Leseland DDR
Die Bezeichnung Leseland steht für den Anspruch und die Wahrnehmung der DDR zur Zeit ihres Bestehens, eine besonders lesefreudige Gesellschaft zu sein. Tatsächlich konnten zum Beispiel in den 1970er Jahren Bücherbesitz in den Privathaushalten und Bibliotheksausleihe pro Kopf im innerdeutschen Vergleich mit der Bundesrepublik Deutschland als Anzeichen eines relativ hohen Interesses von DDR-Bürgern an Lesestoff gedeutet werden. Dem durch die staatliche Lenkung und Zensur in der inhaltlichen Bandbreite begrenzten Angebot an Druckerzeugnissen standen allgemein erschwingliche Bücherpreise sowie eine betonte Förderung der Lese- und Schreibfähigkeiten in Schule und Alltag gegenüber. Die im Sinne der SED streng ideologisch ausgerichtete mediale Öffentlichkeit der DDR erzeugte zudem ein Interesse an der kritischen Auseinandersetzung von Schriftstellern mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit der DDR – teils verklausuliert dargeboten und zwischen den Zeilen herauslesbar –, auch als Ansatzpunkt für die Schaffung einer Gegenöffentlichkeit.
Entstehungsbedingungen im „Arbeiter- und Bauernstaat“
Als Folge des Zweiten Weltkriegs verlor Leipzig seinen Status als „unumstrittene Hauptstadt des Buchhandels in der ganzen Welt“.[1] Den dort ansässigen Verlagen wurde bereits unter der kurzzeitigen amerikanischen Besetzung signalisiert, dass man sich dem „kommunistischen Zugriff“ nur werde entziehen können, indem man den abziehenden US-Streitkräften in ihre westdeutsche Besatzungszone folgte. Am 12. Juli 1945 verließen unter anderen bedeutende Verlage wie Brockhaus, Teubner, Thieme und Insel mit dem amerikanischen Militärkonvoi die Stadt. Nachdem die Rote Armee am 2. Juli 1945 Leipzig übernommen hatte, erließ die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) bereits am 25. September 1945 den SMAD-Befehl Nr. 51 zur „Wiedererrichtung und Tätigkeit der Kulturinstitutionen“. Außer der Verstaatlichung existierender Verlage kam es auch zu Verlagsneugründungen; darunter waren der Aufbau-Verlag, der Henschelverlag und der Verlag Neues Leben.[2]
Programmatisches
Der Literatur in der DDR wurde von Anbeginn „eine zentrale und begründende Funktion beim Aufbau und bei der Ausgestaltung des Sozialismus zugewiesen.“ Sie war Bestandteil der Strategie, sozialistische Verhältnisse zu schaffen und das Gebot der „Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit“ zu verwirklichen.[3]
Bereits im Vorfeld der DDR-Gründung veröffentlichte das Leipziger Börsenblatt für den deutschen Buchhandel einen Artikel als Orientierungsgrundlage für den Volksbuchhandel. Die 15 Punkte umfassende Instruktion, die bis zum Ende der DDR maßgeblich blieb, verlangte unter anderem, dass
- der Volksbuchhändler für seine kulturpolitische Erziehungsaufgabe an sich selbst wie auch an seiner politischen und fachlichen Bildung unermüdlich arbeitete;
- das deutsche Volk mittels gründlicher Literaturkenntnis der Buchhändler so beeinflusst werde, „dass sich Krieg und Faschismus nicht wiederholen“;
- den Lesern Bücher nahegebracht würden, „die Humanismus und Frieden“ zum Inhalt haben;
- das „Heldentum der Arbeit in einer gerechten Gesellschaftsordnung“ tragender Gegenstand der von den Buchhändlern bevorzugten Literatur zu sein habe;
- der Blick der Menschen geweitet und ihre Wertschätzung für Literaturen anderer Völker entwickelt werde;
- die „arbeitenden Menschen in Stadt und Land“ als Hauptzielgruppen fungierten. „Kommen diese nicht oder noch nicht zum Volksbuchhändler, dann geht dieser zu ihnen in die Betriebe und Dörfer.“
Besonderer Wert wurde schließlich auf die fortwährende Bestückung der Buchhandlungen mit den „wichtigsten politischen Schriften“ gelegt.[4]
