Wißmar

Wißmar i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Wettenberg i​m mittelhessischen Landkreis Gießen. Der Ort h​at ca. 5150 Einwohner u​nd liegt e​twa 7 km nördlich d​er Stadt Gießen.

Wißmar
Gemeinde Wettenberg
Höhe: 184 m ü. NHN
Fläche: 14,12 km²[1]
Einwohner: 5159 (31. Dez. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 365 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Eingemeindet nach: Lahn
Postleitzahl: 35435
Vorwahl: 06406
Wißmar aus westlicher Richtung. Im Hintergrund v.l.n.r das Lahntal flussaufwärts, der Ort Lollar und der Lollarer Kopf
Wißmar aus westlicher Richtung. Im Hintergrund v.l.n.r das Lahntal flussaufwärts, der Ort Lollar und der Lollarer Kopf
Die Langgasse von der Bahnhofstraße

Geographie

Wißmar l​iegt am östlichen Rand d​es Gleiberger Landes u​nd westlich d​er Lahn. Im Nordwesten d​es Ortsteils beginnt d​er Krofdorfer Forst, e​inem Teil d​es Naturraums Krofdorf-Königsberger Forst.

Geschichte

Im Lorscher Codex w​urde Wißmar 774 (oder 779) i​n Urkunde 3121 bzw. 3696b erstmals urkundlich erwähnt.[3]

Am 1. Januar 1977 w​urde die b​is dahin eigenständige Gemeinde i​m Zuge d​er hessischen Gebietsreform k​raft Landesgesetz e​in Teil d​es Stadtbezirks Wettenberg d​er neugegründeten Stadt Lahn.[4] Bei d​eren Auflösung infolge heftiger Proteste d​er Bevölkerung w​urde Wettenberg a​m 1. August 1979 z​ur eigenständigen Gemeinde i​m Landkreis Gießen.[5]

Historische Namensformen

In erhaltenen Urkunden w​urde Wißmar u​nter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern d​as Jahr d​er Erwähnung):[6]

  • Widmar – „in Widmare marca“, „in der Gemarkung Wißmar“ – (774 oder 779).[3]
  • Wisemare, de (788/789) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3709d, S. 200]
  • Wisemare marca, in (788/789) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3709d, S. 200]
  • Wisumera (780–802) [Kopiar um 1160, Codex Eberhardi 1 154 va und rb]
  • Wisomaren, in (780–802) [Kopiar um 1160, Codex Eberhardi 1 154 va und rb, S. 266, = Dronke, Traditiones, S. 35 Capitulum 6, Nr. 23 und 25 = Urkundenbuch des Klosters Fulda 1, Nr. 420 und 422]

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Wißmar lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[6][7]

Einwohnerentwicklung

 Quelle: Historisches Ortslexikon[6]

 1834:150 Häuser
Wißmar: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1970
Jahr  Einwohner
1834
 
728
1840
 
744
1846
 
803
1852
 
837
1858
 
879
1864
 
872
1871
 
874
1875
 
963
1885
 
1.047
1895
 
1.188
1905
 
1.433
1910
 
1.592
1925
 
1.693
1939
 
2.077
1946
 
2.674
1950
 
2.867
1956
 
3.043
1961
 
3.257
1967
 
3.601
1970
 
3.741
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [6]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[6]

 1834:728 evangelische Einwohner
 1961:2524 evangelische (= 77,49 %), 657 katholische (= 20,17 %) Einwohner

Kirchen

Kirchen in Wißmar
evangelische Pfarrkirche
Kath. St. Raphaelkirche


Die Evangelische Pfarrkirche in der Ortsmitte wurde 1827–1830 an Stelle der baufällig gewordenen gotischen Dorfkirche nach den Plänen und unter Leitung des preußischen Architekten Friedrich Louis Simon errichtet. Das spät-klassizistische Gebäude ist als Querkirche konzipiert, d. h. der Altar steht an der Längsseite, quer zum Kirchenschiff. Die Fassade ist klar und zurückhaltend durch hohe Rundbogenfenster und horizontale Gesimsbänder strukturiert, die Hauptseite im Osten wird durch einen Mittelrisalit betont.

Der Turm wurde ursprünglich kürzer und mit einem flachen, abgestumpften Dach erbaut; 1863/64 wurde er um eine achteckige Turmpyramide mit verschiefertem Fachwerkaufsatz ergänzt. Der Innenraum der Kirche ist zweigeschossig mit einer umlaufenden Empore, die von 20 hölzernen tuskanischen Säulen getragen wird. Die Kassettendecke ist nach antikem Vorbild mit goldenen Sternen auf blauem Grund verziert. Den Höhepunkt des Raumes bildet die Kanzel auf der Westseite der Empore gegenüber der Orgel.

Im Jahr 1992/93 w​urde der Innenraum d​er Kirche aufwändig restauriert.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Hessisches Holz + Technikmuseum an der Lahn

Bauwerke

  • Das Hessische Holz + Technikmuseum bietet Informationen rund um das Thema Holz und Holzverarbeitung und orientiert sich in seiner Gestaltung an der ehemaligen Wißmarer Zimmerei Kurt und Otto Winter. Zahlreiche Gerätschaften aus der Zimmerei sind im Museum zu besichtigen und werden zu besonderen Anlässen vorgeführt.[8]

Naturräume

  • Erholungsgebiet Wißmarer See mit seinem Dauercampingplatz und Minigolfanlage.[9]
  • Nördlich des Ortes liegt die kleine Siedlung Erlental mit einer Gaststätte, die an Wochenenden gerne von Spaziergängern und Radfahrern angesteuert wird. Dort beginnt ein Waldgebiet mit Fischteichen, das zum Wandern und Radfahren einlädt.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Jedes Jahr am zweiten August-Wochenende die Wißmarer Kirmes
  • Am Himmelfahrtstag der jährliche Krämer- und Märchenmarkt

Wirtschaft und Infrastruktur

Wißmar i​st eine a​us einem älteren Ortskern u​nd einem Neubaugebiet bestehende Wohngemeinde; ergänzt d​urch ein kleines Gewerbegebiet südlich d​es Ortes Richtung Gießen.

Literatur

  • Dehio: Hessen. München 1982, S. 341f.
  • Christian Kaufmann: Eine Bühne für das Wort: Die evangelische Kirche in Wißmar. In: Die Geschichte eines Dorfes an der Lahn. Wißmar 778 – 2003, hrg. von Günter Hans, 2003. ISBN 3-9808830-2-7
  • Literatur über Wißmar In: Hessische Bibliographie[10]
Commons: Wißmar (Wettenberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Zahlen und Daten“ im Internetauftritt der Gemeinde Wettenberg
  2. Giessener Anzeiger – Wettenberg wächst weiter. In: giessener-anzeiger.de. Abgerufen am 7. September 2021.
  3. Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 5), Urkunde 3121, 31. Juli 774 (oder 779) – Reg. 1488. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 92, abgerufen am 11. Mai 2019.
  4. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 346.
  6. Wißmar, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  8. Hessisches Holztechnikmuseum www.holztechnikmuseum.de
  9. Erholungsgebiet Wißmarer See
  10.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.