Mendrisio

Mendrisio ist eine politische Gemeinde und Hauptort sowohl des Kreises Mendrisio wie auch des Bezirks Mendrisio im Kanton Tessin in der Schweiz. Der deutsche beziehungsweise lombardische Name Mendris wird nicht mehr verwendet. Die Bewohner werden Mendriser oder Mendrisier genannt.

Mendrisio
Wappen von Mendrisio
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bezirk Mendrisiow
Kreis: Kreis Mendrisio
BFS-Nr.: 5254i1f3f4
Postleitzahl: 6825 Capolago
6850 Mendrisio
6852 Genestrerio
6853 Ligornetto
6862 Rancate
6863 Besazio
6864 Arzo
6865 Tremona
6866 Meride
6872 Salorino
UN/LOCODE: CH MEN
Koordinaten:719957 / 80629
Höhe: 354 m ü. M.
Höhenbereich: 270–1466 m ü. M.[1]
Fläche: 31,77 km²[2]
Einwohner: i14'902 (31. Dezember 2020)[3]
Einwohnerdichte: 469 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
22,4 % (31. Dezember 2020)[4]
Website: www.mendrisio.ch
Mendrisio

Mendrisio

Lage der Gemeinde
Karte von Mendrisio
w

Geographie

Mendrisio. Historisches Luftbild von Werner Friedli (1964)

Mendrisio liegt am Laveggio etwa 18 Kilometer südlich von Lugano und etwa fünf Kilometer von der Grenze zu Italien entfernt. Das Gemeindegebiet erstreckt sich hinauf bis zum Gebiet «Bellavista» auf dem Monte Generoso.

Die Nachbargemeinden sind am Norden Brusino Arsizio, Melano und Riva San Vitale, am Osten Castel San Pietro, am Süden Coldrerio, Novazzano, Bizzarone (IT-CO) und Stabio, am Westen Porto Ceresio (IT-VA), Besano (IT-VA), Viggiù (IT-VA), Clivio (IT-VA) und Saltrio (IT-VA).

Geschichte

Gründung und Mittelalter

Dass Mendrisio zur Zeit der Kelten und Römer besiedelt war, wird durch eine Denktafel für Publius Valerius Dromone im alten Glockenturm bestätigt. Erstmals wird Mendrisio 793 als Mendrici erwähnt, vermutlich ein Genitiv von Mendricus oder Manricus, der Name eines Anführers eines langobardischen Stammes.

Im Mittelalter gehörte Mendrisio mit seinen drei Burgen zum Einflussbereich der Stadt Como. 1335 wurde Mendrisio zusammen mit Como Teil des Staates von Mailand.[5]

15. bis 16. Jahrhundert

1433 übergab der Herzog von Mailand Filippo Maria Visconti das Dorf Mendrisio der Familie Sanseverino, die 1485 den Ort verliessen. Mendrisio kam unter die direkte Kontrolle des Herzogs von Mailand. 1499 wurde das Mendrisiotto von den Franzosen besetzt, nach 1517 durch die Eidgenossen erobert.

18. bis 20. Jahrhundert

Von 1810 bis 1813 wurde das Gebiet vorübergehend von den Truppen des Königreichs Italien besetzt.[6]

Gemeindefusion

Mendrisio fusionierte am 4. April 2004 mit der früheren Gemeinde Salorino. Am 5. April 2009 wurde die Fusion der Gemeinden Arzo, Capolago, Genestrerio, Mendrisio, Rancate und Tremona zur neuen Gemeinde Mendrisio rechtskräftig. Am 13. April 2013 wurden Meride, Ligornetto und Besazio eingemeindet.

