Karma (Kollo)
Karma ist eine Landgemeinde im Departement Kollo in Niger.
Landgemeinde Karma | |||
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Koordinaten | 13° 40′ N, 1° 49′ O | ||
Basisdaten | |||
Staat | Niger | ||
Tillabéri | |||
Departement | Kollo | ||
Einwohner | 71.843 (2010) |
Geographie
Karma befindet sich in der Sahelzone und liegt in einem Tafelland mit weiten Tälern am Fluss Niger. Die Gemeinde grenzt im Südosten an die Hauptstadt Niamey. Die weiteren Nachbargemeinden sind Kourteye im Nordwesten, Simiri im Norden, Hamdallaye im Osten, Bitinkodji im Süden und Namaro im Südwesten. Das Gemeindegebiet ist in 40 administrative Dörfer, neun traditionelle Dörfer, 58 Weiler, sieben Lager und die Flussinsel Karma Goungou gegliedert.[1] Der Hauptort der Landgemeinde ist das Dorf Karma.[2]
Geschichte
Im Gemeindegebiet liegt das Dorf Boubon, das um das Jahr 1340 von einer Gruppe Songhai gegründet wurde.[3] Nach dem Untergang des Songhaireichs 1591 gehörte Karma zu jenen Orten im heutigen Niger, an denen sich Songhai-Flüchtlinge unter einem Nachkommen der ehemaligen Herrscherdynastie Askiya niederließen.[4] Im 17. Jahrhundert besiedelten Zarma den Ort.[5] Im 19. Jahrhundert war Karma von Raubzügen der Zarma aus N’Dounga betroffen.[6]
Die französische Kolonialverwaltung richtete 1906 einen Kanton in Karma ein.[7] Die Landgemeinde ging 2002 bei einer landesweiten Verwaltungsreform aus dem Kanton Karma hervor. Bei der Flutkatastrophe in West- und Zentralafrika 2010 wurden 15.014 Einwohner von Karma als Katastrophenopfer eingestuft. Karma war damit die nach Namaro am zweitstärksten von der Katastrophe betroffene Gemeinde Nigers.[8]
Bevölkerung
Bei der Volkszählung 2001 hatte Karma 51.449 Einwohner. Für das Jahr 2010 wurden 71.843 Einwohner berechnet.[9] In Karma wird der Zarma-Dialekt Kaado gesprochen.
Kultur
In Karma gibt es eine Schule für die Ausbildung von Djesseré. Dabei handelt es sich um Erzähler der Songhai-Zarma-Gesellschaft, die historische Überlieferungen in langen Vorträgen weitergeben.[10]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung besteht aus Ackerbau im Buschland und aus Reisanbau an den Uferböschungen des Flusses Niger. Seit langem üblich ist zudem die saisonale Arbeitsmigration nach Togo, in die Elfenbeinküste und nach Ghana. In Karma bestehen ein täglich geöffneter Markt mit etwa zwanzig Geschäften und Restaurants sowie ein Wochenmarkt mit über 400 Ausstellern.
Im Hauptort gibt es mit einem Centre de Santé Intégré (CSI) ein Gesundheitszentrum, das 2016 für die Versorgung von über 36.000 Menschen zuständig war. Einen großen Anteil der Patienten machen saisonale Arbeitsmigranten aus, die mit Erkrankungen aus der Elfenbeinküste zurückkehren.[11] Der CSI im Zarma-Dorf Koutoukalé war 2016 für die Gesundheitsversorgung von über 12.300 Menschen zuständig.[12] Nachdem es 2015 zu einer Meningitis-Epidemie mit landesweit 358 Todesfällen gekommen war, wurden im Folgejahr Tausende Menschen gegen die Krankheit geimpft, wobei Koutoukalé mit über 5000 Impfungen neben Gounfara, Malbaza und Niamey eines der Zentren der Aktion des Gesundheitsministeriums war.[13]
Durch Karma verläuft die Nationalstraße 1, die von Niamey kommend in Richtung der Staatsgrenze zu Mali führt.
Literatur
- Mamoudou Djibo: Karma. Du Siciya au Canton (1640–1960). Les Èditions du Flamboyant, Cotonou 2015, ISBN 978-99919-0-840-3.
Weblinks
Einzelnachweise
- Répertoire National des Communes (RENACOM) (Memento des Originals vom 9. Januar 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Website des Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010.
- Republik Niger: Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux.
- Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 76.
- Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 74.
- Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 85.
- Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 94.
- Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 240.
- [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Defekte_Weblinks&dwl=http://www.cic.ne/IMG/xls/Situation_des_inondations_au_23-09-2010.xls Seite nicht mehr abrufbar], Suche in Webarchiven: [http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/http://www.cic.ne/IMG/xls/Situation_des_inondations_au_23-09-2010.xls Situation des besoins des populations victimes d’inondations (2010)]. Website des Centre d’Information et de Communication, veröffentlicht am 23. September 2010, abgerufen am 31. März 2012.
- Institut Nationale de la Statistique du Niger (Hrsg.): Annuaire statistique des cinquante ans d’indépendance du Niger. Niamey 2010 (Online-Version; PDF; 3,1 MB), S. 56.
- Hamadou Seini: Zarma-Songhoï Verbal Artistry and Expression: From the Epic to the Francophone Novel, with a Focus on Intertextual Dialogue Across the Genres. Dissertation. University of Colorado, Boulder 2013, S. 32 (scholar.colorado.edu [PDF; abgerufen am 2. April 2020]).
- Paul Cottavoz: WASH et choléra – stratégie bouclier dans les aires de santé les plus affectées des régions sanitaires de Tillabéri, Tahoua et Maradi. Rapport d’évaluation. (PDF) UNICEF Niger, Mai 2016, S. 43–44, abgerufen am 26. Oktober 2018 (französisch).
- Paul Cottavoz: WASH et choléra – stratégie bouclier dans les aires de santé les plus affectées des régions sanitaires de Tillabéri, Tahoua et Maradi. Rapport d’évaluation. (PDF) UNICEF Niger, Mai 2016, S. 45–46, abgerufen am 26. Oktober 2018 (französisch).
- Omar H. Saley: Le Niger prend des mesures de riposte contre la méningite. In: Bamada.net. 7. März 2016, abgerufen am 26. Oktober 2018 (französisch).