Lachen
Lachen ist eines der wichtigsten angeborenen emotionalen Ausdrucksverhalten des Menschen, das nicht nur, aber vor allem in der Gemeinschaft mit Mitmenschen seine Wirkung entfaltet. Das Lachen ist durch typische Lautäußerungen und eine stoßartige Ausatmung gekennzeichnet und unterscheidet sich dadurch deutlich vom bloßen Lächeln (beim Lächeln oder Schmunzeln verändert sich nur der Gesichtsausdruck). Lachen ist
- eine Reaktion eines Menschen auf komische oder erheiternde Situationen,
- eine Entlastungsreaktion nach überwundenen Gefahren,
- eine Methode zur Abwendung drohender sozialer Konflikte und zur Festigung sozialer Beziehungen,
- ein Abwehrmechanismus gegen spontane Angstzustände.
Der Wissenschaftszweig, der sich mit dem Lachen beschäftigt, ist die Gelotologie (von altgriechisch γέλως gélōs, deutsch ‚Lachen‘). Das Wort lachen (mhd. lachen, ahd. hlahhan, lahhan) entstand durch Lautmalerei.[1]
Auch bei einigen Tierarten ist Lachen oder ein dem menschlichen Lachen ähnliches Verhalten bekannt.
Sozialbedeutung
Im menschlichen Miteinander wird das Lachen als Ausdruck für Sympathie und gegenseitiges Einverständnis verstanden und entfaltet dadurch eine besänftigende, konfliktbegrenzende Wirkung, die dem Zusammenleben in Gruppen förderlich ist. Unbewiesen, aber nicht unwahrscheinlich ist die Einschätzung mancher Forscher, das Lachen sei eine der grundlegenden Kommunikationsformen des Menschen, die menschheitsgeschichtlich der Entwicklung von Sprache deutlich vorausgehe. Als Beleg hierfür dient der Umstand, dass das Lachen in einer Gehirnregion ausgelöst und gesteuert wird, die deutlich älter ist als das Sprachzentrum.
Konrad Lorenz deutete 1963 in seinem Buch Das sogenannte Böse das Lachen ursprünglich als Drohgebärde, entstanden aus dem Zähnefletschen.[2][3] Es zeige, dass jemand ein gesundes Gebiss hat, demonstriere also Kraft. Innerhalb einer Gruppe aber hatte und hat es etwas Verbindendes: Sich untereinander die Zähne zu zeigen, heißt, Teil einer starken Gemeinschaft und ein gleichberechtigter Partner innerhalb der Gruppe zu sein.[4] Meist ist Lachen fröhlich. Lachen kann auch bei eigentlich bösartigen Situationen auftreten (sarkastisches Lachen).
Gelächter ist lautes Lachen, meist in Gesellschaft. In einer heiteren Gruppe gewinnt das Lachen eine hohe Eigendynamik. Aus sozialpsychologischer Sicht ist exzessives, enthemmtes Lachen geradezu ein Sieg des Körpers über die Macht des sonst dominierenden Verstandes.
Lachen als Reflex
Das Lachen ist gewöhnlich ein unwillkürlicher Akt, bei dem ein durch die Empfindungsnerven dem Gehirn überlieferter Reiz dadurch ausgeglichen wird, dass er auf die Nervenursprünge der beim Lachen in Kontraktion versetzten Muskeln übertragen wird. Demnach ist das Lachen eine sogenannte Reflexbewegung und hat damit – wie auch andere Reflexbewegungen – die Eigentümlichkeit, dass es am vollkommensten stattfindet, wenn unsere Aufmerksamkeit von unserem Körper abgewendet ist. Das Lachen kann aber durch Selbstbeherrschung bis zu einem gewissen Grad zurückgehalten werden.
Das Lachen wird auch durch gewisse Gefühlseindrücke (wie beispielsweise beim Kitzeln) hervorgerufen und dient gewissermaßen als Mittel zum Ausgleich des durch jene Eindrücke verursachten Reizes. Die Reflexbewegung des Lachens kann leicht zu einer Art von Krampf ausarten, dem Lachkrampf.
