Lahnradweg
Der Lahnradweg (bis 2020 Lahntalradweg) ist 245 Kilometer lang und führt von der Lahnquelle am Lahnkopf bei Netphen im Siegerland bis zur Mündung der Lahn in den Rhein in Lahnstein. Sein Verlauf ist im Bereich zwischen Biedenkopf-Wallau und Cölbe identisch mit dem Hessischen Radfernweg R2. Zwischen Gießen und Limburg ist der Verlauf identisch mit dem Hessischen Radfernweg R7.
Lahnradweg | |
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Gesamtlänge | 245 km |
Lage | Nordrhein-Westfalen Hessen Rheinland-Pfalz |
Startpunkt | Lahnkopf ⊙ |
Zielpunkt | Lahnstein ⊙ |
Bodenbelag | überwiegend asphaltiert[1] |
Schwierigkeit | leicht – mittel[2] |
Verkehrsaufkommen | eigener Radweg[1] |
Anschluss an | Aartal-Radweg, Ederauenradweg, R2, R7, R8, Lahn-Eder-Radweg, Deutscher Limes-Radweg, Dilltalradweg, Moselradweg, Lumda-Wieseck Radwanderweg, Rheinradweg (EV15), Salzböderadweg, Seenradweg, Siegtal-Radweg, Weiltalweg |
ADFC-Zertifizierung | 4 von 5 Sternen[3] |
Webadresse | tourenplaner-rheinland-pfalz.de |
Der Lahnradweg ist vollständig beschildert. Die Beschilderung wurde zu einem großen Teil im Jahr 2002 erneuert und wird im hessischen Abschnitt von der Servicestelle Hessische Radfernwege gepflegt.
Im Jahr 2008 wurde der Lahnradweg zum ersten Mal mit vier von fünf möglichen Sternen vom ADFC als Qualitätsroute ausgezeichnet.[4] 2017 wurde der Radweg zum wiederholten Mal ausgezeichnet.[5]
Streckenverlauf
Die Entfernungs- und Höhenangaben sind dem Radroutenplaner Hessen[6] entnommen.
Lahnquelle–Marburg
(Lahnkopf–Bad Laasphe–Biedenkopf–Dautphetal–Lahntal–Marburg
68 km; 245 Höhenmeter Steigungen; 673 Höhenmeter Gefälle.)
Der Weg beginnt unterhalb des Lahnkopfes (624,9 m ü. NN) auf 612 m ü. NN. Er ist gut beschildert und führt auf einem Schotterweg bergab. Nach etwa drei Kilometern ist der Weg bis hinter der Ortschaft Glashütte asphaltiert. Zwischen Feudingen und Bad Laasphe ist der Weg bis auf einige kurze Abschnitte geschottert. In Bad Laasphe wird der Lahnradweg teilweise entlang der Bundesstraße 62 geführt. Ab Biedenkopf-Wallau verläuft er wieder über asphaltierte Feldwege. Die Kernstadt Biedenkopf wird nur südlich berührt. Zwischen Biedenkopf und Cölbe führt der Lahnradweg meist im Bereich der Lahnauen oder der Bahnstrecke. Der Ort Cölbe muss zwar durchfahren werden, allerdings wurde neben der Hauptstraße ein Radweg angelegt. Die Stadt Marburg kann größtenteils direkt an der Lahn entlang, unterhalb der B3, durchfahren werden, Querungen über den Fluss sind durch mehrere Brücken in der Stadt möglich.
Marburg–Wetzlar
(Marburg–Weimar (Lahn)–Fronhausen–Lollar–Wettenberg–Gießen–Heuchelheim–Lahnau–Wetzlar
54 km; 229 Höhenmeter Steigungen; 258 Höhenmeter Gefälle)
In Niederweimar führt der Lahnradweg direkt an einem großen Badesee, dem Weimarer See, vorbei. Von Niederweimar bis kurz vor Lollar verläuft die Route überwiegend durch Wiesen und Felder, streift jedoch auch die Haltepunkte der Main-Weser-Bahn, oder wird etwa in Bellnhausen bei Fronhausen durch die verkehrsberuhigten Ortskerne geführt, die bis in die 90er Jahre hinein von der ebenfalls parallel verlaufenden Bundesstraße 3 verlärmt waren.
