Népouit
Népouit (früher Garnierit[8]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Er kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Ni3[(OH)4|Si2O5][1], ist also chemisch gesehen ein basisches Nickel-Silikat. Strukturell gehört Népouit zu den Schichtsilikaten.
Népouit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
Garnierit |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate, Germanate – Schichtsilikate (Phyllosilikate) |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
9.ED.15 (8. Auflage: VIII/E.10b) 71.01.02b.03 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-pyramidal; mm2[3] |
Raumgruppe | Ccm21 (Nr. 36, Stellung 2)[2] |
Gitterparameter | a = 5,31 Å; b = 9,19 Å; c = 14,50 Å[2] |
Formeleinheiten | Z = 2[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2,5[4] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,24; berechnet: [3,07 bis 3,40][4] |
Spaltbarkeit | gut nach [001] und [010] |
Bruch; Tenazität | muschelig, scharfkantig[5] |
Farbe | dunkelgrün bis mattgrün[4], smaragdgrün[6] |
Strichfarbe | hellgrün[6] |
Transparenz | durchscheinend[4] |
Glanz | Glasglanz, Perlglanz[3] |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,600 bis 1,630[7] nβ = 1,579 bis 1,645[4] nγ = 1,635 bis 1,650[7] |
Doppelbrechung | δ = 0,035[7] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Pleochroismus | schwach: x = dunkelgrün, z = gelbgrün[7] |
Népouit ist das Nickel-Analogon zu Lizardit (Mg3[(OH)4|Si2O5][1]) und bildet mit diesem eine lückenlose Mischkristallreihe. In natürlichem Népouit ist daher meist ein geringer Teil Nickel durch Magnesium ersetzt (substituiert), was in der Formel mit in runden Klammern gesetzten Elementsymbolen ausgedrückt wird: (Ni,Mg)6[(OH)8|Si4O10][2]
Das Mineral ist durchscheinend und entwickelt nur selten grobe, pseudohexagonale, wurmförmige Kristalle. Meist findet er sich in Form derber, nieriger, stalaktitischer oder schaliger Mineral-Aggregat von dunkelgrüner bis mattgrüner Farbe, die gelegentlich auch als Smaragdgrün beschrieben wird.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Népouit in der „Népoui Mine“, einem Bergwerk auf der Halbinsel Népoui in der zum französischen Überseegebiet gehörenden, neukaledonischen Gemeinde Poya, in dem das unter anderem népouithaltige Nickelerz Garnierit abgebaut wird. Erstmals beschrieben wurde das Mineral 1907 durch E. Glasser, der es nach dessen Typlokalität benannte.
Das Typmaterial des Minerals wird im Muséum national d’histoire naturelle (MHN-Paris) in Paris unter der Sammlungs-Nr. 106.379 aufbewahrt.[9][10]
Klassifikation
In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Népouit zur Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“, wo er zusammen mit Amesit, Antigorit, Berthierin, Chrysotil, Cronstedtit, Greenalith, Karyopilit und Lizardit sowie dem inzwischen als Varietät von Pennantit diskreditierten Grovesit die „Serpentin-Reihe (trioktaedrisch)“ mit der System-Nr. VIII/E.10b bildete.
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/H.27-150. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Schichtsilikate“, wo Népouit zusammen mit Amesit, Antigorit, Berthierin, Brindleyit, Carlosturanit, Chrysotil, Cronstedtit, Dozyit, Fraipontit, Greenalith, Guidottiit, Karpinskit, Karyopilit, Kellyit, Lizardit und Pecorait die „Serpentingruppe“ bildet.[6]
Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[11] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Népouit ebenfalls in die Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Kaolinitschichten, zusammengesetzt aus tetraedrischen oder oktaedrischen Netzen“ zu finden ist, wo es ebenfalls zusammen mit Amesit, Antigorit, Berthierin, Brindleyit, Chrysotil, Cronstedtit, Fraipontit, Greenalith, Karyopilith, Kellyit, Lizardit, Manandonit und Pecorait die „Serpentingruppe“ mit der System-Nr. 9.ED.15 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Népouit in die Abteilung der „Schichtsilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Karyopilith, Lizardit und Greenalith in der „Serpentingruppe (Lizardit-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 71.01.02b innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 1:1-Lagen“ zu finden.