Schon im „Gesetz über die Teilnahme der Jugend am Aufbau der Deutschen Demokratischen Republik und die Förderung der Jugend in Schule und Beruf, bei Sport und Erholung“ vom 8. Februar 1950 wurde die „Schaffung einer neuen Jugend- und Kinderliteratur“ (KJL) festgelegt. Diese sollte an den Traditionslinien der sozialistischen Literatur ausgerichtet sein. Um die Frage, ob Märchen unter den neuen Vorzeichen als geeignete KJL anzusehen seien, entbrannte eine rund zwei Jahrzehnte währende Debatte. Dauerhaft maßgebliches Vorbild für die DDR war die sowjetische KJL mit ihrem theoretischen Vordenker Maxim Gorki und seiner Formel von der „großen Literatur für die Kleinen“. Zu den frühen KJL-Angeboten in hohen Auflagen gehörten Nikolai Alexejewitsch Ostrowskis Revolutionsroman Wie der Stahl gehärtet wurde und Arkadi Petrowitsch Gaidars Timur und sein Trupp.[5] Geringere Auflagen und Verbreitung war der nach und nach einbezogenen phantastischen Kinder- und Jugendliteratur beschieden, die zuvörderst ebenfalls auf sowjetische Muster zurückgriff. Von den internationalen Klassikern wurde früh Selma Lagerlöfs Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen einbezogen; Lewis Carrolls Alice im Wunderland erhielt die Druckgenehmigung 1967, Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf erst 1975. In der DDR gar nicht publiziert wurden zum Beispiel Barries Peter Pan und Travers’ Mary Poppins.[6]
Organisatorischer Rahmen
Zuständig für Planung und Kontrolle der Buchproduktion sowie für die Verteilung des Sortiments auf Buchhandlungen und Bibliotheken war gemäß dem Prinzip des demokratischen Zentralismus das Ministerium für Kultur mit der ihm unterstellten Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel. Die Hauptverwaltung trug die Verantwortung für das Druckgenehmigungsverfahren, für die Zuteilung von Druckpapier und die Zensur von Bucherzeugnissen, in Zusammenarbeit mit der Abteilung Kultur des ZK der SED.[7] Offizielle Buchverbotslisten existierten nicht: „Was heute indiziert war, konnte morgen unter Umständen für jedermann zugänglich und übermorgen wieder verboten sein.“[8]
Die jährliche Produktion der DDR-Verlage umfasste regelmäßig über 6000 Titel mit einer Gesamtauflage von etwa 150 Millionen Büchern, sodass die Durchschnittsauflage annähernd 25.000 Exemplare betrug. Damit stand die DDR in der Buchproduktion pro Kopf neben der Sowjetunion und Japan an der Weltspitze. Auf jeden DDR-Bürger kamen damit pro Jahr acht bis neun neu produzierte Bücher.[9] Als Hauptverteiler der Buchproduktion fungierte der 1962 verstaatlichte Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel (LKG).[10]
Umsetzungsinstrumente
Die Zentrale Druckerei-, Einkaufs- und Revisionsgesellschaft mbH, später VOB Zentrag wurde im Oktober 1945 in Leipzig gegründet. Sie unterstand direkt dem ZK der SED und war im Besitz von rund 90 Prozent der Produktionsmittel in den Druckereien der DDR. Zur jährlich wiederkehrenden literaturpropagandistischen Veranstaltung wurde die erstmals vom 27. November bis 3. Dezember 1949 angesetzte „Woche des Buches“.[11] Im Volksbuchhandel gab es einen Außendienst, der „mit eigenen Kräften und ehrenamtlichen Helfern seinen Ladentisch bis in die Betriebe hinein“ verlängerte.[12]
Im Mai 1953 beschloss das ZK der SED die „Verbesserung und Verstärkung des parteieigenen Buchhandels“ mit Auswirkungen auch auf den Volksbuchhandel. Lesen sollte ein gesamtgesellschaftliches Anliegen werden. Parteien, Gewerkschaften, Jugendverband und weitere Organisationen vom Kulturbund bis zu den Kleintierzüchtern waren nun gehalten, im jeweils eigenen Einflussbereich das Lesen zu fördern und bei Auszeichnungen Bücher einzubeziehen. In den zu gründenden und gut auszustattenden Betriebsbüchereien sollten die Werktätigen mit kostenlosen Lektüreangeboten versorgt werden. Dem für den Versandhandel zuständigen Buchhaus Leipzig wurde speziell die Intensivierung des Wirkens auf dem Lande aufgetragen unter dem Motto: „Das Buchhaus bringt das Buch ins Haus.“ Jedes gewünschte Buch des Sortiments sollte den Bestellern portofrei zugehen. Nicht nur als Erntehelfer, sondern auch bei der Bücherverbreitung kamen Jugendliche zum Einsatz. Die FDJ führte 1958 die Aktion „500.000 Bücher aufs Land“ durch, bei der schließlich 650.000 Bücher abgerechnet wurden. Im Jahr darauf gab es die „Tage des Buches auf dem Land“.[13] „In den Flegeljahren der DDR“, heißt es bei Matthias Biskupek, „mußten auch Wirtschaftskapitäne zum Buch greifen. Lesender Werkleiter. Lyriklernende Schuldirektorin. Oberst mit Spannungsroman. Später wurden diese Kader davon entlastet.“[14]
