Lizardit
Lizardit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Er kristallisiert je nach struktureller Modifikation im monoklinen, trigonalen oder hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Mg6[(OH)8|Si4O10][1] und gehört als Mitglied der Serpentingruppe zu den Schichtsilikaten.
Lizardit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | Mg6[(OH)8|Si4O10][1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
9.ED.15 (8. Auflage: VIII/H.27) 71.01.02b.02 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin, trigonal oder hexagonal, siehe Kristallstruktur |
Kristallklasse; Symbol | Bitte ergänzen |
Raumgruppe | siehe Kristallstruktur |
Gitterparameter | siehe Kristallstruktur |
Formeleinheiten | siehe Kristallstruktur |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,55(3); berechnet: 2,57[2] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {001} |
Farbe | grün, hellgelb bis weiß |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchscheinend |
Glanz | Wachsglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,541 bis 1,563 nβ = 1,565 nγ = 1,553 bis 1,568[3] |
Doppelbrechung | δ = 0,012[3] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = 37 bis 61° (gemessen)[3] |
Lizardit findet sich meist in Form feinkörniger bis massiger Mineral-Aggregate, entwickelt aber auch tafelige bis pyramidale Kristalle mit wachsartigem Glanz auf den Oberflächen. Seine Farbe variiert zwischen durchscheinendem grün und hellgelb bis weiß.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Lizardit in den Serpentiniten am östlichen Kliff auf der Halbinsel Lizard in der englischen Grafschaft Cornwall und beschrieben 1956 durch E. J. W. Whittaker und J. Zussman, die das Mineral nach seiner Typlokalität benannten.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Lizardit zur Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“, wo er zusammen mit Amesit, Antigorit, Berthierin, Brindleyit, Carlosturanit, Chrysotil, Cronstedtit, Dozyit, Fraipontit, Greenalith, Karpinskit, Karyopilit, Kellyit, Népouit und Pecorait die Serpentingruppe mit der System-Nr. VIII/H.27 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Lizardit ebenfalls in die Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ ein. Diese ist allerdings unterteilt nach der Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Kaolinitschichten, zusammengesetzt aus tetraedrischen oder oktaedrischen Netzen“ zu finden ist, wo es ebenfalls Mitglied der Serpentingruppe mit der System-Nr. 9.ED.15 ist.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Lizardit in die Abteilung der „Schichtsilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Karyopilith, Népouit und Greenalith in der „Serpentingruppe (Lizardit-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 71.01.02b innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 1:1-Lagen“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Lizardit entsteht typischerweise durch retrograde, das heißt rückschreitende Metamorphose (Diaphthorese), als Umwandlungsprodukt aus Olivin, Orthopyroxen oder anderen ultramafischen magmatischen Gesteinen. Als Begleitminerale treten unter anderem Chrysotil, Brucit und Magnetit auf.[2]
Als eher seltene Mineralbildung kann Lizardit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher rund 260 Fundorte.[3] Neben seiner Typlokalität am östlichen Kliff auf der Halbinsel Lizard trat das Mineral im Vereinigten Königreich noch im „Coombe Farm“-Steinbruch bei Henbury nahe Bristol in England und am Loch Scye in den nordwestlichen Highlands von Schottland auf.
In Deutschland konnte Lizardit bisher am Steinbruch „Michelsberg“ am Katzenbuckel in Baden-Württemberg, an den Steinbrüchen Zeilberg bei Maroldsweisach und „Heß“ bei Wurlitz in Bayern, sowie am Vulkan Kalem bei Birresborn, Arensberg und Schellkopf bei Brenk in Rheinland-Pfalz gefunden werden.
In Österreich fand sich das Mineral in Gesteinsproben beim Aushub des Ehrentaler Bergtunnel bei Klagenfurt in Kärnten, im Marmorsteinbruch bei Kochholz (Dunkelsteinerwald) in Niederösterreich sowie am Brennkogel und am Totenkopf in den Hohen Tauern von Salzburg.
In der Schweiz wurde Lizardit bisher am Wolfgangpass, im Oberhalbsteintal und am Julierpass im Kanton Graubünden sowie am Geisspfad im Binntal im Kanton Wallis entdeckt.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Ägypten, Äthiopien, Argentinien, Australien, Brasilien, China, der Demokratischen Republik Kongo, der Dominikanischen Republik, Finnland, Frankreich, Griechenland, Indonesien, Israel, Italien, Jamaica, Japan, Kanada, Kuba, Marokko, Neuseeland, Norwegen, Oman, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Slowakei, Spanien, Südafrika, Trinidad and Tobago, Ungarn und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[4]
Auch in Gesteinsproben vom Mittelatlantischen Rücken, genauer am nordöstlichen Rand der „Markov-Tiefe“ innerhalb der „Sierra-Leone-Bruchzone“ (Sierra-Leone-Schwelle), konnte Lizardit nachgewiesen werden.[5]
Kristallstruktur
Von Lizardit existieren fünf strukturelle Modifikationen:
Kristallographische Daten für Lizardit[1] | ||||||
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Name | Lizardit-1M | Lizardit-1T | Lizardit-6T1 | Lizardit-2H1 | Lizardit-2H2 | |
Kristallsystem | monoklin | trigonal | hexagonal | |||
Kristallklasse | m | 3m | 3 | 6mm | 6 | |
Raumgruppe | Cm | P31m | P3 | P63cm | P63 | |
Gitterkonstanten der Elementarzelle |
a = 5,31 Å b = 9,20 Å c = 7,31 Å β = 90,0° |
a = 5,33 Å; c = 7,25 Å | a = 5,32 Å c = 43,61 Å |
a = 5,32 Å c = 14,54 Å |
a = 5,33 Å c = 14,37 Å | |
Zahl der Formeleinheiten in der Elementarzelle | 1 | 0,5 | 3 | 1 | 1 |
Siehe auch
Literatur
- E. J. W. Whittaker, J. Zussman: The characterization of serpentine minerals by X-ray diffraction, in: Mineralogical Magazine, Band 31 (Juni 1956), S. 107–126 (PDF 886 kB)
- Ilija Krstanović: Crystal structure of single layer lizardite, in: Zeitschrift für Kristallographie, Band 126 (1968), S. 163–169 (PDF 296,9 kB)
Weblinks
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 677.
- Lizardite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 72 kB)
- Mindat - Lizardite
- Mindat - Fundorte für Lizardit
- Mindat - Fundort Northeastern rim, Markov Deep, Sierra Leone fracture zone, Mid-Atlantic Ridge complex, Atlantic Ocean