Stadtquartiere

QuartierEingemeindungEinwohnerzahl
Quartiere von Mendrisio
Arzo 5. April 2009 1131
Besazio 14. April 2013 618
Capolago 5. April 2009 768
Genestrerio 5. April 2009 920
Ligornetto 14. April 2013 1716
Mendrisio 6189
Meride 14. April 2013 314
Rancate 5. April 2009 1453
Salorino 4. April 2004 499
Tremona 5. April 2009 441

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr15911643169618011850190019501970198019902000[7]200220052009201020122020
Einwohner962862115112901972333846026146110841108012252124671323813793142131449914902

Politik

Insgesamt 60 Sitze
  • SP/Grüne/Linke: 12
  • Mitte/glp: 16
  • Lista civica: 2
  • FDP: 20
  • Lega/SVP/EDU: 10

Die Legislative der Stadt Mendrisio ist der consiglio comunale (Gemeinderat), bestehend aus 60 Mitgliedern. Rechts stehende Grafik zeigt die Zusammensetzung nach den Wahlen von April 2021.[8]

Die Exekutive wird gebildet durch den siebenköpfigen municipio (Gemeinderat). Mit Stand Oktober 2016 setzt er sich wie folgt zusammen: 3 CVP, 2 FDP, 1 SP, 1 Lega. Ihm steht seit 1996 der Sindaco (Stadtpräsident) Carlo Croci (CVP) vor.

Verkehr

Mendrisio liegt an der Bahnlinie Lugano – Como und ist Ausgangspunkt der Bahnstrecke Mendrisio–Varese, die 2018 in Betrieb genommen wurde.[9]

In der ersten Hälfte der 1990er-Jahre litt das Tessin und insbesondere das Mendrisiotto unter der weltweiten Wirtschaftskrise. In dieser Situation war der Grossversuch «VEL-1 Mendrisio» eine willkommene Konjunkturspritze. Zwischen 1994 und 2001 wurden 400 Elektrofahrzeuge an private Kunden verkauft und 80 Ladestationen aufgebaut. Deren Einsatz wurde über mehrere Jahre begleitet und erforscht.[10]

Der Einsatz von Elektrofahrzeugen wurde mit dem Grossversuch in Mendrisio nachgewiesen. Im Kanton Tessin folgte 2001–2004 das Projekt VEL2. Dieses zielte ebenfalls auf eine Sensibilisierung der Bevölkerung für energieeffiziente Fahrzeuge ab. Damit wird eine Senkung des Energieverbrauchs respektive eine Reduktion der CO2-Emissionen angestrebt. Das Folgeprojekt zum Grossversuch sollte die Brücke schlagen zu VEL3 (2005–2013), das einen selbsttragenden, neutralen Bonus-Malus vorsieht. Durch den Grossversuch schuf sich Mendrisio einen internationalen Namen als Kompetenzzentrum für Elektrofahrzeuge. Siehe dazu Elektromobilität in der Schweiz.

Kunst, Kultur

  • Die Università della Svizzera italiana (USI) wurde 1996 als erste staatliche Universität im Kanton Tessin gegründet. Sie hat ihren Sitz in Lugano beziehungsweise in Mendrisio. Unterrichtssprachen sind Italienisch und Englisch.[11]
  • Archivio del Moderno[12]

Institutionen

  • Ospedale Neuropsichiatrico Cantonale[13]

Veranstaltungen

  • Le processioni storiche[14]
  • Il Palio degli asini[15]
  • Festival Jazz Mendrisio[16]
  • Sagra dell’uva[17]

Sehenswürdigkeiten

Das Dorfbild ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) als schützenswertes Ortsbild der Schweiz von nationaler Bedeutung eingestuft.[18]