Die Strecke von Fronhausen bis Gießen ist noch einmal idyllisch. Man passiert Odenhausen, Ruttershausen (mit kleinem Dorfladen und Café) und Wissmar mit seinem Holztechnikmuseum.
Die Durchfahrt von Gießen erfolgt ausschließlich rechts der Lahn, somit wird die Kernstadt nicht durchfahren.
Bei Dutenhofen wird wiederum ein großer Badesee, der Dutenhofener See, in einiger Entfernung passiert. Die Route führt seit der Verbesserung im Jahr 2002/2003 durch Heuchelheim. Der Lahnradweg bleibt bis Wetzlar auf der rechten Flussseite. Kurz vor Wetzlar wird die Autobahn 45 (Sauerlandlinie) unterquert.
Wetzlar–Limburg
(Wetzlar–Solms–Braunfels–Leun–Löhnberg–Weilburg–Weinbach–Villmar–Runkel–Limburg an der Lahn
67 km; 357 Höhenmeter Steigungen; 398 Höhenmeter Gefälle)
Zwischen Wetzlar und Stockhausen verläuft der Lahnradweg parallel zur Schnellstraße B49, die autobahnähnlich ausgebaut ist. Auf dem Weg von Löhnberg über Weilburg, Limburg und Diez bis Balduinstein erwartet Radfahrer und Wanderer eine der schönsten Landschaften mit größtenteils absoluter Ruhe zum Entspannen.
Hinter Weilburg endet links der Weiltalweg, der vom Großen Feldberg im Taunus kommt. Um den Weiltalweg zu erkunden, muss man erst ein kleines Stück Straße in das Tal hineinfahren, dann geht es auf die ehemalige Weiltalbahn-Strecke nach Weilmünster. Ab hier finden nun erstmals nur die Lahn, die Bahnstrecke und der Radweg im engen Tal Platz.
Beim Lahnradweg wurde das Teilstück zwischen Aumenau und Villmar seit 30. Juni 2006 vollständig angelegt. Die bisherige steigungsreiche Strecke, die nicht an der Lahn entlangführte, ist somit entfallen.
Bei der Einmündung des Dörsbaches existiert ein Anschluss an die Streuobstroute im Nassauer Land. In Kerkerbach endet der Kerkerbachradweg. Er verläuft in der Nachbarschaft der ehemaligen Kleinbahn.
In Dietkirchen zweigt der Hessische Radfernweg R8 nach Bad Camberg und Idstein ab, in Limburg zweigt er in Richtung Elz und Dillenburg ab.
Limburg–Mündung in Lahnstein
(Limburg an der Lahn–Diez–Nassau–Bad Ems–Lahnstein
61,5 km; 674 Höhenmeter Steigungen; 719 Höhenmeter Gefälle)
In Diez mündet der Aartal-Radweg ein. Hinter Diez gelangt man in den schönsten Teil des Lahntals, fernab des Straßenverkehrs.
Ein Teilstück des Radwegs entfernt sich zwischen Balduinstein und Laurenburg in einem Bogen mit steiler Auf- und Abfahrt bei 200 Höhenmetern über Holzappel von der Lahn. Um die Steigung zu umgehen, empfiehlt es sich, die Regionalbahn zu benutzen, der VRM-Tarif ermöglicht die kostenlose Fahrradmitnahme. Alternativ kann ohne Steigung der unbefestigte Leinpfad entlang des rechten Lahnufers genutzt werden (nur für geländegängige Fahrräder). Diese Streckenführung durch das Tal ist jedoch bisher nur provisorisch ausgebaut und aus Naturschutzgründen umstritten.[Anm 1]
Ab Laurenburg verläuft der Lahnradweg zweieinhalb Kilometer neben der Bundesstraße, anschließend geht es unten entlang des Flusses weiter abgeschirmt vom Lärm der Bundesstraße. Im Abschnitt Obernhof-Nassau ist ein 400 Meter langer Aufstieg mit 14 Prozent Steigung bis zum Kloster Arnstein zu meistern. Von Nassau über Bad Ems nach Lahnstein folgen keine weiteren Steigungen.
