Maria Sondheim
Die Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Sondheim (eigentlich Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz) ist ein überwiegend im spätgotischen Stil errichteter Sakralbau südwestlich und etwas außerhalb des Ortskerns der Stadt Arnstein in Unterfranken. Die heutige Kirche wurde Mitte des 15. Jahrhunderts begonnen und ist eines der bedeutendsten Baudenkmäler Arnsteins. Sie gehört zur Pfarrei Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz Arnstein in der Pfarreiengemeinschaft Um Maria Sondheim im Dekanat Karlstadt des Bistums Würzburg.
Kirchenbau und Architektur
Die Initiative zum Bau der heutigen Kirche ist in Ablassbriefen von Papst Eugen IV. und Bischof Gottfried IV. Schenk von Limpurg aus den Jahren 1444 und 1445 nachgewiesen. Zuvor hatte es an gleicher Stelle schon einen Bau gegeben, der zusammen mit dem Ort Arnstein im Ersten Markgräflerkrieg verheert worden war.
Die Pläne sahen zunächst eine dreischiffige gotische Hallenkirche vor. Dies lässt sich an den im Ostteil der Kirche sichtbaren Strebepfeilern mit den Anfängen von Gurten, Rippen und Scheidbögen ablesen. Diese wurden zusammen mit den Spitzbögen des geplanten geraden Chorabschlusses in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in die viel schlichtere Endgestalt des Gebäudes einbezogen. Der westliche Teil wurde dann in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts noch einfacher gestaltet, wie die glatteren Strebepfeiler außen an der Kirche verdeutlichen. Die Vollendung zog sich bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts hin.
Äußeres Erscheinungsbild
Die Kirche befindet sich gegenüber von Arnstein auf der anderen Seite der Wern in den Flussauen und bildet das Zentrum des ummauerten Arnsteiner Friedhofs. Das Kirchenschiff erstreckt sich auf der Ost-West-Achse. Der schlichte spätgotische Außenbau mit seinen Strebepfeilern trägt ein hohes, steiles Schieferdach. An der Nordfassade wurde über der Sakristei ein Turm errichtet, der das Steildach nur wenig überragt und an einen Dachreiter erinnert.
Zwei mit Pultdächern versehene Seitenkapellen im Norden und Süden gliedern die Langseiten. Ein flacher, nach außen offener Anbau an der Nordostecke des Chores beherbergt eine Ölberggruppe. Christus und die schlafenden Jünger sind in überlebensgroßen Sandsteinfiguren ausgeführt, die vom Ende des 15. Jahrhunderts stammen. An der Südfassade befindet sich ein vor das Südportal gebauter Balkon über dem Zugang. Er diente wahrscheinlich im Spätmittelalter der Reliquienschau der Wallfahrer.
Innenraum
Das heutige Erscheinungsbild des Innenraums wurde unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn vollendet. 1605 fiel die Entscheidung, auf die vorgesehene Gewölbedecke im Inneren zu verzichten und eine Flachdecke einzuziehen, wie sie heute noch zu sehen ist. Die einschiffige Hallenkirche wird durch drei weite Spitzbögen in der Mitte des Raumes in zwei ungleiche Teile geschieden: den Chor auf der Ostseite und im Westen das Kirchenschiff mit einer kleineren Grundfläche. Im Chorraum befindet sich eine leicht erhöhte Plattform für den Altar.
Ausstattung
Zu beiden Seiten des Langhauses ziehen sich an den Wänden Reihen von Epitaphien entlang, in der Mehrzahl von Mitgliedern der Familie der Herren von Hutten. Über dem Eingang zur Sakristei an der Nordwand ist ein überlebensgroßer Kruzifixus vom Anfang des 16. Jahrhunderts angebracht.