Der Versandhandel des Buchhauses Leipzig war zeitweilig in elf Sparten unterteilt, darunter „Der Fachbuchversand“, „Das Bauernbuch“ sowie „Die kleine Hausbibliothek“, die als Abonnement in zwölf Monatsbänden vertrieben wurde, gekoppelt mit einem Gratisband am Jahresende. Der ebenfalls im Buchhaus angesiedelte und allein auf Versand beruhende buchclub 65 war die 1965 gegründete erste Buchgemeinschaft in der DDR, in dessen Rahmen auch „Das Buch des Monats“ und „Das Buch der Jugend“ erschien. Für zwischenzeitlich 50.000 Mitglieder wurden bis 1990 über 1000 Titel aufgelegt.[15]
Honeckers „Leseland“
Den Begriff Leseland hat erstmals Erich Honecker im Bericht des ZK der SED an den 10. Parteitag der SED 1981 verwendet. Zitiert wurde er von Klaus Höpcke in einem 1982 erschienenen Buch (Probe fürs Leben. Literatur in einem Leseland), in dem es unter anderem hieß, dass man mit vollem Recht von der DDR als einem Leseland sprechen könne. Verlage, Buchhandel und Bibliotheken hätten viel getan, „was der Lesefreudigkeit der Bürger unseres Landes zugute kommt“. Als Indikatoren dienten die Steigerung der Buchproduktion nach Titeln und Exemplaren, die Erhöhung der Bestandseinheiten und der Zahl der Bibliotheksentleihungen sowie die Zunahme der Bücherkäufe.[16]
Ein „außergewöhnlich dichtes“ Netz von Bibliotheken bot allen Bürgern der DDR unmittelbaren Zugang zu Büchern. 84 Prozent der DDR-Bevölkerung verwiesen bei Befragungen auf eigene Erfahrungen mit Bibliotheken (62 Prozent der Westdeutschen). Mindestens einmal im Jahr wurden sie von 46 Prozent genutzt (von 33 Prozent der Westdeutschen). Das Interesse am Lesen war in der DDR das zweithöchste im Ostblock – gleich nach der Sowjetunion –, was sich noch über die deutsche Wiedervereinigung hinaus erhielt: 1992 gaben 68 Prozent der Ostdeutschen an, mindestens einmal pro Woche zum Buch zu greifen; in Westdeutschland waren es 46 Prozent.[17] In der DDR gab es mit Einschluss der Gewerkschafts- bzw. Betriebseinrichtungen insgesamt ca. 32.000 Bibliotheken. Etwa drei Viertel der lesefähigen Kinder nutzten das Angebot und liehen sich Bücher aus.[18] „Die Ordnung in den Bibliotheken, die je nach Bedeutung Gewerkschaftsbibliothek, Zentralbibliothek, Stadt und Kreisbibliothek oder Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek hießen, war von Adorf/Vogtland bis Saßnitz/Rügen die gleiche“, so Matthias Biskupek.[19]
Auf andere Aspekte des Leselands DDR verweist der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk: „Es gab viele Bücher, noch mehr Bücher aber gab es nicht.“ Viele Buchliebhaber hätten Aufzeichnungen über Bücher und literarische Werke angesammelt, in deren Besitz sie einmal gelangen oder die sie zumindest einmal lesen wollten. Auch habe es eine spezifische „Lesekultur“ gegeben, nämlich zwischen den Zeilen zu lesen: „Diese Volkssportart war denkbar einfach: Sätze, Meldungen, Gedanken – alles, was aufgeschrieben und öffentlich gesagt wurde – sind mit dem Nichtgesagten, aber Gemeinten in einen Zusammenhang gestellt worden und schon hatte man eine politische Botschaft gefunden.“[20]
Ulbrichts Ablösung
Die grundlegenden Weichenstellungen für Zielvorgaben und Organisation des Lektüreangebots in der DDR fallen in den Wirkungszeitraum Walter Ulbrichts in Partei und Staat bis 1971. Die im Formalismusstreit 1951 vollzogene explizite Abkehr von formalen Aspekten der modernen Kunst wurde damit begründet, dass die Kunst „ihren humanistischen und demokratischen Charakter“ verliere, wo die Frage der Form selbständige Bedeutung gewinne. Stephan Hermlin brachte das auf die Formel: „Der Formalismus ist also der malerische, musikalische, literarische Ausdruck des imperialistischen Kannibalismus, er ist die ästhetische Begleitung der amerikanischen Götterdämmerung.“[21] Zur für die DDR maßgeblichen Kunststrategie wurde der in der Sowjetunion entwickelte Sozialistische Realismus. Bevorzugtes Sujet war hier die sozialistische Produktion – im Falle der Literatur mit einem vorbildhaften Helden, der den Lesern als Identifikationsfigur dienen konnte.[22]