Landschaft
Das obere Lahntal gehört zum Naturraum Rheinisches Schiefergebirge und zählt zu den reizvollsten Landschaften Hessens. Oberes und Unteres Lahntal bilden weitgehend die natürliche Begrenzung des Naturschutzgebiets Lahn-Dill. Über verschiedene Rad- und Wanderwege (zum Beispiel der Mühlen- oder der Ubbelohderadweg in der Gemeinde Lahntal) wird eine attraktive Verbindung zum Burgwald, einem der waldreichsten Gebiete Deutschlands, geschaffen.
Tief eingeschnittene Täler und steile Kuppen prägen die Ausläufer des Rothaargebirges und des Gladenbacher Berglandes im Westen von Marburg. Vom 498 Meter hohen Rimberg zwischen Dautphetal-Damshausen und Lahntal-Caldern eröffnet sich ein großartiger Ausblick sowohl auf das Bergland im Westen, zu dem auch der Schelder Wald gehört, wie auf die Buntsandsteinlandschaften, die sich zum Beispiel mit dem Marburger Rücken im Osten anschließen. Der Maler Otto Ubbelohde ließ sich von der Vielfalt dieser Landschaft inspirieren und in zahlreichen seiner Zeichnungen erkennt man Teile davon wieder.
Sehenswürdigkeiten
Am Lahnradweg finden sich viele alte Kloster- und Burganlagen, Kirchen und Heimatmuseen sowie landschaftliche Sehenswürdigkeiten.
Zu nennen sind beispielsweise die sogenannten Wichtelhäuser, eine mächtige Felsgruppe am Wollenberg in Brungershausen. Ein ausgeschilderter Wanderweg führt direkt zu dieser Felsformation.
Marburg bietet nicht nur eine lebendige Altstadt, sondern mit dem Landgrafenschloss und der ältesten hochgotischen Kirche Deutschlands, der Elisabethkirche, imposante historische Sehenswürdigkeiten.
Südlich der Universitätsstadt ist das Lahntal mit reizvollen alten Bauerndörfern ausgestattet.
Schloss Friedelhausen mit Hofgut, Burg Staufenberg, sowie das Hessische Holz + Technikmuseum.
Etwas nördlich von Gießen befindet sich die Badenburg. In Gießen (Nähe Bahnhof) ist besonders für Kinder das Mathematikum, das erste Mitmachmuseum, einen kleinen Abstecher wert.
Die Goethe- und Optikstadt Wetzlar mit ihrem Dom, den zahlreichen Museen, einem sehenswerten Optikparcours quer durch die Stadt, sowie der malerischen Altstadt bildet einen weiteren Höhepunkt.
In kurzem Abstand folgen Kloster Altenberg in Solms und das Schloss Braunfels, eingebettet in die Fachwerk-Altstadt.
Weilburg mit seiner barocken Schlossanlage, Altstadt und dem einmaligen Schifffahrtstunnel.
Im weiteren Verlauf sehenswert ist der Limburger Dom, der oberhalb der Altstadt von Limburg an der Lahn neben der Burg Limburg thront. Der Bau gilt heute als eine der vollendetsten Schöpfungen spätromanischer Baukunst mit Elementen der Frühgotik.
Bahnverbindungen
Der quellnächste Bahnhof ist Feudingen, etwa zehn Kilometer unterhalb der Lahnquelle. Er liegt an der Bahnstrecke Marburg–Erndtebrück. Die bequemste Anreise zur Lahnquelle ist der Bahnhof Lützel an der Bahnstrecke Siegen–Kreuztal–Erndtebrück. Von dort sind es zwölf Kilometer auf dem Kamm des Rothaargebirges (durchgängig asphaltiert). Auf allen Strecken ist nur ein Personenfahrschein zu lösen, die Fahrradmitnahme ist unterschiedlich geregelt und kostet etwa fünf Euro, bei Nutzung des Hessentickets ist sie kostenlos. Fast alle Züge haben Fahrradabteile. Zu bestimmten Zeiten werden zusätzliche Fahrradzüge eingesetzt. In der Hochsaison stoßen die Kapazitäten manchmal an ihre Grenzen.
