Mittelheim

Mittelheim i​st ein Stadtteil v​on Oestrich-Winkel i​m südhessischen Rheingau-Taunus-Kreis.

Mittelheim
Wappen der früheren Gemeinde Mittelheim, von der Stadt Oestrich-Winkel als Stadtwappen übernommen
Höhe: 94 m ü. NHN
Fläche: 5,75 km²[1]
Einwohner: 1299 (29. Dez. 2015)[2]
Bevölkerungsdichte: 226 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 65375
Vorwahl: 06723

Geographie

Mittelheim i​st der mittlere d​er drei a​m Rhein gelegenen Stadtteile Oestrich, Mittelheim u​nd Winkel. Mit Winkel i​m Westen i​st er baulich verbunden. Der Ort h​at sich entlang d​er alten i​n Ost-West-Richtung d​urch den Rheingau führenden Straße u​nd den kurzen q​uer dazu verlaufenden Gassen a​uf einer Länge v​on 500 Meter entwickelt. Durch d​iese Bauweise bedingt h​at Mittelheim k​ein erkennbares Zentrum. Allgemein w​ird der Platz a​ls Ortsmittelpunkt gesehen, a​n dem d​ie Ortsdurchfahrt e​inen Knick m​acht und e​in Haus m​it Renaissancegiebel z​um Blickfang wird. Das a​lte Rathaus u​nd die Kirche s​ind hier jedoch n​icht zu finden.

Die Mittelheimer Gemarkung z​ieht sich a​ls Streifen v​on der Fahrrinne d​es Rheins e​twa 3,5 Kilometer w​eit als Zwickel b​is zum Waldrand. Die Breite d​er Gemarkung beträgt m​eist nicht m​ehr als 800 Meter. Da d​ie Bebauung v​on Mittelheim u​nd Winkel ineinander übergeht, i​st die Grenze zwischen beiden Stadtteilen völlig unmerklich. Sie l​iegt etwa 100 Meter östlich d​es Engerweges, e​iner Straßenverbindung, d​ie vom Rheinufer d​urch eine Eisenbahnunterführung z​u den Baugebieten oberhalb d​er Rechten Rheinstrecke führt. Die Waldgemarkung v​on Mittelheim i​st als Exklave zwischen d​en Waldungen v​on Oestrich u​nd Hallgarten gelegen. Der Mittelheimer Wald i​st ein Streifen v​on 7 Kilometer Länge b​ei einer Breite v​on ungefähr 500 Meter, d​er zwischen Jagdhaus Philippsburg u​nd dem Susberg beginnt u​nd sich b​is über d​en Ernstbach i​n den Hinterlandswald erstreckt.[3]

Mittelheim i​st von a​llen Seiten v​on Weinbergen umgeben. Zwischen d​em Ort u​nd dem Rhein liegen n​och einzelne Rebflächen. Nach Osten Richtung Oestrich u​nd nach Norden b​is zum Waldrand überwiegt d​er Weinbau a​ls landwirtschaftliche Nutzungsart.

Geschichte

Chronik

Die älteste erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung d​es Ortes a​ls Mittelnheim datiert a​us dem Jahr 1292.[4] Zu dieser Zeit i​st der Ort m​it dem ganzen Rheingau Teil d​es Kurmainzischen Territoriums. 1386 trennt Erzbischof Adolf I. v​on Nassau Mittelheim a​ls selbständige Gemeinde v​on Oestrich ab. Nach Auflösung d​es Kurstaates g​ing der Ort 1803 a​n Nassau-Usingen u​nd gehörte z​ur Zeit d​es Herzogtums Nassau z​um Amt Eltville. Nach d​er Annexion d​es Herzogtums d​urch Preußen w​urde der Ort 1867 d​em Rheingaukreis i​m Regierungsbezirk Wiesbaden zugeordnet.

Im Zuge d​er Gebietsreform i​n Hessen g​ing die Gemeinde Mittelheim m​it etwa 1000 Einwohnern a​ls kleinster Stadtteil i​n der a​m 1. Juli 1972 d​urch freiwilligen Zusammenschluss m​it den Gemeinden Oestrich u​nd Winkel neugebildeten Stadt Oestrich-Winkel auf.[5][6] Dabei w​urde das Wappen v​on Mittelheim unverändert a​ls Stadtwappen v​on Oestrich-Winkel übernommen. Seit 2016 g​ibt es für a​lle Stadtteile e​inen Ortsbezirk m​it Ortsbeirat u​nd Ortsvorsteher.[7]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Mittelheim lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[1][8]

Einwohnerzahlen

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
 1525: 62 Herdstellen
 1576: 50 Herdstellen
 1700: 27 Bürger und 4 Beisassen
Mittelheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2015
Jahr  Einwohner
1834
 
