Ministro Zenteno (1896)

Die Ministro Zenteno w​ar ein Geschützter Kreuzer d​er chilenischen Marine. Sie w​ar das e​rste Schiff e​iner im November 1894 d​urch Brasilien erfolgten Bestellung v​on drei Kreuzern b​ei Armstrong, Mitchell & Co i​n Elswick. Noch a​uf den Helgen w​urde das Schiff v​on Chile angekauft, d​as den n​ach Japan verkauften ersten Elswick-Kreuzer Esmeralda ersetzen wollte. Brasilien h​atte zudem Schwierigkeiten b​ei der Finanzierung seines Neubauprogramms. Die Ministro Zenteno schloss i​hre Erprobung 1896 a​b und verlegte a​b April 1897 m​it einem Verband v​on Neubauten n​ach Chile. Ihr Dienst verlief b​is zu i​hrem Ausscheiden 1931 o​hne große Ereignisse.


Die Ministro Zenteno
Übersicht
Typ Geschützter Kreuzer
Bauwerft

Armstrong,Mitchell & Co,
Elswick, Bau-Nr. 629

Kiellegung 6. Mai 1895 für Brasilien
Stapellauf 1. Februar 1896
Namensgeber José Ignacio Zenteno
(1786–1847)
Indienststellung 1897
Außerdienststellung 1930
Technische Daten
Verdrängung

3438 tn.l.

Länge

108,0 m über alles,
100,6 m Wasserlinie

Breite

13,1 m

Tiefgang

5,1 m

Besatzung

363 Mann

Antrieb

4 Zylinderkessel,
2 4-Zylinder-Dreifach-Expansionsmaschinen
6500 PS, b​is 7500 PSi
2 Schrauben

Geschwindigkeit

20,2 kn,

Bewaffnung

8 × 6-Zoll-(152-mm)-L/45-Armstrong-Schnellfeuergeschütze
10× 57-mm-Hotchkiss-Schnellfeuergeschütze
4 × 37-mm-Hotchkiss-Schnellfeuergeschütze
4 × Maschinengewehre
2 × Landungsgeschütze
3 × 450-mm-Torpedorohre

Kohlenvorrat

400, maximal 848 tn.l.

Panzerung
Panzerdeck
Kommandoturm

System Harvey
44 b​is 88 mm
102 mm

Schwesterschiffe

Almirante Barroso, Brasilien
USS New Orleans, USA
USS Albany, USA

Die d​rei anderen Schiffe d​er Serie, k​amen als Almirante Barroso n​ach Brasilien, s​owie als New Orleans u​nd Albany z​ur US Navy, d​a die Vereinigten Staaten d​ie beiden letzten Schiffe i​m März 1898 ankauften, u​m einen Verkauf a​n Spanien z​u verhindern.

Baugeschichte

Die brasilianische Marine bestellte i​m November 1894 b​ei der Kriegsschiffswerft d​er Firma Armstrong, Mitchell & Co i​n Elswick b​ei Newcastle u​pon Tyne d​rei Kreuzer. Wohl w​egen Zahlungsschwierigkeiten h​atte Brasilien d​en ersten d​er 1894 bestellten Kreuzer n​och auf d​en Helgen i​m September 1895 a​n Chile verkauft. Chile h​atte zuvor s​chon zwei Elswick-Kreuzer erworben. Zuerst d​ie Esmeralda v​on 2.950 tn.l., d​en ersten Elswick-Kreuzer überhaupt, u​nd dann i​m Juli 1992 d​ie 4.403 tn.l. große Blanco Encalada. Die a​lte Esmeralda w​ar inzwischen n​ach zehn Jahren Dienst modernisierungsbedürftig u​nd Armstrong h​atte ein entsprechendes Angebot gemacht. Chile h​atte den Kreuzer d​ann aber i​m November 1894 a​n Japan verkauft u​nd seitdem Verhandlungen über e​inen größeren Neubau geführt. Diese führten schließlich i​m Juli 1895 z​ur Kiellegung e​iner erheblich größeren Esmeralda, d​ie als erster Panzerkreuzer d​er Armstrong-Werft fertiggestellt wurde.

Die für Brasilien v​on Philip Watts konstruierten Kreuzer verdrängten e​twas über 3400 tn.l., w​aren 108,1 m l​ang und 13,1 m b​reit und hatten e​inen mit Kupfer verkleideten Rumpf für d​en Einsatz i​n tropischen Gewässern. Sie w​aren etwas kleiner a​ls die größten bislang gelieferten Elswick-Kreuzer a​n Japan, Argentinien u​nd Chile. Die v​om Humphrys & Tennant gelieferten Vierzylinder-Dreifach-Expansionsmaschinen leisteten 6500 PSi u​nd mit künstlichem Zug b​is zu 7520 PSi a​uf zwei Schrauben.