- Obere Lahntalbahn: Erndtebrück–Biedenkopf–Marburg
- Main-Weser-Bahn: Frankfurt a. M.–Gießen–Marburg–Kassel
- Lahntalbahn: Gießen–Wetzlar–Koblenz
Hochwasser und Bauarbeiten
Naturgemäß ist die nahe Umgebung von Flüssen zeitweise von Hochwasser betroffen, die durchgehende Befahrbarkeit des Lahnradwegs ist dann eingeschränkt.
Bei Bauarbeiten werden auch Umleitungen ausgeschildert, manchmal auch wichtige Zubringerstrecken wie bei der Sperrung der zentralen Lahnbrücke in Marburg-Weidenhausen im Frühjahr und Sommer 2018.[7]
Galerie
- Wegweisung an der Wolfgang-Abendroth-Brücke in Marburg (Winter 2017)
- Beginn des Radweges in Lahnhof
- Zwischen Cölbe und Biedenkopf in Richtung Biedenkopf
- Weilburg:
Steinerne Lahnbrücke mit Schloss links oben
Literatur
- bikeline Radtourenbuch Lahntal-Radweg – Von der Quelle zum Rhein. 1:50:000. 15. überarbeitete Auflage. Verlag Esterbauer, 2021, ISBN 978-3-85000-984-3
- Uwe und Christiane Ziebold: Lahntalradweg. Bruckmann-Verlag, München 2010, ISBN 978-3-7654-5196-6
- Radwanderkarte Lahntal-Radweg, 1:50.000. Publicpress-Verlag, ISBN 978-3-89920-301-1
- Lahntalradweg – 19 Tagesetappen mit Karten 1:75.000. Verlag Bruckmann, 2010, ISBN 978-3-7654-5196-6
- Lahntalradweg. Vom Rothaargebirge nach Rheinland-Pfalz. ADFC-Kompaktspiralo. BVA Bielefelder Verlag, 2013, ISBN 978-3-87073-585-2
Weblinks
- Radreise-Wiki Lahn Wegbeschreibung mit Entfernungsangaben
- Lahnradweg bei Lahntal Tourismus Verband e. V.
- Lahntalradweg In: Radroutenplaner Hessen
Anmerkungen
- Der Ausbau des Abschnitts Geilnau-Laurenburg und damit der lange geforderte Lückenschluss direkt am Flusslauf soll seitens der Wirtschaftsförderung mit einem Betrag von bis zu einer Million Euro gefördert werden. Gegen die Planfeststellung vom Dez. 2009 hat der BUND Klage erhoben. Die Planfeststellung wurde von Verwaltungsgericht und am 9. April 2011 vom Oberverwaltungsgericht (Aktenz.: 1 A 11088/10.OVG) Koblenz aufgehoben: OVG Rheinland-Pfalz. Im Februar 2011 hat sich die Bürgerinitiative Pro Lückenschluss Lahntalradweg gegründet. Ihr Ziel ist es, die letzte Lücke im Lahnradweg zwischen Laurenburg und Geilnau zu schließen. Durch freiwillige Helfer wurde der alte Leinpfad bereits provisorisch nutzbar gemacht: Bürgerinitiative Pro Lückenschluss Lahntalradweg.
Einzelnachweise
- Die Lahn macht Laune auf adfc-radtourismus.de, abgerufen am 26. März 2018
- Lahntalradweg (Memento vom 26. März 2018 im Internet Archive), auf adfc-tourenportal.de, abgerufen am 26. März 2018
- ADFC-Qualitätsradrouten mit 4 Sternen (Memento vom 25. August 2018 im Internet Archive), auf adfc.de, abgerufen am 25. März 2018
- Die ADFC-Radreiseanalyse 2009 (Memento vom 11. August 2018 im Internet Archive) auf adfc.de, abgerufen am 26. März 2018
- Lahntalradweg erhält vier Sterne auf siegener-zeitung.de vom 20. März 2017, abgerufen am 26. März 2018.
- Lahntalradweg In: Radroutenplaner Hessen. Abgerufen im Oktober 2018
- Sperrung der Weidenhäuser Brücke − Auf Umwegen zum Ziel (Memento vom 27. Februar 2018 im Internet Archive), Oberhessische Presse, 25. Februar 2018.