Auf dem V. Parteitag der SED im Juli 1958 gab Ulbricht – der die Künstler bereits vordem aufgefordert hatte, sich in den Produktionsbetrieben wie zu Hause zu fühlen – die Parole aus, „die Trennung zwischen Kunst und Leben, die Entfremdung zwischen Künstler und Volk“ zu überwinden. Die in Staat und Wirtschaft bereits herrschende Arbeiterklasse müsse nun auch „die Höhen der Kultur stürmen und von ihnen Besitz ergreifen.“ Einerseits waren professionelle Autoren kaum dafür zu gewinnen, sich länger in die praktische betriebliche Arbeit einbinden zu lassen. Nachdem jedoch auf dem Bitterfelder Weg 1959 die Losung „Greif zur Feder, Kumpel!“ ausgegeben wurde, entstanden Hunderte von Zirkeln schreibender Arbeiter, zu denen sich später auch Angestellte sowie Lehrer und Schüler gesellten. Sie produzierten im Kollektiv Texte mit dem Fokus auf die je eigenen Interessenlagen.[23]
Zu Schriftsteller-Lesungen in DDR-Betrieben merkt Biskupek an: „Der Kollege Schriftsteller war zu der Brigadelesung vermittelt worden. Es hieß aber GEBETEN und VERTRAGLICH VERPFLICHTET: Für die Kollegen Werktätigen war die Lesung ANBERAUMT worden. Die Sache war für den Schriftsteller oft angenehm, denn er erhielt so ein leicht verdientes Geld. Für die Werktätigen war sie nicht unangenehm, denn Lesungszeit war Arbeitszeit.“ Schriftstellerkongresse waren für Biskupek „Abwägelungseinrichtungen“. „Goethe-, Heine- und Brecht-Zeilen galten als unverdächtige, weil klassisch abgesicherte Slogans gegen Zensur und Weltabschottung. Der Schöngeist als Kampfgeist. Die politische Schrift als Roman, das Gedicht als verrätselte Schlagzeile.“[24]
Für professionelle Schriftsteller, die neben erwünschten Beispielen einer Aufbau- und Ankunftsliteratur im Geist des Sozialismus in den 1960er Jahren auch Fragen der individuellen Identitätsfindung, menschlicher Selbstverwirklichung und unangepasster Lebensweisen in kritischer Wendung gegen die in der DDR herrschenden Verhältnisse behandelten – wie zum Beispiel Günter Kunert, Christa Wolf und Günter de Bruyn – versprach der Beginn der Ära Honecker nach dem Sturz Ulbrichts 1971 programmatisch neue Entfaltungsmöglichkeiten. Beim 4. ZK-Plenum im Dezember 1971 erklärte Honecker: „Wenn man von der festen Position des Sozialismus ausgeht, kann es meines Erachtens auf dem Gebiet von Kunst und Literatur keine Tabus geben. Das betrifft sowohl die Fragen der inhaltlichen Gestaltung als auch des Stils – kurz gesagt: die Fragen dessen, was man die künstlerische Meisterschaft nennt.“[25] Dabei blieb allerdings offen, wem die besagte „feste Position des Sozialismus“ zugestanden würde.
Richtungweisender Fall Biermann
Nicht nur Wolf Biermann, der wie Günter Kunert bereits auf dem 11. Plenum des ZK der SED im Dezember 1965 scharf kritisiert und mit einem strikten Auftrittsverbot in der DDR belegt worden war, fiel offenbar nicht unter die gemeinte Enttabuisierung. Auch für Reiner Kunze galt das nicht; und Volker Braun, Stefan Heym, Rainer Kirsch und Heiner Müller wurden in jener vermeintlich liberalen Phase mit Druck- und Aufführungsverboten belegt.[26]
Nachdem am 17. November 1976 dem in der Bundesrepublik konzertierenden Biermann die DDR-Staatsbürgerschaft entzogen und seine Rückkehr in die DDR damit unmöglich gemacht worden war, kam es zum offenen Protest zahlreicher Schriftsteller und Künstler und zu Solidaritätsbekundungen auch von anderen Teilen der DDR-Bevölkerung. Für die kulturpolitische Entwicklung der DDR erwies sich die Biermann-Ausbürgerung als Zäsur. In der Folge wendete die Staatsmacht ein „genau kalkuliertes Instrumentarium von Sanktionen“ an: von Verhaftung und Hausarrest über den Ausschluss aus Organisationen, die Verhängung von Parteistrafen und eines Publikationsverbots bis hin zur schnellen Ausreisebewilligung (allerdings nur für unbequeme Intellektuelle). Der dadurch bewirkte Exodus von Schriftstellern, der in den 1980er Jahren ungebrochen anhielt und insgesamt über 100 Fälle zählte, betraf nicht nur ältere Autoren wie Erich Loest, Sarah Kirsch und Jurek Becker, sondern auch jüngere wie Monika Maron, Wolfgang Hilbig und Thomas Brasch – „ein nicht wieder gutzumachender Substanzverlust“, so Wolfgang Emmerich.[27]
Das „humanistische Erbe“ im Fokus
Als Lektüren gefördert und in den Bildungskanon aufgenommen wurden in der DDR im Lauf der Jahre zunehmend diverse Abteilungen dessen, was als humanistisches Erbe angesehen wurde, auf nationaler Ebene an vorderster Stelle Werke von Goethe und Schiller. Im Zuge der schon von Stalin beschworenen Völkerfreundschaft insbesondere zur Sowjetunion erfuhr die russische Literatur starke Berücksichtigung, die sich in „hervorragenden Gesamtausgaben“ unter anderen von Puschkin, Lermontow, Turgenjew und Tolstoi zeigte.[28]