Lachen als „Waffe“
Komplementär zur Stärkung des Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühls innerhalb der eigenen Gruppe kann das Lachen auch gegenteilige Wirkung bei denen entfalten, die nicht zur Gruppe gehören. Diese können leicht zu denjenigen werden, über die und auf deren Kosten gelacht wird (zum Beispiel als Opfer von hämischem, geringschätzigem „Auslachen“). Das Lachen kann aus der Sicht des Verlachten in völliger Umkehr seiner heiteren Natur zu einer demütigenden, ehrverletzenden Waffe werden. Allerdings kann auch in derartigen Situationen das Lachen eine insgesamt positive Wirkung entfalten, sofern es gelingt, durch Lachen eine konfliktträchtige Situation zu entschärfen, ohne den Verlachten allzu sehr in seiner Ehre zu kränken.
Diese Wirkung geht auf einen wichtigen anarchischen Grundzug des Lachens zurück, der in der Infragestellung von Autoritäten aller Art beruht: Im Lachen wird jeder Anspruch auf Respekt und Ehrbezeugung grundsätzlich verneint. Personen und Institutionen, deren Status auf ebensolchen Ehrbezeigungen beruht, sind durch das Lachen daher prinzipiell bedroht und müssen im Interesse des eigenen Machterhalts danach streben, den Drang zur Heiterkeit in andere Kanäle und von sich weg zu leiten. Ein Beispiel für derartige Affektkanalisierungen ist die ritualisierte Verkehrung der Herrschaftsverhältnisse, die den historischen Kern vor allem der südeuropäischen (insbesondere italienischen) Karnevalsfeiern ausmacht und bewusst als Ritual geduldet wurde, um anschließend wieder in den normalen Alltag zurückkehren zu können. Das Motiv der Bekämpfung des Lachens durch Institutionen, die sich dadurch bedroht fühlen, erscheint auch in der Verfilmung von Umberto Ecos Roman Der Name der Rose, wo der Klosterbibliothekar lieber die Zerstörung seiner Bibliothek mit ihren Schätzen in Kauf nimmt, als dass er die darin aufbewahrte einzige erhaltene Kopie der Komödientheorie des Aristoteles der kirchlichen Kontrolle entzogen wissen will.
Physiologie
Das Lachen kann sehr verschieden ausgeprägt sein – von einem leisen, kaum auffälligen Kichern bis hin zu einem sehr lauten, enthemmten Gelächter, bei dem ein großer Teil des Körpers in Bewegung gerät. Lachen kann nur wenige Sekunden, aber auch viele Minuten lang andauern. Die nachfolgenden Angaben beschreiben ein deutlich ausgeprägtes Lachen.
Atmung und Stimme
Das Lachen ist eine besondere Atmungsbewegung, bei der die Ausatmung in mehreren schnell hintereinander folgenden Stößen ausgeführt wird. Die Einatmung geschieht dagegen meist in einem kontinuierlichen, beschleunigten und tiefen Zug. Der Atem geht insgesamt schneller.
Bei der Ausatmung werden die Stimmbänder in Schwingung versetzt und produzieren typische Lautäußerungen. Dabei handelt es sich um abgehackt ausgestoßene Silben in schneller Wiederholung, die meist „ha“ lauten („ha-ha-ha-ha-…“); aber auch andere Vokale sind möglich, zum Beispiel „he-he-he-he-…“ oder „hi-hi-hi-hi-…“.