  • Mittelalterliche Kirche San Giovanni Battista mit römischen Mosaik, Servitenkloster und römisches Oratorium Sankta Maria[19]
  • Kollegiatkirche Santi Cosma e Damiano[19]
  • Kirche Santa Maria in Borgo[19]
  • Mittelalterlicher Turm[19]
  • Romanische Kirche San Martino im Ortsteil Prati di San Martino[19]
  • Romanische Kirche San Sisinio im Ortsteil Alla Torre[19][20]
  • Römische Villa mit Mosaik[19][21]
  • Ehemaliges Krankenhaus. Das neuklassizistische Gebäude wurde von Luigi Fontana geplant und 1860 eröffnet. Seit 1996 beherbergt es die Architekturakademie[19]
  • Pretorio Palast (Gemeindehaus)[19]
  • Casa Croci, genannt Carlasc, Museo del Trasparente[19][22][23][24]
  • Kino-Theater-Mignon im Jugendstil[19]
  • Palast Torriani[19]
  • Palazzo Pollini[19][25][26]
  • Villa Argentina, Università della Svizzera italiana, Accademia di architettura[19][27][28]
  • Villa Foresta[19]
  • Palast Ferrazzini[19]
  • Mittelalterlicher Turm[19]
  • Casa dei Pagani Tre buchi (Heidnisches „Haus Drei Löcher“)[19][29]
  • Museo d’arte Mendrisio[19][30]
  • Baumgartner Galerie (Permanente Ausstellung von Modelleisenbahnen)[31]
  • Kunstmuseum (Seit 1982 im alten Servitenkloster untergebracht. Die permanente Sammlung umfasst mehr als 1'200 Kunstwerke)[19]
  • Università della Svizzera italiana, Accademia di architettura[19][32][33]
  • Galleria dell’Accademia
  • Fondazione Archivio del Moderno[34]
  • Galleria Stella Nove[35]

Sport

Persönlichkeiten

Literatur

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Bilder

Einzelnachweise

  1. BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  5. Stefania Bianchi: Mendrisio (Vogtei, Bezirk). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 18. Januar 2017.
  6. Mario Medici: Storia di Mendrisio. Band I, Mendrisio 1980.
  7. Renato Simoni: Mendrisio (Gemeinde). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 18. Januar 2017.
  8. Elezioni Comunali 2021. Abgerufen am 26. April 2021.
  9. La tratta ferroviaria Mendrisio–Stabio–Varese (italienisch) auf lanostrastoria.ch/entries/
  10. Synthesebericht zum Grossversuch
  11. Marco Marcacci: Universität der italienischen Schweiz. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 7. Februar 2013.
  12. Archivio del Moderno
  13. Il villaggio dei matti? – documentario (italienisch) auf lanostrastoria.ch/entries/
  14. Le processioni storiche auf processionimendrisio.ch
  15. (Eselrennen) Il Palio degli asini auf ticino.ch
  16. Estival Jazz Mendrisio auf ticino.ch
  17. Sagra dell’uva auf ticino.ch
  18. Liste der Ortsbilder von nationaler Bedeutung, Verzeichnis auf der Website des Bundesamts für Kultur (BAK), abgerufen am 10. Januar 2018.
  19. Simona Martinoli und andere: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 438–453.
  20. Kirche San Sisinio alla Torre
  21. Römische Villa mit Mosaik
  22. Wohnhaus Croci
  23. Museo del Trasparente (italienisch) auf ticino.ch/it/commons/details/Museo-del-Trasparente
  24. Casa Croci auf ethorama.library.ethz.ch/de/node
  25. Palast Pollini
  26. Palazzo Pollini auf ethorama.library.ethz.ch/de/node
  27. Villa Argentina
  28. Villa Argentina, Università della Svizzera italiana, Accademia di architettura auf ethorama.library.ethz.ch/de/node
  29. Heidnisches Haus "Drei Löcher"
  30. Museo d’arte Mendrisio
  31. Galleria Baumgartner
  32. Accademia di architettura
  33. Università della Svizzera italiana auf ethorama.library.ethz.ch/de/node
  34. Fondazione Archivio del Moderno
  35. Galleria Stella Nove auf stellanove.ch (abgerufen am 6. Oktober 2016)
  36. Football Club Mendrisio auf fcmendrisio.ch
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