Etwas zurückhaltender stellte sich die Wertschätzung der DDR-Oberen für deutsche Romantiker wie Novalis und Hölderlin dar. Heinrich von Kleist wiederum wurde überhaupt erst in den 1970er Jahren für das humanistische Erbe reklamiert. Immerhin, so Stefan Wolle, führten Honeckers Lockerungsübungen dazu, dass als schwierig geltende moderne Autoren wie Joyce, Musil und Proust aus der „bürgerlichen Dekadenz“ ins humanistische Erbe überführt wurden. Schließlich erhielten auch der lange als „rassistisch“ eingestufte Karl May und der nach dem Prager Frühling in Ungnade gefallene Franz Kafka wieder die Druckgenehmigung. Im Jahre 1982 erschien laut Wolle an versteckter Stelle erstmals ein Bändchen mit Schriften von Sigmund Freud.[29]
Problemhäufung und Bestandsabwicklung
Wie andere Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft der DDR in den 1980er Jahren gerieten auch der Buchhandel und sein Lektürenangebot unter den Druck der staatlichen Finanz- und Devisenkrise. Neben die ideologischen Restriktionen, die bestimmte kritische Stimmen und westliche Druckerzeugnisse weiterhin ausschlossen, traten zunehmend Mängel bei der Befriedigung der Nachfrage nach Büchern aus dem Sortimentsbestand. Mit der deutschen Wiedervereinigung wurden die volkseigenen Buchhandelsbestände mangels Nachfrage nahezu vollständig entwertet.
Begehrte Raritäten
Bei einer Durchschnittsauflage von circa 23.000 Exemplaren produzierte die DDR in den 1980er Jahren weniger Titel, aber mehr Buchexemplare pro Kopf der Bevölkerung als die Bundesrepublik Deutschland. Dazu passend war der Buchbestand in den DDR-Haushalten mit durchschnittlich 180 Büchern pro Familie relativ hoch.[30] Die Steigerungen des Buchbesitzes von DDR-Bürgern zwischen 1973 und 1985 gingen damit einher, dass mehr populärwissenschaftliche Literatur bzw. Sachbücher als Belletristik (etwa im Verhältnis 6:4) zu den bereits vorhandenen Büchern hinzugekauft wurden. Seitens der DDR-Leseforschung stellte man fest, dass dem Fernsehen die Verdrängung des Buches nicht gelungen war, sondern dass seit Mitte der 1970er Jahre eine gewisse Fernseh-Sättigung zu einer Neubesinnung auf das Lesen geführt habe.[31]
Nicht nur die zur Ausreise gelangten oder getriebenen kritischen DDR-Autoren publizierten ihre Bücher anschließend im Westen; auch für manche der Gebliebenen wie Christa Wolf, Stefan Heym oder Christoph Hein war die Bundesrepublik noch zu DDR-Zeiten der Ort, wo sie ihre neuesten Werke zuerst oder überhaupt veröffentlichen konnten. Gerade das, was aus Gründen unliebsamer Kritik an der gesellschaftlichen Wirklichkeit der DDR vorenthalten wurde, aber auch andere auf alltägliche Weise kaum zu beschaffende Druckerzeugnisse waren oft besonders begehrt. Zwar fanden trotz sehr beträchtlicher Auflagen beinahe alle Titel reichlich Abnehmer, die als interessant und lesbar überhaupt in Betracht kamen. Doch die Rosinen, schreibt Wolle, „befanden sich grundsätzlich nur unter dem Ladentisch“ bzw. in einem System von Geheimfächern in den hinteren Räumlichkeiten der Buchhandlungen.[32] Bei den bevorzugten Autoren gab es (abgesehen von Heinz G. Konsalik) über die deutsche Wiedervereinigung hinaus in Ost und West zunächst weiterhin deutliche Unterschiede. In den neuen Ländern blieben vertraute Schriftsteller wie Erwin Strittmatter und Christa Wolf besonders gefragt. In den 2010er Jahren war aber eine zunehmende Angleichung der beiderseitigen Lektüreinteressen erkennbar.[33]
Wer zu DDR-Zeiten auf Raritäten aus war, konnte sein Glück in Antiquariaten versuchen, die allerdings auch meist staatlich geführt oder entsprechenden Auflagen und Kontrollen ausgesetzt waren. Weitere Möglichkeiten eröffneten der seit 1978 im September vor dem Rathaus abgehaltene Leipziger Buchmarkt und der alljährliche Rostocker Bücherbasar. Denn in den 1980er Jahren war es üblich geworden, diese Veranstaltungen mit Büchern auszustatten, die im Normalbetrieb kaum zur Verfügung standen.[34]
Mängelbewirtschaftung im Buchwesen