Muskulatur und Bewegungen
Wenn ein Mensch lacht, werden in der Gesichtsregion und am ganzen Körper über 80 Muskeln betätigt. Das Zwerchfell bewegt sich rhythmisch. Die mimischen Gesichtsmuskeln werden angespannt, die Lachmuskulatur verbreitert die Mundspalte und zieht die Mundwinkel nach oben. Die Nasenlöcher weiten sich, die Augen verengen sich zu Schlitzen.[5]
Bei enthemmtem Lachen entstehen zusätzliche Körperbewegungen, die sich in Redensarten spiegeln, zum Beispiel „sich vor Lachen biegen“, „sich vor Lachen kringeln/kugeln“, „sich vor Lachen schütteln“. Oft wird der Kopf beim Lachen nach hinten gekippt, manchmal in Verbindung mit einem Zurückbeugen des ganzen Oberkörpers. Schultern, Arme und Hände geraten mehr oder weniger in Bewegung. Im Sitzen kann das Lachen vom sprichwörtlichen „Schenkelklopfen“ begleitet werden. Die Ausprägung der Körperbewegungen steht in Verbindung mit verschiedenen Arten des Lachens.[6]
Kreislauf
Beim Atmen wird der Puls beschleunigt und die Durchblutung angeregt.[5] Danach nimmt die zuvor gestiegene Herzfrequenz ab und der Blutdruck sinkt anhaltend.
Gehirn
Beim Lachen sind verschiedene Regionen des Gehirns aktiv. Ein unterer Bereich des Frontallappens ist dafür zuständig, humorvolle Situationen als solche zu erkennen. Eine Region im oberen Bereich des Stirnlappens, die zum motorischen Zentrum gehört und auch beim Sprechen aktiv wird, sorgt für die Anregung zum Mitlachen, wenn man Gelächter wahrnimmt. Außerdem ist das limbische System beteiligt, insbesondere das „Belohnungszentrum“ im Nucleus accumbens.[7]
Immunsystem und Hormone
Nach ein paar Lachanfällen sind im Blut mehr Abwehrstoffe als sonst erkennbar. So etwa die Killerzellen: Sie stürzen sich auf Viren, so wird man bei einer Erkältung schneller wieder gesund. Killerzellen können auch Tumor-, also Krebszellen, vernichten.
Auch Immunglobuline und verschiedene Zytokine werden gemessen. Immunglobuline sind Eiweißkörper und haben eine große Bedeutung in der körpereigenen Immunabwehr. Sie befinden sich im Mundraum, gelangen aus dem Blut in den Speichel – der auch zunimmt – und leisten dort Widerstand gegen Viren und Bakterien. Somit helfen sie zum Beispiel, Infektionen bei Verletzungen zu verhindern. Manche der Immunglobulin-Effekte halten nach dem Lachanfall stundenlang an. Stress und Traurigkeit senken dagegen die Anzahl der Immunglobuline. Auch Zytokine – Bestandteile der weißen Blutkörperchen – sind nach dem Lachen vermehrt auffindbar und für ähnliche Abwehrfunktionen verantwortlich.
Die Zahl der Stresshormone im Blut – Adrenalin und Cortisol – nimmt ab. Glückshormone, so genannte Endorphine, hingegen werden ausgeschieden, Entspannung setzt ein.
Lachtränen
Tränen werden in hochemotionalen Situationen und psychischen Ausnahmezuständen erzeugt. Auch bei heftigem Lachen kann die Tränendrüse aktiviert werden und ihre Flüssigkeit abgeben.[8]
Drogen
Einige Drogen können durch ihre enthemmende Wirkung das Lachen fördern. Bekannte Beispiele sind Ethanol (siehe Alkoholkonsum) und Cannabis.
Medizinische Aspekte
Positive Wirkungen
Lachen hat positive Wirkungen, was in der Redewendung „Lachen ist gesund“ zum Ausdruck kommt. Beim Lachen werden Herz-Kreislauf-System, Zwerchfell und Bauchmuskeln stark angeregt, was zu einer Art innerer Massage des Unterbauchbereichs führt. Durch die Ausschüttung von Hormonen wird das Immunsystem gestärkt und dadurch auch Krankheiten vorgebeugt.[9] Man nimmt zum Beispiel an, dass der Körper beim Lachen Endorphine aktiviert und dadurch euphorisierende Wirkungen auslöst.[10]
Sogar die Schmerzempfindung wird verringert. Studien der Gelotologie ergaben, dass Schmerzpatienten nach nur wenigen Minuten Lachen eine Erleichterung erfahren, die mehrere Stunden anhalten kann. Dies geschieht auch durch körpereigene entzündungshemmende Stoffe, die vermehrt produziert werden.