Kristallstruktur
Népouit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Ccm21 (Raumgruppen-Nr. 36, Stellung 2) mit den Gitterparametern a = 5,31 Å; b = 9,19 Å und c = 14,50 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Modifikationen und Varietäten
Die Verbindung Ni3[(OH)4|Si2O5] ist dimorph und kommt in der Natur neben dem orthorhombisch kristallisierenden Népouit noch als monoklin kristallisierender Pecorait vor.[4]
Bildung und Fundorte
Népouit bildet sich durch Metamorphose in nickelreichen, ultramafischen Gesteinen. Als Begleitminerale treten unter anderem verschiedene Serpentine, Chlorite, wasserhaltige Nickel-Silikate und Eisenoxide auf.[4]
Als seltene Mineralbildung konnte Népouit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 60 Fundorte dokumentiert sind (Stand: 2022).[12] Neben seiner Typlokalität „Népoui Mine“ trat das Mineral auf Neukaledonien noch an mehreren Orten in der Nord- und Südprovinz zutage. Weitere Fundorte in Frankreich sind bisher nicht bekannt.
In Deutschland fand man Népouit im Steinbruch Zeilberg in Bayern, in der Nickelgrube Callenberg Nord 2 (siehe auch Nickelhütte St. Egidien) in Sachsen und im Steinbruch Rentzschmühle bei Cossengrün in Thüringen.
In Österreich kennt man das Mineral aus einer Serpentinit-Prospektion bei Radlbad im Radlgraben in der Gemeinde Trebesing und einer Chrom-Nickel-Lagerstätte bei Ebenwald in Gemeinde Gmünd in Kärnten.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Albanien, Australien, Burundi, China, der Dominikanischen Republik, Griechenland, Kanada, der Demokratischen Republik Kongo (Zaire), Indonesien, Italien, Japan, Kasachstan, Malaysia, Marokko, Nordmazedonien, Norwegen, Polen, Portugal, Russland, Spanien, Südafrika, Südkorea, Tschechien sowie in den US-Bundesstaaten Kalifornien, New Mexico und North Carolina.[13]
Verwendung
Népouit ist ein wichtiger Rohstoff zur Gewinnung von Nickel.
Siehe auch
Literatur
- M. E. Glasser: Note sur une espèce minérale nouvelle, la népouite, silicate hydraté de nickel et de magnésie. In: Bulletin de la Société Française de Minéralogie. Band 30, 1907, S. 17–28 (französisch, rruff.info [PDF; 461 kB; abgerufen am 16. Januar 2022]).
- Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 846 (als Garnierit).
Weblinks
- Népouit. In: Mineralienatlas Lexikon. Stefan Schorn u. a., abgerufen am 13. Januar 2022.
- Népouite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF), abgerufen am 13. Januar 2022 (englisch).
Einzelnachweise
- Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2022. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2022, abgerufen am 16. Januar 2022 (englisch).
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 677.
- David Barthelmy: Népouite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 13. Januar 2022 (englisch).
- Népouite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 63 kB; abgerufen am 16. Januar 2022]).
- Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 846 (als Garnierit).
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- Népouite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 13. Januar 2022 (englisch).
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer, Berlin [u. a.] 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 106, 281.
- Catalogue of Type Mineral Specimens – N. (PDF 160 kB) Commission on Museums (IMA), 10. Februar 2021, abgerufen am 16. Januar 2022.
- Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 16. Januar 2022.
- Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 16. Januar 2022 (englisch).
- Localities for Népouite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 13. Januar 2022 (englisch).
- Fundortliste für Népouit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 13. Januar 2022.