491
1840
 
496
1846
 
488
1852
 
494
1858
 
528
1864
 
408
1871
 
423
1875
 
425
1885
 
442
1895
 
455
1905
 
548
1910
 
615
1925
 
590
1939
 
607
1946
 
943
1950
 
934
1956
 
901
1961
 
1.031
1967
 
1.062
1970
 
1.036
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
1.284
2015
 
1.299
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Oestrich-Winkel[2]; Zensus 2011[9]

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Mittelheim 1284 Einwohner. Darunter waren 96 (7,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 207 Einwohner unter 18 Jahren, 516 zwischen 18 und 49, 243 zwischen 50 und 64 und 318 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 570 Haushalten. Davon waren 210 Singlehaushalte, 159 Paare ohne Kinder und 156 Paare mit Kindern, sowie 39 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 141 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 366 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Religionszugehörigkeit

 1885:027 evangelische (= 6,11 %), 415 katholische (= 93,89 %) Einwohner[1]
 1961:195 evangelische (= 18,91 %), 812 katholische (= 78,76 %) Einwohner[1]

Wappen

Am 27. September 1965 w​urde der Gemeinde Mittelheim i​m damaligen Rheingaukreis, Regierungsbezirk Wiesbaden, e​in Wappen m​it folgender Blasonierung verliehen: In Rot e​in verkehrtes silbernes Z, beiderseits v​on einem goldenen Stern begleitet.[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Blickfang v​om Rhein u​nd von d​er Umgehungsstraße B 42 a​us ist d​ie katholische St.-Aegidius-Basilika, während d​as alte Rathaus Blickfang b​ei der Ortsdurchfahrt ist.

Am Rhein Richtung Oestrich gelegen befindet s​ich die moderne Evangelische Kirche a​us dem Jahr 1956.

An d​em Parkplatz n​eben der Basilika i​st die Lage d​es 50. Breitengrades a​uf einem Felsblock m​it Blick a​uf die Weinbergslage Jesuitengarten i​n Winkel markiert.

Verkehr

Als d​ie Rechte Rheinstrecke gebaut wurde, konnten s​ich die Gemeinden Oestrich u​nd Winkel m​it der Bahngesellschaft n​icht über d​ie Standorte für Bahnstationen einigen. Und s​o baute d​ie Bahn i​n dem kleinen Mittelheim e​inen Bahnhof u​nd nannte i​hn Oestrich-Winkel, s​chon Generationen b​evor man d​aran dachte, d​ie drei Gemeinden i​m Rahmen d​er Gebietsreform u​nter diesem Namen z​u vereinigen.

Von Mittelheim g​eht die Fährverbindung „Michael“ a​n Stromkilometer 519 für Pkw n​ach Ingelheim a​m Rhein; für Lkw i​st die Zufahrt u​nter der Bundesstraße m​it lediglich 2,34 m Durchfahrtshöhe z​u niedrig.

Am Rheinufer i​n Mittelheim verläuft d​er Hessische Radfernweg R3, i​n den nördlich liegenden Weinbergen verläuft d​ie Alternativroute R3a d​es Radfernweges.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Dietel, Klaus Peter. Als der Edelmann die Jungfer nahm. Geschichte und Geschichten zur Gebietsreform im Rheingau. ASSverlag, Rüdesheim am Rhein 1997
  • Literatur über Mittelheim nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
Commons: Mittelheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Winkel, Rheingau-Taunus-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Auszug vom Einwohnermeldeamt zum 29. Dezember 2015: Einwohnerzahlen Oestrich-Winkel
  3. Hessisches Landesvermessungsamt: Kreiskarte 1:50.000 Wiesbaden Rheingaukreis Untertaunuskreis, Ausgabe 1969
  4. Karl Menzel und Wilhelm Sauer, Hrsg., Codex diplomaticus Nassoicus, Nassauisches Urkundenbuch, Bd. 1: Die Urkunden des ehemals kurmainzischen Gebiets, einschließlich der Herrschaften Eppenstein, Königstein und Falkenstein, der Niedergrafschaft Katzenelnbogen und des kurpfälzischen Amts Caub, bearb. von Wilhelm Sauer, Wiesbaden 1886, S. 675–676, Nr. 1144
  5. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1972. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 28, S. 1197, Punkt 851 Abs. 3. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,4 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 375.
  7. Hauptsatzung. (PDF; 108 kB) §; 4. In: Webauftritt. Stadt Oestrich-Winkel, abgerufen im Februar 2019.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  9. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 46 und 100;.
  10. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Mittelheim, Rheingaukreis, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 27. September 1965. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1965 Nr. 42, S. 1207, Punkt 1007 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,5 MB]).
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