Lachen als Therapie
Durch Lachen kann man bei manchen Krankheiten den Heilungsprozess fördern. Hierbei macht man sich das mit dem Lachen verbundene gesteigerte Wohlbefinden zunutze, das zum Abbau von Stress und somit zu einer Verbesserung des Allgemeinzustands eines Patienten beiträgt. Speziell auf Kinderstationen werden gute Erfahrungen mit regelmäßigen Auftritten von Klinikclowns gemacht. Die Idee des Lachyoga beruht auf der wohltuenden Wirkung des Lachens.[10][11]
Mögliche Nebenwirkungen
Neben den vielen positiven Effekten kann Lachen unter besonderen Umständen negative Effekte auf den Körper haben.[12] Bei Störungen mit unkontrollierbaren Lachanfällen ist Vorsicht geboten.
Die mit heftigem Lachen verbundene körperliche Anstrengung kann bei Personen, die sonst wenig lachen, zu Schmerzen und Muskelkater in den beanspruchten Muskelbereichen führen. Bei heftigem Lachen kann es zu Stressinkontinenz, Hernien und Blutergüssen (Hämatom) im geraden Bauchmuskel kommen. Lachen kann auch Kopfschmerzen, eine plötzliche Bewusstlosigkeit (Synkope) und plötzliche Muskelschwäche (Kataplexie) auslösen. In der Lunge kann es im Extremfall zu einem Pneumothorax oder einem interlobulären Emphysem kommen. Beim Lachen während des Essens besteht die Gefahr, sich zu verschlucken (Aspiration).
Vereinzelt wurden Todesfälle im Zusammenhang mit Lachen berichtet (siehe Tod durch Lachen).[10]
Als zwanghaftes Lachen oder als Lachkrampf kann das Lachen außerdem im Zusammenhang mit psychischen Störungen oder nervösen Erkrankungen stehen. Bei einer Tetanus-Erkrankung oder einer Strychnin-Vergiftung kann es zum Risus sardonicus kommen, einer pathologischen Kontraktion der mimischen Muskulatur.
Religion
Im antiken Griechenland war Lachen ein zentrales Medium religiösen Ausdrucks und ein Charakteristikum der Welt der Götter. So gab es mit altgriechisch Γέλος (Gelos) einen eigenen Gott für das Lachen, bisweilen war auch Dionysos, der Gott des Weines, für das Lachen zuständig. In mehreren religiösen Ritualen und Mysterien spielten komische Elemente eine wichtige Rolle. Die ursprünglich religiösen Tragödienaufführungen waren stets auch von Satyrspielen begleitet. Im Kultmythos der Mysterien von Eleusis bricht die um die Entführung ihrer Tochter trauernde Demeter ihr Fasten, als sie durch einen obszönen Scherz der Baubo zum Lachen gebracht wurde. Überhaupt wurde das Gelächter, das religiöse Feste wie den Komos des Dionysos oder die Thesmophorien der Demeter begleitete, durch Zoten und unanständige Scherze provoziert.[13]
Im Christentum war das Lachen dagegen lange verpönt. In der Bibel gibt es keine positiven Erwähnungen des Lachens. Gott lacht über die Torheit der Menschen (Ps 2,4 , Ps 59,5 ), Sara und Abraham lachen über die Verheißung, sie würden in ihrem hohen Alter noch ein Kind bekommen – ihr Lachen ist Ausdruck ihres Unglaubens (Gen 17–18 ). Im Neuen Testament verheißt Jesus von Nazareth in einer der Seligpreisungen der Feldrede den aktuell Weinenden, sie würden lachen, droht aber gleichzeitig denen, die jetzt lachen, an, sie würden weinen (Lk 6,21, 25 ).[14] Der Heilige Johannes Chrysostomos (347–407) behauptete deshalb, Jesus habe nie gelacht.