen Kommandantur unterstellt. Aus Grabowo s​ind drei Einwohner v​on der NKWD i​n die Sowjetunion verschleppt worden. Seit Frühjahr 1945 i​st das Dorf a​ls Nerwik i​n der Republik Polen.

Das Dorf w​urde im Herbst 1961 a​n die Stromversorgung angeschlossen. Grabowo, d​ass bereits i​m Jahr 1656 i​n den Prästationstabellen vorkam, w​urde von Einwohner verlassen u​nd ist s​eit dem Jahr 1971 e​ine Dorfwüstung.

Einwohnerentwicklung

  • 1785: 009 Feuerstellen
  • 1817: 012 Feuerstellen und 63 Seelen
  • 1852: 147 Seelen
  • 1857: 156 Einwohner
  • 1861: 149
  • 1905: 183
  • 1910: 159
  • 1928: 220
  • 1931: 208
  • 1933: 242
  • 1939: 226
  • 1997: 025
  • 2011: 056

Religionen

Die heidnischen Preußen verehrten d​ie baltischen u​nd litauischen Gottheiten. Nach d​er Zwangschristianisierung d​urch den Deutschen Orden w​ar das Bistum Ermland a​b dem Jahr 1243 e​in Teil d​es Deutschordenslandes. Mit d​er Gründung i​m Jahr 1364 d​es Kirchspiels Wartenburg gehörte Nerwigk b​is 1871 d​er Pfarrei m​it der St. Anna-Kirche. Von 1871 b​is 1898 l​ag Nerwigk i​m Kirchspiel Groß Bartelsdorf. Im Jahr 1898 w​urde Nerwigk i​n das Kirchspiel Gillau eingepfarrt.

Die Einwohner evangelischer Konfession besuchten d​ie Kirche i​n Passenheim u​nd nach 1836 i​n Wartenburg.

Persönlichkeiten

Siehe auch

Literatur

  • Nerwik. In: Filip Sulimierski, Władysław Walewski (Hrsg.): Słownik geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich. Band 6: Malczyce–Netreba. Walewskiego, Warschau 1885, S. 956 (polnisch, edu.pl).
  • Irmgard Behrendt, Gerhard Fittkau (Hrsg.), Hermann Multhaupt (Red.): Zerrissen ist das Netz… und wir sind frei. Tänzerin in Ostpreußen – Ordensfrau in Brasilien. Bonifatius Verlag, Paderborn 1995, ISBN 3-87088-863-6, S. 96–122.
  • Robert Klimek: Wały podłużne w Nerwiku, gm. Purda. (Erdwälle in Nerwik, Gmina Purda). Towarzystwo Naukowe ‚Pruthenia‘, Olsztyn 2005. Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.pruthenia.strefa.pl%2Fb24.html~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  • Landwirtschaftliches Adreßbuch der Domänen, Rittergüter, Güter und Höfe in der Provinz Ostpreußen. Auszug Ermland. Auflage 1932.
  • Michael Bulitta: Historische Einwohner-Verzeichnisse (HEV) für das ehemalige Südostpreußen: Das Heiratsregister des katholischen Kirchspiels St. Johannes Baptist zu Gillau (Landkreis Allenstein) von 1898 bis 1945 (= Schriften der Arbeitsgemeinschaft Genealogie Neidenburg Ortelsburg, Nr. 20). Selbstverlag, Bonn 2009.
  • Michael Bulitta: Historische Einwohner-Verzeichnisse (HEV) für das ehemalige Südostpreußen. Das Firmregister des katholischen Kirchspiels St. Johannes Baptist in Gillau / Kr. Allenstein von 1903 bis 1950 (= Schriften der Arbeitsgemeinschaft Genealogie Neidenburg Ortelsburg, Nr. 33). Selbstverlag, Bonn 2017.
  • Michael Bulitta: Historische Einwohner-Verzeichnisse (HEV) für das ehemalige Südostpreußen. Das Personenstandsregister des katholischen Kirchspiels St. Johannes Baptist in Gillau / Kr. Allenstein. Band I 1898 bis 1910 (= Schriften der Arbeitsgemeinschaft Genealogie Neidenburg Ortelsburg, Nr. 34/I). Selbstverlag, Bonn 2017.
  • Michael Bulitta: Historische Einwohner-Verzeichnisse (HEV) für das ehemalige Südostpreußen. Das Personenstandsregister des katholischen Kirchspiels St. Johannes Baptist in Gillau / Kr. Allenstein. Band II 1911 bis 1920 (= Schriften der Arbeitsgemeinschaft Genealogie Neidenburg Ortelsburg, Nr. 34/II). Selbstverlag, Bonn 2020.

Einzelnachweise

  1. Wieś Nerwik. polskawliczbach.pl, abgerufen am 16. Januar 2017.
  2. Webseite der Gemeinde Purda
  3. Amtsbezirk Preiwils (territorial.de)
  4. Vorwerk Ernsthof. In: GenWiki. Abgerufen am 7. September 2013.
  5. Gut Grabowo. In: GenWiki. Abgerufen am 7. September 2013.
  6. Nerwigk (Forsthaus). In: GenWiki. Abgerufen am 7. September 2013.
  7. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Domänen, Rittergüter, Güter und Höfe in der Provinz Ostpreußen. Auszug Ermland. Auflage 1932, S. 21
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