An der Flachdecke des Chorraumes befindet sich ein großes Deckenfresko von Johann Philipp Rudolph, das 1770 entstand und die Seeschlacht von Lepanto zeigt. 1879 renovierte Johann Mayer das Deckenfresko. 1892 bis 1893 erfolgte dann eine, dem Zeitgeist entsprechende, Generalrenovierung des Innenraumes mit neugotischen Malereien und Ausstattung.[1]
Im Chorraum steht ein einfacher, freistehender Sandstein-Altartisch in modernem Stil. Von hier aus sind die drei bunten Kirchenfenster im Blick, die den Chor umgeben und weit heruntergezogen sind. In der Mitte befindet sich das vierachsige Fenster, das 1954 der Münchner Kunstmaler Bruder Wilfried Braunmüller gestaltet hat. In den dreiachsigen Fenstern der beiden Schrägseiten links und rechts des Mittelfensters haben sich Bleiglasfenster aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert erhalten.
Orgel
Die historische Orgel der Wallfahrtskirche wurde 1880 von der Münchener Orgelbauerdynastie Frosch gebaut und im Jahre 1998 von der Orgelbauwerkstatt Rensch restauriert.[2] Das rein mechanische Instrument hat 21 Register auf zwei Manualen und Pedal.[3]
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
Glocken
Drei Glocken bilden das Geläut von Maria Sondheim. Sie wurden 1951 von der Glockengießerei Karl Czudnochowsky in Erding gegossen. Auf allen Glocken ist vermerkt: MICH GOSS KARL CZUDNOCHOWSKY J.BACHMAIR NACHFOLG. ZU ERDING OBB 1951
Nr | Name | Durchmesser | Schlagton | Inschrift |
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1 | Marienglocke | 950 mm | g′ | Ich preise Maria, die leiblich in den Himmel aufgenommen ist. Im Jahr 1951 |
2 | Betglocke | 810 mm | b′ | Ich rufe die Lebenden. Ich wurde 1951 für die im Kriegsjahr 1942 abgenommenen Glocken neu gestiftet |
3 | Totenglocke | 735 mm | c″ | Ich beklage die Toten |
Renovierung und Sanierung
1954 bis 1960 wurden im Zuge einer groß angelegten Renovierung einige neugotische Elemente sowie die Ornamentmalereien aus den 1890er-Jahren wieder entfernt. Ab 2000 musste die Kirche saniert werden, wobei insbesondere das Dach einen hohen Renovierungsaufwand verursachte.[4] Bei der Neugestaltung des Chorraumes in den Jahren 2000 bis 2002 wurde das Kreuz aus dem 16. Jahrhundert wieder über dem Altar aufgehängt. Im Zuge dessen wurde ein neues, abstraktes Altarbild des Künstlers Matthias Kroth aufgestellt, das durch seine leuchtenden Orange-, Gelb- und Rottöne auffällt.
Ebenfalls bei der Renovierung erhielt das Gnadenbild der seit Jahrhunderten bezeugten Arnsteiner Wallfahrt einen prominenteren Platz, indem es vom rechten Rand an die Vorderkante der Altarplattform rückte. Das spätgotische Vesperbild ist eine bemalte Holzfigur der Pietà und entstand um 1470 in der Werkstatt eines unbekannten Meisters aus Mainfranken. Die Geschichte der Wallfahrt reicht bis in die Zeit des Kirchenbaus zurück. Auch heute ziehen Maria Sondheim und das Gnadenbild jedes Jahr eine Vielzahl an Pilgern an.[5]
Literatur
- Walter Herdrich: Arnstein. Wallfahrtskirche Maria Sondheim. Stadtkirche. Spitalkirche. (= Peda-Kunstführer 150). Herausgegeben vom Katholischen Pfarramt Arnstein. Kunstverlag Peda, Passau 1994, ISBN 3-930102-55-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- Touristische Informationen der Stadt Arnstein (Memento vom 19. Januar 2013 im Internet Archive)
- Arnstein, Maria Sondheim: Informationen zum Instrument, abgerufen am 22. September 2016.
- Disposition auf der Website der Orgelbaufirma Rensch
- Informationen zur Renovierung des Fraunhofer-Informationszentrums Raum und Bau IRB (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Maria Sondheim als Wallfahrtsort