[15] Im Lentulus-Brief, einer Geschichtsfälschung aus der Zeit der Renaissance, die vorgibt, das authentische Zeugnis eines heidnischen Zeitgenossen Jesu zu sein, heißt es, niemand habe ihn je lachen sehen. In verschiedenen Mönchsregeln gab es ein Lachverbot.[16] Zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert herrschte eine abwertende Beurteilung des Lachens vor. Im Gegensatz dazu wurde die kathartische Rolle des Weinens als wichtig angesehen.[17] Die mittelalterliche Humorlosigkeit setzte sich im frühneuzeitlichen Protestantismus fort. So entschied ein Gutachten der theologischen Fakultät der Universität Wittenberg im Jahr 1658, dass Fazetien und Scherzworte „nicht haben die Gnade und Krafft, jemand zu bekehren, oder in dem Glauben zu stercken und zu erhalten […] Hingegen aber delectieren sie das Fleisch und machen die Einfalt göttlicher Weisheit verächtig [sic] und zur Thorheit.“ Der Rostocker Theologe Heinrich Müller (1631–1675) bekräftigte in seinem Himmlischen Liebeskuß das Verdikt des Chrisostomus: „Ein Christ soll nicht lachen, Jesus hat auch nicht gelacht.“[18]
In der Volkskultur hatte das Lachen dagegen durchaus seinen Platz, etwa in den um Weihnachten herum gefeierten Narrenfesten, beim Karneval oder beim Osterlachen, mit dem die Gemeinde auf Witze des Priesters in der Osterpredigt reagierte.[19] Gegen Ende des ersten Viertels des 12. Jahrhunderts gelang der Scholastik die Differenzierung zwischen gutem und verwerflichem Lachen. In diesem Zusammenhang kann auf die Schriften über das Lachen von Alexander von Hales, Thomas von Aquin und Albertus Magnus verwiesen werden.[20] Damit wurde der Weg für einen angemessenen Umgang mit dem Lachen erst frei. In der Zeit des Übergangs behalf sich beispielsweise der französische König Ludwig IX. damit, dass er freitags grundsätzlich nicht lachte.[21]
Im evangelikalen Christentum gibt es seit dem 20. Jahrhundert Versuche, das Bild eines lachenden Jesus zu etablieren. In der charismatischen Bewegung kommt es mitunter zu unstillbarem Gelächter im Gottesdienst, etwa als Folge des Torontosegens.[19]
Auch in anderen Religionen spielt das Lachen eine zentrale Rolle. Viele Religionen kennen komische Figuren wie die Trickster-Götter Loki und Anansi oder komische Heilige. Das Judentum hat eine starke und lebendige Tradition von Witzen und Scherzen. In der neureligiösen Osho-Bewegung gibt es eine so genannte dynamische Meditation, die Lachen und Herumspringen umfasst. Bhagwan Shree Rajneesh flocht in seine Lehrvorträge immer auch ausgiebige Scherze ein. Zen-Mönche brechen in schallendes Gelächter aus, der Dalai Lama Tenzin Gyatso ist nicht zuletzt wegen seines Humors auch im Westen beliebt. Dennoch ist die Haltung zum Lachen auch im Buddhismus ambivalent, wenn etwa streng geregelt wird, wie ein Buddha oder ein Mönch zu lachen habe.[22]
Philosophie und Kunst
Aristoteles war zu der Erkenntnis gekommen, dass die Fähigkeit zu Lachen den Menschen vom Tier unterscheidet.
Die klassische Kunst jedoch meidet das Lachen, wenn man vom archaischen Lächeln der kuroi in ihren Anfängen einmal absieht.
