Leontine Sagan
Leontine Sagan (* 13. Februar 1889 in Budapest, Österreich-Ungarn, als Leontine Schlesinger; † 19. Mai 1974 in Pretoria, Südafrika) war eine österreichische Bühnen- und Filmregisseurin.
Leben
Leontine Sagan wollte eigentlich Schauspielerin werden, absolvierte dann jedoch eine Ausbildung zur Bühnenregisseurin. 1925 ging sie trotzdem als Sprecherin zum Südwestdeutschen Rundfunkdienst AG (SÜWRAG) nach Frankfurt am Main. Gastauftritte absolvierte sie auch bei der Nordischen Rundfunk AG (NORAG) in Hamburg und bei der Funk-Stunde Berlin.
Nachdem sie eine Reihe von Bühnenstücken weiblicher Autoren inszeniert hatte, verarbeitete sie Christa Winsloes Internatsdrama Gestern und heute, das sie für Victor Barnowsky bereits als Bühnenstück inszeniert hatte, 1931 zu ihrem ersten Film. Mädchen in Uniform, mit Hertha Thiele und Dorothea Wieck in den Hauptrollen, wurde ein außerordentlicher Erfolg.
Ihren zweiten Film Men of Tomorrow drehte Leontine Sagan in England für Alexander Kordas Produktionsgesellschaft London Films, mit Kordas Bruder Zoltan als Co-Regisseur. Men of Tomorrow spielte im Wissenschaftlermilieu von Oxford, die Hauptrollen waren mit Maurice Braddell und Joan Gardner besetzt. In einer Nebenrolle war Merle Oberon zu sehen, die mit diesem Film als Star herausgebracht werden sollte.
Anschließend kehrte Leontine Sagan zur Bühnenarbeit zurück. 1948 siedelte sie endgültig nach Südafrika über, wo sie die National Theater Organisation mitbegründete. 2010 erschienen Sagans Lebenserinnerungen Licht und Schatten.
Filmografie
- 1931: Mädchen in Uniform – Regie
- 1932: Men of Tomorrow – Regie (mit Zoltan Korda), Regie
- 1946: Gaiety George – Regie
Hörspiele (Auswahl)
Sprecherin:
- 1925: Johann Wolfgang von Goethe: Stella. Ein Spiel für Liebende – Regie undSprecher: Gerd Fricke
- 1925: Paul Claudel: Der Tausch. Drama von Paul Claudel (1. Akt) – Regie: Nicht angegeben
- 1925: Oscar Wilde: Salome. Tragödie in einem Akt – Regie: Carl Stüber
- 1925: Alexander Puschkin: Der steinerne Gast – Regie: Gerd Fricke
- 1925: Friedrich Schiller: Kabale und Liebe. Ein bürgerliches Trauerspiel – Regie und Sprecher: Gerd Fricke
- 1925: Max Halbe: Der Strom. Drama in drei Aufzügen – Regie: Nicht angegeben
- 1926: Peter Nansen: Judiths Ehe. Drama in drei Akten – Regie: Nicht angegeben
- 1926: Friedrich Hebbel: Gyges und sein Ring. Drama – Regie: Nicht angegeben
- 1926: Friedrich Schiller: Die Braut von Messina. Ein Trauerspiel mit Chören – Regie und Sprecher: Hermann Kner
- 1926: Georg Kaiser: Gas. Schauspiel in fünf Akten – Regie: Alfred Braun
- 1927: August Strindberg: Gespenstersonate – Kommentar und Regie: Hans Flesch
- 1927: Georg Büchner: Dantons Tod – Regie: Alfred Braun
Literatur
- Michael Eckardt (Hrsg.): Leontine Sagan. Licht und Schatten. Schauspielerin und Regisseurin auf vier Kontinenten. Hentrich & Hentrich, Berlin 2010, ISBN 978-3-941450-12-7.
zur Biografie darin insbesondere S. 334–347. - Michael Eckardt: Leontine Sagans Filmdebüt "Mädchen in Uniform" im Urteil der südafrikanischen Presse; Acta Germanica 45(2017), 90-104, ISSN 0065-1273.
- Kay Weniger: 'Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …'. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. S. 434 f., ACABUS-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8
- Sagan, Leontine, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. München : Saur, 1983, S. 1009
Weblinks
- Leontine Sagan in der Internet Movie Database (englisch)
- www.lespress.de Christa Winsloe und die Mädchen in Uniform
- www.nthuleen.com Mädchen in Uniform: Traditions and Innovative Strategies in an Early Women’s Film (engl.)
- www.deutsches-filminstitut.de Schule im Film. Mädchen in Uniform
- Selbständig, nüchtern und religiös zerrissen – Über Leontine Sagans Leben und ihre Autobiographie Licht und Schatten, Deutschlandradio Kultur vom 19. August 2010