Moorglöckchen
Die Moorglöckchen (Wahlenbergia) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae). Die etwa 260 Arten kommen hauptsächlich auf der Südhalbkugel (circumaustral) vor. Der Gattungsname ehrt den schwedischen Arzt und Botaniker Göran Wahlenberg (1780–1851).[1]
Moorglöckchen | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Wahlenbergia stricta | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Wahlenbergia | ||||||||||||
Schrad. ex Roth |
Beschreibung
Erscheinungsbild und Blätter
Moorglöckchen-Arten sind einjährige bis ausdauernde krautige Pflanzen, Halbsträucher oder Sträucher. Sie bilden Pfahlwurzeln und manchmal auch ausgebreitete Rhizome. Die stielrunden Sprossachsen sind selbständig aufrecht oder aufsteigend.[2][3]
Die meist wechselständig, manchmal gegenständig gelegentlich wirtelig an der Sprossachse verteilt, oft in einer basalen Rosette angeordneten Laubblätter sind meist mehr oder weniger sitzend. Selten sind die Laubblätter heidekrautartig schuppig.[2] Je höher die Laubblätter an der Sprossachse stehen umso kleiner sind sie. Die Blattränder besitzen kleine Zähnchen.[3]
Blütenstände, Blüten und Früchte
Die gestielten oder sitzenden Blüten stehen einzeln in den Blattachseln oder in end- oder seitenständigen in thyrsenförmigen, rispigen oder büscheligen Blütenständen. Sehr selten werden die Blüten von Hüllblättern umgeben.[2]
Die kleinen bis mittelgroßen, zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist meist fünfzählig, kann jedoch auch drei-, vier- oder sechszählig sein. Die Krone ist glockenförmig oder trichterförmig, seltener röhrenförmig, urnenförmig oder radförmig. Die Farben der Kronblätter sind meist blau oder weiß, seltener rosafarben. Die meist fünf (drei bis sieben) Kronlappen sind deutlich kürzer bis deutlich länger als die Kronröhre. Die bewimperten Staubfäden der meist fünf (selten drei oder vier) Staubblätter stehen frei und getrennt voneinander, an der Basis sind sie verbreitert. Die zusammengeneigten Staubbeutel verwelken, bevor sich die Blüten öffnen[3] (Proterandrie). Die Pollenkörner besitzen meist drei (zwei bis fünf) Keimporen und sind stachelig. Der meist unterständige und nur selten oberständige Fruchtknoten ist zwei- bis fünffächrig.[3] Jedes Fruchtknotenfach enthält wenige bis viele Samenanlagen.[2] Der obere Bereich des Griffels besitzt Haare zur sekundären Pollenpräsentation.[3]
An den Früchten ist oft der haltbare Kelch und manchmal auch die haltbaren Staubfäden noch vorhanden.[3] Die lokuliziden (fachspaltigen), zwei- bis fünffächrigen Kapselfrüchte öffnen sich nur am oberen Ende mit zwei bis fünf Schlitzen.[2][3]
Systematik und Verbreitung
Die Gattung Wahlenbergia wurde 1821 in Novae Plantarum Species, S, 399 aufgestellt. Synonyme für Wahlenbergia Schrad. ex Roth nom. cons. sind: Cervicina Delile nom. rej., Lightfootia L'Hér. nom. illeg., Valvinterlobus Dulac nom. superfl., Ireon Scop. nom. illeg., Schultesia Roth nom. illeg., Aikinia Salisb. ex Fourr. nom. illeg., Cephalostigma A.DC., Hecale Raf., Petalostima Raf., Campanulopsis Zoll. & Moritzi, Streleskia Hook. f., Campanuloides A.DC., Campanopsis (R.Br.) Kuntze.[4]
Lightfootia L'Hér. wurde zwar im Januar 1789 mit den nötigen Informationen veröffentlicht, ist aber ein Homonym zu Lightfootia Sw. (Juni–Juli 1788 veröffentlicht). Die letztere Gattung ist heute ein Synonym von Xylosma G.Forst. in der Familie Salicaceae.[5]
Das Hauptverbreitungsgebiet der Wahlenbergia-Arten liegt auf der Südhalbkugel (circumaustral).[2] In Australien kommen 30 Arten vor.[4][3] Das Zentrum der Artenvielfalt ist mit etwa 167 Arten Südafrika.[6] Auf Madagaskar kommen etwa 11 Arten, auf den Juan-Fernández-Inseln 5 Arten vor.[4]
|
Quellen
- T. G. Lammers: Campanulaceae. In: Klaus Kubitzki (Hrsg.): The families and genera of vascular plants. Flowering Plants: Eudicots, Asterales. Band VIII. Springer Verlag, 2007, ISBN 978-3-540-31050-1 (Wahlenbergia auf S. 38 in der Google-Buchsuche).
- P. J. Smith: Eintrag in der New South Wales Flora online.
Einzelnachweise
- Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin Berlin 2016. ISBN 978-3-946292-10-4. doi:10.3372/epolist2016.
- T. G. Lammers: Campanulaceae. In: Klaus Kubitzki (Hrsg.): The families and genera of vascular plants. Flowering Plants: Eudicots, Asterales. Band VIII. Springer Verlag, 2007, ISBN 978-3-540-31050-1 (Wahlenbergia auf S. 38 in der Google-Buchsuche).
- P. J. Smith: Datenblatt in der New South Wales Flora online.
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Wahlenbergia. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 13. Februar 2018.
- Thomas G. Lammers: Transfer of the Southern African Species of Lightfootia, nom. illeg., to Wahlenbergia (Campanulaceae, Campanuloideae). In: Taxon, Volume 44, Issue 3, 1995: JSTOR 1223403
- Artenliste zu Wahlenbergia in der Red List of South African Plants
- Thuli Makhoba, Christopher Cupido 2014: Datenblatt Wahlenbergia cuspidata Brehmer bei PlantZAfrica von SANBI.
Weblinks
- Wahlenbergia im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 21. April 2014.
Weiterführende Literatur
- M. R. Weslford, S. D. Johnson: Solitary and social bees as pollinators of Wahlenbergia (Campanulaceae): single-visit effectiveness, overnight sheltering and responses to flower colour. Arthropod — Plant Interactions, 2011. doi:10.1007/S11829-011-9149-0