Gelegentliche Probleme mit der Deckung der Nachfrage nach bestimmten Buchtiteln hatte es bereits in den 1960er Jahren gegeben; in den 1980er Jahren jedoch spitzte sich das Problem zu. Nun wurde administrativ unterschieden zwischen „gekürzten“ und „ungekürzten“ Buchbeziehern. Nicht gekürzt wurde beispielsweise bei den Parteieinrichtungen der SED und bei Buch- und Zeitschriftenvertrieb der Nationalen Volksarmee, sehr wohl dagegen beim Volksbuchhandel. Für Verlage bestand die Möglichkeit, Teile der Auflage zu blockieren, etwa um sie für den Export vorzuhalten oder um Buchbasare und ähnliche Sonderveranstaltungen mit Büchern ausstatten zu können. Leidtragende waren hauptsächlich die Kunden und die Beschäftigten in den Volksbuchhandlungen; denn damit waren weitere Teile der nun ohnehin knappen Auflagen dem Normalgeschäft entzogen. „So kam es vor allem zwischen 1987 und 1989 vor, dass der Volksbuchhandel als gekürzter Bezieher […] selbst bei höheren Auflagen leer ausging. Wurden aber solche Blockierungen – nachdem sie beim Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel (LKG) auch noch entsprechende Lagerprobleme ausgelöst hatten – dann doch nicht benötigt und plötzlich aufgelöst, konnte es wiederum geschehen, dass Bücher in der Buchhandlung auftauchten, nachdem die Mitarbeiter wochenlang den Kunden erzählt hatten, sie seien vergriffen.“[35]
Der LKG, der das alleinige Risiko für Lagerung, Absatz und Auslieferung der von den Verlagen produzierten Buchbestände trug, bekam 1987 Probleme mit seinen Lagerbeständen: Verlagsneue Bücher konnten nur noch im Freien gelagert werden; und selbst die Beschaffung von Planen für eine notdürftige Abdeckung war, wie Börner und Härtner beklagen, zu dieser Zeit bereits ein Kunststück. „Und das im Leseland – Kopfschütteln bei den Unbeteiligten, Verwunderung bei den eigentlich Verantwortlichen.“[36]
Leseland in Auflösung
Mit dem Mauerfall und der Öffnung der Grenzen waren Buchproduktion und Buchhandelsbestand in der DDR praktisch auf einen Schlag erledigt. Bereits vor Einführung der D-Mark bestimmte nur mehr das Westangebot die Nachfrage in der DDR. Die DDR-Verlagsproduktion verschwand aus den Regalen der Buchhandlungen in die Keller. Trotz umfänglicher Remissionen an die LKG verblieben in den Volksbuchhandlungen noch viele risikobehaftete Altbestände. Im ersten Halbjahr 1990 wurden Ausbuchungen von rund 70 Millionen DDR-Mark vorgenommen – ungefähr 40 Prozent sämtlicher seit Gründung der Zentralen Verwaltung 1954 ausgebuchten Bestände.[37]
Mit Einführung der D-Mark in der DDR zum 1. Juli 1990 drängten schließlich alle großen bundesdeutschen Verlage auf den ostdeutschen Markt, vor allem mit ihren Überbeständen an Alttiteln, um bei den als starken Lesern bekannten Ostdeutschen weitere Absatzkanäle zu erschließen. Anders als sonst im Zuge der wirtschaftlichen Umstellung revidierte die Treuhandanstalt nach Intervention des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ihren ursprünglichen Plan, die ostdeutschen Filialen nur im Gegenzug zu extrem hoch angesetzten Sicherheitsleistungen zu verkaufen, und änderte die Richtlinien im Frühjahr 1991 dergestalt, dass knapp zwei Drittel der alten Buchhandlungen in die Hände von Buchhändlern aus der vormaligen DDR gelangen konnten. Das verbliebene Drittel kam in westdeutsche Obhut.[38]
Bis zum Jahr 2008 hatte sich das Leseverhalten zwischen Ost- und Westdeutschen bereits weitgehend angeglichen, und zwar auf rückläufigem Niveau. Wöchentliche Buchlektüre wurde nur noch bei 42 Prozent der Ostdeutschen erhoben, bei Westdeutschen waren es 43 Prozent.[39]
Literatur
- Heinz Börner, Bernd Härtner: Im Leseland. Die Geschichte des Volksbuchhandels. Berlin 2012, ISBN 978-3-360-02134-2.
- Christoph Links: Leseland DDR. Bedingungen, Hintergründe, Veränderungen. In: Thomas Größbölting (Hrsg.): Friedensstaat, Leseland, Sportnation? DDR-Legenden auf dem Prüfstand. Bundeszentrale für politische Bildung (Schriftenreihe, Band 1029). Bonn 2010, ISBN 978-3-8389-0029-2.
- Siegfried Lokatis, Ingrid Sonntag (Hrsg.): Heimliche Leser in der DDR. Kontrolle und Verbreitung unerlaubter Literatur. Links, Berlin 2008, ISBN 978-3-86153-494-5.
- Michael Ostheimer: Leseland. Chronotopographie der DDR- und Post-DDR-Literatur. Göttingen 2018, ISBN 978-3-8353-3310-9.
