Lew Rebet

Lew Roman Mychajlowytsch Rebet (ukrainisch Лев Роман Михайлович Ре́бет, russisch Лев Михайлович Ребет Lew Michailowitsch Rebet; * 3. März 1912 i​n Stryj, Galizien, Österreich-Ungarn; † 12. Oktober 1957 i​n München) w​ar ein ukrainischer Politiker, Publizist, Anwalt u​nd der Führer d​es demokratischen Flügels d​er OUN.[1][2] Rebet w​urde von d​er sowjetischen Geheimpolizei KGB i​n München ermordet.

Lew Rebet in Auschwitz 1941

Leben

Lew Rebet kam als Sohn eines Postbeamten in der damals österreichischen Stadt Stryj zur Welt. Er besuchte dort das ukrainische Gymnasium und wurde im Alter von 15 Jahren Mitglied der Ukrainischen Militärorganisation (Українська Військова Організація). Nach Gründung der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) 1929 wurde er dort Mitglied[2] und stieg schnell in deren Führung auf. Ab 1930 war er Leiter der OUN-Führung im polnischen Landkreis Stryj, zwischen 1934 und 1938 war er Leiter der nationalen Exekutive der OUN in der Westukraine.[1] In den 1930er Jahren wurde er mehrmals aufgrund seiner Tätigkeit für die OUN von den polnischen Behörden verhaftet und verbrachte zweieinhalb Jahre in polnischen Gefängnissen in Stryi und Lwiw.[3] 1938 absolvierte er die juristische Fakultät der Universität Lwiw.[3]

Nach d​er Aufteilung d​er OUN i​n eine Melnyk- u​nd Bandera-Fraktion unterstützte e​r Stepan Bandera[2] u​nd ging n​ach dem deutschen Angriff a​uf die Sowjetunion a​m 22. Juni 1941, a​ls Teil d​er Bandera-Fraktion n​ach Lwiw, w​o er s​ich am Abend d​es 30. Juni 1941 a​n der Proklamation d​er Wiederherstellung d​es ukrainischen Staates beteiligte. Am 5. Juli w​urde er z​um stellvertretenden Vorsitzenden d​es ukrainischen Staatsrates (der westukrainischen Regierung) u​nter der Leitung v​on Jaroslaw Stezko ernannt. Nach dessen Verhaftung w​ar er einige Zeit Ministerpräsident.[2] Nachdem e​r sich geweigert hatte, d​as Gesetz z​ur Wiederherstellung d​es ukrainischen Staates aufzuheben[1], w​urde er m​it weiteren Regierungsmitgliedern v​on der Gestapo verhaftet u​nd von September 1941 b​is 1944 i​m Konzentrationslager Auschwitz inhaftiert.[4]

Exil und Ermordung durch das KGB

Nach seiner Freilassung 1944 emigrierte er, wie die meisten aktiven Politiker der OUN, in den Westen und ließ sich in München nieder.[1] 1945 nahm er in Wien und München an geheimen Gesprächen mit Vertretern der OUN-Heimatführung in der Ukraine unter der Leitung von Roman Schuchewytsch teil. Von der Ukrainischen Freien Universität in München erhielt er 1947 einen Doktortitel, lehrte dort von 1948 an Staatsrecht und wurde 1954 Professor.[3] Rebet war Mitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft Schewtschenko[4], führender Theoretiker des ukrainischen Nationalismus und Herausgeber der Zeitung "Ukrainian Independent". Auf dem Weg zu deren Redaktion wurde er am 12. Oktober 1957 im Haus am Karlsplatz 8 in München vor der damaligen Straßenbahnhaltestelle, vom KGB-Agenten Bogdan Staschinski, der später auch Stepan Bandera umbrachte, mit einer speziell gefertigten Blausäurepistole ermordet.[1][5]

Grab von Lew und Darija Rebet auf dem Lytschakiwski-Friedhof

Er w​urde auf d​em Waldfriedhof i​n München bestattet[4] u​nd 2010 a​uf den Lytschakiwski-Friedhof i​n Lwiw umgebettet.[2]

Familie

Rebet w​ar der Ehemann d​er Aktivistin Darija Rebet (ukrainisch Дарія Ребет), geborene Zissyk (ukrainisch Цісик); * 26. Februar 1913; † 5. Januar 1992.[6]

Commons: Lew Rebet – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Artikel zu Lew Rebet in der istpravda vom 12. Oktober 2011; abgerufen am 13. Juni 2020 (ukrainisch)
  2. Kurzbiografie Lew Rebet auf timenote.info; abgerufen am 13. Juni 2020 (ukrainisch)
  3. Eintrag zu Rebet, Lev in der Encyclopedia of Ukraine; abgerufen am 13. Juni 2020 (englisch)
  4. Eintrag zu Lew Rebet in der Enzyklopädie der Geschichte der Ukraine; abgerufen am 13. Juni 2020 (ukrainisch)
  5. Bart ab. In: Der Spiegel. Nr. 49, 1961 (online).
  6. Eintrag zu Darija Rebet in der Enzyklopädie der Geschichte der Ukraine; abgerufen am 13. Juni 2020 (ukrainisch)
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