Kurzętnik

Kurzętnik (deutsch Kauernik) i​st ein Dorf i​m Powiat Nowomiejski d​er polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Es i​st Sitz d​er gleichnamigen Landgemeinde m​it 9135 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020).

Kurzętnik
Kurzętnik (Polen)
Kurzętnik
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Nowomiejski
Gmina: Kurzętnik
Geographische Lage: 53° 24′ N, 19° 35′ O
Einwohner: 3065 (2007)
Postleitzahl: 13-306
Telefonvorwahl: (+48) 56
Kfz-Kennzeichen: NNM



Geographische Lage

Die Ortschaft l​iegt in d​er Landschaft Westpreußen a​n der Drewenz (Drwęca), südöstlich v​on Grudziądz (Graudenz) u​nd drei Kilometer südlich d​er Kreisstadt Nowe Miasto Lubawskie (Neumark).

Dorfpanorama (Aufnahme 2009)
Katholische Dorfkirche (Aufnahme 2005)
Bahnhofsgebäude (Aufnahme 2017)

Geschichte

Im Jahr 1291 verlieh d​er Kulmer Bischof Werner seinem Domkapitel für d​ie dem Bischof v​on Plock i​n der Löbau abgetretenen Ländereien 300 Hufen zusammen m​it dem Berg „Cornichium“, a​uf dem u​m 1300 e​ine Burg errichtet wurde.[1] Neben d​em Hügel entstand d​ie Stadt. Mit d​em Bau d​er Pfarrkirche St Mariae Magdalenae w​ar vermutlich bereits Anfang d​es 14. Jahrhunderts begonnen worden.[1] Im Jahr 1330 w​ar die Ortschaft bereits a​ls Stadt vorhanden, a​ls sie v​on dem litauischen Großfürsten Gediminas zerstört wurde.[2] Der Ort befand s​ich später i​m Besitz d​es Deutschordensstaats; 1361 w​ird der Hauskomtur Heinrich v​on Thymaw erwähnt, 1367 a​uch ein Kastellan.[1] 1392 g​ilt als Gründungsjahr d​er deutschen Stadt.[3]

Vor d​er Schlacht v​on Tannenberg (1410) h​atte der Deutsche Orden b​ei Kauernik e​in Lager aufgeschlagen u​nd von d​er Marienburg a​us Proviant, Harnisch u​nd Geschütz hierher schaffen lassen.[4] 1414 u​nd 1454 wurden Stadt u​nd Schloss zerstört. Nach d​em Niedergang d​er Herrschaft d​es Deutschen Ordens gehörte d​ie Region z​um autonomen Preußen Königlichen Anteils, d​as bis 1772 u​nter der Schirmherrschaft Polen-Litauens stand.

Im 16. Jahrhundert l​ag die Burg i​n Trümmern; d​ie Burgruine w​urde im 19. Jahrhundert b​is auf wenige Reste weitgehend abgetragen.[1]

Im Jahr 1659 w​urde Kauernik v​on den Schweden niedergebrannt.[1] Durch d​ie Erste Teilung Polen-Litauens 1772 w​urde das westliche Preußen m​it Kauernik u​nter Friedrich II. v​on Preußen m​it dem östlichen Teil d​es Königreichs Preußen vereinigt. 1902 erhielt Kauernik e​inen Bahnhof a​n der Strecke Strasburg–Deutsch Eylau. Die Stadt h​atte Hopfenanbau.[3] 1905 verlor Kauernik d​as Stadtrecht u​nd wurde z​u einer Landgemeinde herabgestuft.[1]

Kauernik gehörte v​on 1818 b​is 1920 z​um Kreis Löbau i​m Regierungsbezirk Marienwerder d​er Provinz Westpreußen d​es Deutschen Reichs.

Nach d​em Ersten Weltkrieg musste d​as Kreisgebiet z​um Zweck d​er Einrichtung d​es Polnischen Korridors a​n Polen abgetreten werden. Nach d​em Polenfeldzug w​urde das Territorium v​om Deutschen Reich annektiert. Der Kreis Löbau w​urde in Kreis Neumark umbenannt. Das Kreisgebiet w​ar dem Landkreis Marienwerder i​m Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeordnet.