- Caroline Roeder: Phantastisches im Leseland. Die Entwicklung phantastischer Kinderliteratur der DDR (einschließlich der SBZ). Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-631-54605-5.
Weblinks
- Mitteldeutscher Rundfunk: Lesen in der DDR. MDR-Zeitreise, 27. Januar 2011; abgerufen am 4. Januar 2020.
- Nils Kahlefendt: Kinderbuchklassiker aus der DDR. Das Subversionspotenzial zeitlos guter Kinderbücher. In: Deutschlandfunk, 22. September 2018; abgerufen am 4. Januar 2020.
- Michael Opitz: Literatur-Zensur in der DDR. In: Deutschlandfunk Kultur, 18. August 2008; abgerufen am 4. Januar 2020.
Siehe auch
Anmerkungen
- „Wo sonst noch auf der Welt“, fragen Börner und Härtner, „lieferten Bücherwagendienste […] innerhalb von 48 Stunden jedes bestellte Buch von Leipzig über Königsberg nach Memel in Ostpreußen, Bozen in Tirol, Breslau in Schlesien, Saarbrücken im Westen oder Flensburg im Norden? Leipzig war Standort von Buch- und Musikalienverlagen, Sortiments und Versandbuchhandlungen, Antiquariaten, von bestens funktionierenden Barsortimenten ebenso wie von Kommissionären mit jahrzehntelanger Lagerhaltung, Druckereien, Maschinenbaubetrieben für das grafische Gewerbe, verfügte dazu über vorbildliche buchhändlerische Einrichtungen wie Bestellanstalt und Paketaustauschstelle.“ (Börner, Härtner 2012, S. 29 f.)
- Börner, Härtner 2012, S. 15–18.
- Wolfgang Emmerich: Die Literatur der DDR. In: Wolfgang Beutin und andere: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Achte, aktualisierte und erweiterte Auflage, Stuttgart und Weimar 2013, S. 515.
- Börner, Härtner 2012, S. 40 f.
- Roeder 2006, S. 100 f. und 109.
- Roeder 2006, S. 116 f. und 300.
- Wolfgang Emmerich: Die Literatur der DDR. In: Wolfgang Beutin und andere: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Achte, aktualisierte und erweiterte Auflage, Stuttgart und Weimar 2013, S. 516.
- Ilko-Sascha Kowalczuk: Die 101 wichtigsten Fragen – DDR. Zu Nr. 63 War die DDR ein „Leseland“? München 2009, S. 97.
- Wolfgang Emmerich: Die Literatur der DDR. In: Wolfgang Beutin und andere: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Achte, aktualisierte und erweiterte Auflage, Stuttgart und Weimar 2013, S. 517.
- Börner, Härtner 2012, S. 233.
- „Die deutschen demokratischen Republiksverlage sandten alljährlich gegen Mai ihre Autoren hinaus in die deutsche demokratische Republik. Diese Aktion aber hieß WOCHE DES BUCHES. Sie dauerte mehrere Wochen. Bibliothekarinnen und Kulturbundklubleiter rührten sich in diesen Zeiten. Sie entschuldigten sich, wenn zu wenige, zu junge, zu alte, zu fraglose, zu aufdringliche Zuhörer in die Autorenlesungen gekommen waren.“ (Buch im Korb. Bilder aus dem Leseland. Mit fünfzehn Bilderklärungen und achtzehn Vorsätzen von Matthias Biskupek. Berlin 1992, S. 16)
- Börner, Härtner 2012, S. 44 f. und 220. „Verkaufsausstellungen in Betrieben und Einrichtungen gehörten nun zum normalen Arbeitsprogramm fast jeder Volksbuchhandlung.“ (Ebenda, S. 46)
- Börner, Härtner 2012, S. 52–54 und 69.
- Buch im Korb. Bilder aus dem Leseland. Mit fünfzehn Bilderklärungen und achtzehn Vorsätzen von Matthias Biskupek. Berlin 1992, S. 22.
- Börner, Härtner 2012, S. 105 f.
- Zitiert nach Michael Opitz, Michael Hoffmann (Hrsg.): Metzler Lexikon DDR-Literatur. Artikel Leseland von Helmut Peitsch, Stuttgart 2009, S. 189.
- Christoph Links: Leseland DDR. Bedingungen, Hintergründe, Veränderungen. In: Thomas Größbölting (Hrsg.): Friedensstaat, Leseland, Sportnation? DDR-Legenden auf dem Prüfstand. Bundeszentrale für politische Bildung (Schriftenreihe, Band 1029). Bonn 2010, S. 202 f. und 204.
- Wolfgang Emmerich: Die Literatur der DDR. In: Wolfgang Beutin und andere: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Achte, aktualisierte und erweiterte Auflage, Stuttgart und Weimar 2013, S. 517.
- Buch im Korb. Bilder aus dem Leseland. Mit fünfzehn Bilderklärungen und achtzehn Vorsätzen von Matthias Biskupek. Berlin 1992, S. 42.