Die Bildende Kunst, sofern sie Dauer will, lehnt die Darstellung des Lachens aber nicht nur aus den erwähnten Glaubensgründen, sondern auch deshalb überwiegend ab, weil es sich dabei um einen nur transitorischen Gefühlsreflex handelt, der zudem auf einen Auslöser (Bild, Witz, komische Gestalt) verweist, der nicht mit abgebildet werden kann. Ein Maler, der das Lachen vor allem in der Porträtmalerei außerordentlich schätzte, war Frans Hals. Am seltensten ist das Lachen in der plastischen Kunst – wahrscheinlich wegen seiner Nähe zur Grimasse.[23]
Die dramatische Kunst der Komödie auf der Bühne oder als Film will Lachen beim Publikum erzeugen, wofür sie das Lachen ihrer Darsteller gern unterdrückt; Musterbeispiel hierfür ist The great stoneface Buster Keaton. Der Clown, aber auch der Kabarettist sind gut beraten, wenn sie über ihre Missgeschicke und Pointen nicht selber lachen; tun sie es, wollen sie sich vielfach damit selbst der Lächerlichkeit preisgeben.
Lachen bei Tieren
Menschenaffen können lachen, also außer dem Menschen auch Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans.[24]
Bei Ratten konnten Wissenschaftler mit Hilfe von technischen Geräten zum Kitzeln Töne aufnehmen und das Lachen bei diesen Tieren feststellen. Spezielle Geräte werden benötigt, weil die Kichertöne sehr hoch und somit für das menschliche Gehör nicht wahrnehmbar sind.[25]
Siehe auch
Literatur
Bücher
- Henri Bergson: Das Lachen. Übersetzt von Julius Frankenberger, Diederichs, Jena 1914.
- Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren. (deutsch, Kritische Ausgabe, Frankfurt a. M. 2000).
- Jacques Le Goff: Das Lachen im Mittelalter. Aus dem Französischen übersetzt von Jochen Grube. Mit einem Nachwort von Rolf Michael Schneider. 3. Aufl., Klett-Cotta, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-608-94274-3.
- Winfried Wilhelmy: Seliges Lächeln und höllisches Gelächter. Das Lachen in Kunst und Kultur des Mittelalters. Katalog zur Sonderausstellung im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum Mainz, 27. April – 16. September 2015, Schnell und Steiner, Regensburg 2012, ISBN 978-3-7954-2583-8.
- Ewald Hecker: Die Physiologie und Psychologie des Lachens und des Komischen. Ein Beitrag zur experimentellen Psychologie für Naturforscher, Philosophen und gebildete Laien. Berlin 1873.
- Helmuth Plessner: Lachen und Weinen. Eine Untersuchung der Grenzen menschlichen Verhaltens. In: Gesammelte Schriften, Bd. VII, 1941.
- Lenz Prütting: Homo ridens. Eine phänomenologische Studie über Wesen, Formen und Funktionen des Lachens. 1. Auflage in 3 Bänden. Verlag Karl Alber, Freiburg / München 2014, ISBN 978-3-495-48829-4 (4. Auflage als einbändige erweiterte Neuausgabe 2016).
- Friedemann Richert: Kleine Geistesgeschichte des Lachens. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009, ISBN 3-534-21620-2.
- Hans-Georg Moeller, Günter Wohlfart (Hrsg.): Laughter in Eastern and Western Philosophies. Verlag Karl Alber, Freiburg/München 2010, ISBN 978-3-495-48385-5.
Dissertationen
- Barbara Merziger: Das Lachen von Frauen im Gespräch über Shopping und Sexualität. Dissertation an der FU Berlin, Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, 2005 DNB 977032426 (online).
- Eckart Schörle: Die Verhöflichung des Lachens. Lachgeschichte im 18. Jahrhundert. Dissertation an der Universität Erfurt, 2005. Als Buch veröffentlicht bei Aisthesis, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89528-618-6 (Webseite des Verlags zum Buch).
- Susanne Schroeder: „Lachen ist gesund?“ – eine volkstümliche und medizinische Binsenwahrheit im Spiegel der Philosophie. Dissertation an der Freien Universität Berlin, Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, 2002, DNB 964802783 (online).
Weblinks
Einzelnachweise
- Herkunft von lachen duden.de
- Pit Wahl, Heiner Sasse, Ulrike Lehmkuhl: Freude – jenseits von Ach und Weh? Vandenhoeck & Ruprecht, 2011, ISBN 978-3-525-45009-3 (google.de [abgerufen am 11. April 2020]).