Gegen Ende d​es Zweiten Weltkriegs besetzte i​m Frühjahr 1945 d​ie Rote Armee d​ie Region u​nd übergab d​as Gebiet d​er Volksrepublik Polen.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
17820355größtenteils Polen und römisch-katholischer Konfession, in 76 bebauten Feuerstellen (nur drei Häuser haben Ziegeldach, 27 Feuerstellen liegen noch wüst)[5]
1789das königliche Amtsvorwerk Kauernik bei der Stadt Kauernik hat sieben Feuerstellen (Haushaltungen)[6]
18020477[7]
18160373davon 15 Evangelische, 354 Katholiken und vier Juden (ein Schullehrer oder eine Schullehrerin)[7]
18180446davon 375 in der Stadt und 71 im könglichen Vorwerk[8]
18210477in 81 Privatwohnhäusern[7]
18310565fast nur Polen[9]
18641044darunter 135 Evangelische und 892 Katholiken[10]
18710933darunter 120 Evangelische (800 Polen)[11]
1885das königliche Amtsvorwerk Kauernik bei der Stadt Kauernik hat 138 Einwohner (16 Evangelische und 122 Katholiken), Schulort ist Stadt Kauernik[6]
19000846[3]
19100936am 1. Dezember, davon 793 im Dorf (darunter 90 Deutsche, sieben Kaschuben und 696 Polen)[1] und 143 Einwohner im Gutsbezirk[12][13]
19431250[1]

Ordensburg Kauernik

Im Jahr 1291 verlieh der Kulmer Bischof Werner seinem Domkapitel für die dem Bischof von Plock in der Löbau abgetretenen Ländereien 300 Hufen zusammen mit dem Berg „Cornichium“, auf dem um 1300 eine Burg errichtet wurde.[1] Im Jahr 1330 war die Ortschaft bereits als Stadt vorhanden, als sie von dem litauischen Großfürsten Gediminas zerstört wurde.[14] Der Ort befand sich später im Besitz des Deutschordensstaats; 1361 wird der Hauskomtur Heinrich von Thymaw erwähnt, 1367 auch ein Kastellan.[1] 1414 und 1454 wurden Stadt und Schloss zerstört. Nach dem Niedergang der Herrschaft des Deutschen Ordens gehörte die Region zum autonomen Preußen Königlichen Anteils, das bis 1772 unter der Schirmherrschaft Polen-Litauens stand.

Im 16. Jahrhundert lag die Burg in Trümmern; die Burgruine wurde im 19. Jahrhundert bis auf wenige Reste weitgehend abgetragen.[1] Im Jahr 1659 wurde die Stadt Kauernik von den Schweden niedergebrannt.[1]

Gemeinde

Zur Landgemeinde (gmina wiejska) Kurzętnik gehören d​as Dorf selbst u​nd 17 weitere Dörfer m​it 20 Schulzenämtern (sołectwa).

Söhne und Töchter des Ortes

Literatur

Einzelnachweise

  1. Erich Weise (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Ost- und Westpreußen (= Kröners Taschenausgabe. Band 317). Unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1966. Kröner, Stuttgart 1981, ISBN 3-520-31701-X, S. 98–99.
  2. Johannes Voigt: Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Band 4: Die Zeit von der Unterwerfung Preußens 1283 bis zu Dieterichs von Altenburg Tod 1341. Königsberg 1830, S. 462.
  3. Lexikoneintrag zu Kauernik, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 17, Leipzig/Wien 1909, S. 763.
  4. H. Stier: Graf Heinrich von Plauen, Hochmeister des deutschen Ordens (Inaugural-Dissertation, Universität Jena), Druck von J. C. F. Pickenhahn & Sohn, Chemnitz 1874, S. 8.
  5. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preu9en. Teil II: Topographie von West-Preußen, Marienwerder 1789, S. 46, Nr. 6.).
  6. Gustav Liek: Die Stadt Löbau in Westpreussen mit Berücksichtigung des Landes Löbau, Verlag Historischer Verein für den Regierungsbezirk Marienwerder, Marienwerder 1893, S. 564, Zeile 23.
  7. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 304–311, Ziffer 304.
  8. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 316, Ziffern 1559–1560.
  9. August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 436, Nr. 44.
  10. E. Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder, Danzig 1868, S. 88–89, Nr. 67.
  11. Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 50, Ziffer 4.
  12. Kauernik, Landkreis Löbau, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Kauernik)
  13. Landkreis Löbau - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  14. Johannes Voigt: Geschichte Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Band 4: Die Zeit von der Unterwerfung Preußens 1283 bis zu Dieterichs von Altenburg Tod 1341. Königsberg 1830, S. 462.
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