- Viele Schriftsteller, merkt Kowalczuk an, hätten nach eigener Aussage unter diesen Umständen gelitten, weil ihre Werke mitunter fälschlich als politische Statements verstanden wurden. (Ilko-Sascha Kowalczuk: Die 101 wichtigsten Fragen – DDR. Zu Nr. 63 War die DDR ein „Leseland“? München 2009, S. 97)
- Zitiert nach Wolfgang Emmerich: Die Literatur der DDR. In: Wolfgang Beutin und andere: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Achte, aktualisierte und erweiterte Auflage, Stuttgart und Weimar 2013, S. 527.
- Wolfgang Emmerich: Die Literatur der DDR. In: Wolfgang Beutin und andere: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Achte, aktualisierte und erweiterte Auflage, Stuttgart und Weimar 2013, S. 528.
- Zitiert nach Wolfgang Emmerich: Die Literatur der DDR. In: Wolfgang Beutin und andere: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Achte, aktualisierte und erweiterte Auflage, Stuttgart und Weimar 2013, S. 530.
- Buch im Korb. Bilder aus dem Leseland. Mit fünfzehn Bilderklärungen und achtzehn Vorsätzen von Matthias Biskupek. Berlin 1992, S. 9 und 69.
- Zitiert nach Wolfgang Emmerich: Die Literatur der DDR. In: Wolfgang Beutin und andere: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Achte, aktualisierte und erweiterte Auflage, Stuttgart und Weimar 2013, S. 558.
- Wolfgang Emmerich: Die Literatur der DDR. In: Wolfgang Beutin und andere: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Achte, aktualisierte und erweiterte Auflage, Stuttgart und Weimar 2013, S. 551 und 558 f.
- Wolfgang Emmerich: Die Literatur der DDR. In: Wolfgang Beutin und andere: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Achte, aktualisierte und erweiterte Auflage, Stuttgart und Weimar 2013, S. 560 f.
- Stefan Wolle: Die heile Welt der Diktatur. Alltag und Herrschaft in der DDR 1971–1989. München 1999, S. 237–240.
- Stefan Wolle: Die heile Welt der Diktatur. Alltag und Herrschaft in der DDR 1971–1989. München 1999, S. 240 f. Zu den Vorkehrungen bei der Verbreitung solcher Zeugnisse des humanistischen Erbes merkt Wolle an: „Selbst anerkannte Weltliteratur ergänzten in den DDR-Ausgaben meist ausführliche Vor- und Nachworte, die neben gewinnbringenden Ausführungen über Leben und Werk des Autors sowie den geschichtlichen Hintergrund der Handlung ideologische Einschätzungen enthielten, die gelegentlich wie Abschlußbeurteilungen der Erweiterten Oberschule klangen.“ (Ebenda, S. 237)
- Christoph Links: Leseland DDR. Bedingungen, Hintergründe, Veränderungen. In: Thomas Größbölting (Hrsg.): Friedensstaat, Leseland, Sportnation? DDR-Legenden auf dem Prüfstand. Bundeszentrale für politische Bildung (Schriftenreihe, Band 1029). Bonn 2010, S. 196 f.
- Michael Opitz, Michael Hoffmann (Hrsg.): Metzler Lexikon DDR-Literatur. Artikel Leseland von Helmut Peitsch, Stuttgart 2009, S. 190.
- Stefan Wolle: Die heile Welt der Diktatur. Alltag und Herrschaft in der DDR 1971–1989. München 1999, S. 233. „Hier aber setzt der Unterschied ein“, so Biskupek: „es gab Bücher, die lagen wie Dauerkekse in den Regalen. Und es gab Bücher, deren Besitz war wie ein Adelstitel.“ (Buch im Korb. Bilder aus dem Leseland. Mit fünfzehn Bilderklärungen und achtzehn Vorsätzen von Matthias Biskupek. Berlin 1992, S. 36)
- Christoph Links: Leseland DDR. Bedingungen, Hintergründe, Veränderungen. In: Thomas Größbölting (Hrsg.): Friedensstaat, Leseland, Sportnation? DDR-Legenden auf dem Prüfstand. Bundeszentrale für politische Bildung (Schriftenreihe, Band 1029). Bonn 2010, S. 204 f.
- Börner, Härtner 2012, S. 146.
- Börner, Härtner 2012, S. 156 f.
- Börner, Härtner 2012, S. 160.
- Börner, Härtner 2012, S. 189 f.
- Christoph Links: Leseland DDR. Bedingungen, Hintergründe, Veränderungen. In: Thomas Größbölting (Hrsg.): Friedensstaat, Leseland, Sportnation? DDR-Legenden auf dem Prüfstand. Bundeszentrale für politische Bildung (Schriftenreihe, Band 1029). Bonn 2010, S. 200 f.
- Christoph Links: Leseland DDR. Bedingungen, Hintergründe, Veränderungen. In: Thomas Größbölting (Hrsg.): Friedensstaat, Leseland, Sportnation? DDR-Legenden auf dem Prüfstand. Bundeszentrale für politische Bildung (Schriftenreihe, Band 1029). Bonn 2010, S. 204.