Merseburg Hauptbahnhof
Merseburg Hauptbahnhof ist eine Betriebsstelle der Bahnstrecke Halle–Bebra und der hier verknüpften Nebenbahnen nach Querfurt, Schafstädt, Halle-Nietleben und Leipzig-Leutzsch auf dem Stadtgebiet von Merseburg in Sachsen-Anhalt. Bis zum 14. Dezember 2019 trug der Bahnhof den Namen Merseburg.
Merseburg Hbf | |
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Bahnhof Merseburg, Gleisfeld nach dem Umbau (2013) | |
Daten | |
Lage im Netz | Trennungsbahnhof |
Bauform | Durchgangsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 4 (ehemals 7) |
Abkürzung | LMG |
IBNR | 8010232 |
Eröffnung | 20. Juni 1846 |
Profil auf Bahnhof.de | Merseburg-Hbf-4710540 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Merseburg |
Land | Sachsen-Anhalt |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 51° 21′ 25″ N, 11° 59′ 26″ O |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Sachsen-Anhalt |
Geschichte
Der Bahnhof Merseburg wurde am 20. Juni 1846, als Merseburg Anschluss an die Bahnstrecke Halle (Saale) – Weißenfels erhielt, eröffnet. Dies war das erste eröffnete Teilstück der später über Weimar, Erfurt und Eisenach bis Bebra verlaufenden Strecke. Die Bauarbeiten begannen bereits 1845. In Merseburg entstand ein Expeditionsgebäude, ein Güterschuppen, ein Wagenschuppen und zwei Wasserstationen. Der Bahnhof wurde als eine in Nord-Süd-Richtung zweigeteilte Anlage errichtet, bestehend aus Personen- und Güterbahnhof. Sie sind über das Streckengleis der Strecke nach Leipzig-Leutzsch miteinander verbunden.
Im Dezember 1886 wurde der Abschnitt Merseburg–Mücheln (Geiseltal) der Bahnstrecke Merseburg–Querfurt eröffnet. 1911 wurde sie nach Querfurt verlängert von wo aus Verbindungen nach Vitzenburg und Röblingen am See bestanden. Die RB 78 der Burgenlandbahn verkehrt stündlich bis Mücheln (Geiseltal), zweistündlich weiter nach Querfurt.
Am 1. November 1896 wurde die Strecke nach Schafstädt eröffnet. Aufgrund rückläufiger Fahrgastzahlen hat die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt die Abbestellung aller Züge der Bahnstrecke Merseburg–Schafstädt beschlossen, sodass seit dem 14. Dezember 2014 dort keine Züge mehr verkehren.[1] Als Ersatz dient der Landesbus 728 der Personennahverkehrsgesellschaft Merseburg-Querfurt im Landesnetz Sachsen-Anhalt.[2]
Im Jahr 1910 wurde das Teilstück von Merseburg nach Zöschen der Bahnstrecke Merseburg–Leipzig-Leutzsch eröffnet. Nach Unterbrechungen durch den Ersten Weltkrieg konnte der Verkehr auf der Strecke 1928 wieder aufgenommen werden und wurde schließlich am 7. Juli 1931 nach Leipzig-Leutzsch verlängert, womit der Bahnhof eine direkte Verbindung nach Leipzig erhielt. Aufgrund von rückläufigen Fahrgastzahlen wurde der Betrieb 1998 eingestellt, sodass Merseburg seine direkte Verbindung nach Leipzig verloren hat und nun entweder in Halle (Saale) oder in Großkorbetha umgestiegen werden muss.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Empfangsgebäude durch die Luftangriffe auf Merseburg stark zerstört. 1956 wurde es neu errichtet. 1955 begannen bereits Aus- und Umbauarbeiten am gesamten Bahnhof. Es kam zuerst zum Aufbau des Nordflügels. Ein Jahr später entstand ein Speisesaal im Bahnhof, den die Mitropa nutzte. Als Zeugnisse der ursprünglichen Eisenbahnarchitektur blieben die Unterführung Lauchstädter Straße und der Wasserturm am Bahnhof Merseburg südlich des Bahnhofs erhalten.
Im Jahr 1967 wurde die Bahnstrecke Merseburg–Halle-Nietleben eröffnet und diente hauptsächlich dem Zubringerverkehr zu den Buna-Werken. In ihrer heutigen Streckenführung entstand sie durch eine großzügige Neutrassierung der „Zwiebelbahn“ (Merseburg–) Bad Lauchstädt–Angersdorf. Auf der Strecke verkehrten im Berufsverkehr Personenzüge von Weißenfels über Großkorbetha, Leuna-Werke, Merseburg, Buna-Werke und Halle-Neustadt nach Halle-Nietleben. Mit diesen sog. „Pelzerzügen“ wurden in den 1980er Jahren täglich rund 9.600 Chemiearbeiter („Pelzer“) zwischen Halle-Neustadt und den Buna-Werken befördert. Die Beförderungskapazität lag bei bis zu 1.200 Personen je Zug. Mit der Übernahme durch Dow Chemical entstanden moderne Produktionsanlagen, alte wurden stillgelegt und abgerissen. Durch den damit verbundenen Verlust von zahlreichen Arbeitsplätzen sanken auch die Fahrgastzahlen auf der Strecke deutlich, sodass die Züge zuletzt nur noch aus einer E-Lok der Baureihe 143 und einem Doppelstocksteuerwagen bestanden. Sie verkehrten nur im Berufsverkehr montags bis freitags morgens und nachmittags. Die Fahrtdauer der sechs Zugpaare betrug zwischen Merseburg und Halle-Nietleben 22 Minuten. Zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2007 wurden die Personenzüge abbestellt.
Mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2019 wurde der Bahnhof in Merseburg Hauptbahnhof umbenannt.[3][4]
Verkehr
Regionalverkehr
Linie | Linienverlauf | Takt (min) | EVU |
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RE 16 | Halle – Merseburg – Weißenfels – Naumburg – Bad Kösen – Apolda – Weimar – Erfurt | 120 | Abellio |
RE 18 | Halle – Merseburg – Weißenfels – Naumburg – Jena Paradies – Jena-Göschwitz | 120 | DB Regio Südost |
RB 25 | Halle – Merseburg – Weißenfels – Naumburg – Camburg – Jena Paradies – Orlamünde – Saalfeld | 60 | Abellio |
RB 78 | Merseburg – Frankleben – Braunsbedra – Mücheln – Querfurt | 120 (Mücheln–Querfurt) |
60 (Merseburg–Mücheln)DB Regio Südost |
Fernverkehr
Merseburg war zu Zeiten des Interregio an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn angebunden. Die Linie 16 verkehrte zweistündlich zwischen Frankfurt (Main) und Berlin und weiter nach Stralsund bzw. nach Konstanz am Bodensee. Seit dem Fahrplanwechsel 2001/02 ist Merseburg kein fahrplanmäßiger Fernverkehrshalt mehr.
Fahrzeuge
Bis 12. Dezember 2015 setzte DB Regio hier Lokomotiven der Baureihe 182 und Halberstädter Mitteleinstiegswagen sowie vereinzelt Doppelstockwagen ein. Zwischen 13. Dezember 2015 und 9. Dezember 2017 verkehrte eine Regionalexpresslinie von/nach Magdeburg, dort wurden Loks der Baureihe 146 mit Doppelstockwagen eingesetzt. Abellio Rail Mitteldeutschland setzt auf der Regionalexpresslinie 16 sowie auf der Regionalbahnlinie 25 Elektrotriebzüge des Typs Bombardier Talent 2 ein. Auf der Linie RB 78 kommen Dieseltriebwagen des Typs Alstom Coradia A TER (Baureihe 641) von Alstom LHB zum Einsatz.
Anlagen
Stellwerk
Der Bahnhof Merseburg wurde in den Jahren 2011 bis 2013 umfassend modernisiert. Dabei wurde auch ein elektronisches Stellwerk errichtet. Seitdem wird der Bahnhof Merseburg aus der Betriebszentrale Leipzig gesteuert.[5]
Güterbahnhof
Merseburg hatte früher südlich des Personenbahnhofes einen großen Güterbahnhof. Dieser war wichtig für den Braunkohletransport der Leunawerke. Durch die Leuna- und Buna-Werke sowie das Kohleaufkommen im Geiseltal war der Merseburger Güterbahnhof von großer Bedeutung. Heute ist er nur noch Bahnhofsteil.
Literatur
- Britta Schulze-Thulin: Leipzig, Halle und Umgebung. Wanderführer für Mitteldeutschland 4. Mitteldeutscher Verlag, 2013, ISBN 978-3-89812-979-4.
- Hans Otto Gericke: Die Elektrizitätsversorgung in Sachsen-Anhalt. Mitteldeutscher Verlag, 2012, ISBN 978-3-89812-861-2.
- Joachim Krause: Bahnknoten Merseburg. Herdam Fotoverlag, 1997, ISBN 3-9804798-4-6.
- Georg Thielmann, Roland Pabst: Die Thüringer Stammbahn. Wachsenburgverlag, Arnstadt 2006, ISBN 3-935795-00-9, S. 117.
Weblinks
Einzelnachweise
- Nahverkehr: Auf drei Strecken fährt künftig Bus statt Zug (Memento vom 26. August 2014 im Internet Archive)
- Bus 728 verbindet als Landeslinie künftig Merseburg mit Bad Lauchstädt und Schafstädt (Memento vom 3. September 2014 im Internet Archive)
- Das bringt der Bahn-Fahrplan 2020 in Sachsen-Anhalt. In: mdr.de. 10. Dezember 2019, abgerufen am 23. Dezember 2019.
- Stammdatenaktualisierung: Trassenportal (TPN). Daten für Trassenanmeldungen im Verkehrszeitraum zwischen dem 15. Dezember 2019 und 12. Dezember 2020. DB Netz, 18. Juli 2019, abgerufen am 15. Dezember 2020 (mit Links zu aktualisierter Stammdatenliste und Differenzliste (Excel-Dateien)).
- Verkehr: Fahrdienstleiter gibt aus Leipzig die «Bahn frei!» (Memento vom 8. August 2014 im Internet Archive) In: Mitteldeutsche Zeitung vom 3. Juli 2012