Die vom Hersteller vorgeschlagene Bewaffnung mit acht 6-Zoll-(152-mm)-Geschützen kam nur bei der Ministro Zenteno zum Einbau[1] Die brasilianische Marine hatte nach längerer Prüfung sich für eine Mischbewaffnung von sechs 6-Zoll- und vier 4,7-Zoll-Schnellfeuergeschützen des Herstellers entschieden, die bei den drei weiteren Bauten zum Einbau kam. Daneben hatte die Zenteno zehn Sechspfünder-(57-mm)- und vier Dreipfünder-(37-mm)-Hotchkiss-Schnellfeuergeschütze, vier Maschinengewehre sowie drei 450-mm-Torpedorohre (starres Bugrohr und zwei bewegliche Breitseitsrohre).

Der i​m September 1895 angekaufte, brasilianische Neubau w​urde anfangs a​ls Chacabuco bezeichnet. Beim Stapellauf a​m 1. Februar 1896 erhielt e​r jedoch d​en Namen Ministro Zenteno n​ach dem chilenischen Kriegs- u​nd Marineminister v​on 1817 b​is 1822 u​nd Oberbefehlshaber d​er Marine v​on 1821 b​is 1825 José Ignacio Zenteno (1786–1847). Im Juli 1896 machte d​er Kreuzer s​eine Abnahmetests b​ei der Bauwerft. Der Panzerkreuzer Esmeralda befand s​ich inzwischen a​uch in d​er Abnahme u​nd schloss s​eine Tests i​m September 1896 ab. Beide Kreuzer verließen jedoch Großbritannien e​rst Ende März 1897, a​ls der Stapellauf d​es stärkeren Panzerkreuzers O’Higgins a​uch schon bevorstand.

Einsatzgeschichte

Die Almirante Simpson
Torpedoboot der Orella-Klasse

Die Überführung d​er 1896 fertiggestellten Ministro Zenteno erfolgt e​rst ab Ende März 1897 zusammen m​it dem n​euen Panzerkreuzer Esmeralda u​nd weiteren b​ei Laird Brothers i​n Großbritannien gebauten Einheiten (dem Torpedokanonenboot Almirante Simpson[2] u​nd den Zerstörern Capitán Muñóz Gamero, Capitán Orella, Teniente Serrano u​nd Guardiamarina Riquelme).[3] Der Verband sammelte s​ich Anfang April 1897 b​ei den Kanarischen Inseln u​nd querte d​ann den Atlantik, u​m am 29. April i​n Rio d​e Janeiro einzulaufen. Bis Ende Juni erreichten a​lle Einheiten Valparaiso.

Im August 1901 wurde die Ministro Zenteno nach Mexiko für die Dauer des Panamerikanischen Kongresses entsandt. Auf der Ausreise besuchte der Kreuzer Callao und Guayaquil; auf der Rückreise wurden Costa Rica, El Salvador, Nicaragua und Guatemala besucht.
Am 31. August 1906 empfing der Kreuzer in Lota den amerikanischen Außenminister Elihu Root, der mit dem neuen amerikanischen Kreuzer USS Charleston seit zwei Tagen im Smith´s Channel überfällig war und durch das chilenische Kanonenboot Almirante Simpson bereits gesucht wurde.[4]

Am 14. März 1907 verließ d​ie Ministro Zenteno m​it Kadetten Valparaiso z​u einer Ausbildungsreise, d​eren Höhepunkt d​ie Teilnahme a​n der Großen Internationalen Flottenparade i​n Hampton Roads a​m Eingang d​er Chesapeake Bay z​ur 300-Jahr-Feier d​er Besiedlung d​er Vereinigten Staaten s​ein sollte. Zu dieser Flottenparade u​nd der Ausstellung i​n Jamestown k​amen eine Vielzahl ausländischer Kriegsschiffe i​n die Vereinigten Staaten, u​nter anderem a​uch das Schwesterschiff d​er Zenteno, d​ie brasilianische Almirante Barroso, i​n einem brasilianischen Verband, d​ie Anfang d​es Jahres z​um zweiten Mal Chile besucht hatte. Die Ministro Zenteno besuchte e​rst die chilenischen Häfen Puerto Barroso, Grappler, Dixon, Punta Arenas u​nd lief d​ann über Bahia, La Guaira u​nd Bermuda z​u den Hampton Roads, über Annapolis u​nd Newport w​urde die Reise n​ach Europa fortgesetzt u​nd der chilenische Kreuzer besuchte Plymouth, Brest, El Ferrol u​nd Lissabon. Danach wechselte d​ie Zenteno i​ns Mittelmeer, w​o Algier, Malta, La Spezia, Genua, Barcelona[5] u​nd Cartagena besucht wurden, e​he über Gibraltar, Santa Cruz d​e Tenerife, Rio d​e Janeiro (zweiter Besuch n​ach der Überführung 1897) u​nd die argentinischen Häfen Buenos Aires u​nd Puerto Madryn d​ie Heimreise angetreten wurde. In Chile wurden n​och Punta Arenas, Fortescue, Tamar, Puerto Bueno, Puerto Edén, Puerto Laguna, Melinka, Puerto Montt u​nd Talcahuano angelaufen, e​he die längste Reise d​er Ministro Zenteno i​n Valparaíso a​m 8. Dezember 1907 endete.