- Reiner W. Heckl: Das lachende Gehirn: Wie Lachen, Heiterkeit und Humor entstehen. Schattauer, 2019, ISBN 978-3-608-20428-5 (google.de [abgerufen am 11. April 2020]).
- Wohlfühlen. Südwest-Fernsehen: Mitschnitt eines Interviews mit Michael Titze
- Götz Bolten: Lachen: Ist Lachen gesund? In: planet-wissen.de. Westdeutscher Rundfunk, abgerufen am 12. Mai 2021.
- H. J. Griffin et al.: Laughter Type Recognition from Whole Body Motion. In: Proceedings – 2013 Humaine Association Conference on Affective Computing and Intelligent Interaction (ACII 2013), S. 349–355 (Abstract, PDF).
- Zum Lachen: Forscher entdecken Zentrum des Humors. spiegel.de, 28. November 2000.
- Frank Krieger: Warum kommen beim Lachen die Tränen? Westdeutscher Rundfunk, abgerufen am 12. Mai 2021.
- Susanne Schmid, Simone Lang: Lachen ist Medizin. In: apotheken.de. 19. Februar 2019, abgerufen am 12. Mai 2021.
- Ist Lachen die beste Medizin? Mitteldeutscher Rundfunk, abgerufen am 12. Mai 2021.
- Physiologie des Lachens: Nervenkitzel mit Takt und Muskelspiel. Bayerischer Rundfunk, 24. Februar 2020, abgerufen am 12. Mai 2021.
- R. E. Ferner, J. K. Aronson: Laughter and MIRTH (Methodical Investigation of Risibility, Therapeutic and Harmful): narrative synthesis. In: BMJ. 347, 2013, S. f7274–f7274, doi:10.1136/bmj.f7274.
- Ingvild Saelid Gilhus: Lachen/Gelächter. In: Christoph Auffarth, Jutta Bernard, Hubert Mohr (Hrsg.): Metzler-Lexikon Religion. Gegenwart – Alltag – Medien. Bd. 2, S. 308.
- Peter L. Berger: Erlösendes Lachen. Das Komische in der menschlichen Erfahrung. 2. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2014, ISBN 978-3-11-038670-7, S. 187 f.
- Ingvild Saelid Gilhus: Lachen/Gelächter. In: Christoph Auffarth, Jutta Bernard, Hubert Mohr (Hrsg.): Metzler-Lexikon Religion. Gegenwart – Alltag – Medien. Bd. 2, S. 308 f.
- Jacques Le Goff: Das Lachen im Mittelalter. S. 59.
- Jacques Le Goff: Das Lachen im Mittelalter. S. 64.
- Helmut Thielicke: Das Lachen der Heiligen und Narren. Nachdenkliches über Witz und Humor. Herder, Freiburg 1975, S. 64 f.
- Ingvild Saelid Gilhus: Lachen/Gelächter. In: Christoph Auffarth, Jutta Bernard, Hubert Mohr (Hrsg.): Metzler-Lexikon Religion. Gegenwart – Alltag – Medien. Bd. 2, S. 309 f.
- Jacques Le Goff: Das Lachen im Mittelalter. S. 19 ff.
- Jacques Le Goff: Das Lachen im Mittelalter.
- Ingvild Saelid Gilhus: Lachen/Gelächter. In: Christoph Auffarth, Jutta Bernard, Hubert Mohr (Hrsg.): Metzler-Lexikon Religion. Gegenwart – Alltag – Medien. Bd. 2, S. 308 ff.
- siehe hierzu Heike Ostarhild: Wenn Meisterwerke Zähne zeigen. Über das Lachen in der Kunst. Legat-Verlag, Tübingen 2002.
- M. Davila Ross, M.J. Owren, E. Zimmermann: The evolution of laughter in great apes and humans. In: Communicative & Integrative Biology, Band 3, Nr. 2, 2010, ISSN 1942-0889, S. 191–194.
- Sogar Ratten können lachen. Welt-Online, 3. April, 2005.