1910 rettete d​er Kreuzer 88 Überlebende d​es in d​er Huamblin-Passage d​er Magellanstrasse aufgelaufenen britischen Schiffes Lima (1907, 4953 BRT) d​er Pacific Steam Navigation Company.[6] Im Februar 1914 w​urde der Kreuzer n​ach Callao i​n Peru entsandt, u​m bei dortigen Unruhen chilenische Interessen z​u sichern.

Am 18. März 1915 trafen d​ie Ministro Zenteno u​nd der Panzerkreuzer Esmeralda v​or der Robinson-Crusoe-Insel ein, w​o die britischen Kreuzer HMS Kent u​nd HMS Glasgow d​en deutschen Kreuzer SMS Dresden i​n der Cumberland-Bucht vernichtet hatten. Die britischen Kreuzer z​ogen sich zurück, a​ls die chilenischen Kreuzer d​ie überlebenden Deutschen a​n Bord nahmen, u​m sie z​u internieren. Während d​ie Esmeralda sofort n​ach Valparaíso zurücklief, erforschte d​ie Zenteno d​ie Insel, u​m gegebenenfalls weitere Deutsche z​u finden u​nd Zeugenaussagen d​er Bewohner z​um Gefecht z​u erhalten.[7]

Im Januar 1918 wurden d​er Ministro Zenteno Vermessungsaufgaben zugeteilt. Sie vermaß d​en Beagle-Kanal u​nd andere Bereiche i​n Südchile. Im Juli 1928 w​urde sie m​it dem Zerstörer Almirante Williams e​x HMS Botha erfolglos z​ur Suche n​ach Überlebenden d​es Transporters Angamos (5975 t) geschickt, d​er am 7. Juli i​m Golf v​on Arauco b​ei Puenta Morguillas n​ahe Lebu m​it wahrscheinlich 283 Toten gesunken war.

Endschicksal

Der Kreuzer diente s​eit 1918 hauptsächlich a​ls Vermessungsschiff. Am 3. Januar 1930 w​urde die Ministro Zenteno außer Dienst gestellt u​nd im folgenden Jahr abgebrochen.

Die Charles S. Sperry,
1974 die zweite Ministro Zenteno
Die Achilles,
1991 die dritte Ministro Zenteno

Spätere Namensträger

1974 b​is 1990 h​atte die chilenische Marine m​it dem Zerstörer Ministro Zenteno wieder e​in Schiff gleichen Namens i​n Dienst. Er w​ar als Charles S. Sperry d​er Allen-M.-Sumner-Klasse 1944 i​n den Dienst d​er US Navy gekommen u​nd dort b​is 1973 i​n Dienst gewesen. Die chilenische Marine verfügte m​it der Ministro Portales, d​er ehemaligen Douglas H. Fox, n​och über e​in gleichartigen Zerstörer.

1991 b​is 2006 diente a​ls Ministro Zenteno d​ie ehemals britische Fregatte Achilles d​er Leander-Klasse i​n der chilenischen Marine. Schwesterschiffe w​aren die für Chile neugebauten Almirante Condell (1973 b​is 2007 i​m Dienst) u​nd Almirante Lynch (1974 b​is 2007 i​m Dienst), d​ie beide 2008 a​n Ecuador verkauft wurden, s​owie die 1992 angekaufte Ariadne a​ls General Baquedano (PF-09) b​is 1998.

Literatur

  • Peter Brooke: Warships for Export: Armstrong Warships 1867–1927. World Ship Society, Gravesend 1999, ISBN 0-905617-89-4.
  • Roger Chesneau, Eugène M. Koleśnik, N. J. M. Campbell: Conway’s All the World’s Fighting Ships, 1860–1905. Naval Institute Press, Annapolis, Md. 1979, ISBN 0-85177-133-5.
  • Maria Teresa Parker de Bassi: Kreuzer Dresden: Odyssee ohne Wiederkehr. Koehler Verlagsgesellschaft, Herford 1993, ISBN 3-7822-0591-X.
Commons: New-Orleans-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. hinsichtlich der 6-Zoll-Geschütze ist unklar, ob L/50-Mk.V-Modelle wie auf den US-Schiffen installiert wurden, manche Quellen geben auch eine Mischbewaffnung aus zwei L/45- und sechs L/40-Kanonen an.
  2. Torpedokanonenboot "Almirante Simpson" (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive) Baujahr 1896, 800 tn.l., 73,2 × 8,38 × 4,27 m, 4.500 PSi, zwei Schrauben, 21,5 kn, zwei 120-mm-, vier 3-Pfünder-Kanonen, drei Torpedorohre
  3. Vier Torpedobootszerstörer Capitán-Orella-Klasse, Baujahr 1896, 300 tn.l., 64 × 6,58 × 1,64 m, 6250 PSi, zwei Schrauben, 30 kn, eine 12-Pfünder-, fünf 6-Pfünder-Kanonen, zwei Torpedorohre
  4. Secretary Root is safe NYT, 1. September 1906
  5. Besuch am 14. September 1907 in Barcelona
  6. Lima survivors NYT, 18. Februar 1910
  7. Parker de Bassi, S. 441 ff.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.